Ich habe meine Wohnung mit einer Türanlage smarter gemacht und bin trotz Enttäuschung schlauer als vorher

Das Ring Intercom von Amazon soll Gegensprechanlagen smart machen. Das klappt im Test ohne Frage, aber wie viel Einfluss hat das Gerät tatsächlich auf den Alltag?

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Eine smarte Türklingel? Das ist doch nur etwas für Eigenheimbesitzer, dachte ich. Aber tatsächlich gibt es auch Optionen, mit denen Mieter ihre Türanlage smart gestalten können, selbst in einem Mehrparteienhaus.

Das Ring Intercom fällt in genau diese Kategorie. Als Nachrüstmodell ohne Verkabelung oder Zwang zum Bohren ist es darauf ausgelegt, Gegensprechanlagen in Mietwohnungen zu versmarten. Als die Ankündigung des Produktes erschien, klang das natürlich sehr vielversprechend. Wir wollten uns Amazons smarte Türanlage deshalb selbst genauer anschauen.

Die große Frage dabei: Kann so eine Türanlagen-Nachrüstoption wirklich einen Mehrwert im Alltag bringen? Oder handelt es sich dabei vor allem um eine nette Spielerei, damit auch wir Mieter mit stolzgeschwellter Brust sagen können: Meine Klingel ist auch smart?

Unser Test verrät es euch! Wenn ihr stattdessen eher auf der Suche nach einer vollwertigen smarten Türklingel für euer Haus seid, dann kann ich euch Mircos Test des Nuki 3.0 mit Keypad 2.0 empfehlen. Lest doch mal rein.

Ring Intercom
Ring Intercom
Das Ring Intercom macht, was es soll, und erfüllt seinen Zweck dabei mit nur ein paar kleinen Schönheitsfehlern. Besonders die App und die verständliche Anleitung sind lobend zu erwähnen. Allerdings fehlt mir als Mieterin in einem Mehrparteienhaus der tatsächliche Mehrwert durch die smarte Gegensprechanlage. Im Alltag kam mir das Ring Intercom eher wie ein spaßiges Gimmick denn als kluge Smart-Home-Erweiterung vor.
  • erfüllt alle Aufgaben einer Gegensprechanlage tadellos
  • kann in ein bestehendes Ring-Setup integriert werden
  • eine hilfreiche Anleitung macht die Einrichtung zum Kinderspiel
  • die App ist übersichtlich aufgebaut
  • der Mehrwert im Alltag ist fraglich
  • funktioniert nur mit Internetverbindung
  • wer das Akkuwechseln vergisst, bleibt im Regen stehen
  • die Klebstreifen könnten fester halten
Amazon

Was habe ich getestet?

Für den Test hat mir Amazon ein Modell des Ring Intercom zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um die günstigere Version des Produkts ohne zusätzlichen Akku und Ladestation.

Verbunden habe ich das Ring Intercom mit der in meiner Wohnung installierten Gegensprechanlage vom Typ STR HT3002/3. Außerdem habe ich zur Bedienung der smarten Gegensprechanlage die Ring-App verwendet und diese mit der Alexa-App verknüpft.

Eine Übersicht über alle kompatiblen Gegensprechanlagen bietet Amazon auf einer Übersichtsseite an. Euer verbautes Modell findet ihr meist heraus, indem ihr die obere Abdeckung eurer Gegensprechanlage entfernt.

Der innere Smart-Home-Skeptiker

Wie steht es um die Sicherheit? Mit der alten Gegensprechanlage wird das Ring Intercom per Kabel verbunden. Hier besteht also keine wirkliche Gefahr.

Danach werden die aufgezeichneten Daten per WLAN (2,4 GHz, 802.11 b/g/n) an Amazon und von dort an die Alexa-App gesendet. Dort wird offenbar auch ein Protokoll über die Entriegelung der Haustür sowie das Aktivieren der Gegensprechanlage gespeichert. Die Gespräche, die man über die Gegensprechanlage führt, werden laut Amazon weder aufgezeichnet noch gespeichert.

Kann man das alles auch un-smart bedienen? Ohne WLAN funktioniert das Ring Intercom nicht. Eine lokale Nutzung ist also nicht möglich. Sollte das Internet ausfallen, kann allerdings immer noch die alte Gegensprechanlage genutzt werden, um die Türe zu öffnen oder Gespräche zu führen.

Aufbau und Einrichtung: Die Tücken liegen nicht, wo man sie erwartet

Der Aufbau des Ring Intercom beginnt erst einmal damit, dass wir den Akku laden. Danach geht es ans Eingemachte: das Öffnen der alten Gegensprechanlage und das Verkabeln mit dem Ring Intercom. Das ist natürlich ein gutes Stück komplizierter als das Einrichten eines Smart Speakers oder Saugroboters.

Aber dank der überaus hilfreichen Anleitung in der Ring-App und den zusätzlichen Nachschlage-Dokumenten von Amazon gelang uns der Umbau bereits beim ersten Versuch und war in etwa einer halben Stunde erledigt. Alles, was es dafür neben der Anleitung brauchte, war ein Schraubendreher.

Die Einrichtung ist etwas aufwändiger. Dafür ist die Anleitung klar verständlich. Die Einrichtung ist etwas aufwändiger. Dafür ist die Anleitung klar verständlich.

