Ist Tidal besser als Spotify, Amazon Music, YouTube Music oder Deezer? Mein Fazit nach 2 Wochen

Wir hören (fast) alle täglich Musik und wer bislang nur Spotify kennt, der verpasst womöglich viele spannende Mitbewerber. Dieses Mal lege ich die Ohrmuschel auf Tidal HiFi Plus. Ein kurzer Lauschangriff.

»Tidal« bedeutet auf Deutsch »Flut« oder »Gezeiten«. Ob der Spotify-Konkurrent gekonnt meine Ohren flutet - mit piekfeiner Akustik? (The Best Stocker; The Best StockerAdobe Stock; yousafbhuttaPixabay) »Tidal« bedeutet auf Deutsch »Flut« oder »Gezeiten«. Ob der Spotify-Konkurrent gekonnt meine Ohren flutet - mit piekfeiner Akustik? (The Best Stocker; The Best Stocker/Adobe Stock; yousafbhutta/Pixabay)

Und hier kommt Nummer fünf aus meiner Reihe »Ich probiere die wichtigsten Musik-Streamer aus und kröne anschließend meine Streaming-Königin«. Jetzt habe ich also bei Tidal reingehört.

Kurz vorab: Meine eigene Geschichte als Konsument von Musikstreamern begann im Jahre 2016 mit dem kostenlosen Spotify. In den letzten paar Monaten habe ich mich aber durch etliche kostenpflichtige Musiker-Streamer geklickt und gehört - angefangen mit Spotify Premium, über Amazon Music Unlimited oder YT Music (über YouTube Premium) und bin zuletzt angekommen bei Deezer Premium.

Nun folgt Tidal. Einem Mitbewerber im Karussell der Musik-Streamer, dem viele Hörer die beste Klangqualität bescheinigen.

Hören wir mal rein …

Wie viel kostet euch Tidal?

Anders als bei Spotify und Konsorten gibt es bei Tidal kein kostenfreies Angebot, welches ihr dauerhaft nutzen dürft. Das Probeabo ist aber kostenlos und läuft für 30 Tage. Nach Ablauf der 30 Tage müsst ihr 10,99 Euro (HiFi) beziehungsweise 19,99 Euro (HiFi Plus) monatlich berappen.

Deezer Premium11,99 Euro monatlich (ersten zwei Monate im Premium-Abo sind kostenlos)
Spotify Premium Individual10,99 Euro monatlich (ersten drei Monate kostenlos)
YT Music mit YouTube Premium12,99 Euro monatlich (ein Monat kostenlos)

Hinweis: Das günstiger bepreiste YouTube Premium Lite ist für 5,99 Euro monatlich verfügbar. Für mich kommt Lite aber nicht infrage, weil damit der Vorteil YouTube Music Premium entfällt.
Amazon Music Premium9,99 Euro monatlich für Amazon-Prime-Mitglieder

10,99 Euro monatlich ohne Prime-Mitgliedschaft

Drei Monate kostenlos (aktuell im Angebot, sonst ein Monat)
Tidal HiFi und Tidal HiFi Plus10,99 Euro monatlich für Tidal HiFi

19,99 Euro monatlich
für Tidal HiFi Plus

Die ersten 30 Tage sind jeweils kostenlos.

Preisvergleich: Tidal HiFi reiht sich mit seinen 10,99 Euro monatlich neben Spotify Premium Individual und Amazon Music Premium (ohne Prime-Mitgliedschaft) ein. Beide Angebote der Mitbewerber kosten ebenfalls 10,99 Euro im Monat.

Tidal HiFi Plus kostet 19,99 Euro monatlich. Abgesehen von der höheren Soundqualität ist der Funktionsumfang von Tidal HiFi Plus mit dem von Tidal HiFi scheinbar deckungsgleich.

Hier wie dort bekommt ihr für euer Monatsabo »Über 100 Mio. Songs und 650.000 Videos«, hört auch »offline und mit unbegrenzten Skips« und genießt werbefrei Musik. Zudem nutzt ihr in beiden Bezahl-Versionen »Live auf Tidal«. Aber dazu später mehr.

