Fallout New Vegas: Nicht nur technisch enttäuschend...

Nachdem ich mit Fallout 3 eine halbe Ewigkeit verbracht hatte und mich regelrecht in der Atmosphäre dieses Meisterwerkes verlor, war ich sehr erfreut darüber,...

von Kenny ;) am: 02.04.2012

Nachdem ich mit Fallout 3 eine halbe Ewigkeit verbracht hatte und mich regelrecht in der Atmosphäre dieses Meisterwerkes verlor, war ich sehr erfreut darüber, dass ein Nachfolger in den Startlöchern stand. Jedoch auch skeptisch, da Bethesda diesmal nicht Hand anlegte...

Technik: Grafik/Sound/Steuerung

Grafik:

Zu sagen ist hier eigentlich lediglich, dass eine grafische Weiterentwicklung von Fallout 3 zu New Vegas nicht existiert. Die ganze Technik ist nach wie vor die Alte. Und was damals bei Fallout 3 schon nicht zeitgemäß war, ist mittlerweile eine reine Tortur für Grafiknarren. Ich bin wirklich niemand der viel Wert auf Grafik legt, installierte mir aber dennoch das 'NMC's Texture Pack', da mir manche Texturen des Spiels fast sogar noch matschiger erschienen als in Fallout 3. In den meisten Tests liegt hierrin bereits der größte Mangelpunkt. Als ich in Relation zu Fallout 3 eher negative amerikanische Wertungen sah, vermutete ich bereits, dass Obsidian einfach nicht an die Genialität des Vorgängers anknüpfen konnte. Die Wertungen ergaben sich jedoch größtenteils aus den Technikmängeln, weshalb ich dennoch zugriff. Das oben angesprochene Texturenpacket kann ich Leuten mit halbwegs guten Rechnern nur ans Herz legen, bei mir lief alles völlig flüssig und Texturen erscheinen wirklich eine gute Stufe schöner. Die Weitsicht lässt im Insgesamten auch noch zu Wünschen übrig, geht aber in Ordnung. Landschaften, die Innenstadt und auch die kleinen Dörfer, besonders das Hauptquartier der Ceasars Legion hinterlassen einen stimmigen, freiheitsfühligen und abwechslungsreichen Eindruck. Der nostaligische Stil ist auch hier vorhanden :)

Hier muss ich jedoch betonen, dass sich auch hier wieder ein sehr schöner Grafikstil durch das gesamte Spiel zieht. Dieser unterscheidet sich etwas zu dem aus Fallout 3, dies möchte ich jedoch unter dem Oberpunkt Atmosphäre noch genauer erläutern.

Sound

Der Sound ist dem Entwicklerteam Obsidian sehr gut gelungen: Passende, treibende Musikuntermalung treibt einen durch das Ödland und hier spreche ich noch nicht vom Radio. Das Radio nämlich, ist eine wahnsinnig schöne Fundgrube von zeitlosen Klassikern über wundervoll melodischer instrumentaler Musik, bishin zu Radiosprechern, die ähnlich wie in Fallout 3, die Ereignisse innerhalb des Abenteuers unseres Protagonisten ansprechen. Wie schon in Fallout 3 ist hier bloß alte Musik vertreten, was das Herz eines Nostalgikers sofort höher schlagen lässt (Ja, es gibt auch 18-jährige die mit ihrem Kopf in weiterer Vergangenheit stecken :D). Während die Stücke aus Fallout 3 der allgmeinen populären Musik der 40er und 50er Jahre entsprachen, bewegt sich die musikalische Palette besonders auf der Ebene der Country-Musik, was der Atmospäre der Landschaft um Las Vegas auch sehr gut tut. Ich war lange Zeit kein Fan dieses Genres, bis mich ihr dürft raten, ebenfalls ein Spiel auf jenes aufmerksam machte und zwar war das damals GTA: San Andreas, das mit dem Ingame-Radiosender K Rose genau meinen Nerv traf. So war es auch hier der Fall. Jedoch muss ich sagen, dass mir hier etwas fehlt und zwar ein ganz besonderes Gefühl aus Fallout 3. Und zwar diese ironische Atmosphäre die man durchlebte, wenn man vor dem komplett zertrümmerten D.C. stand und den Klängen von Titeln wie 'I Don't Want to Set the World on Fire'. Die unterstrichen nicht nur das Endzeitszenario um einiges besser, sondern verpassten dem Spiel auch eine melancholisch, selbstironische Haltung, die mir New Vegas in Sachen Musik nicht mehr so recht bieten konnte. Aber dennoch ein großer Pluspunkt in Sachen Sound. Zu den Sprechern kann ich nur sagen, dass die englischen eingen ordentlichen Job ablieferten, in deutscher Hinsicht sieht dies wohl anders aus, kann ich jedoch nicht beurteilen.

