Man sollte als Tech-Redakteur nie denken, dass man schon alles gesehen hat. Nicht nur wegen des unvermeidlichen Höher-Schneller-Weiter
-Prinzips bei Grafikkarten & Co., sondern auch aufgrund von Produkten wie dem Gaming-Stuhl Argon ab etwa 420 Euro aus diesem Test.
Im Kern handelt es sich um einen ganz normalen Gaming-Stuhl, eine ungewöhnliche Besonderheit hat das Modell von Com4Gaming aber zu bieten: Integrierte Lüfter, die per Stromversorgung via USB-Kabel oder Powerbank für eine angenehme Kühlung sorgen sollen.
Für eines sorgen Lüfter aber ganz unweigerlich auch: Für eine mehr oder weniger gut wahrnehmbare Geräuschkulisse. Was ich von dem besonderen Feature des Argon halte und wie er als Sitzmöbel in den Kerndisziplinen Komfort und Einstellungsmöglichkeiten abschneidet, klärt dieser Test.
Wollt ihr vorab alle wichtigen Eckdaten zum Argon-Stuhl wie die verwendeten Materialien, die empfohlene Körpergröße und das maximale Gewicht kennen, liefert euch die Tabelle am Ende des Artikels beziehungsweise unter diesem Link alle Infos dazu: Com4Gaming Argon: Technische Daten.
Er ist in drei verschiedenen Farbvarianten zu haben, entweder primär in Schwarz (Onyx Black
) oder mit zwei grauen beziehungsweise hellblauen Streifen am Rand der Rückenlehne und der Sitzfläche (Graphite Grey
beziehungsweise Arctic Blue
).
Ist für euch die Herkunft auch bei einem Gaming-Stuhl ein wichtiger Aspekt, lege ich euch vorab außerdem den Test dieses Modells aus Deutschland ans Herz, das mich sehr überzeugen konnte:
Dieser neue Gaming-Stuhl aus Deutschland ist der beste, auf dem ich bisher saß
Com4Gaming Argon: Aufbau und erste Eindrücke
Der Zusammenbau des Stuhls ist im Grunde genommen simpel und recht schnell erledigt, wie auch das offizielle Video oben zeigt. Folgende Schritte müsst ihr im Einzelnen erledigen:
- Sechs Nylon-Rollen am Fußkreuz anbringen
- Gasdruckfeder auf dem Stuhlkreuz aufsetzen
- Zwei Hebel an der Asynchronmechanik anbringen und sie mit vier Schrauben an der Sitzfläche anbringen
- Sitzfläche auf die Gasdruckfeder setzen und einrasten lassen
- Rückenlehne mit vier Schrauben an der Sitzfläche befestigen und die seitlichen Abdeckungen anschrauben
- Stromversorgung für das Gebläse anschließen
Um die in der Rückenlehne und dem Sitzelement untergebrachten Lüfter mit Strom zu versorgen, könnt ihr entweder das mitgelieferte USB-Verlängerungskabel nutzen oder eine Powerbank anschließen. Eine passende Tasche zur Unterbringung findet sich an der Unterseite der Sitzfläche:
Die Lösung per Kabel ist dabei deutlich unpraktischer, auch wenn die mitgelieferte Variante immerhin drei Meter lang ist. Eine Powerbank gehört dagegen nicht zum Lieferumfang, hier müsst ihr also gegebenenfalls selbst für die passende Ausstattung sorgen.
Einmal aufgebaut und angeschlossen hinterlässt der Stuhl einen guten bis sehr guten Ersteindruck. Abseits der wie so oft etwas billig wirkenden Armlehnen aus Plastik ist er gut verarbeitet und stabil. Außerdem wissen die Oberflächenstruktur und der Sitzkomfort dank der Kombination aus Kaltstoffschaum und perforiertem PU-Leder zu gefallen.
Das gilt auch nach längerem Sitzen, aber widmen wir uns zunächst der großen Besonderheit des Stuhls in Form der Belüftung.
Was soll die Belüftung - und was bringt sie wirklich?
Über den im Bild oben zu sehenden Knopf an der linken Seite könnt ihr die Belüftung auf Wunsch ein- und ausschalten. Weitere Steuerungs- oder Feinjustierungsmöglichkeiten gibt es nicht. Laut offizieller Beschreibung dient die Belüftung wenig überraschend dem folgenden Zweck:
Die aktive Klimatisierung sorgt für eine angenehm kühle Temperatur auf der Sitzfläche des Stuhls. Der luftige Aufbau des Gamer-Stuhls kann per Knopfdruck klimatisiert werden und verhindert somit Wärme- und Feuchtigkeitsstau beim Sitzen.
PR-Versprechen sind das eine, die tatsächliche Alltagserfahrungen das andere. Ich persönlich muss aber in der Tat sagen, dass mir die Belüftungsfunktion des Argon grundsätzlich gefällt. Es ist für mich tatsächlich angenehm, im Sitzbereich und an der Rückenlehne Luftzirkulation zu spüren. Bei höheren Temperaturen im Sommer gilt das stärker als jetzt im Winter, aber sogar aktuell empfinde ich das Gefühl als wohltuend.
Es gibt allerdings einen für mich zu großen Haken, den bereits die Überschrift dieses Artikels aufgreift: Die Lüfter sind deutlich hörbar. Dabei ist weniger der Geräuschpegel an sich das Problem, sondern vielmehr die recht hochtönige Frequenz. Erschwert wird das Ganze durch die große Nähe zu den Lüftern, weil man ja nun mal quasi auf ihnen sitzt.
