3 Monate ohne freie Minute im Kalender: Time-Blocking klingt grausam, hat mich aber vollends begeistert

Beim Time-Blocking ist der Kalender voll - und das von morgens bis abends. Ich habe die Produktivitätsmethode drei Monate ausprobiert und bin nach einer harten Eingewöhnungsphase Fan geworden.

Nahezu keine freie Minute zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr abends: Wer in den vergangenen drei Monaten einen Blick in meinen Kalender geworfen hätte, wäre vermutlich schreiend davongelaufen. Aber der mit Terminen vollgeklatschte Zeitplan hatte Methode. Denn über etwa ein Dutzend Wochen habe ich eine neue Produktivitätsmethode ausprobiert: das Time-Blocking.

Und was soll ich sagen? Ich bin tatsächlich begeistert. Und das, obwohl mir der mit Terminen zugekleisterte Kalender zu Beginn richtig zu schaffen machte.

Wie es mir in den drei Monaten mit Time-Blocking erging und warum wir am Ende doch noch richtig gute Freunde wurden? Hier der Erfahrungsbericht.

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Was ist Time-Blocking

Bevor wir einsteigen: Was genau ist Time-Blocking überhaupt?

Das Time-Blocking ist eine Methode für ein effektiveres Zeitmanagement. Statt den ganzen Tag nur auf neue Ereignisse zu reagieren und sich treiben zu lassen, strukturiert man von vorneherein seinen ganzen Tag - oder gleich die ganze Woche.

Populär gemacht hat die Methode der Autor Cal Newport, etwa in seinem Bestseller-Buch Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen.

Beim Time-Blocking unterteilt man den Tag in verschiedene Zeitblöcke, die einer einzelnen Tätigkeit oder Aufgabe gewidmet sind. Das sorgt für weniger Ablenkung durch immer wieder anfallende, kleine Aufgaben und für eine leichtere Priorisierung dessen, was wirklich wichtig ist.

Kleines Beispiel: In meinem Arbeitsalltag nehmen die Zeitblöcke Schreiben und Gegenlesen den größten Teil ein, aber ich habe auch feste Slots, zu denen ich meine Mails beantworte oder neue Themen recherchiere. Im privaten Bereich habe ich Zeitslots für den Haushalt, eine aktuell laufende Weiterbildung und einen Freizeit-Slot, zu dem ich ohne schlechtes Gewissen zocken, lesen oder herumfläzen kann.

Eine meiner ersten Wochenplanungen im Google Kalender sah zum Beispiel folgendermaßen aus:

Was soll Time-Blocking bringen?

Wie bereits erwähnt, soll Time-Blocking dabei helfen, mehr Kontrolle über die eigene Zeit zu erlangen. Durch die Methode vermeidet man, sich von einer kleinen, plötzlich aufkommenden Aufgabe in die nächste zu hetzen - stattdessen werden die Aufgaben thematisch gesammelt und dann zu einem festen Zeitpunkt abgearbeitet.

Mir persönlich hat das Time-Blocking auch dabei geholfen, in meinem Alltag abseits der Arbeit besser zu priorisieren, was wirklich wichtig ist. Durch dedizierte Slots für Haushalt, Weiterbildung und mittlerweile auch Sport bleibt nichts davon liegen.

Abends habe ich durch meinen Freizeit-Slot stets ein paar Stunden, wo ich ganz ohne schlechtes Gewissen machen kann, worauf ich Lust habe - selbst wenn das bedeutet, dass ich stumpf YouTube auf der Couch schaue.

Wie habe ich Time-Blocking umgesetzt?

Im Prinzip habe ich sehr simpel angefangen: eine kurze Liste, was im Lauf einer Woche geschehen muss und ab geht's:

  • 40 Stunden Arbeit pro Woche, an Bürotagen Zeit zum Pendeln
  • jeden Tag etwas Haushalt und Zeit zum Einkaufen und Kochen
  • eine Abendroutine, während der ich mich ohne Bildschirme aufs Schlafengehen einstelle
  • genug Zeit für Freizeit

Mein erster Schritt zum Time-Blocking: Ein bekritzelter Zettel. Mein erster Schritt zum Time-Blocking: Ein bekritzelter Zettel.

