Der Badman

Langsam beginne ich Weihnachten echt zu hassen!, jammert einer der Blackgate-Insassen während er mit dem Sturmgewehr panisch durch die Gegend zielt. Der...

von Tsabotavoc am: 11.11.2013

"Langsam beginne ich Weihnachten echt zu hassen!", jammert einer der Blackgate-Insassen während er mit dem Sturmgewehr panisch durch die Gegend zielt.

"Der Freak wartet nur auf einen Fehler. Also seid keine Vollidioten und macht keinen!", knurrt ein Scharfschütze. Wir gleiten hinter ihm zu Boden und mit einem Ringergriff sinkt er ins Traumland. Ein anderer Gefangener stürmt die Treppe hoch. Flugs zünden wir eine Rauchgranate und entschwinden durch ein Bodengitter, reissen einem anderen auf unserem Rückzug die Beine weg und hämmern seinen Kopf gegen den Betonboden.

"Oh Gott nein. Genauso fängt es an. Sie haben mich gewarnt!"

Auch vor Batman: Arkham Origin sollte man warnen. Welche Fallgruben Warner Bros. dem Spieler in den Weg stellt... was besser und was schlechter geworden ist im Vergleich zu den Vorgängern versuche ich in diesem Test zu zeigen.

 

Merry Christmas!

Es ist Weihnachten in Gotham City. Batman kämpft seit zwei Jahren Nacht für Nacht gegen das organisierte Verbrechen und mittlerweile hat Black Mask - Anführer der mächtigsten Mafiafamilie in Gotham City - die Nase voll. 50 Millionen Dollar sollen demjenigen gehören der ihm die Leiche des Batmans bringt. Dies lockt praktisch jeden Irren und Psychopathen des Planeten nach Gotham City.

Doch warum tötet Black Mask schon in den ersten Spielminuten Commisioner Loeb obwohl dieser sein wichtigster Verbündeter beim GCPD war? Warum riskiert er den Zorn der Polizei indem er im Blackgate-Gefängnis alle Sträflinge freilässt? Diese und noch viele andere Fragen und Herausforderungen stellen sich dem Batman im Laufe der nächsten zwanzig Spielstunden.

 

Batman - Jetzt auch zu Fuß

Eines der Markenzeichen von Batman ist ja das Freeflow genannte Kampf- und Flugsystem. Dieses wurde ziemlich nahtlos von den Vorgängern übernommen.

Ein Linksklick und man schlägt zu - ein Rechtsklick und man kontert. Mittlere Maustaste und man desorientiert den Gegner mit dem Cape. Die Leertaste dient für Ausweichmanöver... Soweit die Basics. Je länger man erfolgreich kontert und zuschlägt desto schneller und schneller wird Batman bis er wie ein Wirbelwind durch die Menge fegt.

Allerdings ist im Test schnell klar geworden das sich das Spiel insgesamt eine Spur hakeliger steuert als seine Vorgänger. Manche Shortcuts wurden geändert und das nicht unbedingt zum Vorteil.

Während man sich in Arkham City noch teilweise stundenlang per Greifhaken durch die Stadt katapultieren konnte ohne den Boden zu berühren wird man hier schnell an seine Grenzen stoßen. Die Stellen an denen man sich per Greifhaken einhaken kann sind deutlich weniger geworden.

Und spätestens in den Menüs kommt einem das kalte Grauen: Hier wird man mit einer Mischung aus Maus und Tastatur konfrontiert die jeder Beschreibung spottet. Wieder einmal wird klar das die Konsole an erster und der PC an zweiter Stelle stand.

Auch Arkham City und Arkham Asylum hatten diese künstlichen Momente an denen einem der Einsatz des Greifhakens aus balancetechnischen Gründen verunmöglicht wurde. Doch in Arkham Origins ist dies extrem. Dies fällt besonders im Kanalisationslevel auf in dem es hunderte Punkte gäbe mit denen man sich mit dem Greifhaken fortbewegen könnte. Statt dessen wird künstlich die Fernlenkkralle und uninspirierte Kletter- und Schalterrätsel in den Vordergrund gespielt. Hierdurch erzeugt das Spiel einerseits Abwechslung. Andererseits verarmt es das Gameplay drastisch und bricht jegliche Immersion.

