Neues TV-Feature soll HDR, Micro-LED und Co. in den Schatten stellen, aber was ist wirklich dran?

Auf der CES 2023 hat LG den M3 vorgestellt, einen kabellosen Fernseher. Lohnt sich die Technik oder ist der TV nicht mehr als ein teurer Prototyp?

Kabelsalat ist der größte Stimmungskiller im Wohnzimmer. Fernseher sind dazu gemacht, praktikabel zu funktionieren. Erst seit einigen Jahren sollen sie wirklich als Design-Element dienen. LG bringt 2024 den M3 auf den Markt, einen TV ohne Kabel. Wie gut ist die Idee? Und vor allem: wie neu?

Wie funktioniert das mit kabellos?

Zugegeben: Der M3 hat natürlich Kabel, die gehen nur nicht bis zum Display. Genau genommen ist es kein TV ohne Kabel, sondern ein Bildschirm ohne Kabel. Alle Eingänge sitzen stattdessen an einer separaten Box, genannt Zero Connect Box (was einer gewissen Ironie natürlich nicht entbehrt). Laut Techradar hat die in etwa die Größe einer Xbox Series X.

Quelle: IGN Quelle: IGN

Das Display selbst wird mit einer Lithium-Batterie betrieben. Diese soll bei einer Nutzung von 6 Stunden täglich rund einen Monat halten. Das ist ganz und gar nicht praktikabel oder gar umweltfreundlich. Die Zero Connect-Box schickt alle eingehenden Signale kabellos ans Display. Doch was ist denn nun in der Kiste?

  • Single-Tuner
  • 3 HDMI-Slots
  • 3 USB-Ports
  • Bluetooth 5.2
  • Speakers mit Dolby Audio und DTS Audio

Mehr haben wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht herausfinden können. Der TV, der auf der CES 2023 vorgestellt wurde, war ohnehin ein Prototypmodell. Veröffentlicht wird das Gerät in der zweiten Jahreshälfte 2024. Bis dahin kann sich noch einiges tun.

Für wen lohnt sich der TV?

Quelle: Future Quelle: Future

Das Display des M3 ist OLED und besitzt die gewohnte LG-Qualität. Folgende Specs stecken im Schirm:

  • 120 Hz
  • 4K-Auflösung
  • Alpha-9.6-Prozessor
  • G-Sync/FreeSync
  • HDR10
  • Dolby Vision

Spitzenhelligkeit und Kontraste werden Tests zeigen müssen. Bis hierher nichts Ungewöhnliches, außer, dass die Zero Connect-Box ein Signal von 120 Hz bei 4K-Auflösung übertragen kann - beachtlich und vor allem für Zocker interessant. Zum Einsatz kommen übrigens weder Bluetooth noch WLAN. Die Verbindung von Funk-Kistchen zu Screen ist proprietär

Dass der M3 nichts für den schmalen Taler ist, zeigen die Größen allein:

77 Zoll195 Zentimeter
83 Zoll210 Zentimeter
97 Zoll246 Zentimeter

Preise gibt es noch keine. Insider vermuten den 77-Zöller bei einer Preisspanne zwischen 4.000 und 12.000 Euro.

Kabelloser TV: Ist das eine neue Idee?

Nein, tatsächlich ist LG die Konkurrenz aus dem eigenen Land zuvorgekommen. Samsung produziert seit Jahren Fernseher mit einer One-Connect-Box - im Grunde dasselbe die Zero Connect-Box. Dort werden Box und Display mit einem durchsichtigen Lichtleiterkabel verbunden. 

Die One Connect-Box von Samsung ist ca. 45 Zentimeter lang. Nicht im Bild: Das Lichtleiterkabel zum TV. Die One Connect-Box von Samsung ist ca. 45 Zentimeter lang. Nicht im Bild: Das Lichtleiterkabel zum TV.

Ist der M3 reif für den Markt?

Ja und nein. Die Technik, die im TV selbst steckt, ist ganz sicher marktreif. Bei Samsung gehen Fernseher mit One Connect-Box schließlich seit Jahren über die Ladentheke. Ich glaube nicht, dass der M3 wegen der Technik so teuer ist, sondern aufgrund seiner Größe.

Der Genickbruch wird der Akku sein. Lithium-Batterien sind nicht umweltfreundlich, aber in einem stark genutzten und vor allem energiehungrigen Gerät, wie einem Fernseher, ist es schlicht unmöglich, Akkus gewinnbringend zu verwenden. Immerhin schluckt ein herkömmlicher TV bereits ordentlich Strom. Aber klar, Early Adopter gibt es immer.

