Strom sparen via Kantenglättung: Kein Scherz, das funktioniert!

Redakteur Alex ist immer noch erstaunt, wie viel Energie sich mit dem Ändern einer einzigen Grafikoption einsparen lässt.

Bei 70 Grad drehen die Lüfter der RTX 3090 unter Volllast. Bei 70 Grad drehen die Lüfter der RTX 3090 unter Volllast.

Es kommt nicht mehr so oft vor, dass ich am PC etwas entdecke, das mich zum Staunen bringt. Doch genau das ist vor wenigen Tagen geschehen. Ich hatte wahrhaftig einen persönlichen, kleinen Heureka!-Moment.

Mir war auch sofort klar, dass das in einem Artikel festgehalten werden muss. Schließlich bin ich Hardware-Redakteur durch und durch. Auch wenn ich vielleicht Gefahr laufe, etwas komisch angesehen zu werden, denn womöglich ist meine Erkenntnis für viele gar nicht so überraschend. Aber gut, lange genug um den heißen Brei herumgeredet, ich komme besser mal zum Punkt.

Wie mich eine Bronchitis zum Hardcore-Strategen machte

Wie große Teile der Republik stöhnte auch das tiefe Niederbayern zuletzt unter der brachialen Sommerhitze. 37 Grad und mehr waren keine Seltenheit. Noch dazu lebe ich in einer Mansardenwohnung. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie sich das mit einem Gaming-Rechner verträgt. Dass ich zudem bis vor einigen Tagen mit einer Bronchitis zu kämpfen hatte, unterstrich meine Entscheidung, den PC vorerst nur zu Dienstzwecken zu nutzen, zusätzlich.

Zeit, die ich stattdessen mit dem Schauen von Let’s Plays verbrachte. Um genau zu sein, blickte ich meinem Kollegen Alexander Beck, den ihr vielleicht als Der Hobbygeneral kennt, beim Daddeln diverser Hardcore-Strategiespiele über die Schulter.

Ganz besonders haben es mir dabei Field of Glory: Empires und Unity of Command 2 angetan. Ersteres zählt zur Kategorie der Grand-Strategy-Games, wie sie in den letzten Jahren vor allem durch die Strategie-Spezialisten aus dem Hause Paradox geprägt wurden. Unity of Command 2 dagegen ist ein waschechtes Wargame. Und beide habe ich mir vorgestern dann auch direkt gekauft. So kam es, dass ich trotz der Entscheidung, den PC einfach mal PC sein zu lassen, nun doch wieder zocke.

Alexander Köpf
Alexander Köpf

Redakteur Alex schreibt seit über drei Jahren für GameStar. Für Computer, Technik und alles, was dazu gehört, interessiert er sich jedoch schon von Kindesbeinen an. Beinahe ebenso lange zockt er auch. Strategiespiele stehen dabei zwar schon immer ganz oben auf seiner Liste, Wargames sind für ihn aber eine neue Spielwiese.

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Uraltgrafik bringt meine High-End-Grafikkarte ins Schwitzen

Die beiden Titel sind dabei alles andere als Grafikwunder, im Gegenteil: Auf den Look kommt es bei derartigen Spielen eigentlich nicht an, obgleich gerade Unity of Command 2 als außergewöhnlich hübsch gilt – zumindest im Vergleich zu anderen Wargames wie beispielsweise der Strategic Command-Reihe.

Unity of Command 2 gilt unter Wargames als wahre Schönheit. Unity of Command 2 gilt unter Wargames als wahre Schönheit.

Umso überraschter war ich, dass schon während ich meine Armeen auf der ersten Szenario-Karte des Unternehmens Barbarossa in Stellung brachte, meine Grafikkarte laut aufheulte. Zunächst dachte ich, die CPU-Wasserkühlung wäre vielleicht verstellt, sodass sie aus allen Rohren bläst. Aber Pustekuchen, es war meine RTX 3090, deren Lüfter bei 70 Grad sogar die Kriegstrommeln von Unity of Command 2 übertönten.

Wie kann das sein?, fragte ich mich. Ich spiele ja noch nicht einmal in 4K, sondern lediglich auf UWQHD, also mit einer Auflösung von 3.440 x 1.440 Pixel. Ok, mit 120 FPS, aber bitte, das sollte eine 3090 doch mühe- und vor allem geräuschlos stemmen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf das Bild oben verweisen.