Besonders schlimm wird es aber wenn das Spiel euch in die "Jump and Run"-Perspektive zwingt. Warum wurde das wieder eingebaut? Vor allem so unnötig. Den Entwicklern war selber klar das diese Passagen der reinste Krampf sind weshalb sie gegenüber dem Vorgänger etwas entschärft wurden. Doch während das bei Arkham City mit "Scarecrow" noch irgendwie sinnig war ist es hier einfach nur noch aufgesetzt und bereichert das Spiel in keinster Weise.


CSI: Gotham City

Das heißt nicht das sich Warner Bros. nicht Mühe gegeben hätte das neue Batman gut in Szene zu setzen! Einer der Höhepunkte des Spiels ist der überarbeitete Detektive-Mode um einen Tatort zu untersuchen.

Nach und nach rekonstruiert man so einen Fall und sieht wie die Tat abgelaufen ist. Durch Vor- und Zurückspulen der Tat findet man weitere Beweisstücke bis man zum Quasi-Zeugen des Verbrechens wird.

Wirklich Hirnschmalz braucht man dafür nicht. Aber es passt super ins Setting und rückt damit Batmans Detektiv-Seite etwas mehr in den Mittelpunkt.

 

Recycling ohne Recycling

War man in Arkham Asylum und Arkham City noch dazu verdammt teilweise mehrmals durch das selbe Gebiet zu stromern um die einzelnen Übeltäter dingfest zu machen so ist dies in Arkham Origin nicht mehr nötig.

Auch sind die Wege zu Missionszielen deutlich einfacher zu finden als noch in den Vorgängern. Arkham City hat die Verwandlung in Gotham City von dieser Seite gut überstanden und wurde durch Erweiterung um Nord-Gotham nochmal deutlich größer.

Entsprechend stehen einem im Spiel neue Schnellreisefunktionen zur Verfügung die man nach und nach durch Riddler-Rätsel freischalten kann...

Aber: Warum kann man durch Gotham City nicht per Batmobil fahren? Warum kann man den Batwing nicht selber steuern? Und warum sind - ja ok es wird empfohlen die Häuser nicht zu verlassen - kein normaler Bürger auf den Straßen?

Stattdessen ist die Stadt vollgestopft mit Scharfschützen, Irren mit Sturmgewehren und mit Baseballschlägern ausgerüstete Gewaltverbrechern.

Ausnahmslos jeder Cop der Stadt ist außerdem korrupt. Dadurch fühlt sich Batman - Arkham Origins über weite Teile an wie ein Arkham City mit Weihnachtsbeleuchtung und weniger zerbrochenen Fenstern.

Schade. Hier wurde echt Potenzial verschenkt!

 

Die Story... Die Story...


Es gibt ja die Theorie unter Fans und Kennern der Comics das es Arkham City nur gibt weil es Batman gibt. Batman lockt die ganzen Spinner und Irren erst an da diese sich auf Biegen und Brechen mit ihm messen wollen.

Dies spiegelt sich auch in der Story wieder: Firefly, Deathstroke, Copperhead, The Electrocutioner, Lady Shiva, Bane und Deathshot machen sich auf die Jagd nach dem geflügelten Gesetzeshüter. Zusätzlich bekommt er es aber auch noch mit Edward Nigma, Roman Sionis alias Black Mask, dem Pinguin und Mad Hatter und einigen abgedrehten Gestalten mehr zu tun...

Wer nun auf die Spielzeit schaut von 20 Stunden dem wird klar: Hier wird am Fließband gearbeitet. Viele der tollen Charaktere erhalten daher kaum Zeit wirklich zur Geltung zu kommen.

So und nun kommt ein Punkt an dem müsst ihr mir einfach vertrauen: Die Story lohnt sich TROTZ dieser Schwächen. Ich will nicht spoilern und werde daher keine Details nennen aber zumindest bei mir kamen in manchen Zwischensequenzen und Zwischenszenen diese "Wow - wie genial das gemacht wurde!"-Momente.

