Spiel mir das Lied vom Untot
Denn auch wenn Contagion alle Zutaten eines Left 4 Dead besitzt, so mischt es diese doch deutlich anders. Speziell die Schlagwaffen haben in diesem Multiplayer-Shooter längst nicht die Durchschlagskraft, die wir von ihnen erwartet hätten. Mit leichten Angriffen benötigen wir mindestens vier, wenn nicht sogar sechs Schläge, ehe wir einen Zombie mit Schädelhirntrauma endgültig abfertigen.
Harte Treffer, speziell von hinten, richten bedeutend mehr Schaden an, fressen aber auch mehr Zeit und Ausdauer. Dazu sind Munition und Inventarplätze für benutzbare Gegenstände und Waffen knapp. Nur vier Objekte passen in den Rucksack eines Überlebenden. Da gelegentlich auch mit Schlüsseln oder gar Brettern oder Werkzeugen hantiert wird, kann es hier schon einmal eng werden.
Auch die Zombies verhalten sich deutlich anders als gewohnt und legen sogar eine Spur von Intelligenz an den Tag. So lange wir einzelne Untote nämlich möglichst unauffällig beseitigen und wenig Radau veranstalten, bleibt die Meute ruhig. Allerdings entwickeln die Walker in Folge von größeren Kämpfen eine erstaunliche Eigendynamik. Sobald einer Blut geleckt hat, steckt er seine Kameraden an, was wiederum zu tollen Massenbewegungen führt.
Die Zombies in Contagion sind langsam. Einen einzelner Untoter servieren wir gemütlich mit einem Kopfschuss ab und haben dabei sogar ausreichend Zeit zum Zielen. Gerät eine Gruppe von Wiedergängern aber in einen Blutrausch, dann herrscht blankes Chaos. Die Burschen prügeln sich durch Türen oder Fensterscheiben und klettern sogar über Dächer. So schafft Contagion in den Anfangsminuten immer wieder ein trügerisches Gefühl der Überlegenheit, ehe das Spiel im vollständigen Durcheinander versinkt.
Wer in dem Wust aus Kugeln und Hirnmasse das Zeitliche segnet, muss seinen Kameraden nicht beim Spielen zuschauen, sondern kehrt als Zombie zurück und macht Jagd auf die Lebenden. Mit einem speziellen Sichtmodus erkennt man seine Ex-Kollegen auch im Dunkeln. Zudem können wir unsere Freunde umarmen und so für die KI-Zombies festnageln. Die Zombie-Spielart ist bei weitem nicht so komplex wie in Left 4 Dead, aber eine nette Methode, den Überlebenden den Erfolg zu verderben.
Allerdings sind die Rücksetzpunkte unglücklich gewählt. Nicht selten landen wir am anderen Ende der Karte und müssen uns mühevoll den Weg zurück zum Ort des Geschehens erkämpfen. Aufgrund der fehlenden Karte orientieren wir uns daher mit Hilfe der Geräuschkulisse oder folgen kurzerhand den KI-Zombies. Trotzdem nervt es, wenn wir uns beispielsweise erst durch mehrere Türen prügeln müssen, ehe wir wieder aktiv werden dürfen.
Im Hunted-Modus ist diese Problematik nicht so auffällig, da die Maps eine Spur kleiner sind. Hier bekämpfen sich eigentlich acht Spieler gleichzeitig, aber jeder Kill bedeutet gleichzeitig einen intelligenten Zombie mehr auf der Karte.
Mehr Mod als Vollversion?
Contagions größte Schwäche ist sicherlich sein geringer Spielumfang. Spätestens nach vier bis sechs Spielstunden haben wir alle Karten und alle Spielmodi gesehen. Zwischen den acht verfügbaren Charakteren gibt es keine spielerischen Unterschiede - von der anfänglichen Bewaffnung abgesehen.
Freischaltbare Waffen, Crafting-Möglichkeiten oder Upgrades gibt es nicht. Auch keine Ranglisten für den Hunted-Modus oder sonstige Goodies, um den Wiederspielwert zu erhöhen. Dazu ist das Waffenarsenal geradezu verschwindend klein und mit einigen Pistolen, Maschinenpistolen, Sturmgewehren und Granaten alles andere als spannend bestückt.
Die wenigen verfügbaren Maps sind allesamt im urbanen Umfeld angelegt und ähneln sich dazu auch noch stark. Spektakuläre Level-Architektur oder interessante Gebäude gibt es hier kaum. Vielmehr ballern wir uns durch finstere Gassen, Wohngebiete oder von der Polizei abgeriegelte Straßenzüge.
Der Source-Engine sieht man inzwischen ihr Alter auch überdeutlich an. Die Zombies bewegen sich steif. Wenn sie in den Alarmzustand wechseln strecken sie die Arme aus, als würden sie gleich in einem Michael-Jackson-Video mittanzen wollen. Contagion ist Grafik-Durchschnitt ohne echte Höhepunkt und auch akustisch spielt sich hier nur wenig über dem gewohnten Standard ab: Jede Menge stimmiges Gestöhne, dazu einige generische Ausrufe der Überlebenden und ein leise hämmernder Soundtrack im Hintergrund. Für knapp 20 Euro sollte man eigentlich etwas mehr erwarten!
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