Klimaanlage kühlt PC: Beeindruckende Ergebnisse und zwei große Nachteile

Ein außergewöhnliches Kühlsystem soll einige Probleme herkömmlicher Kühlmethoden lösen – gleichzeitig sorgt es aber auch für neue Schwierigkeiten.

Das Kühlsystem vom Youtube-Kanal Tech Ingredients lässt sich einfach nachbauen - wenn ihr zufällig eine passende Klimaanlage übrig habt. Das Kühlsystem vom Youtube-Kanal Tech Ingredients lässt sich einfach nachbauen - wenn ihr zufällig eine passende Klimaanlage übrig habt.

Preiswerte Hardware ist derzeit Mangelware und deshalb dürften sich die nächsten Upgrades für viele PC-Spieler vorerst auf unbestimmte Zeit verzögern.

Glücklicherweise lässt sich mittels Übertaktung aus den meisten Systemen noch mehr Leistung herauskitzeln, ohne dass dafür Mondpreise gezahlt werden müssen. Das möchte auch das neuste Projekt des YouTube-Kanals Tech Ingredients auf ungewöhnliche Art unter Beweis stellen.

Mithilfe einer ungenutzten Klimaanlage fürs Fenster und etwas Kreativität hat das Team von Tech Ingredients einen Kühler konzipiert, der selbst die Abwärme stark übertakteter Hardware im Zaum halten soll. Das ist aber noch nicht alles: Laut dem Moderator sei die selbstgebastelte Kühllösung nämlich darüber hinaus in der Lage, den PC vor Staub und Kondenswasser zu schützen.

Wir schauen uns in diesem Artikel an wie die Konstruktion funktioniert und verraten euch, ob das Ganze nur etwas für ambitionierte Heimwerker ist oder sich auch für den Dauereinsatz bei euch zu Hause eignet. So viel sei bereits gesagt, das Kühlsystem leistet viel, ist aber nicht frei von Nachteilen.

Eine Menge Vorteile könnten indes Nvidias neue Lovelace-Grafikkarten bieten. Denn im Vergleich zu den aktuellen Ampere-Modellen sollen die neuen GPUs teilweise mit der doppelten Leistung aufwarten. Mehr dazu und was euch 2021 in puncto Hardware sonst noch erwartet, lest ihr bei GameStar Plus:

Wie kühlt die Klimaanlage den PC?

Im Grunde genommen ist das Konzept denkbar simpel. Tech Ingredients nutzt ein selbst kreiertes Verbindungsstück aus Holz, um die kalte Luft aus einer Fensterklimaanlage in einen PC zu leiten.

Die Klimaanlage ist dabei wohlgemerkt nicht in einem Fenster installiert, sondern befindet sich samt dem Verbindungsstück auf einem Podest hinter dem PC. Letzterer kann somit einfach unter die Holzkonstruktion geschoben werden.

Dank eines Gitters an der Oberseite des PC-Gehäuses gelangt kalte Luft ins Innere des Systems. Dort bahnt sie sich zunächst ihren Weg durch den Wärmetauscher einer AiO-Wasserkühlung, die sich um den verbauten Ryzen 7 3800XT kümmert.

Die Lüfter des PCs sind währenddessen allesamt abgeklemmt, sodass die kalte Luft nur durch den Überdruck entweichen kann, der mit der Zeit im Gehäuse entsteht. Letztlich wird aus Gehäuse so fast ein Kühlschrank, was die Youtuber dadurch demonstrieren, dass sie Getränke darin abstellen (nicht zur Nachahmung empfohlen!).

Nach der Einschätzung des Moderators hat das Kühlsystem gleich mehrere Vorteile:

  • Der PC muss nicht modifiziert werden.
  • Der kälteste Punkt des Kühlkreislaufs befindet sich an der Klimaanlage, wodurch nur dort Kondenswasser auftreten und der PC trocken bleiben soll.
  • Die Klimaanlage besitzt einen Filter und versorgt den PC deshalb nur mit staubfreier Luft.
  • Der Überdruck im Gehäuse verhindert den Eintritt von Staub aus der Umgebung.
  • Durch die hohe Kühlkapazität einer Klimaanlage (in diesem Fall 1.500 Watt), kann die Luft selbst nach dem Kontakt mit dem Wärmetauscher noch die restlichen Komponenten wie beispielsweise die GPU kühlen.

