Netflix als Arbeitgeber - Kultur der Angst oder der Transparenz?

Netflix ist ein erfolgreiches Unternehmen – doch laut Berichten ist das Betriebsklima für viele Mitarbeiter alles andere als angenehm.

Netflix soll laut einem Bericht des Wall Street Journals kein angenehmer Platz zum Arbeiten sein. Netflix soll laut einem Bericht des Wall Street Journals kein angenehmer Platz zum Arbeiten sein.

Das Wall Street Journal hat einen Bericht über Netflix veröffentlicht (teils hinter einer Paywall, teils konnten wir aber auch ohne Bezahl-Account darauf zugreifen), in dem das Betriebsklima des erfolgreichen Streaming-Unternehmens beschrieben wird. Dafür hat das Wall Street Journal laut eigenen Angaben mit über 70 gegenwärtigen und früheren Mitarbeitern von Netflix in den USA gesprochen.

Die Angestellten würden sehr gut bezahlt, müssten sich aber auch an sehr hohen internen Standards orientieren. Das alleine wäre vermutlich kein Problem, doch laut dem Artikel scheint es, als wolle Netflix-CEO Reed Hastings, dass sich die Angestellten Sorgen darüber machen müssen, wie lange sie überhaupt noch bei Netflix arbeiten - es ist von einer Kultur der Angst die Rede.

Netflix selbst bezeichnet das laut dem Wall Street Journal allerdings als Transparenz. Direktes Feedback und Offenheit seien auf allen Ebenen gewünscht und Teil der Unternehmenskultur. So könne praktisch jeder Netflix-Angestellte auf sensible Informationen zugreifen, etwa die aktuellen Abonnentenzahlen in unterschiedlichen Regionen, die Zuschauerzahlen einzelner Shows oder auch die Vertragskonditionen für Netflix hauseigene Produktionen.

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Laut dem Wall Street Journal sollen Führungskräfte aber auch regelmäßig den sogenannten »keeper test« auf ihre Mitarbeiter anwenden - sich fragen, ob sie dafür kämpfen würden, diesen Mitarbeiter zu behalten. Entlassungen, auch von sehr verdienten Mitarbeitern, aus heiterem Himmel sollen laut dem Bericht des Wall Street Journal demzufolge ständig stattfinden.

So sei Neil Hunt, der lange Chief Product Officer war und das System entwickelt hat, das Netflix-Kunden weitere Inhalte vorschlägt, einfach so entlassen und durch einen seiner eigenen Mitarbeiter ersetzt worden sein. Netflix-CEO Hastings, der ein langjähriger Freund von Hunt gewesen sei, habe das schlicht damit begründet, dass Netflix stark gewachsen und jemand anders nun besser für den Job geeignet sei.

Öffentliche Entlassungen

Ein anderer Fall sei Ernie Tam, sechs Jahre lang Netflix-Entwickler, der an einem Montagmorgen gesagt bekam, er sei kein brillanter Performer mehr. Ein Vertreter der Personalabteilung nahm ihm den Laptop weg und bot ihm eine Abfindung an - Tam habe das Büro einfach verlassen.

Auch weinende Angestellte, die ihren Schreibtisch ausräumen, seien an der Tagesordnung. Andere Mitarbeiter würden sich nicht trauen, nachzufragen oder zu helfen, um sich nicht die nächste Zielscheibe selbst anzuheften.

Dazu käme dann häufig, dass nachträglich E-Mails über die Entlassungen verschickt würden, die teils Hunderte von Mitarbeitern erreichten, genaue Details zu den angeblichen Fehlern der Ex-Mitarbeiter enthielten und so für noch mehr Unruhe sorgen würden.

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In einem Fall habe der Finanzchef David Wells den Vizepräsidenten David Burt entlassen, weil sich dieser nicht offen zu einem Problem mit einem Angestellten geäußert habe. Dieses Problem sei laut dem Wall Street Journal allerdings eine Krankheit des Angestellten gewesen und Burt habe anscheinend versucht, die Privatsphäre des Mitarbeiters zu schützen.

Mitarbeiter in den Büros in Singapur sollen das Betriebsklima dort sogar mit Nordkorea vergleichen, wo Mütter ihre Söhne öffentlich kritisieren müssen. Netflix nennt das öffentliche Anprangern laut dem Bericht des Wall Street Journal »Sunshining«.

Arbeitgeberbewertung überdurchschnittlich

Als Reaktion auf den Bericht des Wall Street Journal hat die Rating-Seite für Firmen als Arbeitgeber glassdoor.com, die über 800 Bewertungen von Angestellten für Netflix auf der eigenen Seite ausgewertet. Insgesamt bekommt Netflix eine Punktzahl von 3,7 von 5 möglichen Sternen - der Durchschnitt der über 830.000 bei glassdoor.com bewerteten Arbeitgeber liege bei 3,4.

Seit 2013 sei das Rating von Netflix auf glassdoor.com leicht gestiegen (von 3,4 auf 3,7). Am besten würde Netflix in Sachen Bezahlung bewertet (4,2), während die Work-Life-Balance und die Führungsriege (Senior Management) mit 3,3 die schwächsten Kategorien seien. Die Zustimmung der Mitarbeiter zu CEO Reed Hasting wuchs im vergangenen Jahr von 81 auf 87 Prozent.

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