500 Euro für ein Home-Office-Headset: Ich habe getestet, ob das Beocom Portal seinen hohen Preis wert ist

Bang & Olufsen hat mit dem Beocom Portal ein Premium-Headset fürs Homeoffice veröffentlicht. Mit dabei: Eine enge Verzahnung mit Zoom und Microsoft Teams. Eine sinnvolle Investition?

Das Beocom Portal von Bang + Olufsen ist eine Business-Variante des Beoplay Portal. Wir haben sie getestet. Das Beocom Portal von Bang & Olufsen ist eine Business-Variante des Beoplay Portal. Wir haben sie getestet.

Ich arbeite seit drei Jahren ausschließlich im Homeoffice und verbringe als Führungskraft bis zur Hälfte meiner Arbeitszeit in Microsoft Teams-Calls.

Weil ich mich auch hin und wieder am Schreibtisch bewege oder kurz den Raum verlasse, bevorzuge ich kabellose Kopfhörer - Kabelkopfhörer sowie separate Tischmikrofone kommen für mich nicht infrage. Bislang waren die AirPods Pro meine erste Wahl, doch denen geht an Tagen mit Meetingmarathons schnell der Saft aus. 

Auf der Suche nach einer bequemen und einfachen Lösung stieß ich auf die Beocom Portal von Bang & Olufsen, einer Business-Variante des Beoplay Portal-Gaming-Headsets. Preisschild: 500 Euro.

Dafür gibt’s neben einer Microsoft Teams-Zertifizierung auch clevere Steuerungsgesten und eine eigene Teams-Taste - genau passend für meinen Anwendungsbereich also. 

Und eines vorweg: Die BeoPlay Portal sind mit die bequemsten und stylishsten Kopfhörer, die ich je getragen habe. Am Ende wurde ich aber trotzdem nicht glücklich mit ihnen.

B&O Beocom Portal
B&O Beocom Portal
Design, Verarbeitung und Komfort sind auf hohem Niveau. Die Sprachqualität könnte jedoch besser sein und die vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten überfordern.
  • Zahlreiche (Touch-)Tasten & Features
  • Stylishes Design
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Hoher Tragekomfort
  • Gute Akkulaufzeit
  • Teils verwirrende Touch-Gestensteuerung
  • mäßige Sprachqualität
  • Sehr teuer
Preis bei Amazon prüfen
Einige auf dieser Seite eingebaute Links sind Affiliate-Links. Beim Kauf über diese Links erhält GameStar je nach Anbieter eine kleine Provision ohne Auswirkung auf den Preis. Mehr Infos.

Stylish, bequem, aber nicht perfekt

Kommen wir zunächst zu den positiven Merkmalen. Das Beocom Portal fühlt sich mit seinen ungefähr 280 Gramm nicht so schwer beziehungsweise wertig an, wie man es bei einem 500 Euro-Headset erwarten würde. Dafür überzeugt die Materialqualität. Nichts wackelt oder klappert, die Verarbeitung ist exzellent. 

Das trifft vor allem auf den anpassbaren Kopfbügel zu. Selten habe ich - und das ist keine Übertreibung - einen Headsetbügel so butterweich ein- und ausgleiten sehen wie beim Beocom Portal. 

Aber auch beim Komfort kann Bang & Olufsen punkten. Sowohl Bügel als auch die Ohrmuscheln sind schön weich gepolstert. Selbst nach mehreren Stunden und trotz meiner Brille sitzt der Kopfschmeichler bequem auf der Rübe. Das Headset fühlt sich in jedem Fall nach Premium an.

Die Ohrmuscheln sind schön weich gepolstert. Der Tragekomfort ist enorm. Die Ohrmuscheln sind schön weich gepolstert. Der Tragekomfort ist enorm.

Auf die Materialqualität trifft das indes nicht immer zu. So zeigten bei mir die Ohrmuscheln aus veganem Leder nach wenigen Wochen erste Abnutzungserscheinungen. Außerdem wurden meine Lauscher an besonders Call-lastigen Tagen etwas warm.

Ich kann mir vorstellen, dass das im Sommer ein größeres Problem werden könnte.

