Das Rätsel der fehlenden Gigabyte: Warum sind SSDs und Festplatten kleiner, als die Verpackung behauptet?

Da kauft man sich eine neue, flotte Terabyte-SSD, aber unter Windows bleiben nur 931 GB davon übrig. Wir erklären euch, wo die restlichen 69 GB hin sind.

Egal, um welchen Datenträger es geht: Ihr bekommt unter Windows auf den ersten Blick praktisch nie die Menge an Speicherplatz, die auf der Verpackung steht. Was nach einem Reklamationsgrund klingt, hängt letztlich nur mit unterschiedlichen Berechnungen und mit der Frage zusammen, wofür Abkürzungen wie GB genau stehen - denn Gigabyte ist in diesem Fall nicht die einzige mögliche Antwort.

Aber werfen wir zunächst einen Blick darauf, von wie viel fehlendem Speicherplatz wir hier genau reden? Für die folgenden Tabelle haben wir die Angaben der Hersteller mit dem unter Windows zu sehenden Speicherplatz verglichen.

Größer laut HerstellerGröße laut Windows ExplorerDifferenz
4.000 GB3.726 GB274 GB
2.000 GB1.863 GB137 GB
1.000 GB931 GB69 GB
512 GB477 GB35 GB
500 GB466 GB34 GB
480 GB447 GB33 GB
256 GB238 GB18 GB
250 GB233 GB17 GB
240 GB224 GB16 GB
128 GB119 GB9 GB
120 GB112 GB8 GB
64 GB60 GB4 GB

Absolut betrachtet wächst die Menge der fehlenden GB also, relativ gesehen liegt die Differenz dagegen immer im Bereich von etwa sieben Prozent.

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Der Grund für die Differenz: Binär versus Dezimal

Im Kern stehen sich hier das Binärsystem auf Basis von zwei Zahlen und das Dezimalsystem auf Basis von zehn Zahlen gegenüber. Ersteres findet unter Windows Verwendung, letzteres bei den Größenangaben der Hersteller von SSDs und Festplatten.

Aus Bereichen abseits des PCs sind wir es gewohnt, dass Präfixe wie Kilo, Mega und Giga für Zehnerpotenzen stehen. Ein Kilogramm sind also 1.000 Gramm (10 hoch 3), ein Gigavolt 1.000.000.000 Volt (10 hoch 9) und so weiter.

Im PC-Umfeld basiert dagegen letztlich alles auf dem Binärsystem und den beiden Zuständen 1 und 0. Das gilt beispielsweise auch für die Flash-Zellen einer SSD, die entweder geladen (1) oder ungeladen (0) sind.

In Bezug auf Datenträger können der Kilo-Angabe deshalb sowohl 1.000 Byte im Dezimalsystem (10 hoch 3) als auch 1.024 Byte im Binärsystem (2 hoch 10) entsprechen.

Um das begrifflich zu unterscheiden, gibt es zwar im Binärsystem die Angaben Kibibyte, Mebibyte und so weiter (statt Kilobyte, Megabyte und so weiter), wirklich Verwendung finden sie aber kaum.

Wie ihr die "fehlenden" GB berechnet und in Windows findet

Mit dem obigen Hintergrundwissen lässt sich berechnen, welcher binären Größe unter Windows die dezimale Herstellerangabe zu einem Datenträger entspricht. Am Beispiel einer SSD, die laut Packung ein Terabyte beziehungsweise 1.000.000.000.000 Byte an Daten bietet, sieht das so aus:

  • 1.000.000.000.000 / 1.024 = 976.562.500 Kilobyte
  • 976.562.500 / 1.024 = 953.674 Megabyte
  • 953.675 / 1.024 = 931 Gigabyte

Dieser Unterschied spiegelt sich auch unter Windows wieder, wenn ihr im Explorer mit der rechten Maustaste auf einen Datenträger klickt und den Punkt Eigenschaften auswählt. So werden im folgenden Beispiel aus 480.000.000.000 Byte letztlich 447 GB beziehungsweise Gibibyte im Binärsystem:

Letztlich gibt es sowohl für die Angabe auf der Verpackung der Hersteller als auch für die im Explorer eine nachvollziehbare Basis, wobei Windows genauer GiB statt GB schreiben sollte. Noch klarer wäre der Wechsel zum Dezimalsystem, wir bezweifeln aber, dass es noch zu dieser Einheitlichkeit kommt.

Eine ganz andere spannende Frage aus dem PC-Umfeld haben wir im folgenden Artikel bereits näher für euch beleuchtet. Habt ihr die Antwort darauf vor dem Lesen gewusst?

Es gibt eine Taste auf eurer Tastatur, die ihr bestimmt noch nie genutzt habt - Wofür ist »Rollen« gut?

Seid ihr schon mal über die unter Windows geringere Angabe der Speicherkapazität gestolpert? Würdet ihr euch wünschen, dass Microsoft sie zum Dezimalsystem anpasst, wie es beispielsweise unter MacOS der Fall ist, sollten die SSD-Hersteller lieber auf das Binärsystem wechseln oder ist nichts davon nötig? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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