Gewöhnt euch diese deutsche Tradition ab, bevor ihr den nächsten Fernseher kauft

Die meisten von uns hätten gerne einen richtig großen Fernseher zuhause - stünde da nicht etwas im Weg.

Ja, was fehlt denn da? Jedenfalls nicht das, worum es in diesem Artikel geht. Ja, was fehlt denn da? Jedenfalls nicht das, worum es in diesem Artikel geht.

Folgende Situation hat jeder von uns schon mal erlebt, entweder bei sich selbst oder anderen:

Man steht im Elektronikfachhandel M&M oder dem Namen nach der sechste Planet unseres Sonnensystems. Zwischen den himmelvielen Fernsehern sieht der größte natürlich am besten aus. Man verweilt davor und träumt vom persönlichen Heimkino, bis der Partner oder die Partnerin Folgendes sagt:

Der passt aber nicht in die Schrankwand.

Mein Kollege Mirco erzählte jüngst von genau dieser Episode. Doch in seinem Szenario gab er seiner Frau die richtige Antwort:

Dann fliegt die Schrankwand halt raus!

Deutschlands häufigstes Wohnzimmer

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass die deutsche Wohnzimmerschrankwand Tradition hat. Meine Eltern haben sie, meine Schwiegermutter hat sie, Onkel und Tante haben sie und laut einer Umfrage unter Kollegen, haben die sie auch, oder kennen jemanden, der so einen Trumm sein Eigen nennt.

Lässt sich das aber auch empirisch belegen?

Die Agentur Jung von Matt stellt in Hamburg seit 20 Jahren Deutschlands häufigstes Wohnzimmer aus. Immer mit dabei: die deutsche Schrankwand.

Bereits 2004 berichtete der Spiegel Online darüber (die Schrankwand findet sich gleich im ersten Absatz), zehn Jahre später, 2014, hatte sich laut Bundeszentrale für politische Bildung nichts geändert. 2017 las man im Magazin Brand Eins ebenfalls darüber und auf dem Bild oben links im Link steht die Schrankwand in all ihrer Pracht.

Fakt: Die Schrankwand lebt - und das seit Großmutters Zeiten!

Ein Möbel, das euch das Heimkinovergnügen kaputt macht

Schön luftig: So kann Heimkinovergnügen auch aussehen (wenn auch nur Pressefotos). (Quelle: Philips) Schön luftig: So kann Heimkinovergnügen auch aussehen (wenn auch nur Pressefotos). (Quelle: Philips)

Ich könnte auch über Fliesentische und Sitzgruppen schreiben, aber nichts engt euch beim Fernseherkauf so ein wie eure Schrankwand.

Ich versteh ja. An dem Teil hängt Nostalgie. Und außerdem sind sie robust. Ein solches Möbelstück wirft man auch nicht weg. Leider muss ich euch aber auch sagen: Fernseher sind größer geworden.

Das häufigste Argument, das ich höre, wenn ich eine TV-Empfehlung aussprechen soll: Aber der darf nicht größer als 40 Zoll sein! (Zollangaben variieren). Ich kenne den Grund und rolle die Augen: Der Fernseher muss in die Nische der Schrankwand passen.

Am besten sitzt man noch fünf bis sechs Meter weg, wie man es zu Zeiten der Braunschen Röhre tat. Den optimalen Sitzabstand für euch, findet ihr in diesem Artikel:

Wieso limitiert ihr euch selbst?

Die am durchschnittlich meisten produzierte Größte sind 55 Zoll. Schrankwände von anno dazumal, als man die Glotze noch zum Schlafen hinter einer Tür wegsperrte, sind dazu nicht gemacht, allein wegen des Displayformats nicht.

Im Zuge der Recherche erzählte mir ein Bekannter, der als Schreiner in einem Möbelhaus arbeitete, dass Leute lieber ihre Schrankwand in der Mitte durchsägen und für teuer Geld umbauen lassen, als umzudisponieren - natürlich inklusive gleichem Lack, muss so aussehen wie schon immer.

Am Ende des Tages werdet ihr entweder auf eurer alten Glotze sitzenbleiben und einen Haufen neuer Features liegenlassen, oder ihr sucht ewig nach einem Fernseher, der in die Schrankwand passt (was vermutlich auch in Kompromissen ausartet).

Klang aus den tiefen der Hölle

Nein, keine Diablo 4-Referenz, aber wie klingt wohl ein Fernseher, der in einer Nische geklemmt ist, die gerade ausreicht, damit er reinpasst? Dumpf. Viele schauen mit TV-Lautsprechern und die sind in der Regel nicht prall. Wenn die nach hinten oder unten abstrahlen, bleibt der Sound in der Nische gefangen.

Eine Lösung wäre natürlich ein Sounddeck (Soundbars solltet ihr vergessen), aber wohin damit, wenn es nicht genauso breit ist, wie die Fernsehernische? Immerhin: Regallautsprecher würden gut zur Schrankwand passen.

Was ist die Lösung? 

So sah Deutschlands häufigstes Wohnzimmer 2014 aus. (Quelle: Jung von Matt) So sah Deutschlands häufigstes Wohnzimmer 2014 aus. (Quelle: Jung von Matt)

Beherzigt den Ratschlag des Mannes aus der Erzählung am Anfang: Dann fliegt die Schrankwand halt raus!. Mit dem neugewonnenem Platz bringt spielend einen größeren Fernseher unter (und das muss wirklich kein 85-Zöller sein).

Wer umzieht und/oder sich neu einrichtet, dem sei ans Herz gelegt, das Interieur nach dem Fernseher auszurichten. Welche Größe soll der TV haben? Wenn ihr die Möbel um die Flimmerflunder herum aufbaut, kommt ihr nicht in die Bredouille und das Nachrüsten in ein paar Jahren wird auch nicht zum Graus.

Und wenn alles nichts hilft?

Dann probiert doch mal einen Beamer.

(Quelle: philippe Devanne -adobe.stock) (Quelle: philippe Devanne -adobe.stock)

Die sind nicht nur in der Größe des Bildes variabel, das an die Wand geworfen wird, es gibt Leinwände zum Aufstellen, Einrollen oder Herunterziehen (mit Deckenmontage). Dafür müsst ihr nicht die geliebte Schrankwand aus dem Wohnzimmer werfen und bekommt trotzdem Heimkino-Feeling.

Weitere Themen rund um Fernseher und Heimkino findet ihr hier:

Hand aufs Holz: Wer von euch hat noch eine Schrankwand zuhause? Und wie oft ärgert ihr euch, wenn ihr einen neuen Fernseher kaufen wollt? Ist diese Tradition eine, an der man festhalten sollte? Oder gehört die Wohnzimmereinrichtung 2023 generell mal überdacht? Ich bin gespannt auf eure Meinung und eure Kommentare!

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