Wer wollte denn nicht schon immer mal auf einer Raumstation gefangen sein, die noch obendrein mit Aliens besetzt ist, die sich in Tassen verwandeln können? Und das direkt am ersten Arbeitstag? Gut, zumindest in echt würde ich das nicht unbedingt wollen, dafür aber umso mehr in Prey. Und damit das direkt geklärt ist: Es ist fanTASStisch.
Willkommen auf der Talos I
Prey spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der John F. Kennedy das Attentat überlebt und Raumfahrtprogramme finanziert. Nach einem Besuch der Typhon-Aliens - eine Art schwarze Masse - wird die Raumstation Talos I gebaut, in welcher die Aliens eingesperrt werden. Wir spielen als Morgan Yu, Bruder oder Schwester des TranStar-Firmenpräsidenten Alex Yu, um oben im All die Aliens zu untersuchen. Die braucht TranStar nämlich, um Neuromods herzustellen, ein kleines handliches Gerät, das man sich ins Auge sticht, um den Menschen zu verbessern. Tja, und direkt am ersten Arbeitstag läuft ein Test mit uns als Hauptrolle schief und die Typhon-Aliens brechen aus. Und wir dürfen jetzt die ganze - wohlgemerkt äußerst schmackhafte - Suppe auslöffeln und die Talos I retten. Und hoffentlich lebendig verlassen.
Jetzt eigenen Spieletest bei GameStar veröffentlichen: Die besten Beiträge werden mit freier Spiele-Auswahl bei GOG.com für 60 Euro belohnt!
In Prey spielen wir Morgan Yu, Bruder bzw Schwester des Firmenpräsidenten Alex Yu.
Die Ausgangslage von Prey klingt interessant, und mit der Zeit wird das Spiel sogar noch spannender. Jedoch spielt sich ein beträchtlicher Teil der Story in E-Mails und Audiologs ab. Man sollte sich etwas Zeit nehmen, um sich alles durchzulesen. Es lohnt sich aber, da die Texte wirklich sehr interessant sind und sich auch die ein oder anderen humorvollen Kleinigkeiten darin verbergen. Das Beste an der Story: Sie endet sehr zufriedenstellend! Alles kommt zu einem logischen Schluss und ganz ehrlich, ich bin schlichtweg begeistert vom Ende. Es gibt nicht mehr viele Spiele, die wirklich gute Enden auf die Reihe kriegen. Prey ist eines davon.
Die Aliens sind die Beute, und wir sind der Jäger
Und nun liegt es an uns, auf der Talos I aufzuräumen und die Typhon Aliens wieder zu vertreiben. Wie wir das machen, ist komplett uns überlassen. Prey baut auf seine immens hohe spielerische Freiheit auf, und das merkt man zu jeder Zeit. Das Spiel läuft so ab, dass wir einen Auftrag bekommen, den wir dann erfüllen müssen. Dabei läuft es immer darauf hinaus, dass wir von A nach B kommen müssen und bei B beispielsweise etwas aktivieren müssen, damit wir in einem anderen Bereich weiterkommen können. Die Talos I ist dabei in mehrere Unterbereiche aufgebaut, die wir aber anfangs nicht betreten können. Die meisten Missionen fangen wir in der Lobby an, die als Hub dient und in der wir auch immer wieder mal zurückkehren müssen.
In der Lobby der Talos I holen wir uns die meisten Aufträge ab. Sie dient uns als Hub, und von hier aus kommen wir in jeden anderen Bereich der Talos I. Sofern wir einen Weg freigemacht haben.
Von dort aus kommen wir auch in die anderen Bereiche der Talos I, wenn wir denn den Weg dafür freigemacht haben. Tja, und dieser Weg wird von den Typhon bewacht.