Der TV als Design-Objekt

Seit Fernseher immer schlanker geworden sind, versuchen Hersteller, sie als Designer-Möbel und Statussymbol zu verkaufen. In diese Kerbe schlägt nicht nur der M3, sondern kabellose TVs als solche. Kabelwirrwarr mag niemand und so liegt es nur nahe, Display von der Technik zu trennen.

Was haben die Hersteller schon alles versucht: verschnörkelte Standfüße, randlose und ultraschmale Displays oder gar TVs, die in ausgeschaltetem Zustand durchsichtig werden. So richtig zieht die Masche allerdings noch nicht. Der Fernseher wird bei uns einfach noch zu sehr als Gebrauchsgegenstand gesehen.

Auch das schwarze Loch, das man bei ausgeschaltetem Schirm im Wohnzimmer hat, ist nicht jedermanns Geschmack. Samsung hielt mit The Frame, den man Fotos im Bildschirmschoner-Modus bespielen kann, dagegen - und unsere Kollegin Alana ließ sich blenden:

Viele Vorteile, viele Nachteile

Dass so ein Fernseher ohne Kabel seine Vorteile hat, steht völlig außer Frage. Es sieht aufgeräumter aus, dank einer separaten Box ist nicht nur das Kabelmanagement leichter, sondern man kommt schlichtweg einfacher dran; kein am Boden herumkriechen mehr.

Denkt man auf der technischen Seite weiter, gibt’s ein ganz dickes Plus: Muss man die Technik austauschen, dann muss nicht der gesamte TV weg. Die Box auswechseln reicht. Selbst das Aufrüsten auf eine größere Diagonale ist so kinderleicht. 

Auf der Soll-Seite steht definitiv der Akku. Alle paar Monate auswechseln ist zum Haareraufen und höchstens für Besitzer praktikabel, die so eine Mattscheibe in der Ferienwohnung stehen haben und damit angeben wollten. Mit einem Kistchen als Quellbox braucht es außerdem definitiv ein dediziertes Soundsystem. Wo soll der Klang denn sonst herkommen?

Darüber hinaus ist der Klotz schlichtweg zu groß und zu attraktiv. Samsungs One Connect-Box ist auch nicht klein, passt aber bequem in die Schublade des Phonoschränkchens und ist damit aus den Augen. So wie es aussieht, braucht der M3 seinen Kompagnon direkt an seiner Seite.

Maxe Schwind
Maxe Schwind

Ich bin selbst Besitzer eines QLED von Samsung inklusive One Connect-Box und finde die Idee, die Technik auszulagern, hervorragend. Meine bessere Hälfte kann das bestätigen, sind es doch oft die Damen des Hauses, die sich am Kabelsalat stören. Daher wundert mich die Idee hinter dem M3 nur nicht. Samsung weigerte sich bis vor wenigen Jahren OLEDs ins Programm aufzunehmen, LG kopiert dafür nun die One Connect-Box. Fair!

Für mich ist der Aufruhr um den TV nicht gerechtfertigt. Zwar will LG das Gerät 2024 in die Regale stellen, bis dahin fließt noch viel Wasser den Han-Fluss in Seoul runter. Wenn sie allerdings das Akku-Problem nicht gelöst bekommen, sehe ich schwarz. Es bleibt zu hoffen, dass das nur eine Notlösung für einen Showcase auf der CES 2023 war und die Südkoreaner im stillen Kämmerlein bereits eine Alternative in petto haben. Ich würde ja ein Lichtleiterkabel vorschlagen.

Nicht nur LG macht die Leinen los: Hersteller Displace hat seine ganz eigene Vorstellung von der TV-Zukunft. Ihr sucht noch den richtigen TV für euch? Wir haben die richtigen Tipps für Gamer und für Filmfans.

Bei Fernsehern tut sich einiges. Ob Micro-LED, OLED oder neue Design-Ideen, die Hersteller sind um neue Ideen nicht verlegen. Ein TV ohne Kabel ist da eigentlich nur der logische nächste Schritt. Was habt ihr für einen Fernseher zu Hause? Vielleicht sogar einen Samsung mit One Connect-Box? Lasst es uns gerne wissen, was ihr von LGs M3 haltet.

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