Ich habe legal die Post fremder Leute gekauft und würde es wieder tun: Was drin war, wie es geht und was dahinter steckt

Ich war in Nürnberg im Vinirette Store und habe Secret Packs gekauft.

Habt ihr euch auch schon mal gefragt, was in dem Paket ist, das ihr für den Nachbarn angenommen habt? Fremde Pakete haben schon etwas Geheimnisvolles. Deshalb habe ich für rund 40 Euro Secret Packs gekauft und obwohl die Ausbeute eher Mager war, würde ich es wieder tun. Vor allem, nachdem ich gehört habe, was in den Paketen drin sein kann.

Was sind Secret Packs?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Secret Packs so etwas wie geheime Pakete. Bei diesen Paketen handelt es sich zum Großteil um Retouren, die von sogenannten Retourenhändlern aufgekauft und ersteigert werden. Das sind etwa Sendungen von DHL, Hermes und Co, die nie ihren Empfänger erreicht haben.

Der Nervenkitzel liegt darin, dass sowohl die Händler als auch ihr nicht wisst, was in den Paketen steckt. Ihr kauft die Katze im Automa… äh Sack.

Secret Packs erleben derzeit einen richtigen Hype. Auch in Nürnberg gibt es inzwischen Secret-Packs-Automaten und Shops. Nachdem ich gesehen habe, was die Leute auf Social Media ergatterten, musste ich einen Kauf wagen.

Es ist ein Glücksspiel

Die Größe bestimmt über den Preis. Ich zahlte für

• 2 kleine Pakete jeweils 8 Euro,
• 2 mittlere Pakete jeweils 10 Euro.

Auf TikTok und Instagram habe ich gesehen, dass die Leute AirPods und Smartphones zum kleinen Preis gezogen haben. Da waren die Erwartungen natürlich groß. Bitte keine Sandalen! Wenn ihr die Pakete im Shop kauft, könnt ihr sie vorher in die Hand nehmen.

Ob das ein Vorteil ist? Seht selbst:

Da hab ich wohl daneben gegriffen. Wobei die Powerbank für das iPad praktisch ist. Auch die Blumenvase (der nackte Hintern) hat ihren Charme. Über das Trinkglas und die Schlappen brauchen wir nicht zu sprechen.

Sind die Pakete wirklich »Secret«?

Auf diese Frage hat mir Ergin Weissinger, der deutschlandweit mehrere Shops und Automaten betreut, ein klares Ja gegeben. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:

• Alle Pakete durchzusehen, wäre ein enormer Zeitaufwand.
• Der Einkauf basiert auf dem Vertrauen der Kunden. Ist das verspielt, ist der Reiz verloren.

Ergo gibt es auch keine Qualitätskontrolle. Ich habe die Pakete genaustens inspiziert und konnte nicht feststellen, dass eines zuvor geöffnet wurde. Bei den grauen Tüten ist es nahezu unmöglich, eine zu öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen.

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Was sagt der Datenschutz dazu?

Fast gar nichts. Die Retourenhändler müssen lediglich die Adressen auf dem Etikett unkenntlich machen. Pakete, die Medikamente enthalten oder Waren, die nicht unter 18 Jahren freigegeben sind, müssen bereits vom Versanddienstleister mit den entsprechenden Hinweisen versehen werden.

Die Händler sind nämlich dafür verantwortlich, falls solche Pakete in die falschen Hände geraten.

Wie kam es zu Secret Packs?

Der Ursprung der Secret-Packs-Automaten liegt im Allgäu. Jürgen Keutzer hat mit dem ersten Automaten Deutschlands einen regelrechten Hype ausgelöst. Sogar Galileo wurden hellhörig:

Link zum YouTube-Inhalt

Laut einer von Studie von der Universität Bamberg ist Deutschland der Retouren-Europameister. Schon im Jahr 2021 gab es in Deutschland fast 530 Mio. Retouren bei 1,3 Mrd. Artikeln.

In welchen Städten gibt es Secret bzw. Mystery Packs?

Die Shops und Automaten sind mittlerweile über ganz Deutschland verteilt. Neben denen im Allgäu und Nürnberg findet ihr die verschiedenen Anbieter auch hier:

• Bayreuth
• Berlin
• Birkenfeld
• Erlangen
• Karlstadt
• Meisenheim
• Morbach
• Neumarkt in der Oberpfalz
• Otterberg
• Hamburg
• Rhaunen
• Trier
• Trittenheim
• Würzburg

Und vielen mehr. Wenn ihr Lust habt, es selbst auszuprobieren, gebt bei Google »Standorte Secret und Mystery Packs« ein. Die Pakete lassen sich aber auch beispielsweise hier online bestellen.

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Wieso würde ich es wieder tun?

Der Nervenkitzel war da. Es macht Spaß, die Pakete in die Hand zu nehmen und zu rätseln, was wohl darin ist. Die Preise zwischen 8 und 10 Euro sind mir das kleine Abenteuer wert. Für fast 40 Euro werde ich allerdings nicht mehr einkaufen. Das nächste Mal probiere ich dann den Automaten aus.

Der Betreiber des Shops in Nürnberg erzählte mir von einem Kunden, der eine Breitling-Uhr erwischt hat. Der Kunde erzählte ihm später, er hätte die Uhr bei zwei Juwelieren auf Echtheit prüfen lassen. Geschätzter Wert: 7500 Euro. Ob der Kunde nicht einfach nur geflunkert hat, konnte mir Weissinger nicht bestätigen. Wenn das allerdings wahr ist, dann Hut ab!