am Tiefpunkt angelangt

Veränderungen gehören nicht nur zum Leben, sondern auch zu Spielen. So hat auch EA im mittlerweile elften Teil der „Need for Speed“-Serie einige Änderungen...

von Firewind am: 29.08.2008

Veränderungen gehören nicht nur zum Leben, sondern auch zu Spielen. So hat auch EA im mittlerweile elften Teil der „Need for Speed“-Serie einige Änderungen vorgenommen. Wie diese aussehen und wie sie umgesetzt worden sind, zeigt dieser Test.

Wie immer beginnen wir als Nobody, der ganz am Anfang steht und die Karriereleiter hinaufsteigen, bzw. -fahren möchte. Unser Held heißt diesmal Ryan Cooper, der anscheinend genug von illegalen Rennen hat und sein Glück nun in der legalen Straßenrennszene versucht. Dort regiert der Showdown King Ryo Watanabe, den es am Ende des Spiels zu schlagen gilt. Bevor wir diesen jedoch entgegen treten, gilt es vorher noch, vier weitere Champions zu besiegen, die jeweils die Kings im Drift, Speed, Drag und Grip sind.

Zum Spieleinstieg fahren wir ein Einfrührungsrennen, das wir natürlich locker gewinnen. Und hier merkt man schon einige Änderungen. Es gibt keine Polizei mehr, keine offene, frei befahrbare Stadt mehr, sondern nur noch abgesperrte Strecken. Auch die Steuerung hat sich spürbar verändert. Die Autos steuern sich merkbar anspruchsvoller und etwas schwerer, nicht mehr so schön arcadelastig wie in den Vorgängern, aber nach einiger Zeit kann man sich doch noch daran gewöhnen. Es gibt diesmal drei Schwierigkeitsgrade: Casual, Racer und King.
Empfehlenswert ist hier Racer, da man hier nicht mit unnötigen Fahrhilfen fährt und trotzdem gut fahren kann. Wer ohne jegliche Hilfe und die ganze Power der Fahrzeuge spüren will, wählt King. Der Unterschied macht sich bemerkbar.

Statt der freien Fahrt gibt es nun Renntage, die aus mehreren Rennevents bestehen.
Zum einen gibt es das normale Rundkursrennen, das so genannte Grip-Rennen, bei dem man gegen 7 Gegner um den ersten Platz kämpft.
Bei der Grip-Klasse fahren zwei Klassen á vier Fahrer gegeneinander, wobei man nur gegen die Konkurrenten aus der eigenen Klasse gewinnen muss. Beim Zeitfahren gewinnt derjenige, der die schnellste Runde auf dem Kurs erzielt
Im Sektor-Shootout werden vier Sektoren durchfahren und nach der Zeit bewertet und entsprechend mit Punkten belohnt.
Wieder mit dabei ist der Driftmodus, bekannt etwa aus den „Underground“-Teilen. Wer am besten in den Kurven liegt und die besten Drifts hinlegt, sammelt Punkte. Die Strecken sind dabei leider ziemlich kurz und die Steuerung ist anfangs etwas schwierig.
Auch alt, aber etwas anders ist diesmal das Dragrennen – Auf einer 400 oder 800m langen, geraden Strecke kommt es nur auf die Geschwindigkeit und schnelles Schalten an. Den von vielen Spielern „geliebten“ Gegenverkehr gibt es nicht mehr. Außerdem fährt man nicht mehr gegen drei Gegner gleichzeitig, sondern in drei Läufen gegen einen Konkurrent. Vor jedem Lauf muss man noch seine Reifen so gut wie möglich aufwärmen. Das ganze ist zwar nett, bringt aber im späteren Rennen überhaupt nichts und kann nach einiger Zeit langweilen.
Des Weiteren gibt es noch einen Wheelie-Contest. Hierbei gilt es, so lange wie möglich auf den Hinterreifen zu fahren. Hier kommt es auf ein Auto mit Heckantrieb und viel Power an.
Der Topspeed-Lauf ist ähnlich wie das Radarfallenrennen in „Most Wanted“. Hier kommt es darauf an, mit Höchstgeschwindigkeit durch die Kontrollpunkte zu fahren und die meiste Geschwindigkeit am Ende zu sammeln. Geschwindigkeitsabzüge gibt es aber nicht.
Bei der Speed Challenge zählt vor allem hohe Geschwindigkeit und gutes Fahren, da die Steuerung, im Gegensatz zu den anderen Renntypen, noch sensibler auf Bewegungen reagiert. Wer als erstes die Ziellinie überquert, gewinnt.

Hat man bei einem Renntag genug Punkte erreicht, darf man zusätzlich zum Preisgeld noch einen von fünf Bonusmarkern auswählen, bei einem dominierten Renntag sogar noch mal einen. Hier verstecken sich wieder nützliche Sachen, wie z.B. Geld, Tuningkits, oder Reparaturgutscheine. Genau, Reparaturgutscheine! Denn wir können nicht mehr einfach mit Vollgas gegen Wände oder Gegner fahren, ohne dass wir sichtbaren Schaden nehmen. Nach langer Zeit gibt es endlich wieder ein richtiges Schadensmodell. Das ist zwar nicht so detailliert wie z.B. das von GRID, kann sich aber dennoch sehen lassen. So fliegen schon mal Heckspoiler, Außenspiegel oder Motorhauben weg. Bei besonders schweren Unfällen erleiden wir sogar einen Totalschaden und können unser Auto erst nach einer teuren Reparatur verwenden.

