Ich glaub, ich kaufe keine Xbox mehr - Schuld daran ist zum Glück mein Fernseher

Auf meinem Samsung-TV kann ich jetzt geliebten Indies spielen. Denn auf dem Fernseher gibt es den Game Pass, ganz ohne Konsole. Kann das funktionieren?

Na gut, einen Controller brauche ich schon noch - aber die Konsole erscheint mir nach dem Test fast schon überflüssig. Na gut, einen Controller brauche ich schon noch - aber die Konsole erscheint mir nach dem Test fast schon überflüssig.

Denkt man genauer darüber nach, ist es der logische nächste Schritt: Spiele gibt es im Abo statt auf CD, Spiele werden gestreamt und nicht installiert - da braucht man dann am Ende auch keine Konsole mehr. Zumindest haben sich das Samsung und Xbox so gedacht und gemeinsam die Cloud-Gaming-App für den Game Pass veröffentlicht.

Das Konzept ist so simpel wie genial: Game-Pass-Abo abschließen, Controller mit dem TV verbinden und dann die Spiele per xCloud direkt auf den Fernseher werfen.

Gerade für die Art und Weise, wie ich bisher meine Xbox verwendet habe, ist das eine fantastische Entwicklung - nur funktionieren muss sie eben auch. Wie gut das klappt, habe ich für euch ausprobiert.

Das hier ist allerdings kein ausführlicher Test von xCloud selbst - denn den gibt es schon. Mein Kollege Sören hat sich den Microsoft-Streamingdienst bereits vergangenes Jahr für euch angeschaut.

Xbox spielen auf dem TV: Das habe ich ausprobiert

Vor rund einer Woche habe ich die App installiert, mein Game-Pass-Abo erneuert und seitdem jeden Tag über die App Game-Pass-Titel gespielt. Dabei war von textlastigem Indie bis AAA-Open-World alles dabei.

Zum Einsatz kam im Test ein Samsung-TV aus der Modellreihe The Frame. Außerdem konnte ich bei mir zu Hause auf eine 50-mbit-Leitung zurückgreifen.

Persönlich habe ich den Game Pass in der Vergangenheit vor allem genutzt, um auf meiner Xbox Series S innerhalb eines Monats mehrere kleine, grafisch oft nicht so anspruchsvolle Titel zu spielen - die zocke ich lieber am PC oder auf der PlayStation 5. Für meine ganz persönliche Einschätzung, ob sich die neue App lohnt, waren die Indies also der hauptsächliche Anwendungsfall.

Wenn ihr Grafikkracher mit bestmöglicher Optik oder wettkampforientierte Shooter mit so flüssigen Frames wie möglich spielen möchtet, sieht euer Fazit vermutlich etwas anders aus als meines. Denn meine Messlatte an die Cloud-App auf dem TV war es, so gut zu funktionieren wie xCloud auf der Xbox Series S, mit all ihren Einschränkungen bei Latenz, Auflösung und Stabilität - nicht weniger, aber auch nicht mehr.

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Game Pass auf dem TV: die ersten Schritte

Bevor es losgehen kann, braucht es ein paar Vorarbeiten. Zuerst lade ich die Cloud-Gaming-App über den App-Store meines Samsung-Fernsehers herunter. Die wird mir glücklicherweise direkt empfohlen, sodass ich sie nicht erst manuell in dem eher mäßig gut designten Store suchen muss.

Finden lässt sich die App übrigens auf allen Samsung-TVs mit Baujahr 2020 oder neuer. Neuere Modelle bekommen die Möglichkeit, die App als Teil des größeren Samsung Gaming-Hubs zu verwenden - gefehlt hat mir diese Option in der Praxis aber nicht.

Danach gilt es, ein Game-Pass-Abo abzuschließen. Das ist per Fernbedienung leider alles andere als schnell und bequem - weshalb ich den Umweg über das Smartphone gehe, wo das Abonnement in kurzer Zeit erneuert wird.

Danach will ich die App starten - aber sie lässt mich nicht. Stattdessen sehe ich eine halbe Stunde lang trotz Troubleshooting immer nur den grünen Ladekreis. Ich mache Mittag, gehe spazieren, komme wieder - der Fehler ist weg. Seitdem ist der Fehler nicht mehr aufgetreten.

Also melde ich mich mit meinem Konto an und verbinde einen Controller. Dabei kann ich neben dem Xbox-Controller selbst auch auf Sonys DualSense oder DualShock 4 setzen. Der erste Verbindungsaufbau ist nach einem schnellen Batteriewechsel auch problemlos erledigt. Es kann losgehen.

Game Pass auf dem TV: die Cloud-Gaming-App

Als erstes begrüßt mich natürlich die Cloud-Gaming-App selbst, und das eher gemächlich: Die Seite baut sich einmal halb auf, springt eine Zeile weiter, bricht beim Laden kurz ab und fängt nochmal von vorne an. Na gut, vertrauenerweckend sieht anders aus.

