Gekonnter Einzug auf den PC

Nach vielen Jahren kommt die beliebte Wrestling-Simulation mit WWE 2K15 endlich auch auf den PC. Dabei liefert das Spiel zwar eine gute Show ab, doch noch nicht...

von Darmanfan am: 15.07.2016

Nach vielen Jahren kommt die beliebte Wrestling-Simulation mit WWE 2K15 endlich auch auf den PC. Dabei liefert das Spiel zwar eine gute Show ab, doch noch nicht alles läuft glatt.

 

Nüchterne Editor-Erfahrung

Natürlich gibt es in WWE 2K15 einen Karriere-Modus, in dem wir unseren eigenen Charakter von der Anfänger-Liga NXT zum WWE-Champion aufsteigen lassen können. Bevor es losgeht, müssen wir aber in den Editor gehen, und uns einen Superstar zusammenstellen. Die Vorgänger waren für ihre umfangreichen Editoren bekannt: Egal ob Superstars, Diven, Einzüge, Moves, Arenen, oder sogar Titel, alles konnten wir selber erstellen und nach unseren Wünschen anpassen.

Der Editor in WWE 2K15 fällt aber leider längst nicht so umfangreich aus, wie in besagten anderen Teilen der Reihe. Wir können lediglich zwischen neun unterschiedlichen Voreinstellungen auswählen, wie unser Charakter aussehen soll. Kleinere Anpassungen, wie Nasen-, Augen-, und Mundart verändern das Erscheinungsbild leider nur geringfügig, viele selbst erstellte Superstars sehen fast gleich aus. Auch die Haar- und Kleidungsauswahl lässt zu wünschen übrig. Selbiges gilt für das Erstellen von Einzügen der Charaktere in die Arena: Hier können wir uns nur zwischen Einzügen entscheiden, die bereits von echten Superstars benutzt werden. Lediglich zwei Einzüge sind für einen selbst erstellten Charakter gedacht. Dadurch geht viel Individualität verloren, wir fühlen uns eher wie ein Abziehbild eines Superstars, als wie ein aufstrebendes Talent. Die Möglichkeit Diven, Titel oder Arenen zu erstellen suchen wir komplett vergebens.

Doch nicht alles am Editor ist schlecht: Das so genannte "Move-Set", also der Bereich des Editors, in dem wir unseren Superstar mit Moves ausstatten, ist umfangreicher denn je! Nie hatten wir eine so große Auswahl an verschiedenen Moves. Egal ob Schläge, Griffe, Sprünge, Signature-Moves oder Finisher, jede Bewegung unseres Superstars dürfen wir selbst festlegen. Hierbei verbringen wir die meiste Zeit im Editor, um den "perfekten" Wrestler zu erschaffen.

 

Im "Move-Set" verbringen wir viel Zeit, da wir hier unseren Charakter mit Bewegungen ausstatten. Dieser Bereich des Editors fällt am umfangreichsten aus.

 

Vom Anfänger zum Champion

Nachdem wir unseren Charakter optisch angepasst und ihm unser bevorzugtes Move-Set zugewiesen haben, können wir in die oben bereits genannte Karriere starten. Wir beginnen im WWE Trainingscenter, wo wir beweisen müssen, dass wir genug Talent haben, um in die Profiliga des Wrestlings aufgenommen zu werden. So steigern wir uns vom Anfänger zum späteren WWE-Champion. Hinzu kommen Fehden mit echten Superstars, die uns nach einem Match angreifen, oder uns auf Social-Media Plattformen beleidigen. Die Inszenierung der Geschichte ist lediglich zweckmäßig, wirklich spannend ist sie nie. Trotzdem macht die Jagd nach den verschienden Titeln Spaß.

 

Wir haben die Wahl: Wollen wir den World-Heavyweight-, oder den WWE-Championship erkämpfen? Oder vielleicht sogar beide?

 

Mit jedem Match, das wir beenden, bekommen wir Geld und Erfahrungspunkte dazu. Erfahrungspunkte werden in Fähigkeiten, wie Stärke, Kontergriff, oder Geschwindigkeit investiert, von dem Geld können wir uns verschiedene Trainingseinheiten bei echten Superstars erkaufen, um deren Signatur-Moves und Finisher zu erlernen. Auch Talente, wie unfaire Pins oder die Ringecken vom Schaumstoff zu befreien und den Gegner so noch stärker zu verletzen kaufen wir mit Geld. Andernfalls können wir uns auch Begleiter besorgen, die während unserer Matches am Ringrand stehen und notfalls den Ringrichter ablenken, damit wir mehr Zeit haben, aus einem Pinfall zu entkommen. Dadurch, dass wir uns ständig verbessern entsteht ein Gefühl des Fortschritts, das bis zum Ende aufrechtgehalten wird.

 

Weißt du noch damals...?