Von Beruf Tassenjäger
Und ja, das ist kein Scherz, wir jagen wirklich Tassen. Naja, nicht nur. Da haben wir zum einen die Mimics, kleine schwarze spinnenartige Aliens, die zwar nichts aushalten, aber die bekämpfbaren Jumpscares von Prey darstellen. Die Viecher können sich nämlich in allerhand Gegenstände verwandeln, wie eben Tassen, woraufhin sie für uns als Spieler fast unsichtbar sind. Sie greifen dann aus dem Hinterhalt an, und wenn sie angreifen wollen, dann klappern sie etwas herum, bevor sie sich wieder in ihre wahre Form verwandeln.
Das Alien rechts mit dem Pfeil ist ein Mimic. Er verwandelt sich in alle Arten von kleinen Gegenständen und stellt den Pseudojumpscare im Spiel dar. Achja, und er kommt sehr oft vor.
Ein weiterer Gegner, den wir oft treffen werden, ist das Phantom. Es ist genauso groß wie wir und kann gelbe Kugeln verschießen, die wirklich reinhauen, und spätestens wenn wir einen dieser Kollegen begegnen sollten, fängt Prey an, seine spielerische Freiheit richtig zu entfalten. Wir haben nämlich unglaublich viele Möglichkeiten, Gegner zu besiegen oder gar zu umgehen. Besonders das taktieren und kombinieren von Fähigkeiten, Waffen und sogar Umgebungsgegenständen ist nötig, wenn wir auf noch stärkere und gefährlichere Typhon treffen.
Ein Beispiel: Ich wollte gerade von einer Mission wiederkommen und die Lobby betreten, da finde ich zwei Phantome, die obendrein auch noch Elementarschaden machen und dadurch noch stärker sind. Sie wussten aber nicht von meiner Anwesenheit. Mein Lebenspunktebalken war komplett voll und ich hatte mehr als genug Munition für die Schrotflinte, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, direkt zu ihnen rüberzurennen und sie zu eliminieren. Also schnellspeichern und los. Das ging in die Hose. Schnellladen und diesmal was anderes überlegen. Ich bemerkte nach etwas Beobachtung ein rotes Fass in der Nähe. Ich wartete, bis die Phantome in die Nähe des Fasses gingen und schoss dann darauf. So konnte ich beide mit einem einzigen Schuss aus meiner Pistole eliminieren. Ich hätte es aber auch nochmal anders machen können und einen Gegenstand irgendwohin werfen können. Eines der Phantome wäre dann dorthin gegangen. Danach hätte ich also problemlos das andere Phantom mit der Schrotflinte bearbeiten können, während sein Kollege noch erst zu mir hätte kommen müssen. Oder ich hätte meinen kinetischen Schlag benutzen können. Was das ist? Ja... kommen wir zu den Neuromods.
Und dieser große Typ hier ist das Phantom. Macht Schaden, ist unfreundlich und ist in Gruppen sehr gefährlich.
Mit ihren eigenen Tassen geschlagen
Neuromods sind das Äquivalent zu den Fähigkeitspunkten aus anderen Spielen, mit dem Unterschied, dass wir sie überall auf der Station finden können oder selbst herstellen können. Wenn wir genug Neuromods haben, können wir Morgan Yu in sechs verschiedenen Fähigkeitenbäumen verbessern, drei davon sind menschlicher Natur und in den anderen drei sind die Aliens mit einbezogen. So können wir in den Menschen-Fähigkeitsbäumen beispielsweise mehr Inventarplatz freischalten oder die Möglichkeit, Computer und Konsolen zu hacken, um Türen zu öffnen oder Geschütze zu aktivieren. Bei den Aliens ist es etwas interessanter. Wir müssen nämlich erst mit dem Psychoskop Aliens scannen, um ihre individuellen Fähigkeiten freizuschalten. Scannen wir zum Beispiel genug Mimics, schalten wir die Fähigkeit frei, uns selbst in Gegenstände wie Tassen zu verwandeln. Bei Phantomen ist es dann dementsprechend der kinetische Schlag. Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten wie selber Phantome erschaffen zu können, die dann auch solange für uns kämpfen, bis sie getötet werden.
