Arcania: Ein Gothic das keines ist

Arcania: Ein Gothic das keines ist und die Reihe trotzdem vernichtete Wie vielen Gothic-Fans erging es damals auch mir. Die Meldung von Arcania ging herum und...

von Lord Peter am: 14.11.2015

Arcania: Ein Gothic das keines ist und die Reihe trotzdem vernichtete

Wie vielen Gothic-Fans erging es damals auch mir. Die Meldung von Arcania ging herum und die Vorfreude war groß! Nach Gothic 3 - Götterdämmerung konnte da ja eigentlich nichts mehr groß verhauen werden, aber denkste. Schon nach der Demo war klar, dass Arcania viele der wichtigsten Eigenschaften der Gothic-Reihe eben nicht hat, nach dem Release erst recht.Doch gibt man dem Spiel als eigenständiges Werk eine Chance, dann ist es gar nicht mal so übel wie viele behaupten.

"Gothic 4" zu Unrecht im Titel

Es gibt keinerlei Lehrer mehr, alle Skills werden wie bei jedem 0815 RPG einfach
in einem Fenster verteilt und ZACK! ist man auch schon der Übergott schlechthin.
Weitläufige, freie und zur Erkundung einladende Welt? Vergesst es. Kleine Gebiete
werden nacheinander geöffnet und sind in wenigen Stunden abgegrast. Sie noch einmal besichtigen hat keinen Sinn und das Spiel lädt auch sonst nicht dazu ein.
Geniale Dialoge mit typischem Gothic-Humor und Schmunzlern ohne Ende?
Auch diese Zeiten sind vorbei. Die Dialoge sind zwar ab und an ganz lustig, allerdings
eher gezwungen oder sie klingen als wären sie aus einer der vielen
Soaps kopiert. Story mit Wendungen, abwechslungsreichen Missionen und vielen Nebenaufgaben? Nope. Lineare Story mit vielleicht 4-6 Nebenquests pro Gebiet, und das ist schon großzügig aufgerundet und die meiste Zeit verbringt man dabei entweder mit dem Töten bestimmter Monster, dem Sammeln bestimmter Gegenstände, oder beides kombiniert in einer Höhle. Eine Vielzahl von Gegnern mit eigenen Eigenschaften?
Auch eher nicht. Es gibt einige Gegner, die auch alle eine kleine Besonderheit haben, aber im Prinzip reicht es immer drauf zu hauen und hier und da mal zur Seite zu rollen. Ist es wenigstens von der Schwierigkeit her noch vergleichbar mit einem Gothic? Nun, es gibt vier spielbare Schwierigkeitsgrade: Leicht, Mittel, Schwer und Gothic.
Doch machen wir uns nichts vor, selbst auf Gothic ist das Spiel viel zu lasch. Gut, musikalisch und grafisch ist das Spiel wirklich nicht schlecht, aber das Feeling eines Gothic oder Gothic 2 gibt es ganz sicher nicht! Die Nebentitel "Gothic 4" oder "A Gothic Tale" sind in meinen Augen total unverdient. Ich persönlich nenne es nur "ArcaniA", denn mehr ist es einfach nicht.


Gar nicht so schlecht als eigenständiges Spiel

Die Grafik ist wie erwähnt recht hübsch, der Soundtrack hat ebenfalls einen gewissen Charme und mit der Story kann man einigermaßen leben dank des neuen Helden,
der einem schon signalisiert, dass hier ein neuer Weg gegangen wird.
In meinen Augen ist das Spiel mehr Hack and Slahs als RPG, aber auch damit kann man als Spieler im Prinzip leben. Die Gebiete sind zwar wirklich ziemlich klein, haben dafür aber auch alle ihren eigenen Flair und teilweise wirklich sehr atemberaubende Orte. Besonders schön gelungen sind meiner Meinung nach die auf einer Klippeninsel liegende Stadt Stewark, oder die in und um einen gigantischen Baum gebaute Stadt Tooshoo,
oder auch das Kloster hoch in den Bergen. Der Silbersee, mit dazugehöriger Burg, ist auch nicht zu verachten.

