Razers neuestes kabelloses Gaming-Headset Kraken V4 wird vom Hersteller mit so manchem beworben: Totale Immersion. Entfesselt.
heißt es beispielsweise auf der Seite.
Technisch soll sich das Kraken V4 an meinem geliebten Blackshark V2 Pro orientieren. Da konnte ich mich natürlich nicht lumpen lassen und musste selbst testen, wer den Kampf der Giganten gewinnt: Kraken oder Schwarzhai.
Vorweg bestätigen kann ich schon einmal, dass sich beide kabellosen Gaming-Headsets zumindest preislich ähneln: Das Kraken V4 kostet rund 200 Euro. Das ein Jahr alte Blackshark V2 Pro gibt es inzwischen für etwa 170 Euro.
Transparenzhinweis: Razer hat uns das Kraken V4 für den Test kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Artikel und bekam keine Einsicht vor Erscheinen des Tests. Es bestand keine Verpflichtung zu einem Testbericht oder einer anderen Form der Berichterstattung.
Bequem. Zu bequem?
Das Kraken V4 ist zwar bequem, aber ziemlich groß. Um zu verifizieren, dass es nicht an meinem Kopf liegt, habe ich mich mit Kollegen ausgetauscht, die diesen Umstand bestätigten. Recht schwer ist es mit 350 Gramm außerdem.
Schon beim leichten Kopfnicken am Schreibtisch im Takt zu Lady Parts
verrutschte das Headset. Wer aber einen größeren Kopf hat oder einen luftigen Sitz bevorzugt, könnte hier eine gute Wahl treffen.
Das Headset ist laut Hersteller mit allen gängigen Plattformen kompatibel, was ich in meinen Tests an PC und PS5 bestätigen konnte.
Das Mikrofon beim Kraken V4 kann zwar eingefahren werden, verhält sich dabei aber etwas störrisch. Der Kabelteil kann problemlos in die Ohrmuschel geschoben werden, beim Mikrofonkopf hakt es dann aber oft, sodass ich jedes Mal erst daran herumdrehen muss, damit auch dieser komplett im Headset verschwindet. Auf die Schnelle ist das kaum möglich.
Beim Blackshark kann das Mikrofon einfach abgenommen werden, was wesentlich schneller und unkomplizierter vonstattengeht.
Die Akkulaufzeit ist mit rund 70 Stunden ordentlich, halbiert sich jedoch bei eingeschalteter (zugegeben wunderhübscher) RGB-Beleuchtung.
Über die Software kann manches angepasst werden, anderes muss. Beispielsweise lässt sich die Beleuchtung nur darüber abstellen und THX Spatial Audio aktivieren.
Nervigerweise merkt sich das Headset unsere Einstellungen aber nur, wenn Razer Synapse eingeschaltet ist. Sprich: Läuft die Software nicht im Hintergrund, während ich das Gerät aus und wieder anschalte, läuft es auf den Werkseinstellungen.
Klanglich muss sich das Headset ansonsten nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Bei Bloodywoods Ari Ari
fehlte mir allerdings ein wenig der treibende Druck in Form von Bass.
Bei Kataklysms The Black Sheep
klangen die Hi-Hats etwas zu spitz und bei den Alan Wake 2 Chapter Songs wurden die Höhen auf hoher Lautstärke etwas verzerrt.
Alles jedoch Dinge, die den meisten beim alltäglichen Musikhören oder Spielen nicht auffallen dürften und die meinem picky Testerinnen-Gehör geschuldet sind.
Wenn ich meine Ohren nicht aktiv nach Fehlern offengehalten habe, fiel mir auch nichts Negatives auf. Im Gegenteil konnte ich mich rundum ins Spiel fallen lassen oder meinem Arbeiten zur Musik widmen.
Hier spielt das Kraken V4 seine Stärken aus: Die Allround-Fähigkeit ist bemerkenswert.