Mit dem Psychoskop scannen wir Aliens, um einerseits Forschungspunkte freizuschalten, damit wir ihre Verbesserung freischalten, aber auch um Stärken und Schwächen herauszufinden. Hier wird ein Albtraum gescannt, ein Bossgegner
Wie machst denn du deine Munition? Aus Bananenschalen!
Auf der Talos I befindet sich in jedem Bereich alle möglichen Arten Schrott. Bananenschalen, Kabel, all das können wir für das Herstellen von Gegenständen gebrauchen. Dazu benutzen wir einen Recycler und werfen den Schrott rein. Den Schrott gibt es in vier unterschiedlichen Arten: Synthetisch, metallisch, biologisch und exotisch. Haben wir genug Schrott, können wir Gegenstände herstellen, vorausgesetzt, wir haben die nötige Blaupause dafür gefunden, weshalb man sich auch immer gut umschauen sollte. Im Fabrikator können wir dann die Gegenstände einfügen und so Waffen, Munition, Medikits und weitere Gegenstände herstellen. Und das ist auch bitter nötig, denn besonders Munition ist auf der Talos I Mangelware, zum Beispiel für die wirklich coole GLOO-Gun, die Klebegeschosse verschießt. Die bringen das gegnerische Alien zwar nicht um, können es aber verlangsamen und sogar bewegungsunfähig machen, sodass wir es problemlos mit unseren Waffen bearbeiten können. Mit der GLOO-Gun können wir auch eigene Treppen bauen, indem wir einfach auf die Wand schießen. Und es gibt noch ein paar weitere Waffen, die sehr unkonventionell sind, wie den Q-Strahler. Damit schießen wir auf die Gegner, deren Lebensbalken dann anfangen, grün zu werden. Feuern wir lang genug auf sie, bis der grüne Balken den roten Lebenspunktebalken überschreitet, explodieren die Gegner einfach. Fühlt sich herrlich an, besonders bei den großen Gegnern.
Manchmal müssen wir auch raus ins Weltall oder in einen Bereich der Station, in dem keine Gravitation herrscht. Solche Spaziergänge ins All sind sehr atmosphärisch gemacht und besonders dort treffen wir auf fiese Gegner wie den Weber.
Mitarbeiter des Monats
Die Aufträge, die wir in Prey kriegen, sind sehr abwechslungsreich und interessant gestaltet. So können wir beispielsweise die Talos I nach illegalen Frachtcontainern durchsuchen, in denen Munition und Waffen sein können. Oder wir helfen einer Freundin, die eine schwere Verletzung hat. Zumindest, wenn wir wollen, denn wir können auch sie auch einfach sterben lassen Alternativ suchen wir eine Sicherheitsstation auf und tracken einen Mitarbeiter der Talos I, denn jeder von ihnen hat nützliche Gegenstände dabei, und es gibt mehr als 100 Mitarbeiter, die es zu finden gilt. Ob tot, lebendig oder... ah, das verrate ich nicht. Fakt ist, dass es sehr viel Spaß macht und sich auch definitiv lohnt, so viele Missionen wie möglich abzuschließen.
An Sicherheitsstationen oder Computern können wir Programme ausführen, Dateien herunterladen oder E-Mails wie diese lesen.
Danke für Ihren Aufenthalt, besuchen Sie uns bald wieder
Prey hat einen relativ hohen Wiederspielwert. Das liegt zum einen daran, dass das Spiel unsere Entscheidungen wirklich ernst nimmt und am Ende auch reflektiert - wodurch es zwischen eines von zwei Enden wählen wird - und wir nie alle Fähigkeiten freischalten werden können. Das ging soweit, dass selbst ich, der Spiele einmal durchspielt und dann nie wieder, gesagt hat: "Boah, das musst du nochmal spielen, aber diesmal anders." Und ehrlich, man merkt, dass sich das Spiel dann deutlich anders spielt. Manchmal leichter und manchmal schwieriger. Grund zur Kritik gibt es aber auch. Man merkt dem Spiel an, das es besonders am Anfang und an einigen Stellen echt nicht leicht ist. Teilweise gibt es nämlich Momente, da hat man kaum Zeit, sich vorzubereiten. Da gab es zum Beispiel eine Stelle im Spiel gegen Ende, wo sehr viele Gegner plötzlich kommen, die sehr stark sind und obendrein noch viel aushalten. Und das, obwohl alle Waffen maximal verbessert wurden - das geht hier nämlich auch - und ich Alienfähigkeiten einsetzen konnte. Solche Momente gibt es nicht zu oft, aber sie gibt es, und sie machen das Spiel unnötig unfair.