Welches kostenpflichtige Angebot habe ich getestet? Ich persönlich habe Tidal HiFi Plus ausprobiert. Die Abo-Modelle »Family« (16,99 Euro monatlich) und »Student« (50 Prozent Rabatt) kommen für mich nicht in Frage.

Welche Soundqualität bietet Tidal HiFi (Plus)?

Für diese Tabelle habe ich ausschließlich die kostenpflichtigen Angebote der Musik-Streamer berücksichtigt. Denn alle kostenlosen Angebote eint nervige Werbeblöcke, oder dass ihr Musiken nur online hören dürft. Alles eingeschränkte Funktionen, die für mich nicht mehr infrage kommen.

Deezer Premium1.411 kbit/s
Spotify Premium320 kbit/s
YouTube Music256 kbit/s
Amazon Music Unlimited1.411 kbit/s, teilweise auch 9.216 kbit/s
Tidal HiFi (Plus)Tidal HiFi: bis zu 1.411 kbit/s

Tidal HiFi Plus: bis zu 9.216 kbit/s

Die maximale Soundqualität von Tidal HiFi liegt bei 16 Bit, 44,1 kHz (1.411 kbit/s). Mit HiFi Plus bekommt ihr sogar bis zu 24 Bit, 192 kHz (9.216 kbit/s). An mit HiFi Plus verfügbaren Audio-Formaten werden gelistet: HiRes FLAC, Dolby Atmos, Sony 360 Reality Audio, FLAC, Master Quality Authenticated (MQA).

Wichtige Anmerkung: Ich bin kein Tontechniker, habe dahingehend auch keine Ausbildung genossen. Ich bewerte Tidal und die anderen Musik-Apps aus der Perspektiv einer Person, die gerne Musik hört.

Dennoch fällt selbst mir auf, wenn bei 96 kbit/s die Soundqualität herabsinkt (so wahlweise einstellbar auf Tidal).

Zur Sicherheit nochmal die allgemeinen Kriterien aus meinem Artikel zu Deezer angehangen, welche Einfluss auf die Soundqualität haben können:

  • Die Wertigkeit und der Verbindungsweg (kabelgebunden oder Bluetooth) eurer Kopfhörer oder Lautsprecher
  • In welcher Qualität der Track beim Musik-Streamer abgegeben wurde
  • Ob ihr über Android, iOS, Mac-PC oder Windows-PC hört
  • Wie gut eure Ohren sind

Wie ist das mit dem Smartphone-Datenverbrauch bei hoher Soundqualität? Wie vielen von euch vermutlich auch, höre ich vor allem unterwegs Musik über mein Handy.

Wenn ich jetzt dieselben Tracks mit Tidal HiFi (1.411 kbit/s) wie bei meinem bisherigen Favoriten YouTube Music (256 kbit/s) streame, dann schröpft das mein mobiles Internet ordentlich.

Wenn ihr also auf Tidal setzt, kann es lohnen, eure Lieblingsmusik über das heimische Internet herunterzuladen. So schont ihr eure mobilen Daten.

Oder ihr richtet einfach die Einstellungen entsprechend eurer »Nutzung mobiler Daten« für euch passend ein. Das funktioniert mit Tidals Mobile App so:

  • Home-Menü auswählen: Auffindbar über das Häuschen-Icon ganz unten links
  • Einstellungen auswählen: Zu finden über das Zahnrad-Icon ganz oben rechts
  • In den Einstellungen angekommen, wählt ihr den Punkt »Audio & Playback«
  • Soundqualität ändern: »Bei Nutzung mobiler Daten« auswählen, dann bei »Im WLAN« auswählen, wie hoch oder niedrig die Soundqualität jeweils sein soll

Auch über die Desktop App könnt ihr ziemlich zügig die Soundqualität herauf- und herabsetzen. Auch über die Desktop App könnt ihr ziemlich zügig die Soundqualität herauf- und herabsetzen.

Wie groß ist Tidals Musikbibliothek?

