Galaxy S23: Samsungs neue Flaggschiffe sind keine Revolution, aber das ist okay

Meinung: Statt große Würfe zu wagen, optimiert Samsung seine S-Klasse mit dem S23 nur im Detail. Das ist aber gar nicht so schlimm, sondern entspricht dem Zeitgeist - auch wenn ich das anfangs nicht akzeptieren konnte.

Samsungs neue S23-Serie war für mich eine Achterbahn der Gefühle. Ein paar Wochen vor Release der neuen Modelle war ich euphorisch, schrieb sogar einen Kommentar, um meiner Vorfreude Ausdruck zu verleihen: Samsungs Galaxy S23 Ultra macht mir Hoffnung, dass die Jahre des Stillstands vorbei sind.

Doch je näher die offizielle Vorstellung rückte, desto enttäuschter wurde ich. Das sah alles doch nicht nach dem erhofften großen Wurf aus. Direkt nach dem Unpacked-Event war ich fast schon sauer auf Samsung, weil man so wenig Neues gezeigt hatte.

Jetzt, zwei Tage nach dem Event, habe ich größtenteils meinen Frieden mit Samsungs Galaxy S23 geschlossen. Das hat auch mit den nahezu durchweg positiven Berichten von Tech-Autoren zu tun, die das S23 bereits in den Händen halten durften (was mir selbst bisher nicht vergönnt war).

Denn diese Berichte haben mich meine Erwartungshaltung gegenüber Samsungs Flaggschiff-Smartphones überdenken lassen - vielleicht ist es ja total in Ordnung, dass sich bei Smartphones heute wenig tut.

Alana Friedrichs
Alana Friedrichs

Das S23 hat bei Alana für eine ganze Reihe von Emotionen gesorgt: Vorfreude, Ernüchterung, Wut und Akzeptanz. Nachdem die Gefühle etwas abgekühlt sind, bleibt bei ihr die Erkenntnis: Smartphones sind heute eben langweilig, und das ist vielleicht auch gar nicht schlecht. Eine Sache bleibt da aber trotzdem noch, über die sie sich tierisch aufregen könnte - denn der angehobene Preis ist in ihren Augen eine Frechheit.

Smartphones sind heute eben langweilig

Das Unpacked-Event von Samsung hätte es in dieser Form nicht gebraucht. Gefühlt die Hälfte der Zeit widmete man der neuen Kamera des S23 Ultra. Die kleineren Modelle des S23 und S23 Plus wurden nebenbei abgefrühstückt und spätestens nach der Präsentation des Galaxy Book 3 Ultra musste in unserem Redaktions-Call zur Event-Berichterstattung aktives Gähnen unterdrückt werden.

Kein Wunder, fallen die Änderungen bei den Smartphones doch auf dem Papier alles andere als spannend aus: Ein tolles Display wird noch ein bisschen toller, eine überragende Kamera noch ein bisschen überragender, das kantige S23-Ultra-Design ein bisschen kantiger und dem Akku werden auch noch ein paar mAh spendiert. Irgendwie ganz schön langweilig.

Auf dem Datenblatt fallen die Neuerungen erst einmal ernüchternd aus. Auf dem Datenblatt fallen die Neuerungen erst einmal ernüchternd aus.

Aber genau so funktionieren Smartphones heute eben: Die Flaggschiff-Geräte der Hersteller bieten mehr als der Otto-Normal-Nutzer braucht, geben sich (meistens) keine echte Blöße mehr und setzen immer mehr auf Standards, die sich den Kunden gegenüber bewiesen haben - und die dann Jahr für Jahr ein kleines bisschen weiter nach oben skaliert werden.

Und das ist okay! Es gibt eben Technik, die durchentwickelt ist. Und bei Smartphones ist dieser Punkt offenbar erreicht. Große Revolutionen bleiben aus, weil weder Hersteller noch Kunden wirklich große Revolutionen möchten. Wir wissen, was wir von unseren Handys erwarten, und diese Erwartungshaltung soll bitte auch erfüllt werden.

Eine neue Perspektive auf das Galaxy S23

Nachdem ich dahingehend meinen Blick auf die neuen Smartphones von Samsung angepasst hatte, konnte ich auch die Stimmen aus dem Netz verstehen, die die S23-Serie geradezu in den Himmel lobten. Denn so gesehen macht das S23 alles richtig.

Die Hardware aus dem Vorjahr wird aufgegriffen und in vielen Aspekten ein bisschen besser gemacht - ohne irgendwo das Rad neu zu erfinden. Wer vom S22 auf das S23 wechselt, hat dadurch vielleicht keinen Wow-Effekt, befindet sich aber auch in der Minderheit.

Denn nicht nur waren die Smartphone-Verkäufe im vergangenen Jahr so niedrig wie lange nicht. Der Trend geht auch zur immer längeren Nutzungsdauer der Geräte, wie etwa die Tagesschau berichtet. Und wer sein Smartphone wie der Durchschnitts-Europäer nur alle drei bis vier Jahre austauscht, der merkt dann beim Wechsel über mehrere Generationen hinweg auch einen ordentlichen Sprung.

Mein Problem war also der Blick durch die Brille als Tech-Redakteurin, der mich stets nur den Bezug zum Vorjahr herstellen ließ. Nachdem ich diese abgenommen hatte, wurde mir klar, warum die Strategie Samsungs (und anderer großer Hersteller) nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch im Kundeninteresse war: Wer nach drei oder vier Generationen wechselt, fühlt noch immer einen ordentlichen Sprung nach vorne. Gleichzeitig müssen Kunde und Hersteller aber kein Risiko bei Entwicklung oder Kauf eingehen.

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Das S22 Ultra ist fast so gut wie das S23 und jederzeit verfügbar

Dann bleibt uns allen ja nur noch, gemeinsam romantisch in den Sonnenuntergang zu reiten, oder? Nicht ganz, denn einen Frustpunkt hat Samsung mit den neuen Smartphones nicht aus der Welt schaffen können. Während sich auf dem Datenblatt zum Vorgänger nur wenig tut, lässt sich das über das Preisschild nicht sagen.

Wer sich bei der Hardware auf kleine Sprünge beschränkt, sollte das auch beim Preis tun - und nicht 100 bis 150 Euro mehr verlangen, wie Samsung mit der S23-Serie. Hier bleibe ich enttäuscht und hoffe für kommende Generationen auf Besserung.

Was meint ihr? Seid ihr derselben Ansicht wie ich und findet auch, dass langweilige Smartphones vielleicht gar nicht so schlecht sind? Oder liege ich völlig falsch - was wir eigentlich brauchen, ist endlich mal wieder ein großer Wurf. Und wie steht ihr zu den Preissteigerungen der S23-Serie? Schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare!

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