Einzigartiges Rollenspiel-Juwel

Tolle Grundvoraussetzungen: ein einzigartiges Szenario, prägnante Charaktere, epische Entscheidungen, eine extrem wendungsreiche Handlung - Jade Empire macht ja fast alles richtig. Aber eben leider nur fast.

Story

Als bester Lehrling von Meister Li wird man in Jade Empire auf eine ungewöhnliche Reise quer durch Wälder, Gebirge, einen schwebenden Palast und den 'Himmel' eines mystischen Waldgeistes geschickt, deren Ende erst der Anfang ist. Mehr sei nicht verraten. Zumindest nicht von der Handlung.

Jedem sein Stil

Zu Beginn wählt man entweder einen von mehreren vorgefertigten Charakteren oder erstellt einen eigenen Charakter, wählt Aussehen, Grundattribute (Körper, Geist, Seele) sowie den Kampfstil, den der Charakter zu Beginn beherrscht. Die Stile unterscheiden sich durch Geschwindigkeit und Stärke: Während man mit tausend Schnitte duzende Schläge in kurzer Zeit auf den Gegner herniedergehen lässt, schlägt man mit weißer Dämon nur langsam zu - dafür umso heftiger. Die Stile lassen sich im Laufe des Spiels verbessern, sowohl was Kraft, als auch was Geschwindigkeit angeht. Später lasssen sich zudem weitere Stile erlernen, die entweder die Beherrschung bestimmter Waffen oder aber mächtige Magieangriffe ermöglichen. Mehrmals muss man sich zwischen zwei Stilen entscheiden, was den Wiederspielwert enorm erhöht - wie auch viele der anderen Entscheidungen, die man im Laufe des Spiels trifft.

Entscheidungen, Entscheidungen

Die Entscheidungen, die man in Jade Empire trifft, haben oft noch lange später Auswirkungen. So muss man sich zu Beginn im Laufe einer Nebenquest entscheiden, ob man einer verletzten Mitschülerin einen hochwertigen Kräuterwickel kauft, damit sie ihr Training fortsetzen kann, oder ihr aber lediglich ein Schmerzmittel gibt, um etwas Geld zu sparen - ohne zu erwähnen, dass sie sich schonen sollte... Diese Entscheidung wirkt sich nicht nur bei einem späteren Kampf aus, sondern auch lange später, wenn man in der Kaiserstadt einen Verwandten der Schülerin trifft... Je nachdem, ob man Leuten hilft oder sie ausbeutet, schlägt man entweder den Pfad der offenen Hand oder der geschlossenen Faust ein. Zwar werden die Pfade nicht als 'gut' oder 'böse', sondern lediglich als zwei unterschiedliche Philosophien bezeichnet, es kommt aber auf das selbe heraus - schade. Aber dennoch gibt es wirklich tolle Entscheidungen zu treffen - auch in Hinblick auf die Begleiter.

Geteiltes Glück...

Ähnlich wie bei KotOR ist man auch bei Jade Empire nur selten alleine unterwegs, sondern wird meistens von einem der neun bzw. zwölf möglichen Gruppenmitglieder begleitet. Diese lassen sich nicht steuern, sondern lediglich deren Verhalten auf Kampf oder Unterstützung einstellen. Moment... Neun bzw. zwölf? Ja, einige der Gruppenmitglieder können den Spieler nicht begleiten, beispielsweise der Bastler Kang. Diese bieten dafür interessante Gespräche und teils sogar eigene Nebenquests. Auch Liebesbeziehungen sind möglich - wer überzeugend genug argumentiert, kann sogar eine bis dato in RPGs einzigartige Art von Beziehung aufbauen.

Grafik & Sound

Die Schauplätze sehen großartig aus, auch wenn die Grafik heutzutage ein wenig veraltet ist. Die Effekte sehen aber auch heute noch klasse aus.
Der Sound ist einfach Wahnsinn. Stets stimmig, atmosphärisch, und in manchen Momenten erzeugt er sogar eine Gänsehaut. Die Synchronsprecher fangen zumeist die richtige Stimmung ein, auch die deutsche Übersetzung ist fehlerfrei.

FAZIT

Jade Empire ist ein tolles Rollenspiel, wozu sowohl die wendungsreiche und gegen Ende noch einmal enorm an Fahrt aufnehmende Handlung als auch die tollen Gruppenmitglieder und das ungewöhnliche Setting beitragen. Natürlich ist die Grafik nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber noch immer ansehnlich. Die zu treffenden Entscheidungen sind zwar oft dramatisch, aber fast ebenso oft bedeutungslos. Das ist schade, hier verschenkt Jade Empire Potenzial. Aber das macht nichts - wo sonst erhält man schon die Gelegenheit, den 'Himmel' eines Waldgeists zu erkunden?