Mit einer Powerstation muss ich auch beim Camping und auf Festivals auf nichts verzichten

Eingefleischte Stubenhocker lassen sich nicht so leicht in die Natur locken - wenn Strom für liebgewonnene Technik dabei ist, kann sich das aber schnell ändern. Vorhang auf für Powerstations.

Eine Powerbank dürfte wohl fast jeder von euch besitzen. Unterwegs dem Smartphone oder dem Tablet ein wenig Strom zukommen lassen zu können, ist ja auch eine durchaus praktische Sache. So fing es bei mir auch an, doch dann artete es ein wenig aus.

Zuerst gesellte sich eine Powerbank mit integriertem Solarpanel in die Sammlung - keine Erfahrung, die ich empfehlen kann, die in die Powerbank integrierten PV-Zellen sind fast immer zu schwach für ordentliches Nachladen.

Dann kam eine kleine Solarmatte mit 21 Watt, die sich schon deutlich besser schlug. Für mächtigere Geräte als ein Handy reichte das trotzdem kaum.

Eine Powerbank in Groß und mit deutlich mehr Kapazität und die Option etwas mehr aus der eh kostenlos strahlenden Sonne zu profitieren, das wäre doch etwas?

Gibt es und nennt sich Powerstation, oft mit integriertem Solar-Wechselrichter für eine autarke Stromversorgung, auch wenn mal längere Zeit keine Steckdose in der Nähe ist. Nicht, dass mir das als bekennendem Stubenhocker einen Vorteil verschaffen würde, aber man weiß ja nie.

Powerstations und mobile Solarpanels sind eine perfekte Kombination. Und Katzen. Katzen gehören irgendwie auch dazu, ich weiß nur noch nicht, warum. Powerstations und mobile Solarpanels sind eine perfekte Kombination. Und Katzen. Katzen gehören irgendwie auch dazu, ich weiß nur noch nicht, warum.

Immer genug Strom mit dabei

Okay, mitunter zieht es mich doch nach draußen. Ab und zu will die schöne Landschaft ringsum und der große Garten mit Obstwiese auch genutzt werden. Allerdings gehöre ich nicht zu den Asketen, die eins mit der Natur ganz ohne Technik sein müssen - abseits von gelegentlichen Live-Rollenspielen jedenfalls. Der Sommer lässt sich auch mit Notebook in der Hand und Bluetooth-Lautsprecher nutzen.

Genug Energie liefern mir dafür seit einiger Zeit zwei Powerstations mit einmal 500 Wattstunden und einmal 1.000 Wattstunden Kapazität. Dabei handelt es sich im Grund nur um Akkus, wie sie auch in Notebooks oder E-Autos eingesetzt werden.

Ein integrierter Wechselrichter sorgt dann dafür, dass per handelsüblichem Schuko-Stecker der gewohnte 220V-Strom entnommen werden kann. Bei den meisten Modellen sind auch USB-Anschlüsse, teils mit bis zu 100 Watt Ausgangsleistung, vorhanden. Wer Geräte wie Kühlboxen mit 12V-Zigarettenanzünder-Anschluss nutzt, kann diese meist auch einstecken.

Vier mobile Solarpanels mit je 200 Watt sorgen hier für flottes Nachladen - in 2 Stunden von 0 auf 100 Prozent wenn die Sonne scheint. Vier mobile Solarpanels mit je 200 Watt sorgen hier für flottes Nachladen - in 2 Stunden von 0 auf 100 Prozent wenn die Sonne scheint.

In den meisten Fällen lassen sich Powerstations nicht nur mit dem beiliegenden oder fest eingebauten Netzteil per Steckdose laden, sondern auch per Solarpanel. Einige Powerstations können so mit 800 und mehr Watt per Sonne geladen werden, was dann bei gutem Wetter auch unterwegs für ein starkes Maß an Autarkie sorgt.

Powerstation? Brauche ich sowas wirklich?

Solltet ihr mit einem Kauf liebäugeln, steht allerdings vorher eine Bedarfsanalyse an, um teure Fehlkäufe zu vermeiden.

Ich habe hier zwei Powerstations mit sehr unterschiedlichen Leistungen: Eine kleine Bluetti AC50S mit 500 Wattstunden Kapazität, die es vergangenen Winter für günstige 199 Euro zu kaufen gab und eine Jackery Explorer 1000 Pro, die ungefähr fünfmal so viel kostet und dafür 1.000 Wattstunden Kapazität bietet.