Steuerung

Kurz und knapp: Hierzu kann ich bloß sagen, dass sich nichts großartig verändert hat und ich kam gut damit zu recht. Was ich jedoch unter diesem Unterpunkt ansprechen möchte: Manchmal machte mir das Fadenkreuz bzw. das Zielen an sich, wie bereits im Vorgänger ein paar Probleme. Oft ärgerte ich mich, dass ich trotz korrektem Zielens nichts traf, da hätte ich mir mehr Präzision gewünscht.

Story/Atmosphäre/Neuerungen

Story

Hier gebe ich eine kurze Beschreibung zur Hintergrundstory des Spiels. Vorweg ist die Story meiner Meinung nach nicht wirklich treibend, mich persönlich spornte sie nur selten an. Insgesamt war die Handlung von Fallout 3, war sie auch keine wahnsinnig fesselnde Angelegenheit, doch um einiges besser.

Nun gut: Die Story New Vegas' ist flott zusammengefasst: Als Kurier, einen Platinumchip von großer Bedeutung tragend, wird man von einem Unbekannten in unmittelbarer Nähe des Dörfchens Goddsprings erschossen. Wer zuvor Red Dead Redemtion spielte wird vielleicht ein DejaVu erleben, denn wie in RDR überlebt der Protagonist durch eine schleunige Rettung und wird zusammengeflickt. Der Protagonist wacht in der Hütte des Goodsprings-Arztes auf und verteilt dort seine S.P.E.C.I.A.L Punkte und Skillpunkte, zu diesen gleich mehr. Nun liegt es dem Protagonisten natürlich daran, den Mann zu finden, der fast für dessen Tod sorgte und den Platinumchip bei sich trägt um den soviele misteriöse Geschichten zu hören sind. Diese Suche führt den Protagonisten in die Innenstadt von Las bzw. New Vegas. Dort findet er den Herren... ab hier liegt es an euch. Meiner Meinung nach könnte ich hier aber genauso gut spoilern, denn die Story ist wirklich nichts Besonderes. Klingt sie doch gar nicht so uninteressant, wird sie besonders durch die Inszenierung zu nichte gemacht, die im Gegensatz zu RDR eben nicht überzeugend ist. Gespräche fallen so langweilig aus, wie ein Kaffeekränzchen unter Rentnerinnen, denn die Charakter verziehen kaum Mine und sind einfach starr und lieblos. Sagen wir es so: Jeder Charakter in NV ist austauschbar, denn keiner versprüht eine Persönlichkeit. Ja, in Fallout 3 war es ähnlich, doch bei Weitem nicht so extrem lieblos. In Fallout 3 gab es den Vater, der einem irgendwo wirklich ans Herz gewachsen ist, es gab den sehr charakteristischen Three Dog, der besonders durch seine Radioaktivitäten herausstach, President Eden, dessen Propaganda innerhalb des Radios sogar bei mir punkten konnte. Solche Persönlichkeiten konnte ich in New Vegas nicht spüren. Lediglich Benny (der Mann der einen zu töten versuchte) macht mir einen sehr charakteristischen Eindruck. Was New Vegas auch versucht ist gespaltene Lager zu schaffen, die sich in unterschiedlichen Fraktionen bemerkbar machen, für die man arbeiten kann. Da wäre Mr. House, ein misteriöser Herr, den man bloß über eine Leinwand zu Gesicht bekommt und auch der Herr, der den größten Einfluss am Vegas Strip zu haben scheint, - die Ceasars Legion, welche irgendwo im alten Rom zu leben scheint, den Yes Man, einen Roboter usw. Ich verrate hier mal nicht zu viel. New Vegas versucht es dem Spieler schwer zu machen sich für eine dieser Fraktionen zu entscheiden. Das Problem jedoch: Durch oben angesprochene Punkte, wurde ich einfach mit keiner dieser Fraktion richtig warm und so hab ich mich bloß für die Fraktion entschieden, deren Quests mir am meisten zusagten.

