Uhren und ich, nä? Eine meiner ersten Kolumnen auf GameStar handelte von meiner Apple Watch: »Ich habe Armbanduhren gehasst, doch jetzt trage ich eine Apple Watch 7 - und will nie mehr ohne«.
Im Artikel belege ich: Das smarte Chronometer hat mich aktiver und gesünder gemacht – und das, obwohl ich Armbanduhren so gar nicht mag.
Jetzt bin ich sie losgeworden, weil ich nach 9 Jahren Apple zu Android zurückgekehrt bin, und fühle mich vor allem eins: freier.
Die positiven Auswirkungen der Apple Watch
Ich bin Gicht-Patient, außerdem habe ich Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) und obendrein Bluthochdruck. Ich muss Medikamente einnehmen, auf meine Bewegung, Gesundheit und die Körperwerte achten.
Bei alledem hat mir die Uhr geholfen und hat es für mich, wortwörtlich, spielend einfach gemacht.
- Schritte tracken
- Bewegungsringe schließen
- Medikamentenerinnerungen
- Schlaf überwachen
Ich liebe Statistiken; große Zahlen machen mich glücklich. Im Falle der Apple Watch wird das auch gamifiziert dargestellt. Das spricht mein Belohnungszentrum an, darum fiel es mir leichter, mich zu bewegen und bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
So hat sich die Uhr positiv auf mich und meine Gesundheit ausgewirkt:
- Ich gehe fast täglich in der Mittagspause spazieren.
- Ich spiele regelmäßig Badminton.
- Ich stehe öfter vom Schreibtisch auf.
- Ich vergesse meine Medikamente nicht mehr.
- Ich lege mich tendenziell 30 Minuten früher schlafen.
Darüber hinaus habe ich über die Uhr bezahlt (was ich immer noch vermisse) und hatte auch das Handy weniger in Hand, weil ich vieles über die Uhr lösen konnte.
Und noch etwas hat mir besonders viel Spaß bereit: der Style. Verschiedene Armbänder, unterschiedliche Watchfaces, die ich regelmäßig ich durchgewechselt habe. Es macht mir Spaß zu zeigen, was mir gefällt und ich erfreue mich an ästhetischen Bildern.
Die Schattenseiten der Apple Watch
Ich habe durch die Smartwatch gelernt, mehr auf mich und meinen Körper zu achten. Daran ist nichts verkehrt. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt und das, was ich jetzt gelernt habe, habe ich auch nur deswegen gelernt, weil ich die Uhr nicht mehr trage.
Ich habe weniger inneren Druck.
Was meine ich damit?
Gamification ist schön und gut, sie hat mich überhaupt erst dazu gebracht, mehr für meinen Körper zu tun. Allerdings übt sie subtil auch einen Schaffensdruck aus.
- Habe ich meinen Ring mal nicht schließen können, fühlte sich das schlecht an.
- Konnte ich mal nicht meine Medikamente nehmen und den Task abhaken, lastete das auf mir.
- Ich habe täglich gecheckt, wie ich geschlafen habe. War der Ring nicht grün, war das direkt ein schlechter Start in den Tag.
Solche Mechanismen und Features halfen meiner Gesundheit, wurden aber irgendwann zur Bürde. Das habe ich allerdings erst bemerkt, als ich die Uhr losgeworden bin.
So geht es mir heute
Ich lebe nun seit vier Wochen ohne Smartwatch. Und ganz ehrlich: Es war zunächst sehr komisch, nach zweieinhalb Jahren Dauernutzung keine Uhr am Handgelenk zu haben. Ich fühle mich manchmal immer noch nackt.
Darüber hinaus vermisse ich das simple Bezahlen per Chronometer. Und mit meinem Regenbogenarmband zu zeigen, dass ich ein Ally bin, fehlt mir auch.
- Ich bin dankbar, dass mich meine Apple Watch gesünder gemacht hat, aber ich kann mittlerweile allein laufen.
- Ich brauche keine Ringe mehr schließen, die mir bestätigen, dass ich mich 30 Minuten sportlich betätigt habe.
- Ich schlafe besser, weil ich ins Bett gehe, wenn ich müde bin, und nicht, um durch vermeintlich langen Schlaf einen grünen Ring zu erreichen.
- Ich starte besser in den Tag, weil ich nicht abhängig davon bin, ob mein Schlaftracker mir gesunden Schlaf attestiert.
Auch mein Kollege Marinus hat seiner Apple Watch ebenfalls den Rücken gekehrt und ist zur klassischen Armbanduhr zurück.
Ich will nicht ausschließen, dass ich mir nicht doch irgendwann wieder eine Smartwatch zulegen werde. Ich mag den Style, ich mag die Watchfaces, die ich in meiner Kolumne einst als »quasi flexibles Tattoo« bezeichnet habe. Was ich nicht mehr mag, ist, mir subtil Druck machen, digitale wie fiktive Ringe zu schließen, um mich gesünder zu fühlen.
Das schaffe ich auch so.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.