Alan! Wake up! Zwei Jahre Tiefschlaf schaden dem Klassiker.

Was habe ich mich damals auf das Spiel gefreut. Ich hab mich so sehr gefreut das ich extra für dieses Spiel eine X-Box 360 gekauft habe um es auf der Konsole zu...

von Tsabotavoc am: 20.02.2012

Was habe ich mich damals auf das Spiel gefreut. Ich hab mich so sehr gefreut das ich extra für dieses Spiel eine X-Box 360 gekauft habe um es auf der Konsole zu spielen nachdem es am PC nicht und nicht kommen wollte.

Mittlerweile ist Alan auch am PC aufgewacht. Lohnt sich für Konsoleros die Anschaffung für den PC? Und ist Alan Wake nach zwei Jahren nicht mittlerweile konkurrenzlos veraltet?

Stephen King meets Silent Hill

Alan Wake ist Schriftsteller. Allerdings hat er seit mehreren Jahren keine Zeile mehr zu Papier gebracht.
Um seine kreativen Batterien wieder aufzuladen verleitet ihn seine Frau zu einem Urlaub in Bright Falls in einer malerischen Hütte am Cauldron Lake.

Bright Falls? Cauldron? Das schreit doch nach Horror! Und so kommt es wie es kommen muss: Schon in der ersten Nacht stürzt seine Frau nach einem Streit in den See und Alan kommt nur knapp mit dem Leben davon.

Nacht für Nacht wird die Postkartenidylle mehr und mehr zerstört wenn von Dämonen bessesene Einwohner Jagd auf Alan Wake machen. Doch was hat es mit den Manuskriptseiten auf sich die Alan immer wieder findet und die Teile dessen voraussagen was ihm passiert? Wer ist Thomas Zane der ihm aus dem Off immer wieder Tipps gibt? Und warum sind in Autos vom E-Werk Leuchtpistolen und Schrotflinten? Was hat es mit der Lampen Lady auf sich?

Stück für Stück lüftet sich das Geheimnis um den See und die Bewohner von Bright Falls.

Das Geheimnis warum Alan Wake noch immer wie auf der X-BOX aussieht bleibt allerdings unbeantwortet...

The Thing meets Scream

Auch wenn man Alan Wake sein Alter mittlerweile deutlich ansieht so ist es dennoch immer noch stimmungsvoll und weiß seine Geschichte zu erzählen. Die Charaktere wirken sympathisch, arrogant, witzig und erfüllen ihre Rolle gut. Selbst die oftmals kritisierte deutsche Sprachausgabe muss sich nicht verstecken. Sie ist größtenteils ordentlich bis sehr gut wenn auch Lippensynchronität ein Fremdwort ist.

In den Momenten in denen Alan Wake den subtilen Horror ausspielt funktioniert es besonders gut: Das erste Zusammentreffen mit einem Bessesenen, wenn der Wind rauscht und die Schatten immer dichter und näher kommen, wenn man panisch versucht einen Generator zu starten um das Dunkel zu vertreiben und die Monster immer näher und näher kommen.

Man möchte Alan fast anschreien: Beeil dich! Sie haben dich fast!

Und wenn dann der nächste Tag anbricht und man Bright Falls wieder geniesen kann möchte man fast aufatmen. Das alles ist ein Hochgenuss...

Auf der anderen Seite verbringt man kaum Zeit am Tag. Viele Charaktere werden so kaum aufgebaut und die komplette Story ist in einem sehr engen Korsett. Wieviel spannender wäre es erst gewesen wenn man tagsüber gewisse Dinge erledigen müsste für die Nacht und man sieht wie die Sonne immer weiter sinkt! Das kann man dem Spiel natürlich nicht vorwerfen. Denn die Inszinierung der Story erfordert es, dass gewisse Abstriche bei der Freiheit getätigt werden müssen.

Etwas mehr Freiheit hätte man dem Spieler in Bright Falls aber dennoch geben können.

Das generelle Problem ist dass das Spiel viel zu Oft in eine Ballerorgie abzusinken droht: Der Wald um Bright Falls ist dichter besiedelt als der Wiener Westbahnhof. Mit dem Ergebnis das man die Kämpfe teils fast schon repetitiv wiederholt: Mit Taschenlampe verwundbar machen und dann mit weltlichen Knarren abknallen.

Hier wäre weniger mehr gewesen. Das Gefühl für Bedrohung bleibt so oftmals liegen. Vollkommen lächerlich sind dann meistens die Poltergeister die von Türen Besitz ergreifen und sich einfach dadurch besiegen lassen das man sich vor die Tür stellt und mit der Taschenlampe darauf leuchtet.

