Fable 3 oder: Wie man ein Franchise zerstört

Als ehemals mächtiger, nun aber verstossener König machen wir uns in Fable 3 auf die Welt von Albion wieder unser eigen zu nennen.Und Kämpfen dabei gegen...

von grenzgäng am: 18.05.2011

Als ehemals mächtiger, nun aber verstossener König machen wir uns in Fable 3 auf die Welt von Albion wieder unser eigen zu nennen.
Und Kämpfen dabei gegen allerlei Designpatzer.


Skepsis machte sich breit als Fable 3 für den Rechner angekündigt wurde.
So waren die Meinungen sehr gespalten, was das die Konsolenversion anging. Leserbewertungen & die Internet-Community schlugen die Hände über dem Kopf zusammen während Spielmagazine in höchsten Tönen von Molineux' neuem Werk sangen.
Ist die Kritik berechtigt? Finden wir's heraus!

Ärgernis Nummer eins: das Inventar

Ein Inventar ist für ein Rollenspiel essentiell. Weshalb sich nicht einmal innovativ zeigen & das Inventar komplett umkrempeln, umgestalten & modifizieren, bis nichts mehr von der Grundidee eines Inventars übriggeblieben ist?
Das dachte sich vermutlich auch Peter Molyneux, ging jedoch mit seiner Innovation rückwärts.
Verschlimmbesserte sie sogar.

Denn, wünscht sich der Spieler ein Item, eine Waffe oder einen neuen Trank, so ist er gezwungen in 'die Halle' zu laufen. Per pedes.
Nein, natürlich befördert uns ein Knopfdruck in dieses rückständige Ärgernis, aber die Itemwahl könnte umständlicher nicht sein:
Jedes mal, wenn man ins Inventar möchte ist man gezwungen in diese überflüssige Halle zu latschen!
Einfach mal ein Item weglegen / Benutzen? Abgelehnt! Erst in die Halle, richtigen Raum aussuchen, Podest suchen, korrekt positionieren & dann scrollt (!!!) man im Raum durch die Items!

Zeitraubend & innervierend!

Follow those glittery crumbs

Es gibt keine Karte, die uns die Orientierung im Reich Albion erleichtern würde.
Stattdessen müssen wir nervenden, glitzernden Brotkrümeln folgen, die uns nicht nur von der wirklich hübsch & liebevoll gestalteten Umgebung ablenken, nein, sie führen uns sogar oftmals in die vollkommen verkehrte Richtung.
Und sollte der Spieler tatsächlich einmal auf diese Glitzerwegweiser angewiesen sein, dann kann er sich darauf verlassen, dass sie plötzlich sang- & klanglos verschwinden.
Einfach so. Man steht dann ohne Orientierungshilfe da.

Apropos 'Orientierung':
Wer auf ein Schnellreise-system zugreifen möchte der muss - manche werden's schon erraten haben - in die Halle stolpern und auf einer Karte (die überhaupt nicht den Ort wiedergibt in dem man landet!) sein Ziel wählen. Selbstredend muss man dann auch erst zu der Karte hinlatschen!

Kämpfen? Schon wieder?

In einem Spiel, in dem Kämpfe einen Anteil von 60 % ausmachen, sollte man erwarten, dass diese zumindest etwas fordernd gestaltet sind oder das sie zumindest gut ausbalanciert daherkommen.
Leider Fehlanzeige!
Sind Nahkampfwaffen anfangs nahezu nutzlos, da die Gegner gute 10 Minuten ununterbrochen blocken & man deshalb auf Schusswaffen zugreift, ergibt sich auch keine Notwendigkeit diese (natürlich umständlich) aufzurüsten!
Da man die Gegner in recht nett anzusehenden Kämpfen ratz fatz ins Nirvana schickt, bleibt die Herausforderung nichteinmal minimal.
Und was sind Kämpfe ohne Herausforderung? Richtig: Nervige Fleissarbeit!

Kommen dann noch übermächtige Blitzzauber hinzu, die wirklich jedem Gegner in Nullkommanix das Licht ausblasen, macht sich schnell langeweile breit.
Dass man Zauber auch kombinieren kann, interessiert dann logischerweise nichtmehr.

Sachen in ein Fass ohne Boden schmeissen

Ein überaus störendes Problem macht sich besonders im (überflüssigen) Coop-Modus breit: Viele wichtige Truhen findet man leer vor. Da man ohnehin nur wenige Waffen sein eigen nennen wird, ist dies umso ärgerlicher.
Dafür schwimmt man aber sehr schnell in Geld. Die Schatzkammer quillt rasch über von goldener Währung. Wofür der allzuleicht gewonnene Reichtum aber gut sein soll bleibt unbeantwortet.