Doch nicht nur der Karriere-Modus erzählt eine Geschichte. Im "2K Showcase" spielen wir verschiedene Rivalitäten von ausgewählten, legendären Superstars nach. So zum Beispiel der Kampf zwischen CM Punk und John Cena um den echten WWE-Championship, oder die brutale Schlacht zwischen Triple H und Shawn Michaels. Diese Matches spielen sich anders, als die im Karriere- oder Exhibition-Modus (dazu später mehr). Wir können hier nämlich nicht frei wählen, wie wir unseren Gegner besiegen wollen, sondern müssen einem strikten Plan folgen. So muss ein Match z.B. durch unsere Disqualifikation enden, oder wir sollen einen bestimmten Move zeigen. Wenn wir alle Ziele so beenden, wie sie uns vorgegeben wurden, kriegen wir Belohnungen, und schalten unter anderem frühere Versionen der Superstars oder neue Kleidungsstücke frei. Sobald wir ein Ziel erfüllen, wird das Match kurz durch eine Film-Sequenz unterbrochen, und bekommt eine neue Ausgangsposition.

 

Die Sequenzen erzählen genau nach, was während der historischen Matches passiert ist.

 

Dinge, die vor oder nach den Matches passierten, werden leider häufig nur in kleinen Infotexten zusammengefasst, während der nächste Kampf lädt. Bedeutende Ereignisse werden jedoch in gut geschnittenen Sequenzen mit echten Aufnahmen der damaligen Zeit präsentiert. Das kommt aber leider sehr selten vor, weshalb wir jedes mal ernüchtert sind, wenn vor dem nächsten Match wieder nur eine Info-Box kommt. Die Showcases sind mit durchschnittlich 9-15 Matches recht umfangreich und machen aufgrund der guten Präsentation viel Spaß.

 

Tische, Koffer, Hämmer und Diven

Im so genannten "Exhibition" Modus, können wir einzelne Matches nach unseren Wünschen spielen. Unser erstellter Superstar aus dem Karriere-Modus soll in einem TLC-Match gegen Kane antreten? Kein Problem! John Cena soll den Undertaker in einem Tables-Match besiegen? Aber klar! The Rock soll in einem Royal Rumble bis zum Schluss durchhalten? Wieso nicht! Wir können uns zwischen diversen Modi entscheiden und unsere Traum-Matches nachspielen, auch wenn sie nie stattgefunden haben, oder es sogar unmöglich wäre, diese stattfinden zu lassen. Das Spiel lässt uns große Freiheit bei der Wahl, welche Sorte von Match wir mit welchem Superstar spielen wollen. Und das ist auch gut so, die Abwechslung ist groß, da man insgesamt mehr als 80 unterschiedliche Charaktere entdecken kann.

Leider wird häufig wird ein wichtiger Teil der WWE vergessen: Die Diven! Die gehen im Spiel leider etwas unter, da sie nicht wie andere Charaktere im Main-Roster sichtbar sind, sondern über einen extra Reiter ausgewählt werden müssen. Zudem fällt der Umfang der auswählbaren Diven recht gering aus. Jedoch macht auch das Spielen der weiblichen Charaktere Spaß, da sie sich etwas anders spielen, als ihre männlichen Kollegen. So vertragen sie zum Beispiel nicht so viel, sind aber agiler.

 

Die Diven rücken leider stark in den Hintergrund. Dabei sind die Damenkämpfe nicht weniger interessant.

 

Jetzt gib schon auf!

Die Superstars lassen sich in der Regel recht gut mit einem Gamepad steuern (mit der Tastatur sollte man es erst gar nicht versuchen), nur manchmal machen die Wrestler nicht das, was wir von ihnen wollen. Da wollen wir zum Beispiel die Beine eines auf dem Boden liegenden Gegners greifen, unser Charakter bewegt sich dann aber zum Oberkörper, weil wir noch mit der Zehenspitze im Oberkörpergriffbereich stehen. Das kann manchmal ziemlich lästig werden, kommt aber zum Glück selten vor. Ein weiteres Manko in Sachen Steuerung ist der Kontergriff. Wenn einer unserer Gegner nach uns greift, müssen wir genau im richtigen Moment die rechte Schultertaste drücken. Das klingt auf dem Papier recht logisch und simpel, jedoch wird uns die Taste immer genau in dem Moment angezeigt, in dem wir diese bereits gedrückt haben müssen. So drückt man meistens zu früh oder zu spät, was einen Griff oder Wurf des Gegners zur Folge hat.

Das schlimmste an der Steuerung sind meiner Meinung nach aber die Aufgabegriffe (Submission). Wir müssen einfach nur wiederholt auf einen Button auf dem Gamepad drücken. Das klappt aber meistens nicht, da die Gegner hier unglaublich stark sind fast jedes mal aus dem Griff befreien können, es sei denn, wir haben ihnen vorher das entsprechende Körperteil, auf das sich der Submissiongriff bezieht, bereits extrem geschädigt. Wir können also nicht wie die richtigen Superstars das Blatt wenden, wenn wir vorher die ganze Zeit unterlegen haben.

