DER Diablo & Path of Exile Killer?

Eine bessere Spielwelt und Atmosphäre machen Grim Dawn zur ARPG Referenz

von Armageddon2021 am: 24.04.2021

Dark Fantasy trifft Post-Apocalypse

Schon das Setting ist angenehm ungewöhnlich: Grim Dawn spielt in einer post-apocalyptischen Dark Fantasy Welt und mischt fröhlich mittelalterliche Waffen und Rüstungen mit Western-Style Handfeuerwaffen und Mänteln. Das klingt zuerst vielleicht etwas übertrieben, ist aber perfekt umgesetzt worden.

Auf die genretypischen Rassen hat man verzichtet: es gibt in Grim Dawn nur "Menschen", Elfen und Zwerge sucht man vergeblich. Die Menschheit wurde allerdings sehr stark dezimiert, nachdem die "Aetherials" und "Chthonians", zwei Ausserirdische Spezies einen Krieg auf der menschlichen Heimatwelt ausgetragen haben. Das spiegelt sich auch in der Aussenwelt: man trifft auf Ruinen von Städten und Siedlungen und auch die Monster, die verschiedenen Fraktionen angehören bekriegen sich gegenseitig.

Grafik und Stimmung sind passend düster gehalten und sorgen so für eine Atmosphäre die jedes Konkurrenzprodukt weit hinter sich lässt.

 

Handgemachte Spielwelt statt Zufallskarten

Einen grossen Pluspunkt kann Grim Dawn sofort für sich verbuchen: die Spielwelt ist "handgemacht": wo Diablo und Path of Exile auf zufallsgenerierte Karten setzten, deren Layout sich bei jedem Durchgang ändert ist die Spielwelt von Grim Dawn - bis auf einige spezielle Dungeons - stehts dieselbe. Das hat den Vorteil, dass die Welt "echt" wirkt, wie ein tatsächlicher Ort und nicht wie ein Zusammengesetztes Labyrinth mit ständigen Sackgassen. Dadurch sind auch viel mehr Details in der Spielwelt möglich: in den Dorfruinen findet man tatsächlich Geschäfte, eine Hafenmeisterei und vieles mehr.

Trotzdem lädt Grim Dawn zum mehrmaligen Durchspielen ein: nach dem mittlerweile 3. Durchgang entdecke ich immer wieder neue Geheimnisse die ich vorher nicht gefunden habe, zudem sind einige Orte leicht randomisiert (z.B. der Eingang zu einem Dungeon kann an drei verschiedenen Orten sein).

Die gesamt Oberwelt ist auch "aus einem Guss": man kann von einem Ende der Karte an den anderen reisen ohne einen Ladebildschirm zu sehen, lediglich bei benutzen der Portale oder beim Betreten eines Dungeons folgt eine kurze Ladepause.

Während die meisten Monster auf ihren Stammplätzen anzutreffen sind, sind Elite Monster Zufallsbekanntschaften. Auf höheren Schwierigkeitsgraden können diese für die eine oder andere unangenehme Überraschung sorgen.

 

Viele nützliche Features

Grim Dawn bietet eine Vielzahl von nützlichen Features die die Konkurrenz alt aussehen lassen: der Lootfilter ist so ziemlich der beste der mir je untergekommen ist und ist sehr einfach zu bedienen. Die Belegung der Tastatur (oder Maus) lässt sich beliebig anpassen, darunter auch eine sehr nützliche Möglichkeit das Aufheben von Gegenständen auf die Tastatur zu legen um den Klick-Finger etwas zu entlasten. Eisenstücke (die Währung in Grim Dawn) sowie Heiltränke werden automatisch eingesackt wenn die Spielfigur nah genug an diese Gegenstände tritt.

Vorbildlich: ein Editor zum Erstellen eigener Karten und zum Modden des Spiels ist als kostenlose Beilage automatisch im Installationspfad enthalten.

Mit Hilfe der Grim Tools, einer Internetseite lassen sich Builds planen, in der Item und Monster Database stöbern, sowie die komplette Karte des Spiels anzeigen, mit allen Geheimnissen. Wer möchte darf seinen Spielstand auch importieren und anhand der Checkliste nachvollziehen, was man verpasst hat.

 

Den idealen Mittelweg...

... geht Grim Dawn bei seiner Komplexität: weder wird der Spieler mit Magerbuilds wie bei Diablo 3 abgespeist, noch gibt es den Skillbaum-Overkill eines Path of Exile: wir haben 3 Attribute, wie Physique, Intellect und Geist, die wir bei jeden Levelaufstieg steigern können und die Lebensenergie, Mana und Schlagfertigkeit beeinflussen. Dazu wählen wir aus 1 oder wahlweise 2 Skillbäumen pro Build Talente aus, den Grim Dawn erlaubt - wie Titan Quest - das kombinieren von 2 Klassen: so wird z.B. aus einem Nekromanten den man mit einem Soldat kreuzt ein Todesritter, der einer Armee von Skelettkriegern beschwören kann, aber auch ordentlich mit dem Zweihänder austeilen kann.

