Für mich eins der besten Spiele aller Zeiten

Hallo. Willkommen zu meiner ersten User-Rezension. Ich hoffe euch gefällt mein Test zu Brothers: A Tale of Two Sons.   Einleitung und ein paar...

von meisterlampe1989 am: 06.02.2015

Hallo. Willkommen zu meiner ersten User-Rezension. Ich hoffe euch gefällt mein Test zu Brothers: A Tale of Two Sons.

 

Einleitung und ein paar Grundsätze

Brothers: A Tale of Two Sons wurde vom schwedischen Studio Starbreeze entwickelt und im Jahre 2013 für den PC, die PS3 und die Xbox360 veröffentlicht. Der Publisher kommt aus Italien und heißt 505 Games.
Für mich ist dieses Spiel eins der besten, das jemals entwickelt wurde. Da man bereits in der Überschrift die Wertung in Zahlen sehen kann, werdet Ihr die 100 ja schon gesehen haben. Jetzt wird man das als Leser sofort in die Schublade einer Wertung eines Fanboys stecken bzw. als typische Wertung eines Internetnutzers abtun, die ja meistens ganz hoch oder ganz niedrig werten, siehe u.A. Metacritic. Ich kenne eure Definition eines Fanboys nicht, aber für mich sind das Spieler, die Spiele auch dann noch verteidigen, wenn es irrational wird, beispielsweise um ihren eigenen Kauf bei einer schlechten Wertung zu rechtfertigen. Genau das möchte ich hier nicht tun, indem ich versuche ganz klar zu erläutern, warum Brothers: A Tale of Two Sons für mich ein horizonterweiterndes Meisterwerk ist.
Nun, ich will hier gar nicht den Anschein einer objektiven Wertung erwecken, weil ich die Existenz solcher vollkommen objektiver Tests anzweifle und für äußerst unsinnig halte. Die Gamestar selbst denkt ja auch nicht ohne Grund seit längerer Zeit über ein neues Wertungssystem nach, denn gerade Indie-Spiele oder Spiele mit sehr geringen Gameplay-Anteil (Stichwort: Telltale) leiden unter dieser stark objektivierten und kategorisierten Testweise. Das wird den Spielen einfach nicht gerecht.
Wenn ich mich strikt an dieses objektivierte und kategorisierte System halten würde, dürfte ich Brothers: A Tale of Two Sons keine 100 geben. Wenn man dieses Spiel technisch bzw. grafisch mit anderen Spielen, besonders AAA-Spiele, vergleicht, wird es sehr oft den Kürzeren ziehen. Es gibt allerdings, um die technische Seite gleich einmal abzuhaken, keine Bugs oder Glitches, zumindest sind mir keine begegnet. Das heißt der Spielfluss wird zu keinem Zeitpunkt irgendwie gestört, was ich weitaus wichtiger finde als eine möglichst beeindruckende Grafik.
Das gute an subjektiven Tests ist jedoch, dass man keinen vergleichendenden Test schreibt, sondern nur seine subjektive Erfahrung zu eben diesen einem Spiel wiedergibt.
Für mich spielt die Technik (inklusive der Grafik) bei diesem Spiel eine extrem untergeordnete Rolle, denn die Stärken liegen ganz klar bei der Story, bei der Atmosphäre und beim Gameplay.

Story

Die Story hat eine sehr simple Prämisse, die jedoch durch den exzessiven Einsatz von Subtext, Bildsprache und Symbolik zu einem einzigartigen Abenteuer wird.
Der kleine Junge Naiee muss seiner Mutter während eines Ausflugs mit dem Boot beim Ertrinken zusehen. Daraufhin macht er sich Vorwürfe, weil er sie nicht retten konnte. Eines Tages wird sein Vater, der ihn und seinen älteren Bruder Naie nach dem Tod der Mutter allein erzieht, krank und die beiden Brüder müssen ihn zu einem Heiler bringen. Dieser "erzählt" ihnen, dass sie zu einem bestimmten Baum müssen, um eine heilende Flüssigkeit zu besorgen. Und so machen sich die beiden Brüder auf die Reise zu diesem Baum. Das ist die letzte Hoffnung.
Naia und Naiee werde ich im weiteren Verlauf trotzdem als kleiner und großer Bruder bezeichnen, weil die Namen zu ähnlich sind und das zu Verwirrungen führen kann.
Hier merkt man schon, dass dieses Spiel nicht unbedingt das lustigste ist, was man je gesehen hat. Die Entwickler sind unfassbar mutig und wählen sich als Hauptthematik den Tod selbst aus, dem wir im Verlaufe des Spiels immer wieder begegnen.
"Erzählt" habe ich übrigens in Anführungszeichen gesetzt, weil hier das Spiel seine erste Besonderheit hat: Es wird nicht gesprochen. Es gibt nur ein unverständliches Gebrabbel und Gesten. Die Entwickler haben es trotzdem geschafft, dass man jeden "Dialog" versteht. Die Charakterisierung der beiden Brüder findet quasi nur durch die Reaktion der beiden auf andere Menschen und die Umgebung statt. So scheint der große Bruder zurückhaltend und rational zu sein, wenn er etwa gefährliche Situationen umgehen will, während der kleine Briuder quirlig und frech ist, wenn er z.B, ältere Dorfbewohner ärgert.

