AMD stellt Radeon R9 290X mit 4,0 GByte und Battlefield-4-Turbo vor - Analyse & Zusammenfassung: Was bringen die Neuerungen?

AMDs Präsentation der kommenden Radeon-Generation gestern Abend hat unterm Strich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wir fassen die Infos zusammen und spekulieren über ungeklärte Details.

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AMD GPU 14 Tech Day - Bilder der neuen Radeon-Grafikkarten ansehen

Manöverkritik

Klar ist, dass sich das Namensschema bei den Radeons ändert: Statt dem Präfix »HD« samt angehängter vierstelliger Modellnummer heißen die kommenden Radeons nun R7 oder R9 plus eine dreistellige Nummer, teilweise noch mit angehängtem »X«. Viel mehr als die Speicherausstattung sowie den angestrebten Preispunkt der günstigeren Modelle verriet AMD aber nicht, auch ein Veröffentlichungszeitpunkt wurde nicht genannt. Allerdings soll sich das High-End-Modell R9 290X in einer limitierten Auflage im Paket mit Battlefield 4 vorbestellen lassen, das am 31. Oktober erscheint.

Flaggschiff der neuen Generation wird die AMD Radeon R9 290X, die über 4,0 GByte GDDR5-RAM und eine Speicherbandbreite von bis zu 300 GByte/s verfügt (Radeon HD 7970 GHz und Geforce GTX Titan schaffen jeweils 288 GByte/s). Mit einer theoretischen Maximalleistung von (laut AMD) 5 Teraflops würde sie die Geforce GTX Titan um etwa zehn Prozent übertreffen. Wie (und ob) sich die Chips der neuen Radeons von der bei den HD-7000-Vorgängern verwendeten GCN-Architektur (»Grafics Core Next«) unterscheiden, darüber ließ AMD praktisch nichts verlauten. Im Gegenteil: Einige der neu vorgestellten R-Modelle wie die R9 280X und R9 270X basieren wohl noch auf Grafikchips der HD-7000-Serie (mit GCN-Architektur).

Battlefield 4 soll zumindest den neuen High-End-Radeons kostenlos beiliegen. Battlefield 4 soll zumindest den neuen High-End-Radeons kostenlos beiliegen.

Allerdings will AMD diese hinsichtlich des Energieverbrauchs optimiert haben und außerdem soll Unterstützung für DirectX 11.2 hinzukommen. Das ist allerdings kein Anzeichen für eine Modernisierung, denn auch alle HD-7000-Karten beherrschen DirectX 11.2, sobald Windows 8.1 und ein entsprechender AMD-Treiber erscheinen. Das neue Namensschema versagt beim Einordnen der jeweiligen R-Radeon (welche basiert denn nun auf einem neuen Chip und welche nicht?) also bereits auf ganzer Linie.

Battlefield-4-Turbo und -Bundle

Für wirkliche Überraschung sorgten aber nicht die spärlichen Infos zu den kommenden Radeons, sondern die Ankündigung der »Mantle« genannten, neuen Programmierschnittstelle, die eine Alternative zu DirectX (zumindest auf dem PC) werden wird. Mantle soll Spiele-Engines direkteren Zugriff auf die Grafik-Hardware ermöglichen, ohne den Umweg über DirectX und damit die CPU des PCs zu nehmen. Das soll spürbare Performance-Gewinne ermöglichen, da laut AMD in heutigen PCs die Grafikkarte häufig auf Daten der CPU warte. Die Mantle-Schnittstelle ist in Zusammenarbeit mit Battlefield-Entwickler Dice entstanden, entsprechen wird Battlefield 4 auch der erste Titel mit optionaler Mantle-Unterstützung. Allerdings soll ein entsprechender Patch erst im Dezember erscheinen, beim für Ende Oktober geplanten Launch läuft Battlefield 4 zunächst ausschließlich mit DirectX 11.

Da Mantle auf die Radeon-Architektur zugeschnitten ist und auch Zugriff auf über DirectX hinausgehende Fähigkeiten der Radeon-Chips bieten wird, arbeitet Mantle aller Voraussicht nach nicht mit Nvidias Geforce-Karten zusammen. Waren solche Alleingänge in der Vergangenheit praktisch ausnahmslos zum Scheitern verurteilt, könnte das diesmal anders werden. Denn da AMD für Playstation 4 und Xbox One sowohl CPU als auch (auf GCN basierende) Grafikeinheit liefert, hat Mantle auf einen Schlag eine potenziell enorm große installierte, kompatible Hardware-Basis. Dazu kommen die seit Anfang 2012 verkauften HD-7000-Radeons mit GCN-Architektur für den PC.

