Kuriose Grafikkarte mit vier GPUs und zwei Platinen als Sandwich

Die Evans & Sutherland Simfusion 6500q nutzte Techniken, die es für Endverbraucher erst Jahre später gab. War sie damit schneller als andere Grafikkarten?

Ein seltener Anblick: Die Simfusion 6500q. (Bildquelle: Linus Tech Tips) Ein seltener Anblick: Die Simfusion 6500q. (Bildquelle: Linus Tech Tips)

Die Zeit von Nvidia SLI (Scalable Link Interface) und des AMD-Pendants Crossfire für die Koppelung mehrerer Grafikkarten ist eigentlich so gut wie vorbei. Doch so mancher erinnert sich gern daran zurück, auch wenn es oft Probleme mit Multi-GPU-Konfigurationen gab.

Andere Zeiten, aber schöne Erinnerungen: Der Autor dieser News hatte mal ein Setup aus vier ATI Radeon X1950 Pro (Quad-Crossfire), über den Nutzen ließ sich aber auch damals schon trefflich streiten. Und über die Temperaturentwicklung!

Komfortabler war da die ATI Radeon HD 5970, die zwei Grafikbeschleuniger auf einer Platine vereinte - eine der, wenn nicht die schnellste Spieler-Grafikkarte zu der Zeit.

Vier GPUs auf zwei Platinen im Sandwich-Format

Es dürfte aber vielen unbekannt sein, dass es sogar eine Grafikkarte gab, die mit ganzen vier GPUs bestückt war. Richtig gehört, vier! Die Evans & Sutherland Simfusion 6500q aus dem Jahr 2004 beherbergte vier ATI Radeon 9800 XT.

Was konnte die 9800 XT? ATIs Radeon-GPU auf der Simfusion 6500q erschien im Oktober 2003. Ihre technischen Spezifikationen wirken aus heutiger Sicht unterdimensioniert:

  • 8 Pixel-Shader
  • 4 Vertex-Shader
  • 8 TMUs (Textureinheiten)
  • 8 ROPs (Render Output Units, auch Raster Operations Pipeline genannt)
Moderne Grafikkarten funktionieren allerdings etwas anders. Aus Pixel- und Vertex-Shadern wurden programmierbare Shader-Einheiten.

Im Test-Duell mit Nvidia (GameStar-Ausgabe vom Dezember 2003) schnitt die damals etwa 500 Euro teure 9800 XT mit einer Note von 1,8 sehr gut ab, musste sich aber knapp der Geforce FX 5960 Ultra für knapp 600 Euro geschlagen geben (Note 1,7).

CrossFire wurde erst 2005 eingeführt, unterstützte zunächst jedoch nur zwei Grafikkarten. Erst 2007 kam mit CrossFireX Unterstützung für vier Grafikkarten, Quad-Crossfire genannt.

Wie Linus Tech Tips (siehe das unten eingebettete Video) herausgefunden hat, bot ATI, das seit 2006 zu AMD gehört, die Crossfire-Technologie jedoch bereits deutlich früher für professionelle Systeme wie das Simfusion 6500q an.

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Besonders interessant ist dabei, dass die vier GPUs auf zwei übereinandergelegte Platinen verteilt waren - quasi wie ein Sandwich. Eine Brücke (Bridge) verband die beiden Platinen zu einer Zwei-Slot-Karte. Ein echtes Zwei-Slot-Design, weil es sowohl einen AGP 4x- als auch einen PCI-Slot nutzt.

AGP (Accelerated Graphics Port) wurde 1997 eingeführt und ist quasi der Vorgänger von PCI Express als Schnittstelle für Grafikkarten. AGP 4x bringt es auf eine Übertragungsrate von 1.066 MByte/s.

PCI (Peripheral Component Interconnect) ist 1991 als Bus-Standard eingeführt worden und bietet als Version 2.0 im 32-Bit-Design eine Bandbreite von 133 MByte/s.

Linus Tech Tips montierte das Simfusion 6500q auf ein Intel Server-Mainboard SE7505VB2. Zusammen mit einem Windows-XP-Treiber, den sie von einem der Ingenieure bei Evans & Sutherland erhielten, der an der Entwicklung des Simfusion 6500q beteiligt war, konnten nun Tests durchgeführt werden.

Die zwei Platinen der Simfusion 6500q. (Bildquelle: Linus Tech Tips) Die zwei Platinen der Simfusion 6500q. (Bildquelle: Linus Tech Tips)

Wie schlägt sich die Simfusion 6500q in Spielen?

Probleme mit DirectX: Die Ergebnisse der ersten Benchmarks fielen etwas ernüchternd aus. Nicht nur, dass die Darstellung der 3D-Grafik deutliche Fehler aufwies, die Performance blieb weiter hinter den Erwartungen zurück. So erzielte die Simfusion 6500q in 3DMark 2001 11.262 Punkte, während eine einzige Radeon 9800 XT bereits 16.800 Punkt erreichte.

Grund hierfür dürfte sein, dass die Simfusion 6500q respektive der Treiber auf OpenGL und professionelle Anwendungen optimiert ist und nicht auf das für die Benchmarks relevante DirectX 9.0.

Besser in OpenGL: Anders sehen die Ergebnisse daher in Unreal Tournament 99 aus, das auf OpenGL basiert. Hier kann sich die Simfusion 6500q deutlich von einer einzelnen Radeon 9800 XT absetzen. Die Frametime lag laut Linus Tech Tips bei rund 3 bis 8 Millisekunden, was 333 und 125 Bildern pro Sekunde entspricht.

Eine einzelne 9800 XT kam einer Auskunft in einem Forum zufolge im Schnitt auf 100 fps, fiel aber auf 40 fps unter Einsatz dynamischer Beleuchtung.

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