Spezifikationen
- Verbindung: Kabel, Bluetooth, 2,4 GHz-Funk über USB-C-Dongle
- Akkulaufzeit: bis zu 70 Stunden ohne Beleuchtung und mit 2,4 GHz-Verbindung / bis zu 35 Stunden mit Beleuchtung und 2,4 GHz-Verbindung
- Beleuchtung: Ja, Razer Chroma RGB (anpassbar und abstellbar)
- Treiber: 40-Millimeter Razer TriForce Titanium
- Frequenzgang: 20 Hz – 28 kHz
- Impedanz: 32 Ohm
- Kompatibilität: PC, Mac, PlayStation, Nintendo Switch, Steam Deck, Android, iOS
- Mikrofon: HyperClear Super Wideband Mic (nicht abnehmbar, lässt sich aber einfahren)
- Mikrofonfrequenz: 100 Hz - 10 kHz
- Mikrofonsensibilität: -42 ± 3 dBV/Pa, 1 kHz
- Virtual Surround: THX Spatial Audio
- Software: Razer Synapse
- Variationen: Kabelgebunden unter Kraken V4 X
- Gewicht: 350 g
- Lieferumfang: Headset, USB-A-nach-USB-C-Kabel, USB-A-nach-USB-C-Kabeladapter, USB-C-Dongle, Bedienungsanleitung
Preis und Verfügbarkeit
- Release: bereits erfolgt (20. August 2024)
- Preis: 199,99 Euro (UVP)
So habe ich getestet
Ich hatte das Razer Kraken V4 ungefähr zwei Wochen lang im Einsatz. Während der Zeit trug ich es viel bei der Büroarbeit, hörte Musik, schaute nebenher Serien und andere Videos und nahm täglich an Team-Meetings sowie anderen Voice-Chats teil. Nach Feierabend und an den Wochenenden spielte ich damit. Darunter waren viele kleinere Indie-Titel, das Action-Adventure Banishers, ein paar kurze Runden in Counter-Strike 2 und der Rhythm-Shooter Metal: Hellsinger.
Totale Immersion? Nicht ganz
Beim Geisterbannen in Banishers leistete das Kraken V4, was ich von einem Produkt in seiner Preiskategorie erwarte. Die Atmosphäre wirkte trotz tonaler Diskrepanzen, die dem selbst Spiel geschuldet sind, dicht.
Die THX Spatial Audio-Unterstützung macht hier einen einwandfreien Job, die mit mehr Treibern ihr volles Potenzial wohl besser hätte ausschöpfen können.
Auch in Counter-Strike 2 war ich zufrieden. Mein Mitspieler konnte mich über das Superbreitband-Mikrofon gut verstehen, bestätigte mir aber, dass ich sonst (mit dem Blackshark V2 Pro) etwas besser klinge.
Mit Leichtigkeit konnte ich orten, woher Töne kommen. So war ich zumindest wenig überrascht, wenn mein Charakter von hinten erschossen wurde.
Ebenfalls mit sattem Sound und guter Ortung bewegte ich mich durch die Höllen von Metal: Hellsinger.
Obwohl ich insgesamt mit der Klangkulisse zufrieden war, fragte ich mich spätestens hier, warum mit Immersion geworben wird, das neue Kraken-Headset im Gegensatz zum Kraken V3 Pro und Kraken V3 HyperSense kein haptisches Feedback spendiert bekommen hat.
Auch sind die Vorgängermodelle inzwischen günstiger zu haben. Fairerweise sollte ich aber erwähnen, dass die Geräte mit haptischem Feedback nur für bestimmte Musik- und Spielegenres geeignet sind und das V4 eher ein Allrounder ist.
Dennoch hätte Razer Force Feedback mit anbieten können. Ob Spielerinnen es Spieler es dann auch nutzen, könnten sie selbst per Knopfdruck entscheiden.
Solltet ihr euch das Razer Kraken V4 kaufen?
Das Razer Kraken V4 lohnt sich für euch, wenn ihr ...
- ein kabelloses Allround-Gaming-Headset mit schöner Beleuchtung sucht
- auf mehreren Plattformen unterwegs seid
- einen größeren Kopf habt und druckempfindlich seid
Alternativen zum Razer Kraken V4
- Razer Blackshark V2 Pro (2023), wenn ihr ein noch besseres, abnehmbares Mikrofon sucht
- Razer Kraken V3 Pro oder Kraken V3 HyperSense, wenn ihr nicht auf haptisches Feedback verzichten wollt
- Corsair HS80 Max, wenn ihr einen ähnlich guten Allrounder sucht, der etwas weniger kostet
- Audeze Maxwell (GamePro), wenn ihr ebenfalls kabellos mit wesentlich detaillierterem Klang hören möchtet und bereit seid, doppelt so viel Geld zu bezahlen
Abschließend: Ja, das Kraken V4 ist ein würdiger Nachfolger des normalen V3 (ohne Pro oder HyperSense dahinter), aber kein Ersatz für das Blackshark V2 Pro (2023).
Wem die Stimmung in epischen Singleplayern am wichtigsten ist und wer keine 400 Euro für ein Audeze Maxwell und andere Konsorten aufbringen will, kann guten Gewissens zum Kraken V4 greifen.
Wer aber vorwiegend online mit anderen Leuten spielt, dem würde ich nach wie vor eher das inzwischen günstigere Razer Blackshark V2 Pro (2023) empfehlen, das auch auf den meisten Köpfen besser sitzt.
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