Battlefield: Call of "The Line"

- KURZTEST - VORWORT Wäre man böse, dann könnte man den neuesten Militär-Shooter von EA als Raubkopie betiteln. Denn wie es bereits in...

von - Gast - am: 08.11.2012

- KURZTEST -

VORWORT

Wäre man böse, dann könnte man den neuesten Militär-Shooter von EA als "Raubkopie" betiteln. Denn wie es bereits in mehreren Fachmagazinen zu lesen (oder in Videos dazu zu sehen/hören) ist, gibt es in MEDAL OF HONOR: WARFIGHTER eigentlich nichts, was das Spiel im Vergleich zu Battlefield 3, Call of Duty: Modern Warfare 1-3 oder auch dem jüngsten Alternativ-Ansatz Spec Ops: The Line anders machen würde.

Auf der anderen Seite gibt es den Satz "Besser gut geklaut, als schlecht(er) selbst gemacht" aus guten Gründen.

Und genau Warfighter ist meiner Ansicht nach ein solcher Titel.

 

GRAFIK

Sobald man das Spiel die ersten paar Minuten gespielt hat, merkt man (wenn man das Intro aus irgendwelchen Gründen verpasst haben sollte), dass sich MOH:WF die Engine von Battlefield 3 unter den Nagel gerissen hat.

Atemberaubende Ansichten von Dörfern in wundervollem Detailgrad, spiegelnde Wasserpfützen (wobei speziell tiefes Wasser in Flüssen deutlich hinter BF3 zurücksteht), eine aufgewühlte See, Kampfeinsätze während eines starken Sturms incl. Regenguss, einwandfreie (wenn auch beim Fahren nervige) Sonneneinstrahlung, uvm.. Grafisch sieht der Titel bis auf wenige Kritikpunkte sehr gut aus.

Und im Vergleich zu Battlefield 3 wirken die Einsatzgebiete irgendwie stimmiger. Sind es die deutlich häufigeren Wettereffekte wie Sturm, Regen und Staub oder hat man hier allgemein passendere Umgebungen geschaffen? BF3 sieht trotz ebenso atemberaubender Grafik einfach nüchterner, lebloser.

In diesem Punkt hat der Entwickler "Danger Close" also auf jeden Fall schon einmal richtig "geklaut".

 

SOUND

Wie nicht anders zu erwarten gibt es auch da keine Gründe zur Beanstandung. Die Waffen klingen authentisch, eine Rakete, die direkt an einem vorbeisaust, lässt zusammenzucken (zumindest beim ersten, unerwarteten Male). Ein Gebäude, das per Luftangriff zum Einsturz gebracht wird, testet Boxen und Subwoofer auf Stärken und Schwächen.

Die musikalische Untermalung ist im Vergleich zu BF3 deutlich "emontionaler" (Kritiker dürfen gerne "pathoshaltiger" einsetzen), an ein so greifendes Theme wie es z.B. Call of Duty: Modern Warfare 3 hat, kommt es allerdings nicht heran. Zumal ich das Gefühl hatte, dass erst ab der zweiten Hälfte der Kampagne intensiver mit Musikuntermalung gearbeitet wurde.

 

STEUERUNG

Was die Manövrierung der spielbaren Charaktäre angeht, so darf der geneigte Käufer im Großen und Ganzen eine Standard-Belegung erwarten, wenn auch teilweise auf anderen vordefinierten Tasten (Crouching nicht auf C sondern auf L Strg). Dies lässt sich aber in den Optionen nach Belieben anpassen.

Diverse Fahr- und Fluggeräte wie z.B. Schlauchboot, Auto oder Helikopter (nur an der Minigun) lassen sich jederzeit gut unter Kontrolle halten.

 

STORY DESIGN

Auch hier hat EA offensichtlich aus der relativ hingeschusterten "Kampagne" von Battlefield 3 gelernt. War bei letztgenanntem Titel die Story schlicht und ergreifend nur alibihalber eingebaut worden um sich nicht der Kritik "reiner MP-Shooter" anhören zu müssen, so bietet die Geschichte von Warfighter deutlich mehr.

Hier hat man das Gefühl, dass konsequent die Stärken aus den Modern Warfare-Titeln (schnelle Erzählweise, Spannungsaufbau durch das Teasern von potentiellen Verrätern, etc.) mit dem alternativen Ansatz aus Spec Ops: The Line (grässliche Seite des Krieges darstellen) gemischt wurden und dann zu einem erzählerischen Gesamtwerk mit emotionalen Momenten kombiniert wurde.