Meine erste Überlegung war dann tatsächlich, die Bildrate auf 60 FPS zu limitieren, wozu auch mein Kollege Nils Raettig gerne rät. Warum und wieso genau, erklärt er euch am besten selbst:

Nein, sprach ich zu mir selbst, das kommt auf keinen Fall in die Tüte. Das muss auch anders gehen. Also machte ich mich in den Grafikoptionen auf die Suche. Ah, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich immer alles mit den maximal möglichen Einstellungen spiele. Wieso das eigentlich völlig dämlich ist, erklärt euch ein weiteres Mal mein Kollege Nils.

Eine einzelne Grafikoption macht 100 Watt aus

Es dauerte nicht lange, bis ich bei Anti-Aliasing, also der überaus wichtigen Kantenglättung, fündig wurde. Weil ich, wie gesagt, alles auf Anschlag drehe, war hier 4xSSAA ausgewählt. SSAA steht für Supersampling Anti-Aliasing und gilt mit Blick auf die Ergebnisse zwar als eine der besten Methoden, um der Treppchenbildung Herr zu werden, aber gleichzeitig auch als eine der Hardware-hungrigsten.

Im Falle von Unity of Command 2 und meinem System macht der Unterschied zwischen FXAA (Fast Approximate Anti-Aliasing) und 4xSAAA sage und schreibe 100 Watt aus. Statt rund 340 Watt verbraucht die 3090 dann nur noch gut 240 Watt. Und genau damit hatte ich nicht gerechnet. Ich weiß gar nicht, warum ich Anti-Aliasing und Leistungsaufnahme bis dahin nie in Relation gesetzt hatte, aber ich hätte es vielleicht mal tun sollen.

Folglich bleiben die Lüfter seither praktisch mucksmäuschenstill und die Grafikeinheit wird nurmehr selten wärmer als 60 Grad. Das ist im Übrigen bei vielen Modellen die kritische Schwelle, ab der die Lüfter anfangen zu drehen.

FXAA FXAA
4xSSAA 4xSSAA

Die beiden Bilder sind aus UWQHD-Screenshots ausgeschnitten und wurden kurz nacheinander aufgenommen, weshalb die Temperatur unverändert ist.

Und das ist nicht nur bei Unity of Command 2 der Fall. Bei Crusader Kings 3, Pathfinder: Kingmaker und Company of Heroes 2 zeigt sich das gleiche Bild: Überall spare ich zwischen 80 und 100 Watt Leistung ein, auch wenn sich die Anti-Aliasing-Methoden- und Qualitätsstufen von Spiel zu Spiel unterscheiden. Leistung, die dann nicht mehr in Form von Abwärme gekühlt werden muss. Und bares Geld lässt sich damit auch sparen:

Mal angenommen, jemand spielt mit einer ähnlichen Konfiguration durchschnittlich vier Stunden pro Tag und das an 250 Tagen im Jahr, dann können das bei einem Durchschnittspreis von aktuell 38 Cent pro Kilowattstunde immerhin 38 Euro sein. Natürlich gilt es auch zu bedenken, dass die Bildqualität unter niedrigerer Anti-Aliasing-Stufe potenziell leiden kann. Das solltet ihr euch im Einzelfall einfach mal ansehen, aber erfahrungsgemäß sind die Unterschiede in der Praxis oft kaum oder nur dann wahrzunehmen, wenn man weiß, wohin man schauen muss.

Probiert es selbst einmal aus

Gerade bei höheren Auflösungsstufen wird der Einfluss von Anti-Aliasing auf die Bildqualität ohnehin immer geringer, da die Monitore meist nicht direkt proportional zur Pixelzahl wachsen, sondern die Pixeldichte pro Zoll zunimmt respektive die Bildpunkte entsprechend kleiner werden und die Treppchenbildung allein dadurch weniger auffällt. Apropos Strom sparen:

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Wenn euch also ein allzu lauter Grafikkartenlüfter auf die Nerven geht und ihr nicht wisst, wo ihr beim Versuch, selbiges zu vermeiden, anfangen sollt, probiert es einfach mal mit dem Ändern der Einstellung für die Kantenglättung. Im Zweifel kann euch das auch noch das ein oder andere zusätzliche Bild pro Sekunde bescheren.

Wusstet ihr, dass Anti-Aliasing so viel Leistung in Form von Watt kostet? Falls ja, habt ihr vielleicht schon ähnliche Erfahrungen sammeln können wie ich. Und falls nicht, probiert es einfach aus und teilt mir eure Ergebnisse mit!

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