Und da will ich anknüpfen - Die Quests: Hier hat sich Obsidian sehr ins Zeug gelegt - was die MENGE angeht. Hielt sich das 'Questbuch' in Fallout 3 stets im Rahmen, so platz es in NV schon fast. Man könnte ja denken: 'Ist doch super, mehr Spiel - mehr Spaß'. So war mir persönlich jedoch nicht, denn Fallout 3 war vielleicht wenig umfangreicher jedoch soviel atmosphärischer und runder. Die Quests in Fallout New Vegas erzählen alle nette Geschichten, besonders die Nebenquests, aber ich war stets etwas überfordert mit der Menge. In Fallout 3 hatte ich stets die Hauptquest im Auge und nebenbei eine Nebenquest. Dort waren die Nebenquests zumeist sehr umfangreich uch heizten auch an. In New Vegas hatte ich stets ein Gefühl der Erdrückung, denn aus jeder Ecke scheint eine neue Quest zu kriechen. Oftmals sind diese weniger umfangreich und liebevoll gestaltet als in Fallout 3. Ich habe die hauptquest beendet und etwas mehr als die Hälfte der Nebenquests. Ich brach das Spiel vor einer Woche ab, da es mich bloß noch anödete. Die meisten der kleinen Nebenquests bzw. die kleinen Geschichten um bestimmte Ortschafen lassen mich total kalt und interessieren mich schlichtweg einfach nicht. Hat mich beispielsweise die Geschichte um den Tenpenny Tower und der Konflikt der Ghule und 'Bonzen' noch zu einem Akt der Gerechtigkeit bewegt, so sind die Quests in NV teils stinklangweilig oder wecken einfach nicht mehr solchen Drang bei mir. Vielen geht es vielleicht anders und denen wird NV viel bieten können. Mir persönlich hat das viel rundere F3 auch hier weit besser gefallen.

Atmosphäre

Nun vielleicht der größte Kritikpunkt meinerseits, die Atmosphäre. Ich weiss, dass Obsidian Fallout 3 nicht, bloß unter neuem Cover ein zweites Mal entwickeln wollte und somit auch ein neues Erlebnis geschaffen hat. Ich fang von vorne an: Als ich im Zimmer des Docs aufwachte, war noch nichts vom Fallout-Feeling zu spüren, als ich dann jedoch nach einem Jahr wieder einmal in meinen PIP-Boy blickte, kam jenes Feeling sofort wieder in mir auf. 'Jetzt geht's los' - dachte ich mir, jedoch erreichte mich die Ernüchterung schleunigst. An den meisten Orten ist nichts von postatomarer Apokalypse zu spüren. Dies liegt nunmal auch daran, dass Vegas eine verhältnismäßig verschonte Fläche darstellen soll. Nur leider konnte ich mich darin kein Stück verlieren. Das Vegas-Feeling kommt rüber, keine Frage, aber nicht das Gefühl eines Fallouts, bzw. das einer atomaren Katastrophe, was ich am Vorgänger so liebte. Wenn ich in Fallout 3 in den dunklen, grauen Underground-Tunnels, stets Angst vor einer Begegnung mit einer Truppe Ghuls, auf dem Weg zum mächtigen, epischen Monument war, dann löste das in Sachen Atmosphäre weit mehr in mir aus, als NV in dem es solche Tunnels beispielweise so gut wie nicht mehr gibt und alles so bunt und lebendig wirkt. Atmosphäre kommt in NV aber natürlich auch auf. Höhepunkte sind beispielsweise die Stadt Nipton, in der die Ceasar's Legion ein dutzend Menschen gekreuzigt hinterliess oder eben auch das Hauptquartier der Ceasar's Legion. Solche Momente, in denen man mit offenem Mund da saß, zogen sich in Fallout 3 jedoch durchs ganze Spiel, während ich in NV danach suchen musste.

