Normalerweise schreiben wir für einen heiß erwarteten Titel einen Technik-Check für euch, der zeigt, welche technischen Fehler und Performance-Probleme ein Spiel hat. Bei Doom: The Dark Ages ist das allerdings anders, denn das Spiel läuft einfach zu gut.
Da ein Text darüber, dass alles wunderbar funktioniert, wahrscheinlich gar nicht so spannend für euch wäre, zeigen wir euch lieber, was genau Doom aus technischer Sicht so gut macht.
Zum großen Test von Sören geht's hier lang:
1. Atmosphäre und Physik in der Spielwelt
Wenn ihr das erste Mal in die Welt von Doom: The Dark Ages einsteigt, werdet ihr direkt merken, wie sehr sich die Entwickler bemüht haben, einen guten ersten Eindruck zu machen.
Euch erwartet ein realistisch anmutendes Gewitter, dessen Regentropfen kleine Wellen in die Pfützen schlagen, während ihr immer noch die Spiegelung des Wachturms erkennt, der sich ein paar Meter weiter vor euch aufbäumt.
Die Wettereffekte und die düstere Atmosphäre sind allerdings nicht nur im ersten Level beeindruckend. Jedes Level hat seine Eigenheiten: Im Wind wehende Bäume, realistische Wellen, wenn ihr euch durch Gewässer bewegt, Nebelschwaden, die für schummriges Licht sorgen und mehr.
Das haben wir unter anderem iD-Softwares hauseigener Engine iDTech8 zu verdanken, die ihr schon letztes Jahr in Indiana Jones und der Große Kreis bestaunen konntet.
Doch wo wir eben schon bei schummrigem Licht waren, kommen wir zur nächsten Kategorie.
2. Raytracing und Lichtverhältnisse
Ein Nachteil an Doom: The Dark Ages ist, dass Spieler ohne Raytracing-fähige Grafikkarte nicht die Chance haben, das Spiel zu spielen.
Alle anderen bekommen dafür verdammt schöne Lichtverhältnisse, die vor allem durch eine Technologie von Nvidia so beeindruckend aussehen: Raytraced Global Illumination (RTGI).
Was ist RTGI? Die sorgt dafür, dass nicht nur die direkte Lichtquelle die Umgebung beleuchtet, sondern auch das von Oberflächen reflektierte Licht realistisch weitergestrahlt wird – etwa wenn Sonnenlicht von einer Wand auf den Boden zurückgeworfen wird und diesen sanft mit einfärbt.
Sie sorgt in Doom: The Dark Ages für dynamische Veränderungen in der Beleuchtung des Levels, beispielsweise wenn ihr ein Objekt zerstört und dahinter mehr Licht von der Umgebung zu sehen ist, weil mehr Licht an die Stelle kommt, wie Digital Foundry das im folgenden Video (2 Minuten 55 Sekunden) deutlich macht.
Link zum YouTube-Inhalt
Pathtracing – der Elefant im Raum: Für einige Spieler und auch für uns war es eine Enttäuschung zu hören, dass das angekündigte Pathtracing nicht von Anfang an verfügbar ist. Das würde das Spiel nochmal deutlich realistischer aussehen lassen.
Das ist besonders enttäuschend, da iD-Software angekündigt hat, dass Pathtracing nicht nur visuelle, sondern auch spielerische Auswirkungen haben sollte, die wir für euch nun nicht testen konnten. Pathtracing soll kurz nach Release
nachgereicht werden.
Was ist Pathtracing überhaupt? Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine verbesserte Version von Raytracing, bei der nicht nur einzelne Lichtstrahlen verfolgt werden, sondern ganze Lichtpfade inklusive mehrfacher Reflexionen, Streuungen und Lichtquellen-Einflüsse – was zu deutlich realistischeren, aber auch rechenintensiveren Beleuchtungseffekten führt.


