Vor rund 66 Millionen Jahren: Ein 14 Kilometer großer Asteroid kreuzt die Umlaufbahn der Erde im exakt richtigen Moment. Er tritt in die Atmosphäre ein. Statt zu zerbrechen, jagt der Gigant wie ein Feuerball gen Boden und kracht, der Faust eines Gottes gleich, mit rund 72.000 km/h vor der heutigen Küste des mexikanischen Ortes Chicxulub ins Meer.
Für uns Menschen war der Asteroid ein Geschenk des Himmels – buchstäblich. Das Zeitalter der Dinosaurier nahm durch ihn ein Ende, frühe Säugetiere gediehen in der veränderten Umwelt. Und Millionen Jahre später schauen ihre Nachfahren auf den Krater bei Chicxulub und in den Himmel und fragen sich: Wo kam der Asteroid, der den Chicxulub-Krater hinterließ, eigentlich her?
Chicxulub: Besucher von jenseits des Jupiters
Lange galt es am wahrscheinlichsten, dass der Asteroid aus dem Asteroidengürtel stammte. In der Region zwischen Mars und Jupiter findet sich viel Gestein des frühen Sonnensystems.
Was ist das eigentlich?
Die beiden Gürtel sind vereinfacht gesagt Sammelbecken von Gestein. Durch die kombinierte Gravitation der zwischen ihnen liegenden Gasriesen hat sich hier angesammelt, was vor Milliarden Jahren während der Planetenbildung übrigblieb.
Auch wenn sich unser Sonnensystem seit damals sehr gut aufgeräumt hat: Nicht das ganze Material wurde zu den acht inneren gesteins- und metallreichen Planeten oder den vier äußeren Gasriesen.
Der Großteil der Reste zieht heute im Asteroidengürtel oder noch weiter draußen im Kuipergürtel seine Bahnen.
Ein Team rund um Dr. Mario Fischer-Gödde von der Universität Köln hat jetzt jedoch eine Theorie, die den bisherigen Annahmen widerspricht. Die Ergebnisse veröffentlichen sie im renommierten Fachblatt Science.
Hierfür analysierte das Team Proben. Die enthielten Ablagerungen aus 66 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten aus der ganzen Welt – also genau das Material, das sich nach dem Einschlag des Asteroiden gebildet hat.
Der Asteroid verdampfte damals fast augenblicklich, derart gewaltig war die frei werdende Energie. Eine ungeheure Menge Material wurde aus der Erdkruste herauskatapultiert und gelangte teilweise, wohl sogar kurzzeitig bis in den Erdorbit, ehe es wieder in die Atmosphäre eintrat.
Genau die zu der Zeit entstandenen Schichten verglichen die Forschenden mit anderen Proben, deren Ursprung im All wir bereits kennen. Die Erkenntnis, zu der das Team daraufhin kommt: Der Asteroid muss von viel weiter her stammen als bisher angenommen.
Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Chicxulub-Impaktor ein kohlenstoffhaltiger Asteroid war, der sich jenseits der Jupiterbahn gebildet hat.
Hinter dem Neptun findet sich mit dem Kuipergürtel eine weitere, dicht bestückte Alternative für den Ursprung des Asteroiden. Der gilt jetzt als wahrscheinlichster Ursprungsort des Asteroiden. Eine weitere Option: Es handelte sich um einen Einzelgänger aus den Weiten zwischen Jupiter und Kuipergürtel.
Wieso ist heute noch wichtig, woher der Asteroid kam? Dass die Erde in Zukunft erneut von einem Besucher aus dem All getroffen wird, steht außer Frage. Es geht nicht um das ob, sondern um das wann – und wie häufig.
Seit Jahrzehnten galt der Asteroidengürtel als Hauptquelle für gefährliche Objekte. Doch Studien wie diese zeigen, dass auch aus anderen Bereichen des Alls Geschosse gen Erde rasen können.
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