Neuerungen

Neuerungen sind vorhanden. Es gibt nun viel mehr an Waffen, Quests, die Map unterscheidet sich sehr zu der aus F3 - die Sprachherausforderungen sind nun nur von den Skillpunkten abhängig. Wieder lassen sich jene Skillpunkte nach jedem Levelaufstieg erhöhen und auch durch Skill-Magazine lassen sie sich pushen. Solche Magazine gibt es nun auch in temporärer Form. Solche kleinen Neuerungen sind gut angelegt, verbessern jedoch leider nicht den Gesamteindruck des Spiels.

Fazit

Dieser Test besteht größtenteils aus Kritik, jedoch heisst, dass weniger, dass Fallout New Vegas ein schlechtes Spiel ist, als dass es im Bezug zu Fallout 3 eher eine Enttäuschung für mich darstellt. Wer an Fallout 3 seinen Spaß hatte und dieses Meisterwerk besonders aufgrund der Atmosphäre, der unterhaltsamen Quests und des Settings bzw. der Spielwelt mochte, sollte versuchen New Vegas erst irgendwo anzuspielen und dann zuzuschlagen. Hierzu empfehle ich die jetzt erhältliche Ultimate Edition, die sich wirklich lohnt. NV war sein Geld wert, denn trotz der Enttäuschung ist es noch immer ein gutes Spiel gewesen, welches zwar lange nicht so rund wie F3 war, aber mich eine Zeit lang gut unterhielt. Wenn ihr zu der Sorte gehört, der Atmosphäre weniger wichtig ist und zu der Sorte die Umfang sucht und ein Rollenspiel aufgrund der Quests an sich, weniger den Hintergrundgeschichten spielt, dann ist New Vegas ein Pflichkauf für euch.

Auf Bilder habe ich verzichtet, ich hoffe euch hat der Test einen guten Einblick gegeben und ich hoffe ihr habt alle euren Spaß an diesem Spiel.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Stimmiger Grafikstil
  • Sound: Klasse Musikuntermalung, großartiges Radio
  • Balance: Recht fordernd im Alleingang...
  • Atmosphäre: Stimmung von LV und Nevada gut eingefangen
  • Bedienung: Ordentliche Bedienung
  • Umfang: Sehr großer Umfang, fast zu viele Quests...
  • Quests / Handlung: Viele kleine, nette Geschichten...
  • Charaktersystem: Gutes Char-System aus F3 fast übernommen...
  • Kampfsystem: Geht nach wie vor in Ordnung, solide
  • Items: Riesige Menge an Items, Sammelmotivation
  • Grafik: Veraltet, Texturen matschig
  • Sound: Etwas weniger atmosphärisch als in F3
  • Balance: ... durch Begleiter fast zu leicht
  • Atmosphäre: Unatmosphärischer als F3, wenige
  • Bedienung: Leichte Probleme mit dem Zielen
  • Umfang: ... die sich inhaltlich auch wenig unterscheiden
  • Quests / Handlung: ... ohne stimmige Inszenierung
  • Charaktersystem: ... was kaum Neuerungen mit sich bringt
  • Kampfsystem: Manchmal frustrierend durch Bugs beim Zielen
  • Items: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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