Die Pfützen auf dem Boden machen besonders deutlich, wie sich Pathtracing vom Raytracing unterscheidet. Auch der weiche Schatten, der vom Turm auf die Fläche vor dem Charakter geworfen wird, ist nur mit Pathtracing richtig sichtbar. (Bild: DSOGaming.com)
Wo liegt der Unterschied zwischen RTGI und Pathtracing? RTGI beschränkt sich oftmals auf indirekte Beleuchtung, während Pathtracing das komplette Lichtpaket realistisch berechnen möchte: Direkte und indirekte Beleuchtung, Schatten, Reflexionen und so weiter.
Man könnte Pathtracing vereinfacht als eine Art RTGI++
bezeichnen.
3. Zerstörbare Umgebungen
Doom war schon immer eine Spiel gewordene Machtfantasie, doch mit den neuen zerstörbaren Umgebungen legt iD-Software nochmal eine Schippe drauf, auch wenn sich die Zerstörbarkeit größtenteils auf hölzerne Strukturen beschränkt ist. Trotzdem sorgt es dafür, dass ihr euch noch mächtiger fühlt, während ihr Dämonenhorden bekämpft.
Dabei fällt positiv auf, dass viele Strukturen nicht einfach in alle Einzelteile zerfallen, sondern genau da zerstört werden, wo man hinschießt. Auch diese Technologie haben wir idTech8 zu verdanken. Genauso wie die Tatsache, dass teilweise zerstörte Objekte beispielsweise unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen oder umkippen, wenn man ihre Stütze sorgfältig per Shotgun abtrennt.
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So sieht die Zerstörbare Umgebung in Doom: The Dark Ages aus
Später im Spiel gibt es noch mehr zerstörbare Objekte, die nicht nur aus Holz sind, doch hier wollen wir nicht mehr verraten. Kommen wir lieber zum nächsten Punkt.
4. Gegnerhorden & Stabile Performance
In Doom: The Dark Ages könnt ihr so viele Gegner auf einmal bekämpfen wie schon lange nicht mehr in einem Doom-Teil. Dabei sind teilweise über 30 Gegner auf dem Bildschirm.
Das ist besonders beeindruckend, wenn man die restlichen technischen Features bedenkt, die wir bereits aufgezählt haben. Denn trotz der schönen Grafik und des realistischen Lichts ist die Performance von The Dark Ages absolut stabil.
Selbst ein Effektfeuerwerk aus Explosionen, Projektilen, Partikel und Gegnerhorden lassen die FPS kaum einbrechen - und wenn doch, waren sie auf unseren Testsystemen kaum spürbar.
5. (Fast) keine Pop-ins dank virtualized Geometry
Es wird vermutet, dass iD-Software Virtualized Geometry einsetzt, um weit entfernte Strukturen ist eine Technik zur effizienteren Darstellung extrem detailreicher 3D-Modelle in Echtzeit, die auf klassische Level-of-Detail-Systeme (LOD) verzichtet.
Statt ein ganzes Objekt in voller Qualität zu rendern, auch wenn es weit entfernt ist, zeigt Virtualized Geometry nur das, was wirklich sichtbar ist, und das in genau der Detailstufe, die gerade nötig ist.
Fazit der Redaktion

Jan Stahnke
Es ist zwar schade, dass wir vorerst auf Pathtracing warten müssen, doch ansonsten überzeugt Doom: The Dark Ages mit einer hervorragend umgesetzten Technik, wie wir sie uns öfter in Spielen wünschen würden.
Gerade die stabile Performance ist für einen so schnellen und actiongeladenen Shooter definitiv ein Segen.
Der ganze Look des Spiels sorgt dafür, dass wir uns gerne durch die Welten bewegt und auch immer wieder coole kleine (oder große) Details entdeckt haben, die einem das ohnehin spaßige Gameplay noch weiter versüßen.
Damit reiht sich iD-Softwares neues Dämonengeschnetzel in die dünn besetzte Reihe der beinahe tadellosen PC-Umsetzungen aus den letzten Monaten ein. So stehen Indiana Jones und der große Kreis und Kingdom Come: Deliverance 2 nicht mehr ganz so alleine da.
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