Außerdem: Die wenigen Charakter, die hier im Spiel vorkommen, sind viel zu seicht und uninteressant. In meinem ersten Durchlauf war ich unglaublich interessiert, alles über die Welt in Prey herauszufinden, nur gibt es kaum Informationen über die Leute. Die interessantesten hierbei sind tatsächlich nur Morgan Yu und der Bruder. Was ist mit den Eltern der beiden, die ebenfalls bei TranStar arbeiten? Wieso gibt es so wenige Informationen über die bekannten Mitarbeiter auf der Talos? Das hätte mich persönlich sehr interessiert, nicht nur einfach so, sondern weil es der Welt noch mehr Tiefe verliehen hätte, eventuell sogar noch offene Fragen beantwortet hätte - die gibt es zwar kaum, aber die, die da sind, möchte man auch beantwortet haben.
Neo-Deco und großartiger Soundtrack
Die Grafik von Prey selbst ist stimmig. Zwar hätte man deutlich mehr daraus machen können, dennoch sieht das Spiel gut aus. Besonders die Effekte - bspw. die Feuereffekte - sehen klasse aus. Die Animationen sind gut, Luft nach oben herrscht dennoch aufgrund einiger steifer Gegneranimationen. Es ist spannend, die vermeintlich leere Talos I zu erkunden, immer mit dem Hintergedanken, dass an jeder Ecke ein Alien lauern könnte. Beim Soundtrack jedoch kann man nichts negatives sagen. Preys Soundtrack klingt fantastisch und trifft auch teilweise meinen Musikgeschmack, aber ich habe auch von Mick Gordon, der schon den Soundtrack zu DOOM 2016 gemacht hat, nichts anderes erwartet. Besonders im Intro des Spiels hat man sich fast schon selbst übertroffen. Es bleibt mir heute noch im Gedächtnis, besonders dessen Musik. Auch die Waffengeräusche, Explosionen und Aliens klingen gut. Ebenfalls klingt die deutsche Synchronisation gut und passt. Insgesamt ist die Atmosphäre im Spiel sehr gut.
Die Grafik von Prey ist gut, könnte aber noch ein Stück besser sein. Die Effekte hingegen sehen klasse aus, hier ein Thermal-Phantom, dass uns mit Feuer bekämpft. Kommen wir dem Feuer zu nah, ist unsere Sicht sogar verschwommen.
Fazit
Von Prey erwartete ich einen guten, flüssigen Singleplayer-Shooter, der durchweg unterhält. Ich hab aber nicht erwartet, dass ich so begeistert sein würde. Prey ist ein großartiger Actiontrip mit kleinen seichten Horrorelementen, der durchgehend Spaß macht und keinerlei Leerlauf bietet. Die Story unterhält bis zum Schluss sehr gut, mit 20-25 Stunden hat das Spiel eine gute Länge für einen Singleplayer-Shooter und einen hohen Wiederspielwert. Prey ist das Geld wert. Lediglich die 90er-Wertung bleibt dem Spiel verwehrt, da es anfangs wirklich nicht leicht ist aufgrund einiger unnötig schwerer bis unfairer Hürden. Trotzdem: Jeder, der einen guten, anspruchsvollen Singleplayer-Shooter sucht, wird hier fündig, und dem spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus. FanTASStisch eben.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.