Nur doppelt so viel Leistung für den fünffachen Preis? Klingt wenig verlockend, aber es geht bei Powerstations nicht nur um die Kapazität

Vierstellige Europreise für ein bisschen Strom? Kein Schnäppchen und sicher kein Spontankauf um damit derart zu experimentieren wie hier im Artikel beschrieben. Für Camper kann sich die Anschaffung aber lohnen. Vierstellige Europreise für ein bisschen Strom? Kein Schnäppchen und sicher kein Spontankauf um damit derart zu experimentieren wie hier im Artikel beschrieben. Für Camper kann sich die Anschaffung aber lohnen.

Wichtig ist auch, was rein- und rauskommt. Mit der Bluetti können nur Geräte betrieben werden, die maximal 300 Watt aufnehmen, zudem dauert das Nachladen sehr lange, da sie vom beiliegenden Netzteil nur 80 Watt geliefert bekommt und auch per Solarmodul maximal mit 100 Watt laden kann. Laut ist sie auch, sowohl beim Laden als auch beim Entladen.

Die Jackery hingegen bietet angeschlossenen Geräten 1.000 Watt dauerhaft und 2.000 Watt für einen kurzen Zeitraum (für Geräte, die beim Start viel Leistung benötigen), nachgeladen wird sie mit bis zu 800 Watt (Netz/Solar).

Meinen Mittelklasse-PC mit RX 6700, der beim Gaming etwa 350 Watt schluckt, packt die Bluetti-Station daher nicht, wenn Last anliegt - für die Jackery ist er kein Problem.

Kann es sein, dass ihr den letzten Absatz nur überflogen habt, weil euer Kopf noch über die unverschämt hohen Preise der Powerstations nachdenkt?

Tatsächlich ist eine hochwertige Powerstation keine kleine Anschaffung und ich bin ganz ehrlich: Die meisten von euch werden sie nicht brauchen. Wer jetzt rechnet, ob sich das Ding bei konsequenter Solarnutzung irgendwann amortisiert: knifflig.

Bei 40 Cent Stromkosten pro Kilowattstunde dürfte das selbst bei sehr regelmäßiger Anwendung ein Kampf gegen die Zeit sein, da Technik nun einmal nicht ewig hält.

Dieser Fusionsenergie-Kollektor hängt entspannt herum und fängt dabei bis zu 200 Watt Sonnenenergie auf. Auf dem oberen Teil des Fensters befindet sich ein weiteres Panel mit 100 Watt Peakleistung. Dieser Fusionsenergie-Kollektor hängt entspannt herum und fängt dabei bis zu 200 Watt Sonnenenergie auf. Auf dem oberen Teil des Fensters befindet sich ein weiteres Panel mit 100 Watt Peakleistung.

Viele Optionen im Homeoffice

Persönlich nutze ich die Powerstations als Insel-Solaranlage für das Homeoffice. Das befindet sich im ausgebauten Dachboden und verfügt über ein großes Dachfenster, das inzwischen statt mit einem Sonnenschutz mit zwei leichten Camping-Solarmodulen bestückt ist - die halten die Sonne auch fern und produzieren nebenbei bis zu 300 Watt Peak.

In der Realität sind es zwar eher bis zu 260 Watt, aber auch das reicht für Arbeits-PC, Monitor(e), NAS und alles, was sonst so wichtig ist.

Da die Powerstations den Sonnenstrom einfach durchleiten können und vom Überschuss den Akku nachladen, lässt es sich so tagsüber oft solar betrieben ohne zusätzliche Stromkosten arbeiten. Gleichzeitig ist für Abend und Nacht genug Energie im Akku gespeichert, um spontane oh-Mist-morgen-ist-Abgabetermin-Nachtschichten zu puffern.

Ganz nebenbei kann die Powerstation aber auch als USV, als unterbrechungsfreie Stromversorgung, genutzt werden. Die Umschaltzeiten von Netzstrom auf Akku sind so gering, dass der PC beim Stromausfall einfach weiterläuft.

Balkonsolar (oder hier: Garagendachsolar) und Powerstation mit PV-Panels vertragen sich durchaus - das eine leitet den Strom ins Netz, das andere bildet eine Insel, an die Geräte direkt gesteckt werden müssen. Die Bagatellgrenze von 600 Watt gilt bei Inselsystem allerdings nicht. Praktisch! Balkonsolar (oder hier: Garagendachsolar) und Powerstation mit PV-Panels vertragen sich durchaus - das eine leitet den Strom ins Netz, das andere bildet eine Insel, an die Geräte direkt gesteckt werden müssen. Die Bagatellgrenze von 600 Watt gilt bei Inselsystem allerdings nicht. Praktisch!