Besonders gefallen hat mir das Design. Auch wenn die Optik natürlich Geschmackssache ist, mag ich die Kombination aus Anthrazit und silbernen Elementen wie die beiden Aluminium-Oberflächen an den Seiten. Der Formfaktor ist elegant zurückhaltend und zeitlos. Hier schreit nichts nach stereotypem Gaming- oder Call-Agent-Headset.

Praxiseinsatz im Homeoffice

Das Beocom Portal ist wahlweise per Bluetooth, USB C- oder Klinkenanschluss binnen Sekunden mit PC, Tablet oder Handy gekoppelt. Dafür sorgen auch die Unterstützung für Google Fast Pair, Made for iPhone und Microsoft Swift Pair. Dadurch öffnet sich ein kleines Popup-Fenster bei der Ersteinrichtung.

Obwohl ich hin und wieder zwischen Macbook, iPad und iPhone wechsle, hatte ich nie Verbindungsprobleme. Das Beocom Portal merkt sich bis zu acht verknüpfte Geräte. 

Ernüchtert bin ich hingegen von der Sprachqualität. Das Beocom Portal setzt auf insgesamt vier direkt in die Ohrmuscheln verbaute Mikrofone, einen klassischen Mikrofonarm gibt es nicht - und das merkt man leider auch. 

Meine Kollegen konnten mich zwar gut verstehen, attestierten mir aber teils einen eher dumpfen Klang meiner Stimme. Im Vergleich zu den Bose 700 von Patrick oder Jans Corsair Virtuoso zieht das Beocom Portal jedenfalls den Kürzeren, ist aber doppelt so teuer.

Hier habe ich angesichts des Preises deutlich mehr erwartet.

Stylish und hochwertig - das Design ist edel. Bildquelle: Bang + Olufsen Stylish und hochwertig - das Design ist edel. Bildquelle: Bang & Olufsen

Dafür lässt die aktive Geräuschunterdrückung kaum Wünsche offen. So bin ich selbst dann gut für meine Gesprächspartner zu verstehen, wenn mein Saugroboter lautstark seine Staubladung aus dem Beutel in die Station katapultiert oder mein 2-jähriger Sohn im Nebenzimmer krakeelt.

Kleiner Disclaimer: Ich bin weder U- oder Straßenbahn gefahren, noch habe ich die Kopfhörer auf einem öffentlichen Platz getestet. Meine Erfahrungen beschränken sich auf den Haus- beziehungsweise Homeoffice-Gebrauch. In diesem Bereich ist die Geräuschunterdrückung aber absolut zufriedenstellend.

Die Batterielaufzeit kann sich ebenfalls sehen lassen. B&O verspricht 23 Stunden für Calls und 47 Stunden fürs Musikhören, was ich in meinem Test bestätigen kann. Somit muss ich selbst in einer Meeting-Marathon-Woche nur ein bis zweimal aufladen.

Eine volle Ladung dauert zwar knapp zwei Stunden, bereits zehn Minuten Laden geben aber ausreichend Saft für knapp 60 Minuten Call-Dauer. 

Trotz oder gerade wegen des guten Akkus ist es mir mehrmals passiert, dass ich mitten im Meeting das Headset wechseln musste, weil dem Beocom der Saft ausging. Zwar warnt mich ein akustisches Klopfen vor dem drohenden Blackout, wer jedoch viele Meetings längerer Dauer hintereinander hat, muss trotzdem regelmäßig aufladen - oder direkt zur USB-Verbindung greifen.

Die Krux: Touch-Gestensteuerung

Das in meinen Augen größte Problem ist jedoch nicht die Sprachqualität oder der hohe Preis, sondern ausgerechnet das Feature, auf das ich mich am meisten gefreut hatte: die umfangreichen Steuerungsmöglichkeiten.

Abgesehen von der Power-Taste zum Ein- und Ausschalten und Koppeln von Bluetooth-Geräten sowie der Teams-Taste setzt das Beocom Portal nämlich weitestgehend auf eine touchbasierte Steuerung - wischen und tippen.

