Auch ID macht nicht alles perfekt.

Als allgemeiner Fan von Ego-Shootern und auch Doom 3 bin ich vernarrt in ID, und als ich erstmals von Rage und dem für ID ganz neuem Open-World-Konzept...

von Bakefish am: 03.10.2013

Als allgemeiner Fan von Ego-Shootern und auch Doom 3 bin ich vernarrt in ID, und als ich erstmals von Rage und dem für ID ganz neuem Open-World-Konzept erfuhr, war ich gespannt. Doch heute, lange Zeit danach, muss ich zugeben, eher enttäuscht zu sein. Sicher, Rage macht vieles sehr gut, doch scheitert es am eigenen Setting. Um das genauer zu erläutern, habe ich die Rezension geschrieben.

Über 100 Jahre nachdem ein gigantischer Meteorit auf der Erde die Lichter ausgeknipst hat, wacht der Spieler in einer so genannten „Arche“ auf, in welchen sich Auserwähnlte haben einfrieren lassen, um lange Zeit nach dem Impakt aufzuwachen und die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren. Kurz nachdem man sich aus dem Bunker geschleppt hat, wird man von einem Mutanten angefallen, aber gerettet. Ein Mann namens Dan Hagar stellt sich vor, bringt mich zur Siedlung und verlangt kurz darauf, dass ich für ihn eine Horde Banditen ausschalte.

Ähm… ja. Hättest du das nicht selbst machen können? Da komme ich gerade erst aus der Arche, habe von der neuen Welt keine Ahnung und darf als erstes Leute töten? Recht schnell wird deutlich, dass die gesamte Story so oder ähnlich aufgebaut sein wird- wer teils ewig lange Gespräche mit Personen wie in Fallout 3 erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Den Questaufbau kann man eher mit Borderlands vergleichen- fahre (zum Fahren später mehr) zum Level, steige aus, ins Level hinein, sammle den Gegenstand auf, töte auf dem Weg dahin hunderte Gegner und fahre anschließend wieder zurück. Diese Queststruktur zieht sich vom Anfang bis recht mauen Ende. Das durchaus sehr interessante Setting, das Rage bietet, wird damit verspielt.

Inwieweit ist das Spiel eigentlich Open World? Mit Fallout 3 kann man Rage nicht im Geringsten vergleichen. Die Missionen sind meistens sehr starr ausgerichtet, die Level, in welchen man sie erfüllt, sehr schlauchig und linear. Einzig die riesigen Gebiete dazwischen sind komplett offen. Mit dem Auto, welches man noch ordentlich aufrüsten kann, düst man durch die postapokalyptische Welt und zerstört haufenweise feindliche Blechkisten, was ordentlich Spaß macht. Dazu kann man auch in Autorennen gegen KI-Gegner antreten und so Preise absahnen, mit welchen das eigene Gefährt aufgemöbelt werden kann. Das Auto-Element, welches ID eingebaut hat, ist jedenfalls voll gelungen.

Doch hauptsächlich ist Rage ein Ego-Shooter, und was für einer. Wer Doom 3 gespielt hat, wird wieder ganz typische ID-Strukturen entdecken. So schleppt man bis zu 9 Waffen mit sich herum, von welchen jede ihre eigene Besonderheit hat. Angenehm ist dabei, dass es für jede davon (außer einer) mehrere Munitionstypen gibt, Explosivmunition, Schockmunition, wie mans will. Dazu kann der Spieler sich auch mithilfe von Bauplänen selbst Dinge zurechtbasteln. Granaten, Geschütze und sogar ferngesteuerte Suizidroboter sind dabei. Schön ist dabei auch, dass es ganz unterschiedliche Gegnergruppen gibt, welche jeweils ihren ganz eigenen Kampfstil haben- so greifen die Mutanten gerne im Nahkampf an, Banditen und Regierungstruppen kämpfen eher zurückhaltender, aber mit mehr Feuerkraft. Das Tolle ist, dass die Gegner sich recht intelligent verhalten und auch zusammen arbeiten. Dennoch hätte einiges besser gemacht werden können. So gibt es viel zu wenige Upgrades für die Waffen bzw. den Charakter und das Inventar ist recht umständlich. Doch vor allem Profis werden von der Schwierigkeit des Spiels nicht angetan sein- selbst auf dem höchsten von vier Schwierigkeitsgraden ist das Spiel noch zu einfach. Der Spieler regeneriert Gesundheit, wenn er sich nicht zu lange anschießen lässt und selbst in solchen Fällen gibt es Bandagen, die bei Benutzung die Gesundheit komplett wiederherstellen. Nichtsdestotrotz macht es sehr viel Spaß, durch die unterschiedlichsten Level zu stürmen und sich hitzige Feuergefechte mit allen Arten von Feinden zu liefern. Cool ist dabei auch, dass es einige Bossgegner gibt, welche zwar (fast) alle auf die Immerdraufhauen-taktik zu besiegen sind, aber den Spieler auch mal etwas mehr fordern.

Atmosphärisch gesehen… nun ja. Einige Horror-Elemente, welche man bereits aus Doom 3 kennt, sind ebenfalls wieder mit dabei, doch DIE Apokalypse, wie sie in der gesamten Fallout-Reihe oder gar in Metro 2033 perfekt inszeniert wurde, gibt es hier nicht. Man kann das Endzeit-Feature eher mit den Mad Max-Filmen vergleichen. An dieser Stelle vergeudet ID viel Potenzial, ach dadurch, dass das Design der recht lebensreichen Städte den Stil des Ödlands bricht.

Auch grafiktechnisch kämpft Rage mit Problemen. Die ID-Tech-5-Engine liefert zwar wunderschöne, detailreiche Umgebungen, doch ein großes Problem sind die Texturen, die jedes Mal nachladen, wenn man sich nur in eine andere Richtung dreht. Zwar gibt es die Grafikoption GPU-Transcode, welche die Ladezeiten verkürzt, doch ganz ausmerzen kann man sie damit nicht. Nach einiger Zeit hat man sich daran gewöhnt, doch vor allem Grafikfans dürfte dieses Prinzip recht schnell vertreiben.

Als Fazit sage ich: Das, was Rage hauptsächlich gut machen soll, macht es gut. Die Ballereien und Autorennen machen trotz recht geringen Schwierigkeitsgrads sehr viel Spaß. Doch die Jungs von ID hätten einige Ansatzpunkte noch viel besser ausbauen können, was dem Spiel deutlich mehr Tiefe verliehen hätte. Durch dieses ungenutzte Potenzial erreicht Rage daher für mich nur die 75 Prozent. Schade!


Wertung
Pro und Kontra
  • Hitzige, spaßige Ballereien
  • Auto-Element cool gemacht
  • Recht lange Spielzeit
  • Gute KI der Gegner
  • Nicht wirklich Open World
  • Schwache Story
  • Atmosphäre nicht wirklich postapokalyptisch
  • Nachladende Texturen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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