Dennoch: Die Entwickler haben die Kurve größtenteils gekriegt. Einen kompletten Absacker in die Ballerorgie hat das Spiel nie. Immer dann wenn man sich gerade einigermaßen wohl fühlt kommt ein neuer Moment der Bedrohung und man fühlt sich wieder wie in einem guten Horrorfilm.

Man könnte dem Spiel diesen Wechsel zwischen klassischem subtilen Horror und stumpfen Survival-Geballer als Schwäche auslegen. In der Tat gewinnt es jedoch insgesamt dadurch eher an Intensität - kann es doch so beide Zielgruppen fesseln.

Was ich weniger fesselnd fand bei meinem Umstieg war die Steuerung.

Alan im Kontrollwahn

Alan Wake hat eine Maus/Tastatursteuerung. Und es wäre dreist zu behaupten dass die nicht funktioniert.

Allerdings steuert sich Alan auch am PC ähnlich schwammig wie auf der X-Box: Wenn man mit Alan eine der seltenen Sprungeinlagen meistern muss beisst man schnell in die Tastatur. Hier wurde der Schriftsteller wirklich glaubhaft umgesetzt: Nur jemand der Carpal Tunnel Syndrom und schwere Arthritis hat kann sich so unglaublich daneben bewegen.

Generell kann ich jedem der einen X-Box-Controller sein eigen nennt nur empfehlen den einmal auszuprobieren. Auch wenn ich es nicht getestet habe da ich für den PC keinen Controller habe: Alan Wake ist ein Couchspiel und sollte auch von da gespielt werden.

Das Springen ist des Schreibers Lust

Für Alan Wake sind zwei DLCs erschienen und PC-Spieler bekommen beide. Allerdings werden PC-Spieler damit ähnlich glücklich werden wie die X-Box-Spieler. Gar nicht. Ich werde daher nur kurz auf die DLCs eingehen. Meine Wertung entsteht OHNE Berücksichtigung der DLCs

Hat Alan Wake im Hauptteil ein großteils realistisch anmutendes Ambiente wird dies in Signal und The Writer immer surrealer. Zudem sind hier Kämpfe in engen Räumen und Sprungeinlagen wesentlich häufiger als im Hauptprogramm.

Und hier zeigen sich eben die großen Schwächen der Kameraführung und das die Steuerung eben nicht für Jump n Runs gemacht wurde.

Zudem kommt der Horrorfaktor fast völlig zum Erliegen.

Kurz und gut: Halten sich die Frustmomente im Hauptspiel noch in Grenzen sind diese in den DLCs vorprogrammiert. Zudem geben die DLCs eigentlich keine wirklichen Antworten. Die DLCs enden so wie das Hauptspiel: Mit vielen Fragen.

Fazit: Eine Poesie der Angst

Alan Wake merkt man das Alter deutlich an und wer das Spiel schon auf der XBOX hat: Bitte gehen sie weiter. Hier gibts nichts zu sehen.

Wer keine XBOX hat dem empfehle ich ernsthaft sich einen Controller zuzulegen. Nicht deswegen weil die Maussteuerung so schlecht ist sondern weil Alan Wake nur auf einem schönen großen Fernseher/Monitor vom Sofa aus seine volle Wirkung entfaltet.

Man leidet mit Alan, man fürchtet sich mit Alan und man ärgert sich über Alan. Alan will eine Geschichte erzählen. Das gelingt ihm auch heute noch.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Stimmungsvolle Lichteffekte
  • Sound: Großartige Musikkulisse, unheimliche Waldgeräusche
  • Balance: Fair gesetzte Speicherpunkte
  • Atmosphäre: Liebevoll gestalteter Wald, glaubhafte Welt
  • Bedienung: Vernünftig konfigurierbare PC-Steuerung
  • Umfang: Hauptstory und beide DLCs
  • Leveldesign: Glaubwürdige Welt, oftmals richtig gruselig
  • KI: Manche Gegner setzen spezielle Taktiken ein
  • Waffen & Extras: Taschenlampen!
  • Handlung: Tolle Horrorstory, glaubwürdige Chars, Manuskript
  • Grafik: Teils schwache Animationen, veraltet
  • Sound: teils unmotiviert wirkende Synchronsprecher
  • Balance: Unfaire Sprungeinlagen, Lachhafte Poltergeister
  • Atmosphäre: Sehr linear
  • Bedienung: Aber trotzdem so schwammig wie auf der XBox
  • Umfang: Wiederspielwert eher gering
  • Leveldesign: Aber auch oft nur Ballerei. Die Minenstadt ist fad
  • KI: Gegner nehmen keine Deckung (wäre aber unpassend)
  • Waffen & Extras: Größtenteils konventionell, keine Modifikationen
  • Handlung: Das Ende lässt viele Fragen offen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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