»Ich löse Ihr Problem und Sie bezahlen mich« - Steve Jobs zahlte 100.000 Dollar für ein Logo, das die Experten spaltete

»Seine Arbeit ist emotional und intellektuell.« Steve Jobs hat 100.000 Dollar für nur einen Entwurf gezahlt. Mit dem Design hatte das aber wenig zu tun.

Steve Jobs war nicht immer bei Apple. Aus seiner Zeit bei NeXT hat er das Beste gemacht - auch aus dem Logo. Steve Jobs war nicht immer bei Apple. Aus seiner Zeit bei NeXT hat er das Beste gemacht - auch aus dem Logo.

Steve Jobs hatte seine Eigenheiten, keine Frage. Als er am Anfang seiner Karriere um ein Autogramm gebeten wurde, hat er zum Beispiel mit einem unterzeichneten Brief abgelehnt - Humor hatte er jedenfalls. Auch Meetings hielt er schon immer für Zeitverschwendung.

Man könnte behaupten, dass ihn einige dieser Eigenheiten zu einem der erfolgreichsten Menschen der Tech-Geschichte gemacht haben. 

Doch einige Dinge kann man selbst heute noch als ungewöhnlich bezeichnen. Nachdem er vor rund 30 Jahren bei Apple gekündigt wurde, gründete er das Unternehmen NeXT. Das Logo für diese Firma kostete ihn 100.000 Dollar. Eine Investition, die man heute noch gut hinterfragen könnte.

100.000 Dollar für ein Design

In einem Buch, dass Paul Rand Steve Jobs übergab, hat der Designer seinen kreativen Prozess beschrieben. (Bild: Applesfera.com) In einem Buch, dass Paul Rand Steve Jobs übergab, hat der Designer seinen kreativen Prozess beschrieben. (Bild: Applesfera.com)

Angenommen ihr gründet eine Firma und braucht ein modernes, aussagekräftiges Logo. Wie viel würdet ihr ausgeben wollen? 100 Euro? Ein paar tausend? Gar nichts? 

Steve Jobs hatte anscheinend ein Budget von 100.000 Dollar für das Logo seiner Firma NeXT.

Was ist daran so besonders? Große Firmen (oder solche, die es werden wollen) zahlen viel Geld für ein Logo, das ist an sich nichts Neues. Der britische Sender BBC hat zum Beispiel 1,8 Millionen Euro für sein Logo hingelegt.

Doch die Umstände des Logo-Deals sind es, die die Geschichte so außergewöhnlich machen. Steve Jobs hat nämlich 100.000 Dollar für einen einzigen Entwurf gezahlt, ohne das Logo vorher zu sehen.

Ein Designer, ein Design

(Bild: Applesfera.com) (Bild: Applesfera.com)

Der einzige Designer, den Jobs für das Logo anfragte, war Paul Rand. Er hatte sich bereits viele Jahre zuvor einen Namen durch die Logos von IBM, Ford und ABC gemacht und erklärt seine Philosophie:

»Idealerweise sollte ein Logo das Unternehmen, das es symbolisiert, erklären oder andeuten, aber das ist selten möglich oder sogar notwendig. Das IBM-Symbol zum Beispiel sagt nichts über Computer aus, außer dem, was der Betrachter darin liest. Streifen werden heute mit Computern assoziiert, weil die Initialen eines großen Computerunternehmens Streifen haben. Dasselbe gilt für das ABC-Symbol, das nicht auf das Fernsehen hindeutet. Die mnemotechnischen Faktoren in beiden Logos sind grafische Hilfsmittel: Streifen und Kreise. In diesem Beispiel ist das »e« der Erinnerungsfaktor.«

Das NeXT-Logo sollte zwischenzeitlich deutlich anders aussehen. (Bild: Applesfera.com) Das NeXT-Logo sollte zwischenzeitlich deutlich anders aussehen. (Bild: Applesfera.com)

Wie kam es zum 100.000 Dollar-Auftrag? Steve Jobs war von Paul Rands Professionalität beeindruckt. Als Jobs ihn Fragte, ob ihm ein paar Optionen für ein Logo einfielen, bekam er eine klare Antwort: »Nein, ich löse das Problem für sie und sie bezahlen mich«.

Rand hat also nur ein einziges Logo entworfen. Ob Jobs das Logo am Ende nutzt, war für ihn allerdings irrelevant. Diese Klarheit in ihrer Beziehung war erfrischend für den Apple-Gründer und sorgte dafür, dass er einwilligte. 

Als NeXT Paul Rand mit dem Entwurf ihres Logos beauftragt hatte, übergab er Jobs ein 100-seitiges Buch, in dem er Schritt für Schritt den gesamten kreativen Prozess erklärt, der zu seinem endgültigen Entwurf führte.

»Normalerweise dauert es 10 Jahre und 100 Millionen Dollar, um ein Symbol mit dem Namen eines Unternehmens zu verbinden. Paul hat das Problem gelöst, indem er uns dieses kleine Juwel gebastelt hat, das den Namen der Firma bereits in sich trug. Er ging an die Sache ran, wie an ein Problem, das gelöst werden muss und nicht wie an eine künstlerische Herausforderung zu seinem eigenen Wohl.«

- Steve Jobs, 1993

In den Augen von Steve Jobs waren 100.000 Dollar also ein absoluter Schnapper. 

Variationen des finalen NeXT-Logos. Variationen des finalen NeXT-Logos.

Hat es sich gelohnt? Ästhetik ist bekanntlich Geschmackssache. Das Logo mag heute nicht mehr sehr modern sein, war damals allerdings etwas Neues. Laut Steve Jobs ist der Sinn eines Logos, das Unternehmen zu symbolisieren und anzudeuten, was dahintersteckt. 

Angesichts der Tatsache, dass NeXT nur wenige Jahre nach der Gründung von Apple aufgekauft wurde, kann man davon ausgehen, dass es seinen Zweck erfüllt hat - allerdings nicht nur in Puncto Wirtschaftlichkeit.

Persönliche Bedeutung für Steve Jobs

In einem Interview aus dem Jahr 1993 wird deutlich, dass Jobs großen Respekt vor Paul Rand und dessen Arbeit hatte. Auf die Frage, wie es ist mit ihm zu arbeiten, sagt er kichernd:

»Paul ist ein Juwel. [...] Ich finde ihn extrem schlau und wirklich … Er hat ein Herz aus Gold. [...] Wenn ich an Paul denke, denke ich an eine Art … etwas hartes Äußeres mit einem Teddybär im Inneren. [...] Wenn man ihn in seinem Haus besucht, dass er selbst entworfen hat, dann merkt man, was für ein tiefer Denker er ist.«

Das Interview könnt ihr euch hier ansehen:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum YouTube-Inhalt

Was sagt ihr zu dem 100.000-Dollar-Deal? Würdet ihr Blind auf einen solchen Handel eingehen? Hättet ihr das auch gemacht, wenn ihr das nötige Kleingeld übrig hättet? Findet ihr 100.000 Dollar für ein Unternehmen mit potenziellen Milliarden-Gewinnen für zu viel, zu wenig, oder genau für richtig? Schreibt uns eure Meinungen, wie immer gerne in die Kommentare!

zu den Kommentaren (3)

Kommentare(3)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.