Deus Ex ist der definitive Cyberpunk-Klassiker - hochambitioniert, einflussreich und unerreicht!

Ist es ein Action-Rollenspiel aus Ego-Perspektive oder ein First-Person-Shooter mit Rollenspielelementen? Egal wie man diese Frage beantwortet: Deus Ex aus dem...

von j0nnZ am: 25.09.2021

Ich hatte damals das Spiel für einige Euro aus der Grabbelkiste erstanden, war aber in jungen Jahren von der Komplexität des Spiels heillos überfordert. Jetzt erst sollte also diese Gaming-Bildungslücke geschlossen werden. Der Einstieg fiel mir aber auch diesmal alles andere als leicht... Deus Ex braucht nach heutigem Konsumempfinden einige Zeit bis sich die Faszination der Spielwelt vollends entfaltet. Denn zuerst erschlägt einen die hochkomplexe Story, die damals schon nicht mehr aktuelle Grafik, ein farbloses und tristes Leveldesign und das wirklich schlecht umgesetzte und wenig befriedigende Shooter-Gameplay.

Während man die Farbgebung später im Kontext der überzeugenden dystopischen Atmosphäre verzeiht, hat mich das Waffenverhalten dazu gebracht, fast immer dem Stealth-Approach den Vorzug zu geben. Bei dieser Art des Vorgehens kommen die Stärken des Spiels einfach viel besser zur Geltung. Dennoch fügen sich Skill-Tree und Augmentations nahtlos in alle verschiedenen Herangehensweisen ein. Die Spezialisierungen schließen sich nie vollends gegenseitig aus, so dass man zur Abwechslung zwischendurch auch einfach mal die Rambo-Tour machen kann. Die Wahlfreiheit bezieht sich zudem nicht nur auf die Methode des Vorgehens, sondern auch auf Elemente der Story. Abhängig davon, welche Missionziele wir wie erreichen, ändert sich auch die Erzählung. Der Haupthandlungsstrang bleibt allerdings mehr oder weniger gleich. So gibt es zwar drei Enden, jedoch konnte ich mit meinem letzten Savegame kurz vor Ende noch alle 3 Enden erreichen.

Genau diese Story und diese Welt mit ihren Verschwörungstheorien und Machtspielen ist für mich das Herzstück von Deus Ex. Die Geschichte rund um eine Pandemie und die soziale Ungleichheit hinsichtlich des Zugangs zu einem Impfstoff wirkt heute geradezu prophetisch. Zur Immersion trägt insbesondere der narrative Rahmen bei, der ungemein überzeugend über die Spielumgebung transportiert wird - seien es Nebenquests, herumliegende Bücher, unvermittelte Dialogsequenzen mit philosophischem Anspruch oder die großartige Musik. Wenige Spiele können eine derart ganzheitliche Atmosphäre schaffen. Bestes Beispiel dafür ist für mich das Hongkong-Level, welches in seiner Lebendigkeit definitiv aus der Masse heraussticht und einem in Erinnerung bleiben wird.

Sollte man sich also 20 Jahre später dieses Cyberpunk-Epos noch antun? Ja, definitiv. Wenn man gewillt ist, die genannten Schwächen auszublenden und vor allem sich die Zeit zu nehmen. Denn nur wer erforscht und sich auf die Spielwelt einlässt, wird mit dieser großartigen Dystopie-Atmosphäre belohnt, die sonst nur Filme wie Blade Runner erzeugen.

PS: Ich habe unter Win10 mit Kenties [i]Deus Exe[/i] gespielt. Leider ist es dabei vereinzelt zu FPS-Einbrüchen und langen Wartezeiten beim Inventaröffnen gekommen. Die Verwendung von weiteren Community-Mods sollte daher in Betracht gezogen werden.


Wertung
Pro und Kontra
  • großartige dystopische Cyberpunk-Atmosphäre
  • überzeugender Action/Rollenspiel-Mix
  • kompromisslose spielerische Freiheit
  • etwas mühsamer Einstieg
  • schon damals veraltete Grafik
  • schlechtes Shooter-Gameplay

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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