Wäre die Story der Kriegshandlung für sich nichts wirklich besonderes, so baut der Entwickler geschickt eine (wenn auch deutlich abgeschwächte) "The Line"-Komponente ein: Der Hauptcharakter ist nämlich nicht einfach nur ein harter Hund, der für´s Vaterland böse Terroristen über den Haufen schießt. Nein, er ist auch Ehemann und Vater einer kleinen Tochter.

Immer wieder bekommt man als Spieler zwischen den Missionen diverse Schnipsel aus dem Privatleben des Militär-Papas serviert, welche zwei Sachen deutlich machen: Zum einen ist das die unter großen Spannungen und auf einer Zerreiß-Probe stehenden Ehe, weil sowohl Ehefrau als auch Tochter immense Angst aufgrund des Jobs des Vaters haben. Zum anderen wird die innere Zerrissenheit des Papas dargestellt, der auf der einen Seite immer wieder aus seinem Dienst aussteigen will - der Familie wegen - auf der anderen Seite sich aber immer wieder überreden lässt, weiter zu machen, weil er sich in der Position sieht, das Leben (auch) seiner Frau und seiner Tochter durch seine Arbeit ungefährlicher zu machen.

Zum Nebenschauplatz dieser Emotionen wird auch ab ca. der Mitte des Spiels die Familie des besten (Kriegs)kumpels des Hauptcharakters.

Sowohl die Story an sich, als auch diese Familiensituationen werden am Ende des Spiels klar aufgelöst. Je nach Situation unterschiedlich, aber immer wird das Bauchgefühl und die Emotionen durch die finale Videosequenz angesprochen.

Auch hier mischt man fast schon konsequent den Pathos der COD-Serie einerseits und die hässliche Fratze von "The Line" auf der anderen Seite - beides aber abgeschwächt.

Ob hier gut "geklaut" wurde, ist meiner Ansicht nach sehr stark vom persönlichen Geschmack (welcher Ausgang von welcher Story spricht welchen Spieler an) abhängig - spannend und emotional ist der Titel aber allemal.

 

PERSÖNLICHES FAZIT

Medal of Honor: Warfighter mag absolut nichts neues bieten. Keine eigenständige Grafikengine, keine noch nie gesehene Story, keine innovativen Spielelemente. Aber das Spiel ist in allen Bereiche auf gutem bis sehr gutem Niveau. Man hat sich zwar schonungslos bei allen Konkurrenten bedient, aber das hat man verdammt gut gemacht.

Die Grafik ist sehr gut, die Atmosphäre wirkt mitunter sehr glaubhaft und nicht zuletzt der "The Line"-Joker, den man mit der persönlichen Situation der Familie des Hauptcharakters gezogen hat, gibt dem Titel eine emotionale Seite, die ich in vielen Shootern immer vermisst habe. Krieg ist eben nicht nur "Happy Terrorist Bombing", er hat furchtbar hässliche Seiten und die Auswirkungen auf die Familien der Soldaten sind Dinge, die leider viel zu selten mehr als in den Credits erwähnt werden.

Wem also Call of Duty zu viel "Amerika ist wunderbar" ist und "The Line" zu heftig (man will ja schließlich "Spass am Kriegspielen" haben - hier sei jedem mal der Kommentar von Frau Maueröder der PCG an´s Herz gelegt *kopfschüttel*) war, dem kann ich MEDAL OF HONOR: WARFIGHTER nur empfehlen.

 

PS: Den Multiplayer-Modus habe ich bislang noch nicht angespielt. Sobald ich mich darin ein paar Stunden aufgehalten habe, wird der Test erweitert.


Wertung
Pro und Kontra
  • Frostbyte II Engine sorgt für tolle grafische Momente und eine glaubhafte Umgebung
  • deutlich mehr "Naturereignisse" (Sturm, Regen, etc.) als noch in BF3
  • abwechslungsreiche und zusammenhängende Missionen (zu Fuß, per Auto, im Helikopter, im Schlauchboot)
  • spannende Story die durch Einblicke in die Privatsphäre des Hauptcharakters viele Emotionen einbringt
  • relativ wenig USA-Pathos
  • auswählbare Schwierigkeitsgrade, die stimmig wirken
  • keinerlei Innovationen in keinem Bereich des Spiels

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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