Künstliche Intelligenz hier, KI dort, Sprachmodelle dort drüben, generativ erstellte Bilder da hinten … wer sich im Jahr 2023 angesichts der Chancen, Risiken (und allem dazwischen und außerhalb) intelligenter Sprachmodellen wie GPT & Co. wegen nicht die Haare gerauft hat, der hat das Jahr unter einem Stein verbracht.
Auch wir haben dieses Jahr einige KI-Tools angefasst. In diesem Artikel stellen wir euch acht (inklusive Redakteurs-Box ganz unten) KI-Tools vor, die wir dieses Jahr benutzt haben und voraussichtlich auch im neuen Jahr verwenden werden.
Vielleicht ist ja auch für euch etwas dabei.
Acht KI-Tools, die uns auch 2024 beschäftigen werden
➡️ Perplexity.ai eignet sich als Dreingabe für Suchmaschinen wie Google und Konsorten.
Wer in ChatGPT schon mal eine Frage gestellt hat, der weiß, wie sehr das Sprachmodell »halluziniert«, also faktisch falsche Antworten erstellt. Das kann euch auch mit Perplexity passieren, aber mit einem entscheidenden Unterschied: Das Tool gibt Internetquellen zu seinen Behauptungen an, die ihr direkt anklicken und überprüfen könnt.
Ein weiterer Vorteil: Im Perplexity könnt ihr dort das Internet tagesaktuell durchsuchen, wo GPT mit seinem bis zum Januar 2022 zurück reichenden Kenntnisstand limitiert (bei ChatGPT 3.5).
Perplexity.ai ist aktuell kostenlos. Ihr könnt die App auch auf Android-Handys oder iPhones nutzen.
➡️ Artifact: Sofern euch Print-Medien einerseits zu entschleunigt sind, ihr dem News-Karussell aus eurem Google-Feed andererseits abgeschworen habt, könnte die App Artifact für euch lohnen. Hinter der News-App stecken die beiden Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger.
Beim Starten der App gibt ihr eure Interessen an, bekommt auf dieser Grundlage Nachrichten von der Künstlichen Intelligenz ausgespielt.
Hört sich fast danach an, als könnten wir - wie mit allen anderen Online-Medien und News-Feeds auch - mit Artifact in unserer eigenen Echokammer versinken? Vielleicht. Artifact hat aber auch eine soziale Komponente: Ihr könnt euch mit Freunden zusammenschließen, bekommt deren gelesenen Artikel angezeigt.
Ein Manko für deutschsprachige Nutzer bleibt: Medien geschrieben in deutscher Sprache sucht ihr auf Artifact momentan vergebens.
»Artifact: Feed Your Curiosity« ist kostenfrei über Googles Play Store oder Apples App Store beziehbar.
➡️ Sider – Free ChatGPT Chatbot: Diese Anwendung ist sowas wie ein persönlicher KI-Assisstent, der euch bei Schreib- und Recherche-Aufgaben unterstützt. Dabei ist Sider ungeheuerlich vielseitig. Beim Erstellen von Texten könnt ihr zwischen verschiedenen Sprachmodellen wählen – nämlich aktuell: GPT 3.5, GPT 4, Claude Instant, Claude 2 und Gemini Pro.
Beim Schreiben könnt ihr wählen zwischen unterschiedlichen Textarten (Aufsatz, Email, Blogeintrag, u.a.), Tonalität (bspw. formell, informativ, lustig), Sprache (Deutsch und Englisch sind auch dabei) oder Textlänge.
Das heißt nicht, dass ihr eure Doktorarbeit von der KI schreiben solltet. Bekannterweise baut sie faktische Fehler ein. Aber als erster Ausgangspunkt für einen Text kann Sider sehr hilfreich sein.
Mit Texterstellung ist aber das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht, denn ihr könnt euch auch Texte aus Bildern filtern (»Optical Character Recognition«), Texte übersetzen oder Bilder erstellen. Und, ja, Sider verfügt auch über einen Dark Mode.
Sider ist eine Erweiterung für euren Internet-Browser oder als Mobile App für Android und Apple verfügbar. Browser-Erweiterungen sind für Safari, Chrome und Edge verfügbar.
➡️ Pinpoint: In Googles Journalist Studio werden zahlreiche Tools angeobten, die beim Aufbereiten oder Darstellen von Informationen hilfreich sind. Aber Pinpoint könnte auch lohnen, wenn ihr Schlüsselinformationen aus verschiedenen Unterlagen ziehen wollt.
Nachdem ihr euch registriert habt, könnt ihr verschiedene Sammlungen anlegen. Diese können sich aus unterschiedlichen Dateitypen zusammensetzen, wie PDFs, Textdateien, Audios, Bilder oder auch handschriftliche Notizen.
Pinpoint scannt die Dokumente mittels OCR (»Optical Character Recognition«). Anschließend könnt ihr eure Dokumente praktisch und vor allem schnell nach verschiedenen Vorgaben filtern - genauer nach verschiedenen Personen, Organisationen, Standorten oder Datumsangaben.
Pinpoint gestattet es euch, andere Personen zu euren Sammlungen einzuladen. So könnt ihr gemeinschaftlich an euren Sammlungen arbeiten. Für eine effiziente Recherche, oder einfach nur, um eigenen Unterlagen-Wust Ordnung zu halten, kann Pinpoint lohnen.
