ArcheAge: Planet Calypso meets FarmVille

Nachdem ich am Tag des Release von ArcheAge nach 2 x über 1 Stunde in der Warteschlange nach nur 3 Minuten im Spiel wieder vom Server flog, habe ich...

von _Sternenkind_ am: 12.10.2014

Nachdem ich am Tag des Release von ArcheAge nach 2 x über 1 Stunde in der Warteschlange nach nur 3 Minuten im Spiel wieder vom Server flog, habe ich erstmal 3 Wochen gewartet, bis ich mich wieder ins Spiel traute. Ich war einfach neugierig und wollte es unbedingt anspielen, weil ich leidenschaftlich gern farme und crafte - und ich schon  EVE  online wie Patrizier im Weltall gespielt habe.

Das Zurechtfinden im Spiel ist einfach, da es nach Schema-F funktioniert. Mit der menschlichen Rasse Nuian starte ich mit meinem Charakter in einem freundlichen, hellen Gebiet in den Bergen, wo ich erstmal die üblichen kleinen Füchse erledigen muß, und dann geht es auch gleich ins erste Dorf. Was mir gleich an der Grafik auffällt, ist, dass die Charaktere fast fotorealistisch wiedergegeben werden, die Tannenbäume aber recht popelig wirken vor dem zum Glück sehr echt aussehenden Himmel. Nach spätestens 5 Quests wußte ich: hier darf ich nichts Neues erwarten. Ich mache also einfach weiter, darf schon bald in einer Quest (um Level 5 herum) ein Fohlen aufziehen (dauert nur wenige Minuten) um fortan flotter unterwegs zu sein. Das Pferd ist super animiert, doch da es zum Mitleveln immer herbeigerufen bleiben muss, wird die Rechnerleistung in Questgebieten und Dörfern/Städten zusätzlich strapaziert. Feine Sache: es gibt Kampfskills beim Reiten und Rüstungsteile für das Mount.

Zwischen den Quests kommen immer wieder kurze Videos, die mir "meine" Geschichte erzählen - und da geht mir die Hutschnur hoch: ich möchte mich, bitteschön, selber in die Welt einfühlen und bestimmen "was" ich "warum" mache. Ich komme an den ersten öffentlichen (auch für f2p-Spieler nutzbare) geschützten Farmen vorbei, auf denen jetzt, nach dem Run der ersten Tage/Wochen schon wieder genug Platz frei ist. Auch dort, wo die Spieler ihre Häuser errichten können, ist jede Menge Platz... keine Spur von Fundamenten/Gerüsten soweit das Auge reicht - jedenfalls nicht hier im sicheren LowLevel unter 30. Die Musterhaussiedlung ließ auch nicht lange auf sich warten: frei begehbar, und schon mit netten Möbeln, Dekoelementen und nützlichen Crafting-Stationen bestückt, machen die verschiedenen Haustypen einem den Mund wässrig ;-)

Ich kloppe mich erstmal weiter durch die nächsten Quests, verteile Skillpunkte und warte darauf, dass mir das Kämpfen Spaß macht .... tut es aber nicht. Es ist in den Grundzügen zu einfach gestrickt: irgendwo ein Monster anklicken - und mein Charakter dreht sich automatisch hin und läuft darauf zu. Noch die Kampfskills in der richtigen Reihenfolge ausgelöst (für die ganz Begriffsstutzigen leuchtet jeweils der nächste Skill mit einem weißen Rahmen auf) - gähn. Zu allem Ungemach stehen Bösewichte nur spärlichst animiert in der Gegend rum, Mobs scheinen beliebig in die Landschaft gepflanzt und sind nicht wirklich ortstypisch oder erzählen gar eine Geschichte wie z.B. die Naga in WOW. Als PvElerin wird mir hier tatsächlich langweilig.

Ich pflanze also lieber probehalber ein paar Sachen mit kürzerer Wachstumsdauer in die freie Wildbahn - um am nächsten Tag nicht mehr viel davon vorzufinden. Egal, auf meinen Erkundungstouren habe ich genug Erze, Bäume und Pflanzen ernten können. Es gibt auch die Funktion "Entwurzeln" falls man noch nicht reife Bäume und Pflanzen irgendwo weg haben möchte. Das für das Spiel wichtige Sammeln und die Weiterverarbeitung der Materialien kostet Arbeitspunkte, die über Zeit generiert werden. Als F2Player ist man da stark im Hintertreffen, da man ingame nur halb soviel davon bekommt wie Abospieler... und die verdienen auch noch offline weiter APs, F2Player aber nicht. Mir geht also schnell die Puste aus, und ich muß mich mit dem was ich in ArcheAge unternehme nach meinem AP-Vorrat richten. Das ist ein übler Dämpfer, denn wegen des Sammelns und des ausgefeilten Handwerks bin ich ja hier. Ich fange in der schönen Stadt Sichelmond-Thron trotzdem schon mal an, und schnell wird klar, dass man bereits zur Herstellung einfacher Waffen sehr viele Zutaten benötigt. Ich bin von Aion's Handwerkssystem ja einiges gewöhnt, aber das erscheint mir jetzt im Vergleich ein Picknick zu sein... "schluck". Am Hafen ist jede Menge los, besonders zur Feierabendzeit, glücklich, wer schon ein Schiff gebaut hat. Ich habe immerhin früh ein kleines Ruderboot in einer Quest erhalten, mit dem ich die Steuerung auf See üben und mich selbstständig auf dem Wasserwege umsehen kann.