Laut Turn On beherbergt Tidal in seiner Musikbibliothek über 70 Millionen Tracks (Stand 2021), Soundguys spricht mittlerweile sogar von über 90 Millionen Tracks (Stand 2023). Tidal selbst sagt aus, dieser Tage bereits über 100 Millionen Tracks zu verfügen. Damit zöge Tidal mit Platzhirsch Spotify gleichauf. Denn wie Statista schreibt, stellt euch Spotify seit September 2023 weltweit an die 100 Millionen Tracks zur Verfügung.

Zu Deezer hingegen kursieren unterschiedlichste Zahlen. Häufig ist von rund 70 Millionen Tracks die Rede (siehe Computerbild). Und Amazon Music Unlimited wirbt frank und frei damit, ebenfalls die 100 Millionen-Track-Grenze geknackt zu haben.

Die Musikbibliothek ist auch eine subjektive Sache: Anstatt mit Zahlen zu jonglieren, empfehle ich euch aber, einfach mal die verschiedenen Anbieter auszuprobieren. So findet ihr schnell heraus, ob eure Lieblingskünstler vertreten sind. Ich zumindest konnte während meines Testzeitraums auch Interpreten abseits des musikalischen Mainstreams auf Tidal finden und hören.

Was mit an Tidal gefallen hat – und was nicht

Videos: Was mich an Tidal wirklich begeistert, und meiner Meinung nach ein echtes Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz darstellt, sind die sogenannten »Album-Erlebnisse«.

Denn bei einigen Platten sind den einzelnen Tracks erklärende Kommentare der Künstler vorangestellt – oft nur als Audio, häufig auch als Video.

Die Videos waren in den von mir aufgerufenen Alben immer im Hochkant-Format gefilmt. Sie sind also für das Abspielen auf eurem Smartphone-Display ausgelegt.

Wenn ihr folglich weitere Hintergrundinfos zur Entstehungsgeschichte eurer liebsten Musiken abgreifen wollt, ist das ein wunderbares Extra.

Links: Maskierte Interpretin erklärt ihre Kunst. Rechts: Singer-Songwriterinnen machen auf dem üblichen Musik-Streaming-Interface la bella figura. Links: Maskierte Interpretin erklärt ihre Kunst. Rechts: Singer-Songwriterinnen machen auf dem üblichen Musik-Streaming-Interface la bella figura.

Keine Podcasts - oder nicht wirklich: Tidal spricht im Vergleich zu Spotify ein anderes Klientel an, oder? Ich merke das unbedingt daran, wenn es zwar Podcasts auf Tidal gibt, diese aber im Interface gut versteckt sind. Spotify geht ja mit seinen Podcast-Angeboten regelrecht hausieren.

Zuerst dachte ich sogar, Podcasts gäbe es auf Tidal überhaupt nicht. Das Eintippen der üblichen Podcasting-Duos (Schulz & Böhmermann, Bauerfeind & Kuttner, etc.) über das Eingabefeld führte ins Leere. Weder auf der Desktop- noch auf der Mobile-App sind Podcasts irgendwo hervorgehoben.

Nichts für Podcast-Fans. Auf der Desktop-App schließlich werde ich fündig: Ich klicke in der Menüzeile links auf »Entdecken«. In dem neuen Menü scrolle ich ganz nach unten und finde schließlich den Punkt »Serien und Podcasts«. Dort angekommen finde ich 13 Podcasts, von denen ich persönlich noch nie gehört habe.

Kurz gesagt: Wenn ihr die Musik-Streamer auch und vor allem dafür nutzt, um euch Podcasts auf die Ohren zu geben, werdet ihr bei Tidal vermutlich nicht glücklich.

Was Hörbücher angeht, könnte ich mit Tidal hingegen zufriedenstellen. Bei meinen Lieblingsautoren wie Heinz Strunk, Sibylle Berg, Max Goldt oder Haruki Murakami war genug Hörbuch-Material vorhanden.

Allerdings lese ich Bücher zu viel, als das ich sie hören würde. Deshalb hat meine Meinung hierzu eher anekdotischen Charakter.