Ist die Seite einmal aufgebaut, bewege ich mich zumindest annehmbar responsiv durch das Menü - ein gewisses Ruckeln beim Laden neuer Inhalte stelle ich aber auch hier noch fest. Dafür gibt es aber auch alles, was sich per xCloud streamen lässt: Assassin's Creed, Doom, Forza Horizon.

Einmal gestartet, beginnt der Verbindungsaufbau. Je nach Tageszeit geht das bei mir innerhalb einer halben bis maximal zwei Minuten. Allerdings scheine ich damit ordentlich Glück gehabt zu haben. Viele von euch berichten von deutlich längeren Ladezeiten, die gerne auch mal eine Viertelstunde oder länger anhalten.

Bis auf das kleine Logo oben rechts ist die App kaum von der Xbox-Oberfläche zu unterscheiden. Bis auf das kleine Logo oben rechts ist die App kaum von der Xbox-Oberfläche zu unterscheiden.

Game Pass auf dem TV: So spielt es sich

Na gut, genug Vorgeplänkel: Wirklich wichtig ist doch, wie es sich damit spielt. Und weil ich eine sanfte Seele bin, fangen wir langsam an - mit Citizen Sleeper.

Getestet - Citizen Sleeper: Das sehr textlastige Indie-Rollenspiel, in dem wir auf einer Cyberpunk-Weltraumstation irgendwie über die Runden kommen müssen, hat mich schon lange fasziniert. Weil Reaktionsschnelligkeit und Genauigkeit hier wenig gefordert sind, sollte ja alles klappen.

Und das tut es mit wenigen Einschränkungen erstmal auch. Das Bild ist flüssig genug und Citizen Sleeper genial. Lediglich immer wieder auftretende, kleinere Aussetzer beim Ton stören die Immersion. Nach etwa zwei Stunden bricht aber leider die Verbindung meines Xbox-Controllers ab - ein Problem, dass ich an dem Abend nicht mehr beheben kann und möchte. Ich mache die Glotze aus.

Citizen Sleeper 2: Eins der besten Cyberpunk-Storyspiele bekommt eine Fortsetzung Video starten 2:00 Citizen Sleeper 2: Eins der besten Cyberpunk-Storyspiele bekommt eine Fortsetzung

Getestet - DiRT 5: Am nächsten Tag hat sich der Fehler aber glücklicherweise von selbst behoben. Zeit für etwas Anspruchsvolleres. Das erste Rennspiel, das mir unter die Finger kommt, ist DiRT 5. Im Menü sieht alles gut aus, ich starte das Tutorial.

Und auch hier: Die kleinen Tonaussetzer vom Vortag gibt es immer noch, sonst sind aber Bild, Ton und Übertragung stabil genug, damit ich mich beim Rennen nach einem katastrophalen Start langsam nach vorne kämpfe. Ich drehe danach noch ein paar weitere Runden, nur zur Sicherheit.

Getestet - Starfield: Dann wird es Zeit für das große Finale. Kann ich auf meinem TV Starfield spielen, so ganz ohne PC und Konsole? Immerhin gibt es doch wohl wenig Anspruchsvolleres als die Weiten des Weltraums, oder?

Erneut bleiben die Tonaussetzer, was mich bei dem Open-World-Rollenspiel mehr stört als bei den anderen Titeln. Außerdem geht die Framerate immer wieder kurz in die Knie, wenn ich einen offenen Bereich betrete oder in den Weltraum starte. Und gerade hier merkt man auch, dass die Auflösung nur 1080p beträgt - dazu kommen vereinzelt Artefakte bei Feuergefechten.

Trotzdem konnte das meine Spielerfahrung kaum trüben. Nach rund einer Woche fällt das Fazit damit insgesamt recht positiv aus.

Fazit der Redaktion

Alana Friedrichs
@_alanani_

Bei der Cloud-Gaming-App für den Game Pass handelt es sich noch um eine Beta-Version - ein Fakt, den Samsung und Microsoft einem zurecht plakativ aufs Auge drücken, wann immer sie können. Ein fehlender Aufbau zur App oder die plötzlich abbrechende Verbindung des Controllers ist da wohl zu erwarten.

Sieht man von den Kinderkrankheiten ab, überzeugt der Dienst tatsächlich schon jetzt. Eine Woche lang konnte ich für die Kosten des Abos AAA-Titel und Indie-Lieblinge spielen. Alles, was es brauchte, waren der bereits vorhandene Fernseher und Controller, sowie eine stabile Internetverbindung.

Im kompetitiven Bereich würde ich die App allerdings nicht nutzen - so wie alle anderen Streaming-Dienste auch nicht. Und wenn man vor allem AAA-Titel wegen ihrer Grafikpracht zockt, ist man mit einer echten Konsole auch besser aufgehoben. Aber gerade für meinen Anwendungsfall - gelegentlich einen Monat lang verpasste Indie-Titel nachholen - eignet sich die App schon jetzt sehr gut.

Ich bin deshalb ehrlich: Der Wunsch, sich auch die nächste Xbox zuzulegen, hat mit Einführung der Cloud-Gaming-App auf meinem Fernseher gewaltig nachgelassen. Und das ist etwas Gutes.

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