Quantum Break auf dem PC - Verkorkste Premiere

Mit Quantum Break wollte Microsoft sein PC-Engagement beweisen. Das ist schiefgelaufen, findet Michael Graf.

Quantum Break hätte für Microsoft ein ganz besonderes PC-Spiel werden sollen. Eines, das eine neue Ära einläutet. Nach Jahren der Enttäuschungen (Games for Windows Live!) wollte man endlich, endlich beweisen, dass man PC-Spiele und -Spieler wieder ernst nimmt. Die ursprüngliche Xbox-Exklusivität des Zeitmanipulations-Shooters wurde aufgehoben, im Rahmen der geplanten Plattform-Verschmelzung sollte es auch für den PC erscheinen.

Zwar mit ausschließlicher Unterstützung von Windows 10 und nur erhältlich im Windows-Store - aber gut, dafür sah Quantum Break spannend aus: Die Zeitmanipulations-Fähigkeiten versprachen ebenso ein spannendes Erlebnis wie die stilistische Verknüpfung von TV-Serie und storylastigem Shooter. Nun ist Quantum Break da, und ja, es ist ein durchaus gutes Spiel geworden. Aber Microsofts lobenswertes Vorhaben, damit seine guten PC-Absichten zu beweisen - dieses Vorhaben ist gescheitert.

Wertungsabzug wegen Technikproblemen: Quantum Break im Test

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Michael Graf hat erst mal kein Problem damit, dass Microsoft Xbox und PC zur gemeinsamen Plattform verschmelzen möchte - davon könnten wir PC-Spieler schließlich profitieren. Etwa, wenn endlich mal die Halo Master Chief Collection für den PC erscheinen würde. Natürlich besteht die Gefahr, dass Microsoft auf lange Sicht andere Anbieter wie Steam aus Windows verdrängen und sein Betriebssystem in ein geschlossenes Biotop à la Xbox Live verwandeln könnte - aber das steht in den Sternen. Und wenn es tatsächlich geschieht, gibt's ja immer noch Linux.

»Wir wollen besser werden«

Dass Quantum Break auf dem PC unter technischen Problemen leidet, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Wie die Entwickler berichten, arbeiten sie bereits an der Linderung, müssen aber zugleich einräumen, dass sich nicht alle Macken beheben lassen. Spät nachladende Texturen und »Ghosting«-Effekte, bei denen schnelle Bewegungen Schlieren nach sich ziehen? Sorry, das kriegt die Northlight-Engine leider nicht besser hin.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Spiel auf dem PC wie auf der Xbox One intern in 720p berechnet und dann hochskaliert. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild, das am PC-Monitor noch mehr auffällt als auf dem Fernseher, weil man näher dran sitzt. Noch dazu häufen sich in Foren die Beschwerden über die schlechte Performance.

Und just dieses PC-Vorzeigeprojekt bietet weder Vollbild- noch Fensteroptionen und zwingt alternativlos zum Vsync. Manche Spieler konnten Quantum Break nach eigener Aussage nicht mal problemlos kaufen, weil bei ihnen der Windows-Store zickte.

So läuft's: Technik-Check zu Quantum Break

Quantum Break - Screenshots ansehen

Okay, vom kompletten Umsetzungskoma eines Batman: Arkham Knight ist das Remedy-Spiel zwar noch ein gutes Stück entfernt, dennoch darf sowas einfach nicht passieren. Erst recht nicht bei diesem Spiel. Denn, liebes Microsoft-Marketing: Auf prachtvollen Bühnen über eure großartigen Pläne für den PC zu fabulieren, ist das Eine. Sie umzusetzen, ist offensichtlich etwas Anderes.

Laut Phil Spencer will Microsoft es in Zukunft besser machen. Diese Erkenntnis kommt zu spät: Quantum Break hätte der Vorbote einer neuen Zeit werden sollen, das erste Spiel des »neuen« Microsoft, der Verschmelzung von PC und Xbox zur UWP, zur Universal Windows Platform! Und ausgerechnet dieses Leuchtturmspiel kriegt man nicht ordentlich auf den PC portiert?

Das ist nicht mal mehr ärgerlich, es ist unverständlich. Klar, bei zukünftigen Xbox-PC-Crossover-Projekten mag sich die Lage bessern. Oder besser: muss sie sich bessern. Aber mit Quantum Break hat Microsoft ausgerechnet den ersten Eindruck versemmelt. Und den gibt's bekanntlich kein zweites Mal. Dass Quantum Break zum Release auch auf dem PC 70 Euro kostet - also 15 bis 20 Euro mehr als beispielsweise The Witcher 3 oder Fallout 4 - ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.

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