Insgesamt hat Warner Bros. mit der Story etwas zu viel gewollt. Der Stoff hätte für die doppelte Spielzeit gereicht. Aber in den Momenten in denen sich das Spiel Zeit für Inszinierung nimmt verfehlt es seine Wirkung nicht.

Auch der Sound gehört wieder mit zum Besten auch wenn die Titelmusik nicht mehr so wuchtig und einprägsam ist wie in Arkham City.

Der Wasserspeier dein Freund und Helfer

Einer der Höhepunkte des Spiels sind die sogenannten "Jäger-Szenen" In diesen hat man meistens einen Raum voller mit Gewehren bewaffneter Gegner die man auf möglichst unauffällige Art einen nach dem anderen ausschalten muss. Unser Rächer weigert sich ja tödliche Waffen einzusetzen und unsere Panzerung hält nur wenigen Schüssen stand.

Daraus entspinnt schnell ein spannendes Katz- und Mausspiel. Konnte man in den Vorgängern noch beliebig lange von Wasserspeier zu Wasserspeier durch die Luft gleiten geht das nun nicht mehr: Sobald die Gegner den Trick durchschaut haben und einen auf einem Wasserspeier gesichtet haben beginnen sie diese zumindest teilweise zu zerstören.

Also beginnt man sich nach anderen Taktiken umzusehen und schaltet die Gegner so auf deutlich vielfältigere Art aus als früher. Durch das Lüftungsgitter, durch die Wand, von hinten anschleichen und bewusstlos würgen, von oben durch ein Glasdach und und und...

Das alles ist wunderbar in Szene gesetzt und wird von stimmigen Kommentaren der Gangster begleitet.

Alles in allem sind auch das wieder die Momente die wirklich Spaß machen. Dafür wird man zum Ausgleich vor allem gegen Ende hin mit teilweise 20 Gegnern und mehr konfrontiert die teilweise unblockbar sind wodurch man ganz gerne auch als erfahrener Batologe aus dem Leben getreten, gestochen und geschossen wird. Nur um dann im nächsten Raum von drei lächerlichen Gefangenen mit Baseballschlägern erwartet zu werden die man einfach ungespitzt in den Boden einstampft. Hier wurde einfach nicht immer mit Augenmaß gebalanced und designed.

 

Sehe ich etwa besorgt aus?

Das Markenzeichen von Batman in Arkham City war ja dieser Spruch. Ich zumindest bin leicht besorgt. Die Serie stagniert auf hohem Niveau und ehrlich gesagt hat sie im Vergleich zum zweiten Teil auf vielen Punkten einen Rückschritt gemacht.

Insgesamt ist es immer noch ein hervorragendes Spiel. Dennoch: Einige mehr als unfaire Kämpfe, eine leicht hakeligere Free-Flow-Steuerung, Mangel an Neuerungen und eine künstliche Kastration des Greifhakens machen für mich Batman: Arkham Origins zu einem unterhaltsamen aber nicht dermaßen herausragendem Spiel wie den Vorgänger.

Warner Bros. muss sich selbst die Frage stellen ob es wirklich so eine gute Idee war Rocksteady die Trilogie gewissermassen "wegzunehmen" um es in Eigenentwicklung mit einem Prequel abzuschließen.

Ich denke nämlich nicht. Das macht Batman: Arkham Origins längst nicht zu einem schlechten Spiel. Aber eben auch nicht zu dem Knaller das es hätte werden können.


Wertung
Pro und Kontra
  • Riesige Spielwelt
  • Cooler Detektivemode
  • Tolle Kampfsteuerung
  • Teils genial inszinierte Bosskämpfe
  • Viele Antagonisten werden im Fließband abgearbeitet
  • Recycelte, Spielwelt
  • Kaum Neuerungen zum Vorgänger
  • Die Kampfsteuerung ist toll aber nicht mehr so flüssig wie in den Vorgängern
  • Viel zu mächtige Elektrohandschuhe
  • Massive Schwankungen im Schwierigkeitsgrad

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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