Laute Lüfter schreien nach Abhilfe: Wer geschlossene Kopfhörer trägt, die Geräusche von außen dämmen, nimmt davon zwar deutlich weniger wahr. Mich persönlich stört das Lüftergeräusch aber auf Dauer zu sehr, als dass ich die Belüftungsfunktion längere Zeit am Stück nutzen würde. Allerdings kann auch das kurzzeitige Aktivieren schon angenehm sein.
Gleichzeitig gilt dabei grundsätzlich, dass es sich sowohl beim Empfinden der Belüftung als auch der damit einhergehenden Geräuschkulisse um sehr subjektive Faktoren handelt. Klingt die Funktion generell interessant für euch, kann es sich also lohnen, den Stuhl trotz der Geräuschkulisse auszuprobieren.
Wie gut sitzt es sich auf dem Com4Gaming Argon?
Kommen wir abschließend zum Kernaspekt eines jeden Gaming-Stuhls: dem Sitzkomfort. Der fällt beim Com4Gaming Argon hoch aus, was er vor allem dem angenehmen Kaltschaum zu verdanken hat. Für mich ist er weder zu hart noch zu weich, stattdessen trifft er genau meinen persönlichen Sweet-Spot.
Individuelle Einstellungsmöglichkeiten sind für meinen Geschmack außerdem genug vorhanden. Folgende Optionen bietet der Stuhl im Einzelnen:
- Sitzhöhe (bis zu 8 Zentimeter höhenverstellbar)
- Neigung der Rückenlehne (90 - 105 °)
- 4D-Armlehnen (7 cm höhenverstellbar, nach hinten und zur Seite verstellbar, drehbar)
- Wippmechanik (0 - 25 °)
Laut offizieller Angaben besitzt der Argon dabei eine Asynchronmechanik - was nach meinem Verständnis aber bedeutet, dass Rückenlehne und Sitzfläche beim Verstellen nicht fest miteinander verbunden sind und dass sich ihr Neigungswinkel jeweils einzeln anpassen lässt.
Letzteres ist im Falle des Agon aber nur bei der Rückenlehne einzeln möglich. Die Sitzfläche neigt sich dagegen ausschließlich über die Wippfunktion gemeinsam mit der Rückenlehne in einem festen Winkel.
Grundsätzlich gilt: Je flexibler sich ein Stuhl einstellen lässt und je dynamischer sich die einzelnen Elemente in verschiedenen Sitzpositionen an den eigenen Körper anpassen können, desto besser. Mit einer Synchronmechanik habe ich dabei gute Erfahrungen gemacht. Hier sind Rückenlehne und Sitzfläche miteinander verbunden, wobei der Winkel zwischen ihnen je nach Neigung variiert.
Ich sitze dennoch gern auf dem Argon, auch wenn es mich etwas stört, dass die Rückenlehne selbst im fixierten Zustand etwas zu viel Spiel aufweist. Das ist allerdings bei den meisten Gaming-Stühlen so, die ich bisher getestet habe. Außerdem hätte ich mir eine justierbare Lordosenstütze gewünscht, auch wenn es generell zu begrüßen ist, dass die Wirbelsäule im unteren Bereich gestützt wird.
Fazit der Redaktion
Nils Raettig
@nraettig
Es handelt sich beim Argon von Com4Gaming um einen typischen Gaming-Stuhl, was bereits dafür sorgen dürfte, dass so mancher sich kopfschüttelnd abwendet. Unabhängig davon bietet er für meinen Geschmack aber genügend Einstellungsmöglichkeiten, einen angenehmen Sitzkomfort und eine größtenteils gute Verarbeitung mit der Rahmenkonstruktion aus Stahl und dem Fußkreuz aus Aluminium.
Die Besonderheit in Form der aktiven Kühlung via Lüfter gefällt mir grundsätzlich ebenfalls, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass eine passende Powerbank zum Lieferumfang gehört. Wer will schon ernsthaft auf einem Stuhl sitzen, an dem ein USB-Kabel hängt?
Das deutlich größere Probleme ist dabei aber die Lautstärke der Lüfter. Wer mich kennt, der weiß allerdings, dass ich in diesem Punkt zu den eher empfindlichen Naturen gehöre. Vielleicht stört es manche von euch also deutlich weniger als mich.
Die Idee an sich weiß jedenfalls zu überzeugen, optimal umgesetzt ist sie beim Argon-Stuhl aber noch nicht. Ich bin gespannt, ob mehr Hersteller auf den Belüftungszug aufspringen oder es eine seltene Besonderheit der Argon-Stühle bleibt.
Lasst mich gerne in den Kommentaren wissen, ob ihr so eine Belüftungsfunktion für sinnvoll haltet oder sie sogar schon mal selbst ausprobieren konntet, und auf was für einem Stuhl ihr gerade sitzt, während ihr diese Zeilen lest. Ich freue mich auf eure Erfahrungen!
Com4Gaming Argon: Technische Daten
Gaming-Stuhl | Com4Gaming Argon |
Empfohlene Körpergröße | 1,65 bis 1,95 Meter |
Maximale Belastung | 150 Kilogramm |
Verpackungsgewicht | 28 Kilogramm |
Garantie | zwei Jahre |
Rahmenkonstruktion | Stahl (Wandstärke 1,5 Millimeter) |
Schaumstoffart | Kaltstoffschaum (60 kg/m³) |
Bezug | Perforiertes PU-Leder (1,6 Millimeter dick) |
Fußkreuz | Aluminium (Durchmesser 70 Zentimeter) |
Rollen | Nylon (Durchmesser sechs Zentimeter) |
Klimatisierte Bereiche | Sitzelement und Rückenlehne |
Spannungsversorgung | USB-Kabel Typ A, 5V DC |
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