Das Ring Intercom befestigten wir dann mit den beiden beigefügten Klebestreifen neben der Gegensprechanlage. Leider hafteten die Streifen in unserem Test nicht besonders gut an unserer Wand, das Intercom fiel ständig herunter und baumelte dann an der Gegensprechanlage. Erst weitere Klebstreifen aus dem Supermarkt boten zusätzlichen Halt und beseitigten das Problem. Alternativ hätten wir das Intercom auch mit den beigelegten Schrauben an der Wand befestigen können.

Nach dem Umbau folgte der Test: Wir begaben uns mit unserem Smartphone an die Wohnungstür und klingelten. Nach etwa einer Sekunde bekamen wir eine Nachricht aufs Handydisplay und konnten die Türe per Knopfdruck öffnen - oder testweise mit uns selbst über die Gegensprechanlage reden.

Danach verknüpften wir die Ring-App per Skill mit der Alexa-App, sodass wir die Türe auch per Sprachbefehl über den Echo Dot öffnen konnten. Da dabei jedoch jedes Mal ein Sicherheitscode genannt werden musste, gestaltete sich dieses Feature im Alltag als wenig zweckmäßig.

Das Klingeln, Reden und das Öffnen

Nach der Installation erfüllt das Ring Intercom grob gesagt die drei Funktionen, die eine reguläre Gegensprechanlage auch bietet: Sie klingelt, erlaubt das Sprechen mit der Person an der Tür und lässt uns die Tür dann öffnen - nur eben smart.

In der Praxis bedeutet das: Ein Klingeln an der Haustür wird direkt an unser Smartphone weitergeleitet. Dort werden wir dann mit einer Push-Benachrichtigung über den Besuch informiert.

Wenn wir möchten, können wir nun ein Gespräch mit dem Fremden an der Tür beginnen. Das gestaltet sich nicht anders als ein normaler Anruf: Wir beginnen das Gespräch, halten das Handy ans Ohr und finden heraus, wer da gerade an der Tür steht.

So sieht das Ring Intercom fertig aufgebaut aus. So sieht das Ring Intercom fertig aufgebaut aus.

Der dritte Schritt ist das Öffnen der Tür, was wir ebenfalls über die App vornehmen. Per Knopfdruck öffnet sich die Haustür, der Gast kommt herein.

Von einer üblichen Gegensprechanlage unterscheidet sich das Ring Intercom also vor allem durch seine Tragbarkeit. Das Smartphone ist nicht fest installiert, sondern immer am Körper. Zu Hause bedeutet das, dass wir zum Öffnen nicht mehr an die Tür müssen und uns ein paar Schritte sparen. Spannender wird die Sache, wenn wir nicht zu Hause sind. Denn auch von der anderen Seite der Welt aus können wir per Smartphone unsere Wohnungstür öffnen.

Eine übersichtliche App

Gesteuert wird das Ganze über die Ring-App. Die gibt es kostenlos im Google Play Store wie auch im Apple App Store. Öffnen wir die App, werden wir zuerst von einer Übersicht unserer Geräte begrüßt. Wir wählen hier natürlich die installierte Gegensprechanlage aus.

Danach erwartet uns ein schön übersichtlich gestalteter Überblick der Funktionen. Groß und prominent platziert, findet sich der wichtigste Knopf: Tür entriegeln.

Darunter finden wir weitere Features wie einen Ereignisverlauf, der erhaltene Anrufe und Türöffnungen aufzeichnet. Auch sehen wir hier den Gerätestatus, erlauben weiteren Personen den Zugriff zur Gegensprechanlage und verbinden das Intercom mit weiteren Ring-Geräten wie der Doorbell (eine Funktion, die ich leider nicht testen konnte, da mir aktuell keine weiteren Ring-Geräte zur Verfügung stehen).

Die Ring-App ist logisch und übersichtlich aufgebaut. Die Ring-App ist logisch und übersichtlich aufgebaut.

Besonders wichtig ist natürlich der Akkustand des batteriebetriebenen Intercoms. Fällt der unter einen bestimmten Prozentwert, werden wir auf dem Smartphone per Push-Benachrichtigung informiert. Eigentlich eine gute Sache. Im Test ging das aber wohl ungünstigerweise unter, sodass wir plötzlich für zwei Tage ohne funktionierende Klingel dastanden - eine unglückliche Situation.

Geladen wird der Akku per Micro-USB-Anschluss. Dafür eignet sich jedes passende haushaltsübliche Ladekabel. Gegen einen Aufpreis könnt ihr das Ring Intercom aber auch mit einer passenden Ladestation und einem Ersatzakku erwerben.

Immer her mit den Paketen

Eine Besonderheit des Ring Intercom: Da der smarte Türöffner von Amazon stammt, gibt es natürlich auch eine Integration in den Onlinehandel des Versandriesen.

Denn auf Wunsch lässt eure neue Gegensprechanlage Paketboten mit euren Käufen direkt in den Hausflur. Diese sparen sich dann das Klingeln an eurer Haustür und stellen die Pakete stattdessen im Trockenen ab, wo ihr sie später abholen könnt. Das Feature muss jedoch erst in den Einstellungen der App aktiviert werden und ist standardmäßig ausgeschaltet.

Angst, dass der Paketbote plötzlich unangekündigt in eurer Wohnung steht, braucht ihr dabei in den meisten Fällen nicht zu haben. Denn im üblichen Mehrparteienhaus öffnet das Intercom ja nur die äußere Haustür, nicht aber die Tür direkt in eure Wohnung. Was uns zum Knackpunkt der ganzen Sache bringt: Das Ring Intercom funktioniert, aber bringt es auch einen Mehrwert?

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