 

Die Aufgabegriffe sind ein großer Schwachpunkt des Spiels. Es ist kaum möglich, den Gegner zur Aufgabe zu bewegen.

 

Die Steuerung mag für viele jetzt katastrophal erscheinen, doch nachdem man sich daran gewöhnt hat, kriegt man z.B. die Konter besser umgesetzt. Vor allem Serienneulinge sollten sich Zeit nehmen und die Steuerung und ihre Tricks erlernen, da sie sonst ein sehr frustrierendes Spielerlebnis haben könnten. Wichtige Elemente werden jedoch meistens angezeigt, ansonsten kann man jeder Zeit sämtliche Moves der Superstars (sowohl die der eigenen, als auch der gegnerischen Wrestler) im Pausemenü nachlesen. Grundsätzlich heißt es aber: Learning by doing. Die Gameplay-Mechaniken greifen gut ineinander, und das neue Feature "Kettenwrestling" integriert sich gut, da die Matches jetzt meistens tatsächlich mit einer Griffkombination anfangen.

 

I'm just a sexy boy!

Die Grafik des Spiels hat sich im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert, die Superstars und Diven sehen besser aus als je zuvor. Lediglich die Haare der Superstars und Diven, sowie die Zuschauer sehen nicht sehr hübsch aus, das war schon immer ein negativer Aspekt der Reihe. Doch ansonsten hat sich viel getan: Benutzte Stühle gehen irgendwann kaputt und liegen auch weiterhin herum. Das selbe gilt für zerstörte Holztische. Die Einzüge sind optische Highlights, vor allem „Triple H“ und „The Ultimate Warriors“ Einzüge sehen wirklich spektakulär aus.Leider gibt es, wie in jedem Sport Spiel, einige Superstars, die ihren echten Vorbildern so gar nicht ähnlich sehen. Bugs kamen kaum vor lediglich einmal ist das Spiel abgestürzt. Für den PC wurden extra Einstellungen hinzugefügt, damit wir das Spiel für unseren PC optimieren können. Wir können zum Beispiel die Dichte der Zuschauer einstellen, und so für eine höhere Anzahl an Frames sorgen. Doch wir können nichts an den Texturen verändern, was grade Leute mit schwächeren PCs zu spüren bekommen. Wir können also lediglich kleinere Änderungen vornehmen.

 

Die Einzüge zählen zu den optischen Highlights. Hier der von Triple H.

 

Tolle Show mit Macken

WWE 2K15 bringt uns PC Spielern die Reihe endlich näher, und kommt mit vielen guten Features daher. Die Kämpfe sind abwechslungsreich und machen aufgrund der vielen unterschiedlichen Superstars und Modi sehr viel Spaß. Die Steuerung muss man zwar erst kennenlernen, bevor man richtig loslegen kann, doch nach einiger Eingewöhnungszeit kann man die Superstars und Diven gut steuern. Der Karriere-Modus verleiht uns ein Aufstiegsgefühl der besonderen Art, das Showcase lässt uns epische Momente selber nachspielen. Während Charakter- und Einzugs-Editor recht mager ausfallen, bringt der Move-Editor so viele Moves wie nie zuvor ein, damit unser eigener Superstar sich zumindest von den Bewegungen her von den echten Wrestlern abhebt, und kämpferisch nicht wie eine billige Kopie erscheint. Technisch läuft das Spiel meistens rund, manche Superstars sehen ihren Vorbildern aber leider nicht ähnlich. Außerdem sind die Zuschauer technisch hoffnungslos veraltet.

Das Spiel macht verdammt viel Spaß, doch leider gibt es im Bereich Gameplay einige Hürden zu überwinden, zwei Editoren sind extrem mager ausgestattet (obwohl diese für den Karriere-Modus sehr wichtig sind), es gibt nur wenige Diven zu spielen. Wenn der nächste Teil der Reihe diese Fehler ausbügeln kann, nähern wir uns immer mehr dem "perfekten" Wrestlingspiel.


Wertung
Pro und Kontra
  • umfangreiches Move-Set
  • Fortschrittsgefühl in Karriere-Modus
  • spannender Showcase-Modus
  • tolle Zusammenschnitte der damaligen Ereignisse
  • mehr als 80 spielbare Superstars
  • abwechslungsreiche Modi
  • deutliche grafische Verbesserung in Vergleich zum Vorgänger
  • inhaltslose Editoren
  • zweckmäßige Präsentation der Geschichte im Karriere-Modus
  • häufig nur Info-Texte als Ladebildschirm im Showcase
  • geringe Anzahl an Diven
  • teilweise unschaffbare Submissiongriffe
  • Steuerung gewöhnungsbedürftig
  • grafisch wenig veränderbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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