Die Luftfahrtbehörde der USA schickt endlich Windows 95 in den Ruhestand: Es ist ein milliardenschweres Großprojekt

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat einen milliardenschweren Plan vorgelegt, um die Flugsicherung zu modernisieren.

Die US-amerikanische Flugsicherung hat ein altes Problem: Windows 95. (Bildquelle: AAAE, Microsoft) Die US-amerikanische Flugsicherung hat ein altes Problem: Windows 95. (Bildquelle: AAAE, Microsoft)

Die Realität der amerikanischen Flugsicherung wirkt wie eine Zeitreise in die Vergangenheit: Über ein Drittel aller Flugsicherungssysteme in den USA basiert noch immer auf Technologie aus den 1980er und 1990er Jahren.

Dies geht aus einer Anhörung der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA (via NPR) hervor, die einen umfassenden Plan zur Modernisierung vorstellte.

  • In vielen Kontrolltürmen arbeiten Fluglotsen mit Windows 95-Computern, die Disketten als Speichermedium verwenden.
  • Richtig wild wird es, wenn Ersatzteile benötigt werden: Die FAA ist hierfür teilweise auf die Auktionsplattform eBay angewiesen, da die ursprünglichen Hersteller diese Komponenten nicht mehr produzieren.

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»Keine Disketten oder Papierstreifen mehr« – bis 2029

Diese veralteten Systeme verursachen wöchentlich etwa 1.000 Ausfälle unterschiedlicher Schwere, wie ein Fluglinienmitarbeiter gegenüber der New York Post erklärt. Als (negatives) Paradebeispiel der jüngeren US-Fluggeschichte steht der Newark Liberty International Airport, an dem im April und Mai eine Serie von Systemausfällen auftraten.

Der schwerwiegendste Vorfall in dieser Reihe ereignete sich am 28. April, als Radar- und Kommunikationssysteme für bis zu anderthalb Minuten vollständig ausfielen (via Reuters).

Als Reaktion auf die anhaltenden Krisen präsentierte Transportminister Sean Duffy (seit 30. Januar 2025 im Amt) einen umfassenden Plan zur kompletten Erneuerung des amerikanischen Flugsicherungssystems.

  • Binnen vier Jahren will Duffy ein vollkommen neues, hochmodernes System implementieren, das auf moderner Technologie basiert.
  • FAA-Administrator Chris Rocheleau fasst den Plan schlicht zusammen: »Keine Disketten oder Papierstreifen mehr«.

Windows 95 nur ein Teil der Modernisierungspläne

Der Übergang von Windows 95 zu Linux-basierten Systemen markiert nur einen Aspekt der umfassenden technischen Erneuerung. Die papierbasierte Flugstreifenverfolgung, die seit den 1960er Jahren praktisch unverändert verwendet wird, soll durch digitale Informationsmanagementsysteme ersetzt werden.

Die US-Regierung spricht unter anderem von folgenden Änderungen:

  • Im Bereich Telekommunikation sollen rund 4.000 Standorte mit neuen Glasfaser-, Wireless- und Satellitentechnologien ausgestattet und von 25.000 neuen Radios begleitet werden. Insgesamt sollen 618 Radarsysteme grundlegend erneuert werden.
  • Eine zugehörige strukturelle Veränderung betrifft indes die Konsolidierung der Luftraumkontrollzentren: Die aktuell 21 Einrichtungen sollen durch sechs hochmoderne Zentren ersetzt werden, die allerdings noch gebaut werden müssen.

Ein Milliardenprojekt, dem die endgültige Zustimmung fehlt

Die Finanzierungshöhe dieses Mammutprojekts steht bisher nicht fest; verschiedene Schätzungen rangieren zwischen 12,5 und über 31 Milliarden US-Dollar.

Der US-amerikanische Senatsausschuss USCTA hat die genannten rund 12,5 Milliarden Dollar als erste Phase vorgeschlagen, während die Industriekoalition »Modern Skies« mindestens 18,5 Milliarden Dollar zusätzlicher Notfinanzierung über drei Jahre fordert.

Trotz der breiten politischen Unterstützung steht dem Modernisierungsprojekt gerade diese Finanzierung im Weg: Während der Kongress grundsätzlich zustimmt, ist die Bereitstellung der erforderlichen Mittel bisher nicht gesichert.

  • Frühere Modernisierungsversuche sind laut NPR gescheitert, weil der FAA nicht erlaubt wurde, alte Systeme außer Betrieb zu nehmen, wodurch über 90 Prozent der für neue Ausrüstung vorgesehenen Mittel für die Wartung veralteter Systeme verwendet wurden.
  • Ein weiteres Problem stellt der akute Personalmangel dar, der im Zuge der Newark-Krise besonders deutlich sichtbar wurde: Mit über 3.000 fehlenden Fluglotsen sei das System bereits jetzt überlastet.

Lokaler Widerstand zeigt sich auch bei kleineren Konsolidierungsprojekten. In Ohio protestierten Fluglotsen gegen FAA-Pläne, Operationen von mehreren Standorten im nördlichen Teil des Staates zu einer zentralen Einrichtung in Cleveland zu vereinen.

Inwieweit die moderneren Systeme gegen potenzielle Cyberangriffe geschützt werden sollen, ist indes noch vollkommen ungeklärt.

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