Kabelloser TV von LG: Ist das die Zukunft der Fernseher?

LG hat die Preise für seinen (fast) kabellosen TV bekanntgegeben. Was ist eigentlich dran an der Technik?

Leinen los? Südkorea sagt ja. (Bild: Samsung) Leinen los? Südkorea sagt ja. (Bild: Samsung)

Update vom 9. August 2023: Wir haben Artikel zur Einschätzung des kabellosen Fernseher M3 von LG aktualisiert. Das betrifft hauptsächlich den vormals erwähnten Akku, den der Hersteller bei seinem Prototyp auf des CES 2023 noch verbaut hatte. Der Bildschirm hat mittlerweile eine eigene Stromzufuhr.

Kabelsalat ist der größte Stimmungskiller im Wohnzimmer. Fernseher sind dazu gemacht, praktikabel zu funktionieren. Erst seit einigen Jahren sollen sie wirklich als Design-Element dienen. LG bringt 2024 den M3 auf den Markt, einen TV ohne Kabel. Wie gut ist die Idee? Und vor allem: wie neu?

Wie funktioniert das mit kabellos?

Zugegeben: Der M3 hat natürlich Kabel, die gehen nur nicht bis zum Display. Genau genommen ist es kein TV ohne Kabel, sondern ein Bildschirm ohne Kabel. Alle Eingänge sitzen stattdessen an einer separaten Box, genannt Zero-Connect-Box (was einer gewissen Ironie natürlich nicht entbehrt). Laut Techradar hat die in etwa die Größe einer Xbox Series X.

Quelle: IGN Quelle: IGN

Das Display selbst wird mit einer Lithium-Batterie betrieben. Diese soll bei einer Nutzung von 6 Stunden täglich rund einen Monat halten.

Das ist ganz und gar nicht praktikabel oder gar umweltfreundlich.

Die Zero-Connect-Box schickt alle eingehenden Signale kabellos ans Display. Doch was ist denn nun in der Kiste?

  • Single-Tuner
  • 3 HDMI-Slots
  • 3 USB-Ports
  • Bluetooth 5.2
  • Speakers mit Dolby Audio und DTS Audio

Veröffentlicht wird das Gerät in der zweiten Jahreshälfte 2024. Der TV, der auf der CES 2023 vorgestellt wurde, war ein Prototypmodell.

Für wen lohnt sich der TV?

Quelle: Future Quelle: Future

Das Display des M3 ist OLED und besitzt die gewohnte LG-Qualität. Folgende Specs stecken im Schirm:

  • 120 Hz
  • 4K-Auflösung
  • Alpha-9.6-Prozessor
  • G-Sync/FreeSync
  • HDR10
  • Dolby Vision

Spitzenhelligkeit und Kontraste werden Tests zeigen müssen. Bis hierher nichts Ungewöhnliches, außer, dass die Zero-Connect-Box ein Signal von 120 Hz bei 4K-Auflösung übertragen kann - beachtlich und vor allem für Zocker interessant. Zum Einsatz kommen übrigens weder Bluetooth noch WLAN.

Die Verbindung von Funk-Kistchen zu Screen ist proprietär

Dass der M3 nichts für den schmalen Taler ist, zeigen die Größen allein:

77 Zoll195 Zentimeter
83 Zoll210 Zentimeter
97 Zoll246 Zentimeter

Die Preise belaufen sich von 5.000 Dollar für die kleinste Größe über 8.000 Dollar für 83 Zoll bis hin zu saftigen 30.000 Dollar für den 97-Zöller.

Kabelloser TV: Ist das eine neue Idee?

Nein, denn Samsung produziert seit Jahren Fernseher mit einer One-Connect-Box - im Grunde dasselbe wie die Zero-Connect-Box. Dort werden Box und Display mit einem durchsichtigen Lichtleiterkabel verbunden. 

Die One-Connect-Box von Samsung ist ca. 45 Zentimeter lang. Nicht im Bild: Das Lichtleiterkabel zum TV. Die One-Connect-Box von Samsung ist ca. 45 Zentimeter lang. Nicht im Bild: Das Lichtleiterkabel zum TV.

Ist der M3 reif für den Markt?

Ja, prinzipiell schon. Die Technik, die im TV selbst steckt, ist ganz sicher marktreif. Bei Samsung gehen Fernseher mit One-Connect-Box schließlich seit Jahren über die Ladentheke.

