Ein packender Märchenabend

Brothers: A Tale of Two Sons ist eines dieser Spiele, das nach dem üblichen Wertungsschema keine gute Punktzahl erhalten würde. Und dennoch bietet es atmosphärisch und erzählerisch etwas ganz Besonderes, was sich nur schwer in Zahlen ausdrücken lässt. Doch was genau ist es, das Brothers: A Tale of Two Sons zu so einem besonderen Spiel macht?

Story

In Brothers übernehmen wir die Rolle von, wer hätte es gedacht, zwei Brüdern. Wie wir in der Introsequenz erfahren, ist unsere Mutter bei einem Unfall auf dem Meer ums Leben gekommen und der kleinere der beiden Brüder musste das Ableben seiner Mutter hilflos mit ansehen. Nun ist unser Vater schwer erkrankt und um ihn zu retten, müssen die beiden Brüder einen ganz besonderen Baum finden. Und so beginnt unsere Reise durch eines der schönsten und bewegendsten Märchen der Videospielgeschichte. 

Gameplay

Brothers: A Tale of Two Sons ist erst einmal ein klassisches Action-Adventure. Wir hüpfen von Vorsprung zu Vorsprung, hangeln uns Felswände entlang, legen Schalter um und lösen kleinere Rätsel. Doch eine Sache unterscheidet Brothers von seinen Genre-Kollegen: Wir steuern gleichzeitig zwei Charaktere, nämlich den großen und den kleinen Bruder. Daher ist die Bezeichnung "Singleplayer-Coop-Spiel" überaus passend. Die Bedienung ist zumindest mit dem Controller sehr intuitiv gelöst, so steuern wir den großen Bruder mit dem linken, den kleinen Bruder mit dem rechten Stick. Zudem werden Aktionen je nach Bruder mit dem linken oder dem rechten Trigger ausgeführt. Mit der Tastatur ist dieses Konzept nicht allzu angenehm umsetzbar, weswegen Steam für diesen Titel klar einen Controller empfiehlt. Die Rätsel sind zwar allesamt sehr einfach und dennoch befriedigend. Ab und zu muss man für kurze Zeit überlegen, der allgemeine Anspruch ist allerdings sehr gering. Das Spiel lebt er von seinem Spielfluss und dem immer genau rechtzeitigen Eintreten von Ereignissen und Ortswechseln. 

Technik

Auch wenn die Grafik auf Grund einiger verwaschener Texturen oftmals kritisiert wird, muss man dem Spiel eindeutig lassen, dass es trotzdem wunderschön aussieht. Vor allem die weichen, detaillierten Schatten tragen ungemein zur Atmosphäre bei, während Hintergründe und Lichteffekte perfekt miteinander verschmelzen und so ein überaus stimmungsvolles Bild auf den Bildschirm zaubern. Die Charaktermodelle sind ein wenig detailarm, die Animationen aber überwiegend sehr flüssig. Alles in allem präsentiert Brothers: A Tale of Two Sons sich sehr stilsicher und wechselt immer mal wieder zwischen hellgrünen, freundlichen Wäldern und dunkelen, nur vom schwachen Kerzenlicht beleuchteten Höhlen. 

Zudem fehlt eine richtige Sprachausgabe, so sprechen die Charaktere in einer Fantasiesprache. Ich bin bei weitem kein Fan von ausgedachten Sprachen und Kauderwelsch, allerdings fiel es mir hier kaum negativ auf. Zwar bleiben Nebencharaktere auf Grund dessen eher blass, dem Gesamteindruck der Story tut dies aber keinen Abbruch. 

Fazit

Brothers: A Tale of Two Sons bietet nur sehr wenig Spielzeit und dennoch gehört es für mich zu den besten Titeln, die ich in letzter Zeit gespielt habe. Der Schwerpunkt liegt definitiv auf der emotionalen Story und es ist bei so einer kurzen Spielzeit sehr schwierig, hier etwas zu sagen, ohne wichtige Teile davon zu spoilern. Meine Empfehlung: Solltet ihr Lust auf das Spiel bekommen haben und auf klassische Märchen stehen, dann kauft euch Brothers, schaltet das Telefon aus, schließt die Türen ab und spielt es an einem dunklen, verschneiten Winterabend an einem Stück durch. Ihr werdet garantiert einen wundervollen Abend damit haben. 

(Ich verzichte an dieser Stelle, auf eine klassische, kategorisierte Auflistung von Pros und Contras. Die Spielzeit ist kurz, der Umfang sehr gering. Eine an einer Wertungsschablone gemessene Wertung würde dem Spiel nicht gerecht werden. Da es sich für mich um einen sehr guten Titel handelt, der allerdings selbstverständlich Abzüge in einigen Kategorien verdient, erhält er von mir eine dementsprechende Wertung, die mein Empfinden und meinen Spielspaß wiederspiegeln soll.)