Deutlich besser als der Vorgänger

Dieses Remake von Sternenschweif habe ich von Beginn der Early Access Phase mitverfolgt und mit dem Spiel schon mehr Zeit verbracht als mit Skyrim, Diablo3 oder...

von Hühnergott am: 20.08.2017

Dieses Remake von Sternenschweif habe ich von Beginn der Early Access Phase mitverfolgt und mit dem Spiel schon mehr Zeit verbracht als mit Skyrim, Diablo3 oder The Witcher 3. Ein einfacher Spieldurchlauf mag schneller gehen, aber es macht einfach Spaß, das Svelltland zu erkunden und die umfangreichen Dungeons zu erforschen.

 

Zwei Generierungs-Systeme in einem Spiel: DSA3 und DSA4

Zudem bieten die verschiedenen Generierungs- und Steigerungsmodi auch die Möglichkeit, zum Beispiel mal mit einer eher "geplanten" und gezielt gelevelten Party (eher im Stil von DSA 4) loszumarschieren, und mal mit einer wie in der Classic-Version zusammengewürfelten Truppe (eher wie in DSA 2/3) sein Glück zu versuchen. Anders als im Test-Artikel beurteilt halte ich eine hohe Wiederspielbarkeit so für durchaus gegeben.

 

Kein AAA, sondern DSA: Wiedererkennbarkeit und grafische Qualität

Die Spielwelt des Originals ist wiedererkennbar, aber man merkt, dass die Entwickler sich Gedanken gemacht haben, wie man die Orte etwas passender zum aventurischen Hintergrund gestalten kann, als das im Original noch der Fall war. Beispielsweise Kvirasim, gleich am Anfang: Im Original war es ein "Standard"-Mittelalterdorf mit Fachwerkhäuschen. Die findet man im Remake zwar auch noch, aber hier gibt es nun auch besser zu einer Elfensiedlung passende Baumhäuser und Hängebrücken.

Sicher, in Drakensang waren derartige Elfensiedlungen grafisch "authentischer" und natürlicher gestaltet. Aber ich weiß, dieses Spiel hier wurde nicht von einem 60-Mann-Team entwickelt, sondern von 2-3 Entwicklern + fleißigen freiwlligen Helfern. Viele der Modelle im Spiel basieren auf Standard Assets aus dem Unity Store. Ich denke, die Entwickler haben das beste aus den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen (und Kompetenzen) herausgeholt. In gewisser Weise ist dieses Spiel wie auch sein Vorgänger ein Fanprojekt.

 

Technischer Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger

Man kann hier keine visuell bombastischen Meisterwerke erwarten. Die Charaktermodelle sehen aber (abgesehen von den Animationen) längst nicht mehr so schlimm aus wie noch im Schicksalsklinge-Remake (insbesondere zu dessen Release) und verursachen im Gegensatz zu diesen keine Augenkrämpfe oder sich aufrollende Fußnägel mehr.  "Schön" und zeitgemäß ist was anderes, aber einige sehen gar nicht so schlecht aus. Ich würde die Grafik allgemein als zweckmäßig bezeichnen. Technisch und in der Bedienung ist das Spiel deutlich handzahmer als noch der Vorgänger.

 

Sound, Musik und Sprachausgabe

Dank Ambientsounds und Schrittgeräuschen wirkt das Spiel lebendiger als das Original. Der Soundtrack wiederum ist vertraut (ich persönlich ziehe die Originalversion des Soundtracks vor, die man in den Optionen auswählen kann). Die Charakter-Kommentare (idle und Kampf) sind eine recht nette Ergänzung. Sprachaufnahmen wirken teilweise amateurhaft, andere wiederum sind gut, sowohl in der deutschen als auch in der englischen Version.

 

Altbekannte Quests und frische Kopfnüsse

Inhaltlich bietet das Spiel die bekannte Geschichte aus dem Original, ergänzt sie aber durch zusätzliche teils knackige Rätsel verschiedener Art im Phextempel-Dungeon sowie durch begehbare kleine Dörfer, die im Original ausschließlich in Textfenstern abgehandelt wurden.

Apropros Textfenster: Die Texte stammen bis auf einige Anpassungen und Ergänzungen aus dem Originalspiel. Mir gefällt diese Darstellungsweise, weil sie wie früher das Geschehen der Phantasie des Spielers überlässt. Funktioniert genauso gut wie im Pen & Paper Rollenspiel und manchmal sogar besser, als nicht ganz optimale Videosequenzen. Gerade die am Anfang des Spiels schmeicheln diesem Remake nicht so sehr - da sind die aus dem Original leider besser.

 

Fazit: Ich halte das Spiel für empfehlenswert.

Nicht uneingeschränkt, aber seine offensichtlichen Schwächen sind einfach zu erkennen - und somit auch gegen die Stärken abzuwiegen, finde ich. Sternenschweif bietet Features, die viele andere visuell schönere und technisch ausgefeiltere Rollenspiele nicht bieten.

Ich würde es folgenden Spielern empfehlen:

1) Spieler, die sich für die Welt von DSA (Das Schwarze Auge) interessieren und diese gerne auch in Form von Computerspielen erkunden

2) Spieler, Nostalgiker und Fans der Original Nordlandtrilogie aus den 90ern (und vergleichbarer Retro-Rollenspiele), die das Spiel gerne mit etwas mehr Komfort nochmal spielen möchten

3) Spieler, die bei einem Computerspiel gern auch mal selbst Hand anlegen im Sinne von Modding. Das ist dank der gut lesbaren XML Files und überschreibbarer Bilder sowie einer hilfreichen Modder-Community + Modding-Wiki nämlich sehr einfach. So können zum Beispiel weitere Quests und Dialoge hinzugefügt werden.

Dieses "Baukasten-Feature" ist großartig, weil dem Spiel so noch mehr Tiefe verliehen werden kann, als es ohnehin schon bietet. Tatsächlich ist das hier für mich der größte Pluspunkt gerade auch im Vergleich zu anderen Spielen im DSA Universum.

4) Spieler Rollenspiele und Survival-Spiele mit Mikromanagement mag.

5) Spieler, die einen einigermaßen aktuellen Spielerechner haben. Anders als die Grafik es vermuten lässt, stellt das Spiel nämlich schon relativ hohe Anforderungen an den verfügbaren Grafikspeicher.

 

Ich habe in Sternenschweif HD von Beginn der EA Phase an Potential gesehen und wurde bisher von den Entwicklern nicht enttäuscht. Und ich hoffe, dieses Spiel wird genug Spieler überzeugen können, dass auch der dritte Teil der Trilogie, "Schatten über Riva", noch umgesetzt werden kann. Esst mehr Käsetoast.


Wertung
Pro und Kontra
  • Soundtrack
  • Umfang (Spielzeit)
  • Atmosphäre
  • Story
  • Originalgetreue Umsetzung (Nostalgie-Bonus)
  • Wiederspielbarkeit
  • Neue Inhalte
  • Nutzerfreundlichkeit (Usability)
  • Schwierigkeitsgrad sehr flexibel einstellbar
  • Modding-Optionen (mit und ohne Tool)
  • Voiceover
  • Tolle gemalte Charakterportraits ...
  • ... die man aber auch durch eigene Bilder ergänzen kann
  • Charaktereditor
  • Unschöne Zwischensequenzen
  • Schlechte Animationen
  • Angestaubte Grafik
  • Durchwachsene Sprachausgabe (die ist aber modbar)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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