Wichtig ist, sich den Tag erst einmal grob so zu planen, wie es funktionieren KÖNNTE. Im Nachhinein optimieren und Termine hin- und herschieben geht immer noch.

Gerade in den ersten Wochen habe ich regelmäßig umgestellt - etwa, um Zeit für eine Fortbildung und Training zu schaffen oder, weil ich doch etwas weniger Zeit zum Kochen brauche.

Die einzelnen Bereiche - Arbeit, Haushalt, Freizeit, etc. - sind farbkodiert. Dadurch bleibt der Kalender trotz der vielen Einträge übersichtlich.

Für meinen Kalender nutze ich aktuell Google Kalender, das System lässt sich aber auch mit jedem anderen digitalen Kalender umsetzen - und mit ordentlich bunten Stiften sicherlich auch analog.

3 Monate Time-Blocking: Der Anfang war hart

Nachdem der Entschluss für das Time-Blocking gefasst war, habe ich euphorisch losgelegt: Zeitblöcke planen und priorisieren, Google-Kalender basteln und Abfahrt!

An meinem ersten Tag habe ich mich strikt an den Kalender gehalten und mich deutlich produktiver gefühlt - ein klasse Gefühl.

An meinem zweiten Tag hatte ich nachmittags nicht mehr den Dampf für Haushalt UND Kochen und habe statt zweiterem etwas beim lokalen Imbiss bestellt. Die Folge: Ich habe mich mies gefühlt - und zwar so richtig.

An meinem dritten Tag bin ich nach Feierabend gar nicht mehr hochgekommen und stumpf auf der Couch versackt. Geplagt von Selbstzweifeln und einem schlechten Gewissen, zappte ich durchs Fernsehprogramm.

Meine Lust auf Time-Blocking war nur wenige Tage nach Beginn an einem Tiefpunkt.

3 Monate Time-Blocking: Zeit für einen Perspektivwechsel

Ich habe es ein paar Tage gut sein lassen mit dem Time-Blocking und währenddessen nachgedacht, warum ich trotz neuer Methode weniger produktiv war und mich gleichzeitig so mies fühlte.

Vielleicht war das alles zu viel Planung? Immerhin kamen bei mir zur gleichen Zeit noch eine ganze Reihe anderer Produktivitätsmethoden zum Einsatz:

Also nochmal klein anfangen - und den Blickwinkel ändern: Statt meinen Tag vom Time-Blocking leiten zu lassen, würde ich die Methode eher als Back-up-Plan verwenden.

Ich lebe also wie davor in den Tag, und immer, wenn mir der Sinn nach Produktivität steht, schaue ich in meinen Kalender - sozusagen als Inspiration, was ich gerade tun könnte. Außerdem bleiben die Wochenenden frei von Zeitblöcken.

Und das hat besser funktioniert, als ich mir je erhofft hätte. Nach und nach kamen diese Momente mit einem Sinn für etwas Produktives immer häufiger. Und ich hielt mich immer mehr an meinen Plan, ohne mich aktiv dazu zu zwingen.

Jetzt, nach rund drei Monaten, ist mir mein Time-Blocking zur zweiten Haut geworden. Ich habe eine Routine gefunden! Nach der Arbeit etwas Haushalt, dann Training, dann Einkaufen und Kochen, dann Weiterbildung, dann Freizeit. Es läuft von ganz alleine.

Und wenn ich doch mal einen Time-Block auslasse? Dann mache ich mir keine Vorwürfe - denn das, so die Moral der Geschichte - ist der schlimmste Feind eines produktiven Alltags und bestimmt auch schlecht für die Gesundheit.

Eine weitere beliebte Technik, die ich verwende um im Home-Office effizienter zu arbeiten, ist die sogenannte Pomodoro-Technik. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen:

Dank der Pomodoro-Technik komme ich endlich klar im Home-Office

Jetzt seid ihr an der Reihe! Kanntet ihr das Konzept des Time-Blockings bereits? Habt ihr es vielleicht sogar schon selbst verwendet? Wie ist es gelaufen? Oder ist euch die Methode völlig neu? Habt ihr noch weitere Tipps und Tricks, die euch den Alltag erleichtern? Teilt sie doch mit uns in den Kommentaren - ich freue mich, von euch zu hören!

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