Dabei fällt mir auf, dass der Soundtrack in ArcheAge ein Manko ist - unpassendes Flötengedudel und Cowboy-Shuffle-Musik (oder was immer das darstellen soll) mit Lounge-Flair haben in mir zum ersten Mal (ever!) den Wunsch aufkommen lassen, eigene Musik anzustellen... ich habe mir dann auf YouTube noch mehr AA OSTs angehört, um zu lauschen, ob es in anderen Regionen damit besser wird... wird es aber nicht. Die Soundtracks von WOW, Aion, Rift, EVE und Runes of Magic kann ich mir den ganzen Tag anhören.

Auf öffentlichen und privaten Farmen treffe ich immer mal wieder auf jämmerliche kranke und sterbende Tiere... die sind herzerweichend animiert, und es tut mir leid, kein spezielles Futter zum "Retten" dabei zu haben. Da hat wohl mancher Spieler nicht genug Zeit um sich zu kümmern. Und das wird mir innerhalb von 2 Tagen klar: man muß viiiiel Zeit mitbringen für dieses Spiel. Tiere und Pflanzen können schon mal mehrere Tage brauchen um zu gedeihen - und sterben/verwelken, wenn man sie nicht ausreichend pflegt und rechtzeitig erntet. Mir dämmert, dass mir das übliche Pet-Aufziehen (in z.B. Runes of Magic) völlig ausreicht.

Nach meiner 2. Session im Spiel höre ich dann auf. Schöne weite Landschaften mit tollen Lichtverhältnissen kenne ich aus "Planet Calypso", wo ich in großen Abständen unterwegs bin - und wo die Umgebung abwechslungsreicher gestaltet ist, und ich die Möglichkeit habe, auch die anderen Planeten des Entropia Universe zu erkunden. Selbstständigkeit und ökonomisches Handeln sind da Pflicht, und es gibt (ein selten genutztes) open PvP und im Weltraum sogar Piraterie. Wenn ich mal wieder meinen Bauernhof-Trieb ausleben will, halte ich mich lieber an FarmVille2... auch wenn mich hier einige dafür erschießen möchten ;-))

Fazit: Für mich ist ArcheAge ein solide gemachtes, hochwertiges Spiel mit einer schönen Grafik, herausragend gestalteten Dörfern und Städten, mittelprächtigem, leicht zu händelndem Kampfsystem, und einem tollen, aber sehr zeitaufwändigen Farm- und Handwerkssystem. Vom Leben in der PvP-Warzone kann ich nicht berichten, da ich nicht dort war. Im Internet habe ich auch schon erfahren, dass sich da manche eh drum drücken - und nur durch Farming und Crafting hochleveln und sich mit dem friedlichen Dasein begnügen.

Der Funke ist bei mir nicht übergesprungen, was aber daran liegt, dass ich mit "meinen" Lieblingsspielen vollauf zufrieden bin. Wer neugierig ist, soll es ruhig mal kostenlos ausprobieren - aber es muss einem klar sein: wer langfristig weiterspielen will braucht dringend den Patron-Status (Abo) um Haus und Farm zu errichten und nach Herzenslust wirtschaften zu können.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: weite, realistisch wirkende Landschaften, Charaktere fast in photographischer Qualität
  • Atmosphäre: die Lager, Ortschaften und die Stadt Sichelmond-Thron wirken sehr lebendig
  • Bedienung: Standard Ui und Bedienung
  • Umfang: ähnlich wie im Sandbox-Game EVE online wird man hier nie fertig
  • Alleinstellungsmerkmal: Haus in der Spielwelt + Farm + Seefahrt/Piraterie
  • Grafik: das UI ist das liebloseste was mir je untergekommen ist
  • Sound: nichts Halbes und nichts Ganzes, Loungemusic-Charakter :-( Wer wissen will, was ich meine, höre sich bitte AA OSTs auf YouTube an.
  • Quests: fade Standardkost
  • Charaktersystem: ähnlich RIFT oder Runes of Magic; die 120 "Klassen" in ArcheAge sind in Wirklichkeit nur die Kombinationsmöglich- keiten eines 3 von 10 Pfade/Klassen Systems (http://archeage-online.de/das-spiel/klassen)
  • Kampfsystem: leicht zu händelndes Tab-Targeting und angenehm dynamisch animiert, aber keine Herausforderung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(7)
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