Action-RPG-Klassiker für Profis

Zum (wahrscheinlichen) Abschluß meiner Lesertesterzeit für dieses Jahr möchte ich noch einen absoluten Klassiker ausgraben, der mir persönlich sehr am Herzen...

von - Gast - am: 05.08.2009

Zum (wahrscheinlichen) Abschluß meiner Lesertesterzeit für dieses Jahr möchte ich noch einen absoluten Klassiker ausgraben, der mir persönlich sehr am Herzen liegt. Die Verschwörungsgeschichte um den kybernetisch aufgemotzten Agenten J.C. Denton, die zwar technisch schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber heute noch eine Faszination ausübt durch das komplexe Gameplay und die storytechnischen Wendungen.


Ein-Mann-Armee
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Wir beginnen das Spiel im New York des Jahres 2050, genauer gesagt auf Liberty Island. Die Freiheitsstatue wurde Jahre zuvor von Terroristen in die Luft gesprengt, und als Konsequenz wurde die Geheimorganisation UNATCO ins Leben gerufen, der auch Denton angehört. Als frisch rekrutierter Super-Agent bekommen wir es sofort zu Beginn mit einer Gruppe Terroristen zu tun, die sich auf Liberty Island breitgemacht hat. Denton wird von seinem Bruder, der ebenfalls bei UNATCO angestellt ist, informiert, und schon stürzen wir uns ins Terroristen-Getümmel, wobei wir die Wahl zwischen roher Waffengewalt und vorsichtiger Vorgehensweise unter Benutzung von Betäubungswaffen wie einer Mini-Armbrust oder eines Tasers haben. Wir haben es aber nicht nur mit menschlichen, sondern auch mit den durchaus gefährlicheren Wachrobotern zu tun, außerdem wurden viele Abschnitte durch Laserschranken oder Überwachungskameras gesichert. Der spielerische Anspruch ist also schon ab dem ersten Abschnitt enorm und ist für blutige Anfänger demnach nicht geeignet.


Komplexe Motive
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Nachdem wir die Insel infiltriert haben, lernen wir einige der führenden Köpfe der UNATCO-Organisation kennen, weitere Agenten und Angestellte, die von großer Wichtigkeit für die Planung unserer Einsätze sind. Dabei lernen wir auch den Einsatz unserer nanotechnischen Cyberimplantate besser kennen, die wir durch Erfahrungspunkte stetig steigern können. Auch hier haben wir die Qual der Wahl, denn Fähigkeiten wie Unsichtbarkeit sind meist nur bei bestimmten Gegnergruppen effektiv. Wollen wir für menschliche Gegner oder für Roboter unsichtbar sein? Erhöhen wir unsere Kraft oder lieber doch die Panzerung? Solche Entscheidungen sollten wohl überlegt sein, weil die Fähigkeiten je nach Stufe immer teuerer an Erfahrungspunkten werden. Dies erhöht den Wiederspielwert, und ich hatte meine helle Freude am Ausprobieren verschiedener Spielweisen.


Entscheidungen en masse
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Nicht nur in der Charakterentwicklung haben wir eine Menge Auswahl, auch beim Bestehen der Spielabschnitte sowie der Storyentwicklung haben wir nicht unwesentlichen Einfluß auf das Spiel. Wir schaffen es natürlich, die Terroristen von Liberty Island zu vertreiben, müssen uns aber nach dem Level mit Begriffen wie den Illuminaten, Aliens, einer tödlichen Seuche und dem Gegenmittel Ambrosia auseinander setzen, und schon bald müssen wir uns für eine Seite entscheiden. Aber egal, wie wir uns entscheiden, wir entdecken auf unseren Einsätzen rund um den Erdball weitere Geheimnisse. Und wer endlich das packende Finale erreicht hat, muss zwischen verschiedenen Enden wählen, die für die Welt von großem Einfluß sein werden...


Ausgeprägte Elemente
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Deus Ex spielt sich trotz seiner Komplexität sehr übersichtlich. Die Maus-Steuerung ist sehr gut ausgesteuert, und die integrierte Inventarverwaltung wurde gut umgesetzt. Das Inventar beinhaltet wie schon in System Shock 2 ein Rasterfenster für aufgefundene Gegenstände, ebenso wie für Notizen, Aufträge, Skillentwicklung (für Skills wie Hacken oder Zielgenauigkeit) oder Implantateverwaltung. Die Gegner sowie Denton selbst verfügen über Trefferzonen, die uns in einem separaten Fenster im HUD angezeigt werden. Die Einstellungsoptionen sind gar sehr vielseitig, wir können sogar ein Farbschema für unsere Menüs wählen.


Technik
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Wahrlich ist Deus Ex heutzutage kein Augenschmaus mehr. Die Areale sind größtenteils etwas detailarm, die Texturen verwaschen und die Modelle recht polygonarm (auch schon damals nicht wirklich bahnbrechend), sind aber dennoch stimmig geworden. Dies ist größtenteils aber dem sehr stimmungsvollen Soundtrack und der Kulisse zu verdanken, dazu sind die englischen Sprecher sehr gut und in der deutschen Version mit Untertiteln versehen. Ansonsten ist alles sehr funktional gehalten, aber wer sich in die Story vertieft, vergisst schnell die technischen Unzulänglichkeiten.


Fazit
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Auch heute noch ist Deus Ex ein Paradebeispiel für spielerische Komplexität und eine vielschichtige, spannende Story. Die Wahl der Möglichkeiten sind breit gefächert und laden zum mehrmaligen Durchspielen ein, denn wer sich für einen Weg entscheidet, hat noch lange nicht alles gesehen. Warren Spector war im Jahre 2000 ein wahrer Hit gelungen, und auch wenn die die Fortsetzung 'Invisible War' spielmechanisch zu konsolenartig ausgefallen war, kann ich diese dem geneigten Cyberpunk-Fan genauso ans Herz legen. Und auch wenn das Spiel schon sein 10. Jahr auf dem Buckel hat, finde ich die Wahl dieses Spiels als Abschlußtest einfach nur würdig...


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(8)
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