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Da für die Konsolen (zumindest von den hauseigenen Entwicklerstudios bei großen Titeln) sowieso nach Möglichkeit Hardware-näher programmiert wird, sprich in Zukunft womöglich mit Mantle, könnten Mantle-Portierungen für den PC möglicherweise ohne großen Aufwand stattfinden - eventuell sogar mit weniger Aufwand als für eine DirectX-Version. Vielleicht schweigt sich AMD auch deshalb über die bei einem Grafikkarten-Launch traditionell ins Rampenlicht gerückten Neuerungen der Chiparchitektur aus. Eventuell setzt die R-Serie (selbst bei den Modellen mit neuem Grafikchip wie der R9 290X) also wirklich nur auf eine minimal optimierte HD-7000-Architektur, um sich möglichst wenig von den kommenden Konsolen von Microsoft und Sony zu unterscheiden und damit Spiele-Portierungen sowie das Nutzen spezieller Radeon-Fähigkeiten auf dem PC zu vereinfachen.

Potenziell könnte Mantle also dafür sorgen, dass entsprechende Titel wie Battlefield 4 auf einer Radeon immer etwas schneller laufen (geschätzt maximal 15 bis 20 Prozent) als dasselbe Spiel in der DirectX-Version auf einer vergleichbaren Geforce. Mantle hat also das Potenzial zu einer echten Bedrohung für Nvidia werden: Auch hilft es aus Marketing-Sicht nicht, dass die aktuellen Geforce-700-Karten nur DirectX 11.0 statt 11.2 unterstützen, selbst wenn diese Einschränkung frühestens in einigen Jahren (wenn überhaupt) relevant werden dürfte.

Die neue Radeon-Soundkarte

AMDs Maskottchen Ruby taucht mit den neuen Radeons wieder aus der Versenkung auf. AMDs Maskottchen Ruby taucht mit den neuen Radeons wieder aus der Versenkung auf.

Teils für Belustigung, teils für Verärgerung (aufgrund der mehr als halbstündigen Dauer) sorgte die Vorstellung des »True Audio« genannten Features, mit Hilfe dessen eine der kommenden Radeons zur Berechnung ausgefeilter Sound-Effekte herangezogen werden kann. True Audio stellt außerdem einen der wenigen bestätigten Unterschiede zwischen aktueller HD-7000-Generation und kommender R-Serie dar: Alle HD-7000-Radeons sowie die nicht auf neu entwickelten Chips basierenden R-Modelle wie R9 280X und 270X beherrschen True Audio nicht, R9 290X und 290 sowie R7 260X und 250 dagegen schon.

Im Prinzip hat True Audio großes Potenzial, den Klang in Spielen zu verbessern. Zum einen könnte jedes Spiel mit einer glaubwürdigen Surround-Simulation ausgestattet werden, die Geräusche auch auf Stereo-Wiedergabegeräten klar ortbar im Klangraum positioniert. Zum anderen könnten rechenintensive Halleffekte den Klang je nach Umgebung im Spiel realistisch anpassen (ähnlich Creatives EAX, aber deutlich authentischer). Soll das Ergebnis glaubwürdig klingen, fressen diese Effekte nämlich auch auf modernen Multi-Core-CPUs enorm viel Leistung, daher werden sie praktisch nicht genutzt. Grafikkarten eignen sich aufgrund ihrer Architektur (ähnlich wie bei Physikberechnungen) durchaus für die Audio-Bearbeitung, allerdings wird sich True Audio (wie die Mantle-Schnittstelle) nur auf breiter Front durchsetzen können, wenn auch die Konsolen die Technik unterstützen und es eine entsprechend große Hardware-Basis gibt. Bisher ist allerdings unklar, ob Playstation 4 und Xbox One wirklich True Audio beinhalten.

Außerdem ist offen, ob True Audio zusätzliche Hardware in Form eines DSP (»Digital Signal Processor«) auf der Grafikkarte benötigt, oder ob nur einige Änderungen an der Chiparchitektur dafür nötig sind. Beides wäre ein Grund dafür, dass nur diejenigen der kommenden R-Radons True Audio unterstützen, die wirklich neu entwickelte Chips besitzen. Ob zukünftige Geforce-Platinen True Audio integrieren (wollen oder können), bleibt ebenfalls fraglich.

Unterm Strich hat AMD also viel weniger Konkretes zu den kommenden Radeons gezeigt als üblich. Dank der Ankündigung von Mantle und dessen Cross-Plattform-Potenzial zwischen PC und Next-Gen-Konsolen sowie der Frage, wo Nvidia dabei bleibt, gibt AMDs Präsentation aber durchaus Stoff zum Nachdenken.

Bei der Präsentation gab AMD nur wenige Informationen zur Leistungsfähigkeit der neuen Radeon-Karten preis - etwa dieses Aufstellung zur 3DMark-Leistung. Bei der Präsentation gab AMD nur wenige Informationen zur Leistungsfähigkeit der neuen Radeon-Karten preis - etwa dieses Aufstellung zur 3DMark-Leistung.

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