Alle zusammen: Spielt das Brot!

Bernd das Brot um genau zu sein, denn seit dem 12. September 2014 dürfen wir ihn und seine zwei Begleiter Chili dem Schaf und Briegel dem Busch im...

von alpine am: 29.09.2014

Bernd das Brot um genau zu sein, denn seit dem 12. September 2014 dürfen wir ihn und seine zwei Begleiter Chili dem Schaf und Briegel dem Busch im Point'n'Click-Adventure Bernd das Brot und die Unmöglichen erstmals über den Bildschirm steuern. Das Projekt ist ein Münchner Gesamtkunstwerk, geschrieben von den Brotmachern Bumm Film, entwickelt von Chimera Entertainment, Vertrieben von Deep Silver und gefördert vom Land Bayern. Als Bernd-Fan der ersten Stunde stand es außer Frage das erste PC-Game des Kastenbrots natürlich auch zu spielen.

 

Jetzt bin ich aber nicht nur ein Bernd-Fan, sondern auch ein Point'n'Click Profi seit meiner Grundschulzeit und war sehr gespannt, wie sich die Spielbrotpremiere so schlagen würde. Bernds Freunde Busch und Schaf haben ihn offensichtlich mal wieder zu einem fatalen Abenteuer gezwungen und so finden wir uns im Spiel als kastiger Koloss: Superheldenmitglied in engem Plastikkostüm der Unmöglichen wider. Mit gebührender Gleichgültigkeit stellt Bernd fest, dass die politisch sehr wichtig scheinende Yakk-Statue im Stadtpark entwendet wurde. Um ein diplomatisches Fiasko zu verhindern, begeben wir uns also auf die Suche. Diese führt uns in ferne Länder mit eigenartigen Tierkulten, um am Ende ein gigantisches Wirtschaftsverbrechen aufzuklären.

Gameplay

Schon nach den ersten Rätseln und Szenenwechseln fällt mir auf, dass wir es mit keiner Spielwelt zu tun haben, sondern immer wie Akteure in ein Bühnenbild gesetzt werden. Zwar verraten uns kurze und durchaus überzeugende Zwischensequenzen wohin und warum wir reisen, aber ich habe gerade in den ersten Teilen des Spiels nicht das Gefühl der bestimmende Part zu sein. Ich löse hin und wieder kleine Herausforderungen, nur um anschliessend zu erleben, wohin uns das führt, nicht weil ich bereits einen Plan habe und das so will. Hier unterscheidet sich das Spiel grundlegend von so manchen grossartigen Adventures, die es verstehen ein einfaches Ziel vorzugeben und es unendlich kompliziert werden zu lassen. In Bernd das Brot und die Unmöglichen fehlte mir leider oftmals dieses Ziel oder es war schlichtweg zu nahe liegend, weil sich alles auf einem oder zwei Bildschirmen abspielt. Im letzten Teil des Spiels bekommen wir es dann aber tatsächlich noch mit einer größeren Aufgabe zu tun, die uns immerhin über viele vergangenen Screens wechseln lässt, um dort Leute für eine Band zu casten. [Anm.: Hier habe ich mich durch eine technische Designschwäche verunsichern lassen und war tatsächlich zum ersten Mal dem Verzweifeln nahe.]

Etwas befremdlich war für mich die Charaktersteuerung. Ohne Zweifel ist Bernd Hauptperson des Spiels, aber die beiden Begleiter sind immer an seiner Seite. In eingen ausgewählten Szenen dürfen wie sie sogar steuern, weil bspw. der Busch die Fachkenntnis mitbringt, eine Maschine zu reparieren. Wieder dürfen wir Zeitpunkt und Notwendigkeit nicht selbst bestimmen und zudem teilen sich alle Personen ein Inventar. Diese Vereinfachung raubt dem Spiel ein ansonsten interessantes Feature.

Ebenfalls spärlich fallen auch die Dialoge aus. Gespräche sind zwar an vielen Punkten essentiell, aber im Umfang rar gesät. Dagegen kommentiert Bernd gerne das Geschehen und lässt uns nicht nur einmal Wissen, dass wir keine Ahnung haben was wir da gerade tun. Dazu kommen neunmalkluge Bemerkungen vom Busch und ein Schaf, dass einem pausenlos ins Ohr gröhlt.

Technik

Die Bildschirme sind sehr schön gezeichnet, die Charaktere werden dreidimensional dargestellt und passen trotzdem gut zur Szenerie. Ich hätte wohl gezeichnete Figuren bevorzugt, aber das ist Geschmacksache und kein Makel. Das Inventar wird in einer Leiste um unteren Bildschirmrand dargestellt. Die verfügbaren Aktionen lassen sich über den Mauscursor erkennen und über linke und rechte Maustaste auswählen. Wie heutzutage üblich, gibt es auch eine Lupenfunktion, die alle Interaktionspunkte am Bildschirm markiert. Insgesamt ist das ganze Interface recht intuitiv gestaltet und hat bei mir für keine Probleme gesorgt. Wirklich hervorzuheben ist die sprachliche Vertonung und der Soundtrack. Eine automatische und freie Speicherfunktion ist vorhanden.

Immer wieder im Spiel begegneten mir kleine technische Unzulänglichkeiten, wie ein falsch abgespieltes Soundfile oder falsch platzierte Lupen in der Hilfsfunktion. Spielentscheidend kaputt für mich war tatsächlich nur das bereits erwähnte Castingrätsel.

Das Spiel kommt in einer formschönen, farbig bedruckten Blechbox in der sogenannten Brotbox-Edition. Darin befinden sich neben der Spiel-DVD auch eine (heutzutage überflüssige?) Bonus-DVD, die sich über einen DVD-Player abspielen lässt und neben dem Soundtrack auch zwei kleine Bonusfilmchen im Stil der Nachtschleife enthält. (Soundtrack, Filme und Bilder sind auch im Spielordner) Das Spiel ist lobenswerter weise frei von jeglichem DRM-Quatsch, so muss man auch dem kleinen Neffen kein Steam oder ähnliches installieren, oder gar die DVD immer im Laufwerk vorhalten.

Fazit

Insgesamt habe ich in den zu kurzen rund 5 Stunden Spielzeit eine Menge lustiger Momente erlebt und über sehr viele fragwürdige Witze gelacht. Hin und wieder weiss das Spiel auch einen erfahrenen Abenteurer wie mich zu Überraschen. Die grosse Adventure Stimmung hat sich bei mir aber nicht ausgebreitet, da ich viele Freiheiten vermisst habe. Immer wieder finden sich Andeutungen zu tollen Ideen, die dann leider nicht in voller Konsequenz umgesetzt wurden, z.B. Emotionen als benutzbare „Gegenstände“ oder die Steuerung mehrerer Charakter mit unterschiedlichen Fähigkeiten.

Neben einem begrenztem Budget, hatte man vielleicht auch ein wenig die Zielgruppe im Hinterkopf. Die mir fehlende Kompletxizitzität (O-Ton Schaf) hätte vielleicht die jüngeren Spieler etwas überfordert und so bleibt Bernd das Brot und die Unmöglichen auch für Kinder unter 8 Jahren interessant.

Bernd das Brot und die Unmöglichen ist ein sympatisches Spiel geworden, mit viel Witz und dem typischen Bernd-Charme, dem es allerdings an Umfang und Raffinesse fehlt, um auch dem ausgewachsenen Abenteurer gerecht zu werden.

Bernd das Brot und die Unmöglichen Homepage: http://berndasbrot.deepsilver.de

[Dieser überarbeitete Artikel ist in ähnlicher Form auch auf meiner Webseite erschienen]


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(1)
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