Immer wieder findet man in der Spielwelt Schreine, die man entweder wieder herstellen muss oder von Korruption reinigen muss (lies: einige Feinde vermöbeln). Dadurch erhalten wir einen dritten, separaten Skillbaum, der noch am ehesten mit dem aus Path of Exile zu vergleichen ist, die Konstellationen. Diese sind passive Skills, die z.B. Resistenzen (gegen Elementarschaden, Gift, etc.) aufbauen. Das wirkt zuerst etwas überwältigend, ist aber mit einer komfortablen Suchfunktion ausgestattet, mit deren Hilfe wir Begriffe eintippen können, die dann speziell hervorgehoben werden.

 

Zwischen Monster verkloppen und Loot-Spirale

Grim Dawn spielt sich so wie man es von Diablo & Co. gewohnt ist: es geht hauptsächlich darum Rudelweise Monster zu verkloppen und Beute einzusacken. Die nutzlosen Gegenstände kann man im Dorf verkaufen, die besseren Items kommen kurzerhand zum Einsatz bis man etwas Besseres findet. Wie bei diesem Genre üblich muss das als Motivation ausreichen. Ebenfalls wie bei diesem Genre üblich können schnell bei übermässigem Spielen erste Ermüdungserscheinungen auftreten, es ist halt eben "nur" der zigtausendste Feind und das hunderste Schwert... wer schon Diablo & Co. nichts abgewinnen konnte, der wird auch mit Grim Dawn langfristig nicht wirklich glücklich werden, auf eine richtig packende Story wie in Kingdom Come Deliverance oder eine aufwändige Inszenierung wie in The Witcher 3 muss man verzichten. Grafisch ist Grim Dawn schon etwas in die Jahre gekommen, sieht aber trotzdem noch gut aus, der Sound ist passable und die Vertonung spärlich. Wer Diablo und Konsorten schon einmal gespielt hat wird sich mit der Steuerung sofort zurecht finden, auch das HUD und Inventar sind nahezu 1:1 aus dem Vorbild übernommen und inzwischen Genre-Standard.

Warum vergebe ich trotzdem eine Wertung jenseits der 90 für Grim Dawn? Ganz einfach: Die Immersion und Atmosphäre toppen die aus allen 3 Diablos und Path of Exile bei Weitem! Durch die hervorragend kreiierte Spielwelt and die man auch per Mausrad reinzoomen kann wirkt einfach "echter" als die der Konkurrenz. So kommt der Entdeckerdrang noch mehr auf Touren als bei den langweiligen Diablo und Path of Exile Leveln. So hält Grim Dawn - zumindest beim ersten Durchspielen - wirklich von Anfang bis Ende bei der Stange.

 

DLCs und Spielmodi

3 DLCs sind erschienen: der beste ist Ashes of Malmouth, den ich uneingeschränkt empfehlen kann und die Anzahl der Klassen um zwei erweitert: den Nekromanten und den Inquisitoren. Wenn ich nur einen DLC empfehlen durfte dann ist es dieser.

Forgotten Gods ist leider ein sehr ödes Wüstenszenario das in diesem Genre leider sehr ausgelutscht ist. Lediglich die neue Klasse des Eidbewahrers (eine Art Paladin) rechtfertig den Kauf. (insgesamt sind 36 Klassenkombinationen dann möglich).

Crucible ist eine nette Survival-Dreingabe bei der man sich in einer Arena gegen eine schier endlose Flut von Monstern behaupten muss. Hier trifft man auch auf Bosse des Hauptspiels wieder. Loot und XP werden erst nach Bewältigung jeder Runde verteilt. Man kann diesen DLC zum "Powerleveln" benutzen. Der Clou: in der Arena stehen alle Services bereit: Händler, Illusionist, Respec, Schmied und Crafting, wer also ungeduldig ist und diese Services nicht erst in der Hauptkampagne freischalten will kann einfach die Kampagne unterbrechen, hier vorbeischauen und nachher nahtlos in der Hauptstory weitermachen.

Das Hauptspiel sowie die beiden Story DLCs bieten ausserdem noch optionale "Rogue-like" Dungeons: zufallsgenerierte Dungeons die man in einem Durchlauf durchstehen muss. Stirbt man unterwegs fliegt man aus dem Dungeon und muss diesen erneut starten. Es ist nicht möglich in diesen Dungeons ein Portal zu öffnen, aber der Loot ist besser.


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphäre und Setting
  • handgemacht Karte statt generischer Spielwelt
  • idealer Spagat zwischen Komplexität und Einsteigerfreundlichkeit
  • viele nützliche Tools
  • viele Builds dank Dual-Class System möglich
  • Preis/Leistung
  • Technisch etwas altbacken
  • keine Vollvertonung
  • Genretypische Loot & Gegner-Verkloppen-Spirale muss als Motivation ausreichen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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