➡️ Neue Funktion bei Photoshop: Was mit »Generativem Erweitern« in der Photoshop-Beta möglich wird, scheint fantastisch: Bildabschnitte mittels Texteingaben realistisch vergrößern. Das klingt ein wenig übermäßig enthusiastisch, aber wir fühlen das auch: Mit dem altvertrauten Zuschneiden-Werkzeug wählen wir Bildabschnitte aus, erweitern oder verändern diese automatisch.
Hinter der neuen Funktion steckt Adobes maschinelles Lernmodell Firefly. Und, ja, qualitativ können die mittels Firefly generierten Inhalte schwanken, aber beeindruckend sind die Ergebnisse dennoch. Oder bieten sich als Basis für weitere Bildbearbeitungen an.
Aber Achtung: Um die Funktion »Generatives Füllen« zu nutzen, müsst ihr die Version 25.0 oder höher von Photoshop installiert haben. Die aktuellste für den Desktop-PC verfügbare Version ist Photoshop 25.3.1.
➡️ SoftMaker Office mit KI-Funktionen: SoftMaker Office ist eine deutsche Alternative zu den Office-Paketen von Microsoft, LibreOffice und OpenOffice, die vielen womöglich neu ist. Ähnlich dem Platzhirsch Microsoft, bietet SoftMaker Anwendungen zu Textverarbeitung (TextMaker), Kalkulation (PlanMaker), Präsentation (Presentations) – »lediglich ein Gegenstück zu Outlook« fehlt, wie c’t schreibt.
Das Software-Paket von SoftMaker gibt es für Windows, macOS und Linux.
Wirklich spannend sind die Schnittstellen zum Übersetzungsdienst DeepL und dem Sprachmodell hinter ChatGPT. Aktuell beschränken sich die KI-Funktionen SoftMakers auf die Textverarbeitung von TextMaker. Mit DeepL übersetzt ihr in der Anwendung. Mit GPT fasst ihr Texte zusammen oder lasst euch Verbesserungsvorschläge erstellen.
Verfügbar sind die KI-Funktionen momentan ausschließlich in der Abo-Version SoftMakers. Ein Jahresabo ist dabei mit einer Übersetzung von 750.000 Zeichen gedeckelt, beziehungsweise die Kommunikation mit ChatGPT auf eine Million Zeichen. Ob das ausreicht, ist sehr von euren persönlichen Bedürfnissen abhängig. Weiteres KI-Kontingent könnt ihr aber in Form weiterer Monats- oder Jahresabos hinterher buchen.
➡️ Remove Background: Wer sein Geld nicht in ein Adobe-Abo für Photoshop stecken möchte, der kann auch mit diesem Online-Tool Objekte aus Bildern freistellen. Was in Photoshop funktioniert, in dem ihr etwa Auswahl > Motiv auswählt, funktioniert mit remove.bg auch.
In einigen Fällen hat das Freistellen besser als mit Photoshops integrierter Funktion funktioniert. Denn wo wir in Photoshop den automatisch freigestellten Bereich noch händisch nachbessern mussten, war bei Remove.bg der gewünschte Bildbereich oft perfekt ausgeschnitten.
Apropos Photoshop: Remove.bg gibt es auch als Plugin für verschiedene Anwendungen. Darunter befindet sich Photoshop, aber auch Gimp oder Google Photos.
Fürs einmalige Freistellen von Bildern bietet sich Pay-as-you-go-Credits, wer den Dienst regelmäßig nutzt, kommt mit dem Monats-Abo vermutlich günstiger weg.
➡️ Remini: Remini ist eine KI-Fotografie-App, die dieses Jahr auf TikTok viral gegangen ist. Die App verspricht professionelle Portraits, wie wir im Juli dieses Jahres berichtet haben.
Unser Selbsttest zeigte damals beeindruckende, aber auch unnatürlich wirkende Ergebnisse. Über TikTok-Videos mit dem Hastag #Remini jedenfalls generierte die Applikation damals Millionen von Aufrufen. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, ob KI-Fotografen demnächst echte Fotografen komplett ersetzen.
Nach unserem Selbsttest blieben wir, zumindest was Bewerbungsfotos angeht, den von einem Fotografen geschossenen Bildern treu. Wir sind neugierig, wie die Zukunft der Fotografie aussehen wird. Ob Remini euren Ansprüchen an die Fotokunst genügt, müsst ihr selbst herausfinden.
Fazit
Die hier vorgestellten Anwendungen stellen natürlich nur eine sehr eingeschränkte Übersicht zu den mittlerweile unzähligen KI-Tools dar. Welche sich letztlich durchsetzen werden, egal, ob für euch persönlich, oder im Wettbewerb mit anderen KI-Apps, bleibt abzuwarten.
Wer für sich passende KI-Tools finden möchte, der kann auf eine Seite wie AI Tools Directory zugreifen, um auf virtuelle Entdeckungsreise zu gehen.
War diese Liste für euch hilfreich, oder konntet ihr den hier vorgestellten Anwendungen, Apps und Programmen wenig abgewinnen? Anders gefragt: Auf welche KI-Tools könnt ihr dieser Tage nicht mehr verzichten - und wieso? Oder verschließt ihr euch bislang den KI-gestützten Möglichkeiten, oder seid aus triftigen Gründen skeptisch? Egal, wo auf dem Meinungsspektrum ihr euch verortet: Schreibt uns gerne in die Kommentare zu euren Top-KI-Werkzeugen.
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