Im vergangenen Februar kamen erste Nutzerberichte auf, die einen beschädigten Ryzen 9800X3D monierten. Bis Mitte April ist die Zahl solcher Defektmeldungen auf eine niedrige dreistellige Anzahl angewachsen.
Auffällig an dem Thema: Asrock-Mainboards waren vornehmlich der gemeinsame Nenner bei den Besitzern des kaputten Ryzen 9800X3D. AMD selbst erklärte hierzu in einer Stellungnahme, dass ein »Speicherkompatibilitätsproblem in früheren BIOS-Versionen« der Schuldige sei und erklärte das Thema nach einem Update für beendet.
In den vergangenen Tagen nahm diese Diskussion allerdings wieder an Fahrt auf. Auch auf dem Asrock-Subreddit wird weiter rege diskutiert; ein Moderator erklärt hier, dass die »Ursache bisher nicht ermittelt werden konnte«.
Nun meldet sich ein Tech-YouTuber mit einer Theorie, die ein wenig an die Instabilitätsprobleme der 13. und 14. CPU-Generation von Intel erinnert. »Tech YES City« hat sich hierfür das Spannungsverhalten eines Ryzen 9800X3D und Ryzen 7 7700 auf einem Asrock X870E Taichi Lite sowie weiteren ASUS-, MSI- und Gigabyte-Platinen angesehen.
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Mögliche Ursache: Dynamische SoC-Spannung auf Asrock-Boards
Bei diesen Tests des Tech-YouTubers zeigten Asrock-Mainboards eine Besonderheit: Die SoC-Spannung – unter anderem für den Speichercontroller zuständig – wird hier dynamisch geregelt.
Grundsätzlich handelt es sich hierbei um ein Energiesparfeature, da die Spannung so je nach Systembelastung hoch- oder heruntergeregelt und so die Effizienz gesteigert werden kann.
- Der Ryzen 7 9800X3D zeigte etwa bei einer kurzen Runde Fortnite eine Spitzenspannung von 1,265 Volt an. Beim Ryzen 7 7700 sah die Lage nicht besser aus, hier wurden bis zu 1,27 Volt angezeigt.
- Mutmaßlich könnten diese Schwankungen für Mikrosekunden sogar jenseits der 1,3 Volt schießen - Ausschläge, die das HWinfo64-Tool gar nicht mehr registrieren kann.
Diese 1,3-Volt-Grenze tauchte schon einmal im Kontext der AMD-Prozessoren auf: Teilweise wurden SoC-Spannungen bei 1,368 Volt gemessen, die wie im aktuellen Fall zu zerstörten Ryzen-7000-CPUs (via der8auer) führte.
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»Die Legende ist unschlagbar«: AMD stellt den Ryzen 7 9800X3D offiziell vor
Entscheidend ist, was automatisch
bedeutet
Die Theorie von »Tech YES City« lautet also, dass die Meldungen der defekten Ryzen-9000-Prozessoren wie im damaligen Fall mit der SoC-Spannung zusammenhängen, die über die »SoC/Uncore-OC-Mode«-Funktion im BIOS geregelt wird.
Ist dieses Feature inaktiv, wird diese SoC-Spannung wie oben beschrieben dynamisch angefordert. Nur im aktiven Zustand bleibt der jeweilige Wert statisch vorgegeben.
In der Regel ist die »SoC/Uncore-OC-Mode«-Einstellung bei allen Mainboard-Hersteller auf »Automatisch« eingestellt – in der Interpretation von »automatisch« unterscheiden sich die Boards allerdings laut »Tech YES City«.
- Denn während MSI, Gigabyte und Asus den automatischen Zustand als »aktiviert« (und somit statisch) verstehen, soll Asrock laut dem Tech-YouTuber den Auto-Zustand als »deaktiviert« (und damit dynamisch) ansehen.
- Deshalb stammt auch das Gros an Meldungen von Nutzern mit Asrock-Meldungen - die Einzelfälle mit Platinen anderer Hersteller bleiben in diesem Kontext aber nicht nachvollziehbar.
Weder AMD noch Asrock haben bisher eine Stellungnahme zu dieser Theorie abgegeben, doch zumindest würde das erklären, wieso auch nach dem eingangs erwähnten vermeintlichen BIOS-Fix weiter Defektmeldungen auftauchen.
Immerhin: Sollte sich die Vermutung als richtig herausstellen, ist eine Vermeidung weiter auftretender Fälle zumindest in der Idealvorstellung recht einfach.
Ein weiteres Asrock-Update, das die automatische »SoC/Uncore-OC-Mode«-Einstellung schlicht auf aktiviert stellt, sollte hierfür ausreichen. Betroffene, deren Ryzen 9000 abgeschmiert ist, müssen sich weiterhin an den Kundendienst von AMD und Asrock wenden.
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