Update, 13. September 2022: Kaum zu glauben, dass es schon wieder fünf Jahre her sein soll, dass wir unseren Retro-PC zu Ehren der GameStar-Geburtsstunde gebaut haben. Was zum 20-jährigen Jubiläum der GameStar entstanden ist, ermöglicht auch fünf Jahre später immer noch einen spannenden Rückblick auf die Hardware, die zum Start der GameStar im Jahr 1997 so richtig angesagt war.
Wusstet ihr etwa noch, dass der echte High-End-Gamer von damals zwei verschiedene Grafikkarten benutzt hat und dass 64 Megabyte (nicht Gigabyte) Arbeitsspeicher extrem viel waren? All die Hintergründe dazu und welche Stolperstein beim Zusammenbau unseres Retro-PCs auf uns gewartet haben, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Erfahrungsbericht samt Video. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Anschauen!
GameStar wird 25 Jahre jung. Das bedeutet nicht nur eine ebenso lange Geschichte an Videospielen, sondern auch an Prozessoren und Grafikkarten. Denn ohne die damals noch sehr großen und fast ausschließlich beige-grauen Stahlkisten wäre nie ein beschleunigter Pixel über Röhrenmonitore geflimmert.
Die Recherche nach geeigneter Hardware für den Retro-PC verläuft schwieriger, als zunächst gedacht: Erst einmal müssen wir nach der damals aktuellen Prozessor- und Grafikkarten-Generation recherchieren, hierbei leistet unter anderem Wikipedia gute Dienste, das solche Komponenten mit den wichtigsten Eckdaten auflistet.
Da das Internet 1997 noch in den Kinderschuhen steckt und Printmagazine erheblich mehr Infos liefern, stöbern wir im GameStar-Heftarchiv und werden prompt fündig: Logisch! Denn bereits in den ersten Ausgaben, beginnend ab Heft 10/1997, bildet die GameStar Tests zu Grafikkarten, Prozessoren und Soundkarten ab. In Ausgabe 01/1998 entdecken wir außerdem eine zehnseitige Kauf- und Aufrüstberatung inklusive drei vorkonfigurierten Rechnern mit einem Einstiegspreis von 2.800 Mark!
PC zum Gebrauchtwagenpreis
Als Hardware-Experten richten sich unsere Blicke auf den »Profi-Spiele-PC« für sündhaft teure 6.500 Mark. Andere Menschen kaufen sich damals für dieses Sümmchen einen Gebrauchtwagen, wir Spieler sind indes vom Intel Pentium II sowie dem Grafik-Traumduo Riva-128-Chip und Voodoo-I-Graphics verzaubert.
Die Entscheidung ist gefallen: Wir beginnen, den damaligen High-End-Rechner möglichst authentisch nachzubauen. Dank der Marktübersicht zu aktuellen CPUs und GPUs im entsprechenden GameStar-Heft haben wir sogar reichlich mögliche Alternativen, falls wir die vorgegebenen Komponenten weder in unseren Schränken, noch auf Ebay finden.
Auch fünf Jahre nach unserem 20-jährigen Jubiläum noch spannend anzusehen: Unser damaliges Video zum Retro-PC mit Hardware von 1997:
Glücklicherweise können wir das für den Profi-Spiele-PC empfohlene Slot-1-Mainboard, ein Asus P2L97 mit Intel 440LX-Chipsatz samt Slot-Blende für kleines Geld auf Ebay erstehen. Das ATX-Mainboard, das 1997 für rund 500 Mark verkauft wird, ist im klassischen Platinen-Gelb gehalten und bietet mit einem AGP-, fünf PCI- und zwei ISA-Slots genügend Optionen für Erweiterungskarten. Neben dem klassischen Floppy-Port stehen für Magnet-Festplatten und optische Laufwerke zwei IDE-Anschlüsse bereit.
Die drei RAM-Bänke nehmen EDO- und SRAM-Riegel mit einer maximalen Bestückung von immerhin 384,0 MByte auf. Auf der Rückseite der Platine finden sich zwei PS/2-Anschlüsse für Maus und Tastatur, obendrein ist das Asus P2L97 mit einem parallelen und zwei seriellen Ports sowie zwei USB-Anschlüssen ausgestattet. Auf passive Kühlkörper wurde verzichtet, die Chips der North- und Southbridge liegen blank auf dem Mainboard.
Ebenfalls Teil der Mainboard-Auktion ist der Ende Januar 1998 erschienene Intel Pentium II alias »Deschutes« mit 333 MHz Takt und einem Front Side Bus von 66 MHz. Im Vergleich zu den Pentium-II-Debütanten namens »Klamath« setzt Intel hier auf ein feineres Fertigungsverfahren mit 250 statt 350 Nanometer (bei aktuellen CPUs sind es 14 nm!) und reduziert gleichzeitig die Spannung von 2,8 auf 2,0 Volt.
Das senkt die Leistungsaufnahme, im Falle des Deschutes-333 beträgt die TDP nur noch 20,6 Watt. Der Slot-1-Prozessor besitzt einen 16,0 KByte großen L1-Cache, die Größe des L2-Caches beträgt 512,0 KByte. Unser Modell ist zusätzlich mit Kühlrippen und einem 50 Millimeter großen Lüfter ausgestattet, damaliger Kostenpunkt: über 1.500 Mark.
Zwei Grafikkarten waren Pflicht
Um das Intel-Flaggschiff nicht auszubremsen, setzen wir auf für damalige Verhältnisse exorbitante 64 MByte SDRAM Arbeitsspeicher (rund 400 Mark) und bestücken das System außerdem mit einer extrem schnellen 3D-Grafikkarten-Kombination. Die Elsa Victory Erazor (300 Mark) ist unsere primäre 3D-Karte und mit dem Riva-128-Chip von Nvidia bestückt. Mit einem Chiptakt von 100 MHz und einem 4,0 MByte großem SGRAM-Videospeicher zählt sie zu den schnellsten Direct3D-Karten zum damaligen Zeitpunkt.
Da es vor 20 Jahren jedoch noch zahlreiche Spiele gibt, die speziell für die Glide-API von 3dfx entwickelt werden, verbauen wir mit der ebenfalls rund 300 Mark teuren Guillemot Maxi Gamer 3D einen zusätzlichen Pixelbeschleuniger, der ausschließlich für solche Spiele gedacht ist. Die auf dem Voodoo-Graphics-Chip basierende Grafikkarte besitzt 4,0 MByte EDO-RAM und taktet mit 50 MHz. Gefertigt in 500 Nanometern beherbergt die PCI-Karte eine Million Transistoren auf der Platine.
Die Komponenten des Retro-PCs stecken wir in einen beigen Midi-Tower samt Netzteil (damals rund 120 Mark), für Datenträger stehen ein 24x-CD-ROM- (180 Mark) und ein Diskettenlaufwerk (30 Mark) bereit. Windows 95 (200 Mark) samt Spiele finden auf einer 20,0 GByte großen IDE-Festplatte Platz.
Für die damaligen Verhältnisse ist die HDD deutlich zu groß, von den drei ersteigerten Festplatten, war sie jedoch die einzig funktionsfähige. Die empfohlene IBM DHEA 36480 mit 6,4 GByte schlägt damals mit satten 680 Mark zu Buche. Um das Feeling von 1997 zu komplettieren, kommt eine Microsoft IntelliMouse mit Rollkugel und das geschwungene Microsoft Natural Keyboard zum Einsatz.
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