2.200 Computer wurden 23 Jahre lang in einer Scheune gelagert. Heute verkauft der Besitzer sie bei Ebay für weniger als 100 Euro

Ein Stück Computergeschichte, die auf kuriose Art und Weise bis heute nachwirkt.

Große Scheune, große Last: Insgesamt wurden über 2.200 so genannte »NABU«-PCs über zwei Jahrzehnte lang in einer Scheune in Massachusetts gelagert. (Bild: Vice.com - James Pellegrini stock.adobe.com - Jasinsik) Große Scheune, große Last: Insgesamt wurden über 2.200 so genannte »NABU«-PCs über zwei Jahrzehnte lang in einer Scheune in Massachusetts gelagert. (Bild: Vice.com - James Pellegrini / stock.adobe.com - Jasinsik)

Die Geschichte der Retro-Computer, um die es in diesem Artikel geht, begann vor über 40 Jahren. Sie handelt von mehr als 2.000 ausgemusterten PCs, mit denen ihr Käufer James Pellegrini aus den USA vor langer Zeit Großes plante - doch dann kam ihm das Leben dazwischen.

Aus großen Plänen wurde so jahrzehntelang eingelagerte Hardware. Inzwischen verkauft Pellegrini sie hundertfach, wie ein Blick in seine über 660 Bewertungen bei Ebay zeigt. In jeder einzelnen davon geht es um einen so genannten NABU-PC. Das wirft Fragen auf:

Antworten hat ein ausführlicher Bericht des Magazins Vice parat (via Mein-MMO), der durch den immer noch laufenden Verkauf der Rechner für willkommene Aufklärung sorgt. Eine Kurzfassung der kuriosen Computer-Geschichte dahinter liefern wir euch jetzt.

Unsere eigene Art der Befassung mit PC-Historie anlässlich unseres 20-jährigen Jubiläums vor über sechs Jahren seht ihr dagegen im folgenden Video:

20 Jahre GameStar: Retro-PC - Wir bauen einen High-End-Spiele-PC von 1997 zusammen. Video starten 16:58 20 Jahre GameStar: Retro-PC - Wir bauen einen High-End-Spiele-PC von 1997 zusammen.

Was für Computer sind das?

Die Abkürzung NABU steht für Natural Access to Bi-directional Utilities. Übersetzt heißt das etwa Natürlicher Zugang zu bidirektionalen Versorgungseinrichtungen.

Was sperrig klingt, war im Grunde eine sehr frühe Form des Internets. Sie wurde Anfang der 1980er-Jahre in Kanada ins Leben gerufen. Der Kern des Ganzen ist das bidirektionale, also die Kommunikation in zwei Richtungen: Download und Upload.

Das NABU-Netzwerk lief über das Kabelfernsehen. Es wurde auch als Das Internet - zehn Jahre vor seiner Zeit bezeichnet. Wirklich durchsetzen konnte sich NABU aber nicht - und genau da kommt der besagte Ebay-Verkäufer ins Spiel.

Wie kam der Besitzer an über 2.000 Stück davon?

So sehen die NABU-PCs ausgepackt aus, die aktuell bei Ebay verkauft werden. (Bild: Vice.com - James Pellegrini) So sehen die NABU-PCs ausgepackt aus, die aktuell bei Ebay verkauft werden. (Bild: Vice.com - James Pellegrini)

James Pellegrini war Anfang der 1980er etwa 30 Jahre alt und erfolgreicher Absolvent des Studiums der Computerwissenschaften. Beruflich war es danach sein Bestreben, eher nischige Bedürfnisse in diesem Bereich abzudecken, wie Vice folgendermaßen beschreibt:

Sein Ziel war es nie, mit Microsoft zu konkurrieren. Stattdessen konzentrierte er sich auf unauffällige Anwendungsfälle - die Art von Tools, die heutzutage vielleicht auf einem Raspberry Pi programmiert werden.

Hier wird das Scheitern des 1985 abgeschalteten NABU-Netzwerks wieder relevant, denn die entsprechenden Rechner waren gewissermaßen Pelligrinis Raspberry Pis. Sie wurden damals teilweise zu Schleuderpreisen verkauft, in einem Fall sogar 1.500 Stück auf einen Schlag aus einem Konkurs.

Pellegrini hat bei diesem und anderen Verkäufen insgesamt über 2.200 NABU-PCs erstanden, die größtenteils nie wirklich im Einsatz waren. Denn zu der Umsetzung seiner eigentlichen Geschäftspläne kam es nicht, wie er selbst gegenüber Vice sagt:

Es ist nichts passiert. Ich habe das Projekt nie in Angriff genommen. Ich glaube, ich habe einige Teilskizzen für die Schaltpläne angefertigt. Aber ich habe das Produkt nie fertiggestellt.

Im Jahr 2022 holte ihn die Geschichte schließlich wieder ein.

Welche Rolle spielt die Scheune dabei?

Die Lagerung der Computer war laut Vice ein logistischer Albtraum, der schließlich um die Jahrtausendwende herum in der großen Scheune eines Nachbarn von Pellegrini mündete.

Dort verblieben die NABU-PCs über zwei Jahrzehnte lang unentdeckt, bis die Scheune schließlich 2022 begann, instabil zu werden. Statt nach einer neuen Bleibe für die Retro-Hardware zu suchen, entschied sich Pellegrini dazu, die Rechner bei Ebay zu verkaufen, und das blieb nicht unbemerkt:

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Ein Tech-YouTuber mit Fokus auf alte Hardware ist darauf gestoßen, wie im oben eingebetteten Video zu sehen. Das hat den Verkäufen von Pellegrini viel Aufmerksamkeit eingebracht und Schwung verliehen.

Laut Vice war dieser Schwung zeitweise sogar so groß, dass Ebay den Verkauf temporär stoppte. Der Grund: Man wollte überprüfen, ob hier auch alles seine Ordnung hat und Pellegrini wirklich der rechtmäßige Besitzer so vieler alter NABU-PCs ist.

Mittlerweile darf er die Computer weiter verkaufen, wie auch ein aktuelles Ebay-Angebot zeigt. Geht man nach der Zahl an Bewertungen, dürften immer noch über 1.500 Modelle übrig sein - für Pellegrini hat diese kuriose Geschichte also wohl noch immer kein Ende genommen.

Kurios können wir übrigens auch selbst, wie der folgende Video-Podcast zu unseren (und euren) größten Hardware-Fails zeigt:

Unsere (und eure) größten Tech-Fails Video starten 47:57 Unsere (und eure) größten Tech-Fails

Jetzt seid ihr gefragt: War euch das NABU-Netzwerk aus Kanada bereits ein Begriff? Oder denkt ihr bei der Abkürzung nur an den deutschen Naturschutzbund? Könntet ihr euch selbst vorstellen, bei einem Angebot für einen Retro-PC dieser Art (oder anderer Art) zuzuschlagen? Oder ist die alte Technik dafür eurer Meinung nach aus heutiger Sicht zu uninteressant? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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