Sennheiser Momentum 4<br>Special Edition
Sennheiser Momentum 4
Special Edition
ANC-Wireless-Kopfhörer
Sennheisers Momentum 4 kommt mit großartigem Tragekomfort und erstklassigem, blasslastigem Sound, die aktive Geräuschunterdrückung ist jedoch bei der Konkurrenz stärker.
399,00 €249,99 €
Bang & Olufsen<br>Beoplay HX
Bang & Olufsen
Beoplay HX
ANC-Wireless-Kopfhörer
B&O-typisch ist die Verarbeitung des Beoplay HX erste Klasse, das Design äußerst schick und der Klang mehr als solide. Abzüge gibt es jedoch beim Noise Cancelling, da sind Sony und Bose stärker.
449 €349 €
Bose Quiet<br>Comfort Ultra
Bose Quiet
Comfort Ultra
ANC-Wireless-Kopfhörer
Boses jüngster Streich bringt herausragenden Sound, umfangreiche Features (wie Kopf-Tracking) und erstklassiges ANC. Der Preis ist jedoch gesalzen.
499,95 €398 €

So entdeckt ihr auf Tidal neue Musik: Eine Funktion, um bei renommierten Musiknerds reinzuhören, oder selber Musik für eure Freunde zu streamen, ist »Live«.

Persönlich habe ich die durchaus interessante Funktion ehrlich gesagt nicht genutzt. Nichtsdestotrotz habe ich bei einigen Streamern reingehört, und kann mir durchaus vorstellen, über die Funktion künftig lohnende, musikalische Entdeckungen zu machen.

Für viele werden entsprechend eures Hörverhaltens erstellen Musik-Vorschläge interessant sein, anhand der ihr neue Musik und Künstler entdecken könnt. So eine Funktion gibt es nicht nur bei Spotify oder Deezer, sondern eben auch bei Tidal.

Ich für meinen Teil ignoriere die automatisch generierten Empfehlungen seit jeher. Persönliche Musik-Empfehlungen sind mir deutlich lieber.

Mein stark subjektives Werturteil zu Tidal HiFi Plus

Für meine bescheidenen Bedürfnisse ist Tidal nicht gemacht. Ich habe weder wertiges Audio-Equipment noch genug geschulte Ohren. An mir geht die höhere Soundqualität von Tidal verloren.

Was mich bei Tidal überzeugt hat, sind – wie auch schon bei Amazon Music Unlimited – einzelne Features. Bei Amazon Music wären es die exklusiv längeren Podcasts (siehe Kurt Krömers Podcast), bei Tidal sind es die Alben mit eingesprochenen Hintergrundinformationen der Künstler (siehe »Zurück im Fuxxxbau«).

Ansonsten ähneln sich die verschiedenen Musik-Streamer meiner Wahrnehmung nach zu sehr. Klar, Tidal richtet sich an HiFi-Afficionados und das Bezahlmodell für Künstler soll besser sein als bei Spotify & Co.

Welcher Streamer mein persönlicher Favorit bleibt: Aber wenn ich darüber nachdenke, für welche Musik-Streamer ich monatlich einen zweistelligen Betrag aufs Bankkonto schiebe, geht für mich YTMusic (über YouTube Premium) als Gewinnerin hervor. Zu groß sind für ich die Vorteile von Wiedergabe ohne Videobild und Werbefreiheit – und wenn ich dann noch einen Musik-Streamer oben drauf bekomme, der meine überschaubaren Ansprüche erfüllt? Dann ist das umso besser.

Deutsche Entwickler über Spiele-Flatrates - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« Video starten PLUS 31:53 Deutsche Entwickler über Spiele-Flatrates - »Wann kommt das Spotify für Gamer?« - »Wann kommt das Spotify für Gamer?«

War dieser Ausflug zu Tidal HiFi (Plus) für euch hilfreich? Kanntet ihr Tidal vorher schon, oder war euch der Mitbewerber von Spotify, Amazon Music und YouTube Music bisher unbekannt? Nutzt ihr überhaupt einen Musik-Streamer, oder genießt ihr Musik ausschließlich live auf Konzerten - oder mit eurem Retro-tastischen Plattenspieler? Schreibt uns eure Meinung hierzu gerne in die Kommentare.

zu den Kommentaren (9)

Kommentare(9)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.