Möchten wir unsere Waffen aufrüsten so müssen wir in eine Art schwebende Paralellwelt hinüberwandern. Denn wie wir alle wissen, verbessert man seine Waffen-Fertigkeiten nicht etwa dadurch, dass wir sie oft benutzen, nein!
Wir müssen in einer leuchtenden Parallelwelt Truhen für unsere Fähigkeiten öffnen!
Umständlicher geht's kaum! Wobei doch, aber lassen wir das!

Beste Verteidigung überhaupt:

Die unsichtbare Wand!

In Zeiten von Oblivion & Co auf unsichtbare Wände zu treffen während man das liebevoll gestaltete Königreich erkundet, ist unverzeilich. Auf flotten Rechnern halten sich die Ladezeiten natürlich in Grenzen, aber sind sie es wirklich wert?
Spätestens nachdem man das 2354te mal auf ein Artwork der Entwickler starren muss, beginnt man zu zweifeln!

Furz mir ins Gesicht, Kleines!

Hatten die NPC's im ersten Fable noch etwas zu erzählen, etwas zur Atmosphäre oder zur Geschichte beizutragen, beschränt sich die Interaktion zwischen NPC & dem Spieler nunmehr auf.... Furzen. In das Gesicht der Leute. Oder wie ein gackerndes Huhn vor ihnen auf & ab zu laufen.
Stupide & tumb!

Skills & Erfahrungspunkte

Für das Töten von Gegnern gibt es weder Erfahrungspunkte noch verbessert es den Umgang mit den Waffen.
Was im Kontext zu diesem Spiel gesehen nicht allzutragisch ist, da die Schwierigkeit ja absolut vernachlässigbar ist.

Aha, da war noch was: Der Coop-Modus!

Da die Geschichte von Fable 3 mitsamt ihren Quests nur für einen Spieler ausgelegt ist & die Kämpfe eh viel zu einfach sind, stellt sich die Frage, ob der Coop-Modus nicht hektisch & unmotiviert hinterhergestopft wurde, um verärgerte Käufer des 2ten Teils zu besänftigen.
Klar ist jedenfalls:
Dieses 'Feature' fühlt sich komplett deplaziert an!
Und Sachen im Coop-Modus über das 'Inventar' zu tauschen treibt auch dem geduldigsten Spieler die Weissglut ins Gesicht!

Die Spielzeit... wie, was?

Das witzigste am ganzen Spiel ist wohl die Spielzeit:

Kümmerliche 7 Stunden für ein 'Rollenspiel' sind nicht nur lächerlich, sondern besonders unter dem Aspekt der Scheinkomplexität geradezu unverschämt!
Zieht man die Zeit ab, die man durch das Herumrennen im 'Inventar' verbringt, so verkümmert die Spielzeit zu einem peinlichen Rest.

Das Ende ist - Fable-typisch - das unspektakulärste was das Spiel zu bieten hat.
Da ist es spannender Pflanzen beim wachsen zuzuhören!

Fazit oder Urteil

Keine ehrenwerte Rückkehr auf den PC!
Das Spiel ist weniger Spiel, sondern mehr eine Ansammlung schwerfälliger Mechanismen & vernachlässigbar einfachen 'Kämpfen'. Es verzichtet auf zurecht etablierte Ideen, schmeisst dem Spieler halbgare Entwürfe entgegen & hofft, dass die 'niedliche' und 'unkonventionelle' Aufmachung über die vielen gravierenden Fehler hinwegtäuscht.
Ganz offensichtlich hatten einige Stimmen recht:
Dieses Franchise braucht Hilfe! Sonst werden wir in Fable 4 nur noch ein Tamagotchi an die Hand kriegen & uns per Emoticons unterhalten. Natürlich in schöner Grafik. Das muss heutzutage ja so sein. Aber bloss nicht zu schwer!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Liebevoll entworfene Umgebung
  • Sound: ausreichend
  • Balance: leicht zu meistern
  • Atmosphäre: lebendige Stadt...
  • Bedienung: schnelle Kämpfe
  • Umfang: recht wendungsreiche Story...
  • Quests / Handlung: stellenweise sehr witzige...
  • Charaktersystem: es ist irgendwie vorhanden
  • Kampfsystem: leicht zu erlernen, anfangs nett anzusehen
  • Items: wenige interessante Waffen
  • Grafik: niedrige Auflösung, matschige Texturen, linear
  • Sound: gelegentliche 5.1-Aussetzer
  • Balance: viel zu einfache Kämpfe, übermächtige Zauber
  • Atmosphäre: mit geklonten NPC's die nichts zu sagen haben
  • Bedienung: umständliche Menü-, Inventar-, & Kartenführung
  • Umfang: ...aber vorhersehbar & viel zu kurz!
  • Quests / Handlung: ...aber auch extrem alberne Quests
  • Charaktersystem: nur über die Siegesstrasse erreichbar
  • Kampfsystem: schnell langweilig weil zu einfach & repetativ
  • Items: die sich aber nur unlogisch aufrüsten lassen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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