Firefall im Test - Der lange Marsch am Ziel vorbei

Firefall ist nach drei Jahren in der Beta endlich erschienen und für den Test des Free2play-Shooter-MMOs waren unsere Erwartungen hoch. Doch von der versprochenen Genre-Revolution ist nicht viel übrig.

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Ein typischer Tag an der Copacabana. Die Korallenwälder leuchten in der grellen Mittagssonne, ein gigantisches Wrack dümpelt vor der Küste und eine Horde aggressiver Hummerkrabben hat es aus uns unbekannten Gründen auf unseren Gesteinsbohrer abgesehen. Doch zum Glück haben wir in unserem Kampfanzug neben Jetpacks noch eine dicke Plasmakanone eingebaut und nach ein paar Schüssen ähnelt der Traumstrand einem Krabben-Buffet nach dem Ansturm einer Horde Pauschaltouristen.

Diese Szene entstammt nicht etwa einem Albtraum nach dem Verzehr verdorbener Schalentiere, sondern beschreibt unseren Helden-Alltag in Firefall. Der jüngst erschienene Online-Shooter von Red 5 Studios bietet mit den kunterbunten brasilianischen Korallenwäldern und der Manga-Optik eines der farbenfrohesten Endzeit-Szenarien, das wir je erleben durften.

Der Free2play-Shooter Firefall war bereits seit 2011 in der Beta-Phase und wurde immer wieder radikal umgestaltet. Jetzt ist der Hybrid aus Online-Rollenspiel und Shooter endlich erschienen und wir haben uns mit Jetpack und Kampfanzug auf eine Safari durch die Korallenwälder begeben.

Ein Crash mit Folgen

Oft genug ist in den hübschen Landschaften nix los. Oft genug ist in den hübschen Landschaften nix los.

Doch warum wird die schöne Copacabana von Killer-Hummern heimgesucht und was hat es mit den Korallenwäldern auf sich? Das alles hängt mit dem Wrack der »Arclight« zusammen. Jenes Riesen-Raumschiff sollte mit einem neuartigen Sprungantrieb den Raum krümmen und so ohne Zeitverlust zu weit entfernten Orten vordringen.

Leider ging der Start gehörig schief und das Schiff stürzte in der Bucht von Rio de Janeiro ab. Durch den Sprungantrieb wurde ein Loch in das Raum-Zeit-Gefüge gerissen und ein Energiefeld aus einer anderen Dimension - das so genannte »Melding« - umhüllte in Windeseile einen Großteil der Welt.

Alles was verschluckt wurde, war verloren und seitdem strömen immer wieder aggressive Mutanten mit futuristischen Waffen und Aggro-Viehzeug daraus hervor. Diese so genannten »Chosen« sind unsere Hauptfeinde und unser Charakter ist ein Söldner, der im Auftrag der Menschheit gegen die Mutantenbande kämpft.

Blasse Gestalten im Korallenwald

Unser Held beginnt seine Karriere als Söldner-Rekrut in einem knappen Tutorial-Level. Danach wirft uns Firefall sogleich an die Copacabana, dem Brückenkopf der Menschheit gegen die Chosen. Während wir ein wenig den Strand von Rio erkunden, fallen uns die extremen Kontraste in der Grafik auf.

Die Landschaften gefallen uns sehr gut. Vor allem die bereits erwähnten Korallenwälder strahlen prächtig im Sonnenlicht, das sich auch malerisch auf dem Ozean spiegelt, und sogar das gewaltige Wrack der Arclight vor der Küste strahlt eine majestätische Erhabenheit aus.

Im Gegensatz zu der farbenfrohen Landschaft sehen unser Söldner, sein Kampfanzug und alle anderen Personen blass und detailarm aus. Firefall orientiert sich bei der Personendarstellung am Manga-Stil, aber vom coolen, detailverliebten Comic-Design à la Wildstaroder Borderlands 2 sind die Figuren aus Firefall so weit entfernt wie die Copacabana von Nexus und Pandora!

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Die bei eingehenden Funksprüchen eingeblendeten Portraits unserer Kameraden und Auftraggeber sehen da schon besser aus, und auch die Sprachausgabe klingt sehr gut. Doch leider reden alle vorerst nur Englisch, die deutsche Version existiert derzeit nur in Untertiteln.