Atmosphäre

Die Landschaften und Orte sind äußerst abwechslungsreich. So müssen wir uns für einen Oger, der seine Frau vermisst, durch ein Bergwerk kämpfen, einen mit Wölfen verseuchten Wald durchquern, eine Berglandschaft, die mit toten Riesen (scheinbar nach einer Schlacht) gepflastert ist, überwinden, das Schloss eines Riesen besuchen und in einem verschneiten Dorf einem unsichtaren Wesen entkommen. Die Grafik ist, wie oben erwähnt, nicht opulent aber ungemein stimmig. Hierbei schafft es das Spiel eine unheimlich bedrückende und beklemmende Stimmung zu erschaffen, obwohl wir uns oft auf einer vollkommen offenen Landschaft befinden. Die düstere Grundstimmung und das Thema, der Tod, schweben immer wie das Schwert von Damokles über uns. Es gibt teilweise surreale Szenen, die aus dem Nichts kommen, wie z.B. ein Mann der sich erhängen will, den wir instinktiv retten, der uns dann aber weinend anfleht. Haben wir wirklich das Richtige getan...? Ich kann kann hier aus offensichtlichen Gründen nicht auf Tode eingehen, aber lasst euch gesagt sein, dass ich das nicht umsonst als Hauptthema des Spiels bezeichne.

Gameplay

Auch beim Gameplay kommt die unfassbar gute Symbolik zum tragen. Wir spielen beide Brüder gleichzeitig. Einen bewegen wir mit dem linken Stick des (vorausgesetzten) Gamepads, den anderen mit dem rechten. Die Schultertaste auf der jeweiligen Seite ist für eine Aktion da. So können wir bei einem Fellsvorsprung z.B. eine Räuberleiter machen, um sie zu erklimmen. So lösen wir meistens Sprungpassagen und Rätsel. Dabei hat der große Bruder den Vorteil der physischen Stärke, während der kleine Bruder durch kleine Durchgänge passt. Außerdem muss der große Bruder den kleinen Huckepack nehmen, wenn sie einen Fluss überqueren müssen, da der kleine Bruder seit dem Tod seiner Mutter Angst vor Wasser hat. Die ganze Spielmechanik ist zunächst koordinativ etwas schwer umzusetzen, da wir die beiden Brüder teilweise in verschiedene Richtungen steuern müssen, aber man lernt dies relativ schnell.
Dadurch, dass wir die beiden Brüder gleichzeitig steuern, wird uns ihre Bindung zueinander verdeutlicht. Das wird an einer besonders beeindruckenden Stelle auf die Spitze getrieben, bei der wir aneinandergebunden, mithilfe der Physik, eine Sprungpassage lösen. Gegen Ende kommt es an einer Stelle dazu, dass dieses Gameplay durch ein Ereignis unfassbar emotional aufgeladen wird. Das wäre ein übler Spoiler, deswegen kann ich euch diese Stelle nicht verraten, aber das fällt mir schwer, weil gerade diese Szene dieses Spiel für mich einzigartig macht. Nur ein Tipp: Taschentücher bereitlegen und der Hinweis darauf, dass die Story bis zum Schluss konsequent bleibt.

Tolle Bildsprache: Ein beeindruckendes Beispiel

Um die bahnbrechende Bildsprache einmal zu verdeutlichen, werde ich ein Beispiel nehmen: An einer Stelle im Spiel träumt der kleine Bruder und seine Mutter erscheint vor ihm in riesiger Gestalt regungslos, offenbar tot, über einen Felsen gelehnt. Unter ihrer rechten Hand liegt der Vater. Während wir noch verdutzt am Bildschirm vor dieser Szene sitzen, erscheint der große Bruder und erwürgt uns. Nachdem wir uns kurz geschüttelt haben wird uns klar, dass das ein Blick in das Unterbewusstsein des kleinen Bruders war, bei dem wir erfahren, dass er sich nicht nur für den Tod seiner Mutter verantwortlich fühlt, sondern auch für die Erkrankung seines Vaters, der offenbar den Tod der Mutter nicht verkraftet hat. Die Vorwürfe, die er sich macht, werden durch den Bruder, der ihn im Traum erwürgt, verdeutlicht. Dies soll nur klar machen wie intelligent in diesem Spiel Bildsprache, Symbolik und Subtext eingesetzt werden.

Fazit

Mehr möchte ich euch auch nicht erzählen. Das Spiel ist sehr kurz (etwa 3 Stunden) und man läuft schnell Gefahr zu schnell zu viel vorwegzunehmen. Ich hoffe es ist etwas klar geworden, warum ich das Spiel für so unfassbar gut halte. Es ist einfach rund, runder als alles andere, was ich bis jetzt gespielt habe. Es ist mutig, konsequent, anspruchsvoll, intelligent und es lässt Platz für Interpretation. Auch wenn es sich blöd anhört: Dieses Spiel hat mir einfach mehr gegeben als Half-Life, Mass Effect, The Witcher, Bioshock und deren Nachfolger (alles Spiele, die ich in letzter Zeit nachgeholt habe) und wie sie alle heißen. Das sind auch alles hervorragende, überdurchschnittliche Spiele, bei denen ich mich grandios unterhalten gefühlt habe, aber dieses kleine Stückchen zum Meisterwerk schafft nur dieses winzige Spiel. Hier habe ich zum ersten Mal bei einem Computerspiel das Gefühl gehabt, etwas für mich, für meine Person, meinen Charakter erfahren zu haben. Deswegen war es für mich ganz subjektiv die beste Spielerfahrung, die man haben kann und deswegen habe ich auch die 100 gegeben.
Eine klare Empfehlung an euch alle.
So das war er, mein erster Test. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich hoffe auf viel Feedback.


Wertung
Pro und Kontra
  • - Mutiges Hauptthema
  • - konsequent erzählte, bewegende Geschichte
  • - Gameplay wird emotional aufgeladen
  • - Viel Bildsprache, Subtext und Symbolik
  • - Raum für Interpretationen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(2)
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