Die Krux: Die Steuerung ist dermaßen vielfältig und je nach Anwendungsfall mehrfach belegt, dass ich vor lauter Tippen und Wischen gar nicht mehr klarkam.

Hier ein paar Beispiele:

  • Wischen linkes Touchpanel: Wechsel zwischen ANC, Transparenzmodus und eigener Stimme
  • Wischen rechtes Touchpanel: Lautstärke einstellen
  • Doppel-Tap auf Ohrmuschel: Play/Pause
  • Doppel-Tap auf Ohrmuschel (bei Anruf): Anruf annehmen
  • Tippen und Halten auf Ohrmuschel (bei Anruf): Anruf ablehnen
  • Doppel-Tap auf Ohrmuschel (während Call): Stummschaltung
  • Tippen und Halten auf Ohrmuschel (während Call): Anruf beenden

Vielleicht hätte ich mich mehr zwingen müssen, die Touch-Gestensteuerung zu verinnerlichen. Letztlich war sie für mich aber zu kompliziert, sodass ich wie gewohnt zur Maus gegriffen habe, um Anrufen beizutreten oder mich im Call stummzuschalten.

Im Lieferumfang ist neben dem Headset auch ein 3,5mm-Klinkenstecker, ein USB-A-zu-USB-C-Kabel, der USB A-Link zum Koppeln und eine stabile Tragetasche dabei. Im Lieferumfang ist neben dem Headset auch ein 3,5mm-Klinkenstecker, ein USB-A-zu-USB-C-Kabel, der USB A-Link zum Koppeln und eine stabile Tragetasche dabei.

Für wen lohnt sich das Beocom Portal?

Marken-Fans mit ausreichend Kleingeld: 500 Euro sind extrem viel für Office-Kopfhörer. Wer aufs Budget achten muss, dürfte aber ohnehin nicht zur Hauptzielgruppe von Bang & Olufsen gehören. Der Hersteller fertigt seit über 40 Jahren Audiogeräte und steht für stylishe und hochwertige Produkte. Die Marke zahlt ihr natürlich mit. 

Für Calls und Reisen: Das Beocom Portal richtet sich vorrangig an Business-Kunden, vor allem an Hybrid-Arbeiter. Wer viel Musik hört oder Spiele zockt, das Headset gar an einer Konsole nutzen möchte, ist mit anderen Geräten besser beraten. B&O hat hier zum Beispiel das deutlich günstigere Beoplay 500 im Portfolio. Zudem ist die Sprachqualität für Gaming-Lobbys eher unterdurchschnittlich.

Hier findet ihr die besten Headsets - kabellos und fürs Gaming

Fazit

Mirco Kämpfer
@khezuhl

Ich mag das Beocom Portal. Für mich ist es eines der stylishten Headsets, die ich auf dem Kopf hatte. Im Homeoffice zählt für mich aber nicht nur Design, sondern Zuverlässigkeit und Einfachheit. Ich dachte, gerade die vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten würden meine Produktivität steigern. Letztlich sind sie für mich aber overkill. 

B&O richtet sich mit dem Beocom Portal an Business-Leute und Hybrid-Arbeiter, die Wert auf Design und Qualität legen. Das lässt sich der Hersteller auch bezahlen. Die 500 Euro sind definitiv zu viel - selbst das angesprochene Bose 700 gibt es deutlich günstiger. Hier zahlt ihr auch für die Marke. Das muss man wollen.

Unterm Strich ist das Beocom Portal ein stylishes und hochwertiges Headset, das für seinen Preis aber letztlich zu wenig bietet, um es uneingeschränkt empfehlen zu können. Selbst wer Wert auf Design legt und das nötige Kleingeld übrig hat, findet günstigere oder bessere Alternativen.

Habt ihr Fragen zum Beocom Portal? Dann stellt sie gerne in den Kommentaren, ich werde versuchen, alle zu beantworten. Auch würde mich interessieren, wie eure Meinung zu Premium-Headsets sind. Würdet ihr mehr als 400 Euro ausgeben? Was müssen Headsets für euch bieten, um den Preis zu rechtfertigen?

zu den Kommentaren (11)

Kommentare(5)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.