Apropos Grafikkarte: Derzeit sind nicht nur neue Modelle sehr teuer, sondern ihr könnt auch ältere Grafikkarten für so viel Geld wie selten zuvor verkaufen. Falls ihr ein älteres Modell übrig habt und wissen möchtet, wie viel eure GPU auf eBay wert ist, erfahrt ihr das in unserer Übersicht:

Beeindruckende Test-Ergebnisse

Ob das unkonventionelle Kühlsystem auch hält, was es in der Theorie verspricht, hat Tech Ingredients in einem CPU-Stresstest genauer unter die Lupe genommen. Dafür wurden alle acht Kerne des eingangs erwähnten Ryzen 7 3800 XT von 3,9 auf 4,6 Gigahertz übertaktet.

Anschließend wurde die CPU mit dem Programm powerMax von CPUID für fünf Minuten zum Schwitzen gebracht. Die Luft aus der Klimaanlage war dabei 0 Grad Celsius kalt, während die Umgebungstemperatur bei rund 21 Grad lag.

Beim Standardtakt wird die CPU durch den Einsatz der Klimaanlage über 20 Grad kühler! Die genauen Werte im Überblick:

  • Beim Stresstest mit Standardtakt und ohne Klimaanlage (Systemlüfter eingeschaltet) wurde ein Maximum von 58 Grad gemessen. Die Systemtemperatur lag bei 28 Grad.
  • Mit Standardtakt und Einsatz der Klimaanlage lag die Maximaltemperatur der CPU bei ungefähr 36 Grad. Die Systemtemperatur pendelte sich bei etwa 14 Grad ein.
  • Beim Test mit Übertaktung und Einsatz der Klimaanlage erreichte die CPU eine Höchsttemperatur von etwa 56 Grad. Durch den kontinuierlichen Einsatz des Geräts ist die Systemtemperatur sogar noch auf ca. 10 Grad gesunken.

In dem unten eingebetteten Video mit zahlreichen interessanten Erklärungen zu den physikalischen Abläufen könnt ihr euch das Kühlsystem und den Test im Detail anschauen. Darüber hinaus stellt Tech Ingredients die Maße des selbstgebauten Verbindungsstücks in der Videobeschreibung zur Verfügung.

Bevor ihr jedoch den Bau einer eigenen Variante in Erwägung zieht, gibt es von uns im letzten Abschnitt noch eine kleine Warnung.

Link zum YouTube-Inhalt

Vorsicht: Kostenfalle - die Nachteile im Überblick

Obwohl das Kühlsystem aufgrund seiner oben genannten positiven Eigenschaften sehr verlockend klingen mag, raten wir euch von einem Dauerbetrieb ab. Neben dem offensichtlichsten Nachteil in Form der Lautstärke bereitet uns vor allem ein Faktor große Sorgen, den ihr wahrscheinlich erst auf der nächsten Stromrechnung bemerken würdet.

Die Klimaanlage saugt deutlich mehr Strom als konventionelle Kühlmethoden. Im Beispiel von Tech Ingredients sind das ungefähr 400 Watt - das ist mehr als eine gesamte PS5 unter Last beansprucht. Außerdem kommt zusätzlich noch der gestiegene Stromverbrauch durch die Übertaktung hinzu

Am Ende des Tages schadet das sowohl der eigenen Brieftasche als auch der Umwelt. Zugegeben, das Experiment ist sehr interessant und gewährt einen Ausblick darauf, was mit ein bisschen Kreativität so alles möglich ist. In den allermeisten Fällen sollte der gewonnene Leistungszuwachs unserer Einschätzung nach aber nicht die gestiegenen Kosten aufwiegen.

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