Das Kampfsystem ist nicht der Knaller. Im Prinzip ist unser Held, der Schäfer, von Anfang an ein ausgebildeter Krieger, denn er kann jede Waffe eigentlich ohne große Mühe benutzen und stellt sich dabei sogar geschickt an. Durch das angemessene Skillen können wir ihm zwar beibringen mehr Schläge zu kombinieren und beim Zielen
mit dem Bogen nicht zu wackeln aber ansonsten hat er das nötige Wissen eigentlich schon auf dem Kasten. Kommt es dann zum eigentlichen Kampf wird es spannend, oder eigentlich nicht. Die Gegner signalisieren lange vor Ausführung schon einen mächtigen Angriff durch einen speziellen Ton, eine spezielle Bewegung und meist sogar mit einer farblichen Markierung. Also selbst 3-jährige haben kein Problem damit rechtzeitig auszuweichen. Der normale Kampf besteht also eigentlich daraus, so lange sinnlos drauf zu prügeln bis der Gegner einen starken Angriff startet. Kurz vor dem Schlag rollen wir uns dann einfach zur Seite und schon geht es von vorne los. Dieses Prinzip wenden wir bei so ziemlich jedem Gegner erfolgreich an. Manche Gegner sind zwar stärker als andere, mit dieser Taktik ist das aber kaum noch zu merken. Bei einigen Gegnern muss man die Geschichte halt ein oder zwei Mal wiederholen bis er endlich stirbt. In ArcaniA geht es also mehr darum einfach die Gegner zu verkloppen und gut ist. Hierfür stehen uns verschiedene Einhand- und Zweihandwaffen, sowie Runen, Spruchrollen und erlernbare Magie zur Verfügung, ebenso wie Bögen und Armbrüste. So hat man beim Verkloppen der wehrlosen Gegner zumindest immer mal eine Abwechslung.

Tränke, verschiedene Gerichte, und auch Ausrüstung lassen sich, nachdem wir durch eine Anleitung oder ein Rezept das nötige Wissen erlernt haben und die Zutaten beisammen haben, in einem gesonderten Menü herstellen. Vieles davon ist nutzloser Krempel, aber auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist es schon nötig, sich mal ein wenig stärkende Mahlzeiten oder Heiltränke zusammen zu rühren. Besondere Objekte wie Kochtöpfe oder einen Amboss benötigen wir nicht, obwohl wir mit diesen Gegenständen interagieren können um eine Animation zu sehen. Für mehr dienen Objekte in der Spielwelt allerdings nicht, bringen aber wenigstens ein wenig Lebendigkeit hinein.


Mein Fazit

Im Großen und Ganzen ist das Spiel an sich zwar kein Knaller, aber es ist auch nicht dermaßen schlecht wie viele Gothic-Fans in ihrer ersten Wut behauptet haben. Auch ich habe das Spiel nach dem ersten Spielen mit Wut in eine Ecke geschmissen, doch dann irgendwann mit dem Wissen, dass es kein Gothic ist, sogar mit Freude durchgespielt. Grafik und Sound stimmen, die Quests sind in der Tat ziemlich oft Kopien anderer Quests,
die Nebenaufgaben sind relativ belanglos und schnell erledigt, die einzelnen Gebiete schnell erkundet, aber hübsch anzusehen. Und die Story an sich? Naja, sie setzt schon an Gothic an und führt die Geschichte fort, allerdings auf eine eher seltsame Weise. Schlecht ist sie nicht, aber wie auch das Spiel eben nicht wirklich der Knaller.
Zur Story selber möchte ich nicht viel erzählen, um hier nichts zu spoilern, aber mit den großen Geschichten  rund um Gothic kann diese kein Stück konkurrieren.

Das Spiel an sich ist ein Spiel, welches man ruhig mal ausprobieren kann. Es gibt besseres, aber wenn man doch mal nicht weiß womit man seine Zeit verschwenden soll, dann ist ArcaniA eine gute Option. Ich jedenfalls habe ArcaniA inzwischen knapp drei Mal durchgespielt und hatte dabei eigentlich auch meinen Spaß, aber mehr als ein Spiel für zwischendurch ist es für mich trotzdem nicht und ich finde es sehr schade,
dass die Marke Gothic durch dieses Spiel endgültig unter die Erde gebracht wurde.
Durch den Untergang Gothics wurden jedoch die Wege für andere Marken wie Risen und Elex geöffnet. So hat eben jede Münze seine zwei Seiten und Arcania ist so quasi Sargnagel und Grundstein zugleich.

 

Alles rund um mich und meine Videos auf YouTube:
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Über mein Kritik-System: 
www.LordPeter.de/Kritik_System

Über mein Let's Play zu Arcania:

www.LordPeter.de/ArcaniA


Wertung
Pro und Kontra
  • Hübsche Optik
  • Ansprechender Soundtrack
  • Billige Dialoge
  • Viel zu leichte Schwierigkeitsgrade
  • Viele Gegner mit wenig Hirn
  • Einfallslose und sich wiederholende Quests

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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