Überhaupt ist das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben sehr unbalanciert. Die Preisgelder sind vor allem Anfangs sehr niedrig, die ganzen Tuningteile aber dagegen sehr teuer, und auch die Reparaturen sind nicht ganz günstig. Zudem braucht man für jeden Renntyp, also für Drag, Drift, Grip und Speed Rennen ein eigenes Auto plus einen Ersatzwagen. Das ist richtig teuer! So kommt man eigentlich gar nicht in den Genuss der über 50 verschiedenen Autos, die es beim Autohändler zu kaufen gibt. Auch diesmal gibt es wieder alles, von normalen, alltäglichen Wagen über Muscle Cars bis hin zu richtigen Luxusschlitten.
Der Sound ist wie immer klasse geworden: Die Motoren klingen kraftvoll, im Hintergrund läuft wieder ein guter Soundtrack, der diesmal aus eher unbekannten Bands besteht. Die Ansagen des Kommentators sind Anfangs gut, nach einiger Zeit wiederholen sie sich jedoch und werden etwas nervig.

Nachdem die vergangenen 4 Teile alle auf der gleichen Grafikengine basierten, bekam dieser Teil nun eine neue Grafik verpasst, die allerdings ziemlich unspektakulär geraten ist. Die Autos sehen zwar wieder sehr realistisch und detailliert aus, jedoch sind die Strecken „nur“ gut und teils trist geworden. Effekte, wie z.B Blur, Wetter- oder sucht man vergebens. Hier hätte man mehr machen können, vor allem ein Hitzeeffekt in den Wüstenstrecken wäre doch sehr schön geworden. Einzig erwähnenswert ist der hübsche Raucheffekt.

Die KI wurde auch geändert. Nun cheaten die Konkurrenten nicht mehr, sondern fahren sehr ehrlich. Schon am Start kämpfen sie um die vorderen Plätze, und auch sonst fahren sie ganz ordentlich, machen nachvollziehbare Fahrfehler und warten auf eine passende Gelegenheit zu Überholmanövern. Insgesamt ist die KI aber eher harmlos und manchmal nicht aggressiv genug. Häufig sieht man, wie die Autos im Pulk fahren.

Der Tuningteil ist wieder einmal sehr umfangreich ausgefallen. Wer sich nicht lange mit dem Tuning aufhalten will, baut einfach Schnell-Upgrades ein. Wer an seinem Auto so richtig rumbasteln will, installiert Spezial-Upgrades für individuelles Tuning. Neben dem Leistungstuning gibt es natürlich auch wieder viele optische Spielereien und Karosserieteile. Das aus dem „Carbon“ bekannte Autosculpt wurde noch mal erweitert.
In dem neu hinzugekommenen Windkanal kann man sofort die Auswirkungen der Änderungen sehen. Leider fehlt immer noch eine Teststrecke, auf der man sein getuntes Auto testen kann. Schade! Stattdessen gibt es nur den „Prüfstand“, der einem eine kurze Übersicht auf ein paar Daten gibt.

Negativ aufgefallen ist mir die Menüführung. Sie ist äußerst unübersichtlich und umständlich. Auch die Graffitisymbole, die einen Renntag darstellen sollen, sind ein bisschen verwirrend.

Wer übrigens bei dem Menüpunkt „Schnelles Spiel“ ein solches erwartet, wie es bei Vorgängern möglich war, wird enttäuscht sein. Man kann hier nicht mehr frei nach Belieben ein Rennen auf die Schnelle fahren, sondern kann hier nur online Matches austragen.
Wer einfach offline rennen möchte, muss stattdessen den Punkt „Renntag“ wählen. Hier kann man entweder eigene Renntage erstellen, oder vorgegebene Renntage von verschiedenen Organisationen mit vorgegebenen Autos fahren. Auch hier hätte ich mir lieber die „Schnellen Rennen“ aus den Vorgängern gewünscht, in denen man einfach selbst Renntrecken und Wagen aussuchen kann.

In der ungepatchten Version fehlt übrigens der LAN-Modus. Erst mit dem Update 1.1 ist dieser im Spiel eingebaut. Unverständlich, warum man ihn nicht gleich mitgeliefert hat.


Fazit:
Nach dem doch enttäuschenden „NFS Carbon“ wollten die Entwickler etwas Neues wagen. Doch dank der fehlenden Polizei, langweiligen legalen Rennen auf abgesperrten Strecken, fehlender Atmosphäre und einiger Designfehler ist dies wohl der Tiefpunkt der NFS-Serie. Man kann nur hoffen, dass es mit dem nächsten Teil wieder aufwärts gehen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: detaillierte Autos
  • Sound: satter Motorensound, guter Soundtrack
  • Balance: 3 wählbare Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: unverbrauchtes Szenario
  • Bedienung: annehmbar mit Tastatur
  • Umfang: viele Renntage, über 50 Autos
  • KI: macht Fehler, cheatet nicht, fährt gut
  • Fahrverhalten: anspruchsvoll, Schadensmodell...
  • Tuning: sehr umfangreiches Tuning, Windkanal
  • Streckendesign: schnelle und auch anspruchsvolle Strecken
  • Grafik: hohe Hardware-Anforderungen, kaum Effekte
  • Sound: Kommentator nervt mit der Zeit
  • Balance: unausbalanciert, zu einfache Ober-Gegner
  • Atmosphäre: kaum Stimmung während der Rennen
  • Bedienung: Steuerung gewöhnungsbedürftig, schlechte Menüs
  • Umfang: keine freie Rennen, kein LAN in Originalversion
  • KI: oft zu harmlos, fährt oft im Pulk
  • Fahrverhalten: ...das noch unausgereift ist
  • Tuning: keine Teststrecke
  • Streckendesign: teils trist und etwas farblos

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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