Das funktioniert im Winter natürlich schlechter als im Sommer - wenn es wirklich heiß wird (und das wird es unter dem Dach recht schnell), könnte die Jackery-Powerstation mit maximaler Solarunterstützung aber auch ein mobiles Klimagerät ohne weitere Stromkosten betreiben.

Größter Nachteil ist wie immer der Preis, vor allem der mobilen Solarpanels der Powerstation-Hersteller: Während klassische Dach- oder Balkonsolar-Panels bei unter 150 Euro für 400 Watt/Peak angekommen sind, kosten mobile Panels mit dieser Leistung bis zu 1.000 Euro.

Nun gut, das Homeoffice läuft über das Powerstation-Inselsystem (das übrigens nicht einmal angemeldet werden muss, da nicht eingespeist wird) spätestens ab April autark. Gleichzeitig sind die Akkus aber mobil genug, um auch draußen Spaß zu haben.

Das kleine aber starre Panel hier im Bild liefert bis zu 80 Watt und ist bifazial ausgelegt. Bedeutet: Die Rückseite fängt ebenfalls Licht ein, um Strom zu erzeugen, eine Reflektorfolie liegt sogar bei. Das kleine aber starre Panel hier im Bild liefert bis zu 80 Watt und ist bifazial ausgelegt. Bedeutet: Die Rückseite fängt ebenfalls Licht ein, um Strom zu erzeugen, eine Reflektorfolie liegt sogar bei.

Mit der Powerstation zur Retro-LAN

Einerseits ist da natürlich die beginnende Festivalsaison. Zugegeben, mein erstes Wacken habe ich auch ohne viel Technik überstanden. Aber das war 1995 und niemand wusste, wie viele spannende Mobilgeräte es einmal geben wird.

Genug Strom für anständige Beschallung des Freundeskreises, Handyladen, Wasserkocher für Kaffee - warum eigentlich nicht? Angesichts der Anschaffungskosten bleibt zwar die Furcht vor Langfingern, mit mobilem Strom macht man sich aber tatsächlich auch viele neue Freunde.

Primärer Einsatzzweck von Powerstations ist aber Camping. Modelle mit höherer Kapazität versorgen Camper auch bei längerem Regenwetter mit Strom. Kommt die Sonne raus, kann nachgeladen werden.

Wer also nicht mit dem festen Wunsch nach Technik-Detox in den Campingurlaub fährt, profitiert schnell vom Komfort einer Powerstation.

Der Aufbau fürs Oldschool-Zocken beginnt - der Strom steht schon bereit, der erste PC (Pentium 1000 mit 2x Voodoo2) ist schon aufgebaut. Auf die historisch korrekte Monitorwahl wurde großzügig verzichtet. Der Aufbau fürs Oldschool-Zocken beginnt - der Strom steht schon bereit, der erste PC (Pentium 1000 mit 2x Voodoo2) ist schon aufgebaut. Auf die historisch korrekte Monitorwahl wurde großzügig verzichtet.

Da ich kein eingefleischter Camper bin, habe ich stattdessen ein eigentlich für LARP angeschafftes Zelt im Garten stehen: Weit genug von Haus und Nachbarn entfernt, um ein wenig Ruhe zu haben, aber nah genug, um noch ein wenig WLAN vom Bürofenster aufschnappen zu können. Mit ein paar Tischen und Sitzmöglichkeiten ist das der perfekte Austragungsort für eine Outdoor-LAN.

Da dort auch keine Steckdose liegt, wurde es eine Retro-LAN mit Technik aus der Zeit von Half-Life und Unreal, betrieben von den Powerstations. Die alten Kisten sind zwar langsamer als aktuelle, dafür fällt der Stromverbrauch tatsächlich etwas geringer aus. Zumindest, solange man auf Röhrenmonitore verzichtet.

Und siehe da, es funktioniert tatsächlich. Mit den 1,5 Kilowattstunden Energie in den beiden Powerstations lassen sich die mit Singlecore-CPU und Steinzeit-Grafikkarten bestückten PCs auch nach Sonnenuntergang gut fünf Stunden weiternutzen - der sonnige Mai sorgte in den Stunden davor für Solar-Autarkie.

Nimm das, Mama: So geht Sitz doch nicht dauernd in deinem Zimmer, spiel auch mal draußen! im Jahre 2023!

Wäre eine Powerstation auch etwas für euch? Liebäugelt ihr jetzt vielleicht sogar mit einem der beiden hier vorgestellten Modelle? Oder ergibt die schnell überschlagene Kopfrechnung für euch doch: Das ist mir zu teuer? Wir freuen uns wie immer auf eure Meinungen und Anmerkungen zum Thema in den Kommentaren!

zu den Kommentaren (6)

Kommentare(6)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.