Ich glaube nicht, dass der M3 wegen der Technik so teuer ist, sondern aufgrund seiner Größe.

Der Prototyp, den LG auf der CES 2023 zeigte, funktionierte noch mit einem Lithium-Akku. Das ist beim marktreifen Modell nicht mehr so. Der Fernseher selbst braucht eine Verbindung zum Strom, ist also nicht komplett kabellos.

Dasselbe gilt für die Zero-Connect-Box. Man braucht also zwei Steckdosen, um diesen Fernseher zu betreiben. Dabei sind TVs jetzt schon durchaus prächtige Stromschlucker.

Der TV als Design-Objekt

Seit Fernseher immer schlanker geworden sind, versuchen Hersteller, sie als Designer-Möbel und Statussymbol zu verkaufen. In diese Kerbe schlägt nicht nur der M3, sondern kabellose TVs als solche. Kabelwirrwarr mag niemand und so liegt es nur nahe, Display von der Technik zu trennen.

Was haben die Hersteller schon alles versucht: verschnörkelte Standfüße, randlose und ultraschmale Displays oder gar TVs, die in ausgeschaltetem Zustand durchsichtig werden. So richtig zieht die Masche allerdings noch nicht. Der Fernseher wird bei uns einfach noch zu sehr als Gebrauchsgegenstand gesehen.

Auch das schwarze Loch, das man bei ausgeschaltetem Schirm im Wohnzimmer hat, ist nicht jedermanns Geschmack. Samsung hielt mit The Frame, den man Fotos im Bildschirmschoner-Modus bespielen kann, dagegen - und meine Kollegin Alana ließ sich blenden:

Viele Vorteile, viele Nachteile

Dass so ein Fernseher ohne Kabel seine Vorteile hat, steht völlig außer Frage. Es sieht aufgeräumter aus, dank einer separaten Box ist nicht nur das Kabelmanagement leichter, sondern man kommt schlichtweg einfacher dran; kein am Boden herumkriechen mehr.

Denkt man auf der technischen Seite weiter, gibt’s ein ganz dickes Plus: Muss man die Technik austauschen, dann muss nicht der gesamte TV weg. Die Box auswechseln reicht. Selbst das Aufrüsten auf eine größere Diagonale ist so kinderleicht. 

Auf der Soll-Seite stehen zwei Stromanschlüsse. Wie viel mehr Strom ein doppelter Anschluss braucht, werden Langzeittest zeigen müssen.

Mit einem Kistchen als Quellbox braucht es außerdem definitiv ein dediziertes Soundsystem. Wo soll der Klang denn sonst herkommen?

Darüber hinaus ist der Klotz schlichtweg zu groß und zu attraktiv. Samsungs One-Connect-Box ist auch nicht klein, passt aber bequem in die Schublade des Phonoschränkchens und ist damit aus den Augen. Der M3 erhält sein Bildsignal kabellos und auf bis zu 10 Metern. Mal sehen, wie und ob sich der Kasten verstecken lässt.

Fazit

Maxe Schwind

Ich war selbst Besitzer eines QLED von Samsung inklusive One-Connect-Box und finde die Idee, die Technik auszulagern, hervorragend. Daher wundert mich die Idee hinter dem M3 nur nicht. Samsung weigerte sich bis vor wenigen Jahren OLEDs ins Programm aufzunehmen, LG kopiert dafür nun die One-Connect-Box. Fair!

Wo Samsung mit einem Lichtleiterkabel vom Bildschirm zum Technikkästchen arbeitet, schickt der M3 sein Signal drahtlos an seine Zero-Connect-Box. Wie gut das funktioniert, muss die Zukunft zeigen, doch zumindest da hat LG die Nase vorn.

Nicht nur LG macht die Leinen los: Hersteller Displace hat seine ganz eigene Vorstellung von der TV-Zukunft. Ihr sucht noch den richtigen TV für euch? Wir haben die richtigen Tipps für Gamer und für Filmfans.

Bei Fernsehern tut sich einiges. Ob Micro-LED, OLED oder neue Design-Ideen, die Hersteller sind um neue Ideen nicht verlegen. Ein TV ohne Kabel ist da eigentlich nur der logische nächste Schritt. Was habt ihr für einen Fernseher zu Hause? Vielleicht sogar einen Samsung mit One-Connect-Box? Lasst es uns gerne wissen, was ihr von LGs M3 haltet.

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