Die Korallenwälder der Copacabana sind natürlich nicht der einzige Schauplatz von Firefall. Im Laufe des Spiels schicken uns unsere Auftraggeber unter anderem in die staubigen Canyons vonSertãound sogar in den Krater eines aktiven Vulkans namens »Teufelsspitze«. Die Regionen von Firefall sind stets abwechslungsreich und wir ertappen uns immer wieder dabei, wie wir mit unserem Jetpack auf einen Berggipfel springen und die Aussicht bewundern.

Die Engine beherrscht übrigens auch dynamische Tag-Nacht-Wechsel. In der Dunkelheit sieht die Welt zwar weniger schön aus, aber dafür kommen die Geschosse unserer Waffen und Explosionen mehr zur Geltung.

Strand-Marathon

Doch zurück zu unserem Helden am Strand. Nachdem wir unsere Ausbildung abgeschlossen und unseren ersten Kampfanzug angelegt haben, erhalten wir unsere Einstiegsmission. Wir sollen mit einem Landungsschiff ins Melding vordringen und ein paar abgestürzte Kameraden retten.

Doch kaum haben wir die Jungs gefunden, haut unser feiger Pilot ab und wir müssen unter Zeitdruck Ersatzteile für ein kaputtes Fluggerät bergen, während uns Chosen-Sturmtruppen Plasmageschosse um die Ohren ballern. Die Gegner stellen sich zwar an wie die letzten Mutanten, aber da es viele sind und das Zeitlimit uns zur Eile zwingt, kommt dennoch ordentlich Spannung auf.

Zurück vom Einsatz wollen wir gleich wissen, wie die Geschichte weitergeht, doch weit gefehlt! Die nächste Storymission kommt erst wie in The Elder Scrolls Online mit Stufe zehn. Also gehen wir zu einer Art schwarzen Brett und holen uns einen Auftrag.

Diesen Zweisitzer gibt es nur für Käufer der 80 Euro teuren Digital Deluxe Edition. Aber selbst das Fahrzeug rechtfertigt diesen Preis nicht. Diesen Zweisitzer gibt es nur für Käufer der 80 Euro teuren Digital Deluxe Edition. Aber selbst das Fahrzeug rechtfertigt diesen Preis nicht.

Dummerweise können wir immer nur eine Quest annehmen und darüber hinaus sind diese Aufgaben in etwa so originell wie die Story einer Folge von Die Bergretter. Mal sollen wir jemandes Frau finden, dann fragt uns eine verzweifelte Mutter nach dem Schicksal ihrer Tochter und schließlich müssen wir medizinische Vorräte sammeln, die von diebischen Hummern überall am Strand versteckt wurden. Langweilig!

Doch das schlimmste an den öden Nebenquests sind die endlos langen Laufwege, denn Firefall schickt uns stets gefühlt an den komplett entgegengesetzten Ort auf der Karte. Die meiste Zeit verbringen wir also nicht mit spannenden Kämpfen, sondern damit, kreuz und quer über den Strand zu latschen!

Fahrzeuge und Reise-Erleichterungen gibt es vorerst nur als Einweg-Modelle, die wir andauernd erneuern müssen. Ein permanentes Gefährt bekommen wir erst ab Level 25. Oder wir kaufen es uns im Shop für über 15 Euro. Örks!

Zu allem Überfluss gibt es abseits der Quest-Etappen fast nichts zu tun. Nur sporadisch kriecht mal ein Hummer-Viech oder ein Bandit aus seinem Versteck und nach ein, zwei Treffern ist die Gefahr Asche. Und auch die im Vorfeld groß angekündigten öffentlichen Events finden meist nur im Umkreis von Stützpunkten statt und sind sogar noch langweiliger als die depperten Nebenquests.

Meistens sollen wir nämlich irgendein abgestürztes Gerät gegen irgendwelche Viecher oder die Chosen verteidigen. Die saublöden Gegner greifen Welle um Welle an und werden uns nur gefährlich, wenn es zu viele sind und wir selbst mit dem Jetpack kaum mehr ausweichen können. Nur wenn sich ein paar weitere Spieler an einem großen Gefecht beteiligen, kommt echte Shooter-Stimmung auf.

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