Notbremse statt Flop: Microsofts ambitioniertes Tech-Projekt lässt weiter auf sich warten

Das Surface Neo sollte Microsoft zum Comeback im Smartphone-Segment verhelfen. Nun werden mehr und mehr Gründe für das Scheitern des Projekts bekannt.

Microsoft verbinden die meisten von uns mit dem Betriebssystem Windows, klar. Aber es gibt noch eine andere, eher unrühmliche Seite, für die der Konzern aus Redmond berühmt-berüchtigt ist: Ambitionierte Ideen, die in einem Flop geendet sind.

Ob der Zune-Player, der die Musikwelt revolutionieren sollte, Microsoft Bob, das digitale Wohnzimmer für Windows 3.1 und 95, oder die Suchmaschine Bing, die bis heute keinen Stich gegen Google macht: Die Liste an gescheiterten Hardware- und Software-Projekten ist lang.

Auch beim Thema Mobilgeräte hat sich Microsoft schon immer schwer damit getan, langfristig einen Fuß in die Tür zu bekommen. Das Surface Neo ist der jüngste Versuch, das wichtige Smartphone-Segment für sich zu erobern. Der Unterschied diesmal: Statt mit großem Tamtam in den Verkauf zu starten und dann vor sich hinzudümpeln, erreichte das Vorzeigeprojekt nicht mal die Marktreife.

Das Surface Neo sollte im Mobilbereich neue Maßstäbe bei der Produktivität setzen. Das Surface Neo sollte im Mobilbereich neue Maßstäbe bei der Produktivität setzen.

Mittlerweile geht kaum noch jemand davon aus, dass das Surface Neo jemals das Licht der Welt erblicken wird. Und nun dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit, weshalb Microsoft wohl in letzter Sekunde die Notbremse gezogen hat.

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Probleme an allen Ecken und Enden

1.000 Tage Funkstille - mit dieser Größenordnung verdeutlicht der Report der Website Windowscentral anschaulich, wie lange das Surface Neo seit seiner Enthüllung im Oktober 2019 nun schon auf Tauchstation gegangen ist, ohne dass ein neuer Release-Zeitraum genannt wurde.

Offiziell wurde das Dualscreen-Smartphone mitsamt des extra an die beiden Bildschirme angepassten Windows 10X nur verschoben. Beim Blick auf die zahlreichen Probleme des Geräts dürfte es insgeheim aber einfach nur einen langsamen Tod im Papierkorb sterben.

Woran ist das Projekt gescheitert?

Der Windowscentral-Autor Zac Bowden beruft sich in seinem Report auf interne Personen bei Microsoft, die in die Entwicklung involviert waren. Die drei Hauptgründe für das Scheitern sollen demnach folgende sein:

  • Überhitzung: Ein Problem, das man bei keinem Smartphone haben möchte. Das Surface Neo soll permanent von einem zusätzlichen Lüfter gekühlt worden sein, auch bei offiziellen Präsentationen. Das habe vor allem an der geringen Dicke des Gehäuses und den nicht optimierten Treibern für Intels Lakefield-CPUs gelegen.
  • Softwaremacken: Windows 10X war der Versuch, auch Win32-Programme auf einem Smartphone lauffähig zu machen, indem sie in einer virtualisierten Umgebung laufen. Das Ergebnis war eine denkbar zähe, viel zu langsame Performance. Noch dazu konnten viele Bedienelemente von Windows selbst nicht gut an die kleinen Bildschirme angepasst werden.
  • Zu kleine Bildschirme: Womit wir beim dritten Punkt wären, dem kleinen Formfaktor. Selbst im sogenannten Laptop-Mode, bei dem eine (viel zu kleine) Tastatur an das Smartphone angeschlossen wird, sei das Arbeiten am Surface Neo weder genießbar noch produktiv gewesen.

Apropos zu kleine Tastatur: Welche Größe bevorzugt ihr eigentlich? Kompakt oder lieber so groß wie möglich? Lasst es uns gerne in der aktuellen Umfrage wissen, wir sind gespannt!

Interessantes Konzept mit starker Technik

Aufgrund der vielen Probleme soll Microsoft also die Notbremse gezogen haben, um nicht erst nach dem Launch der Geräte eine Bauchlandung hinzulegen, die in den Fokus der Berichterstattung rückt. So weit, so schade, denn das Surface Neo hat zumindest auf dem Papier ein interessantes Konzept mit durchaus leistungsfähiger Hardware zu bieten.

Jedes der beiden 9-Zoll-Displays besitzt es eine Auflösung von 1440x1928 Pixeln. In der günstigsten Variante sind 8,0 GByte Arbeitsspeicher verbaut, die von 128 GByte Speicherplatz für Apps und andere Daten begleitet werden. Für genügend Power sollte der Intel Core i5-L16G7 sorgen - wenn er nicht so heiß geworden wäre. Auf der Waage hätte es das Surface Neo auf 655 Gramm gebracht.

Gutes Convertible? Gibt's auch jetzt sofort.

Das Dual-Screen-Smartphone sollte laut Microsoft das mobile Arbeiten revolutionieren und die reichhaltige Programmvielfalt des Desktop-Windows auch unterwegs anbieten. Dank der beiden Bildschirme hätte man zwei Programme gleichzeitig anzeigen lassen können, um etwa eine Mail zu verfassen und nebenbei einen Chat oder den Kalender im Blick zu behalten.

Die Arbeiten an Windows 10X wurden zwar eingestellt, dafür geht es mit Windows 11 Schlag auf Schlag weiter. Das große Herbst-Update steht in den Startlöchern und Teilnehmer des Insider-Programms können sich sogar bereits über die langersehnten Tabs im Datei-Explorer und weitere Neuerungen freuen:

Hättet ihr Interesse an dem Surface Neo gehabt, oder wäre das Konzept der zwei Bildschirme schon von vornherein ein Graus für euch gewesen? Welche Fehlschläge von Microsoft zählen für euch persönlich bis heute zu den größten Flops? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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